Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der letzte Tiger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
275 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am04.12.20131. Auflage
Tatort Hanoi.

Es ist Ende Oktober, die Monsunzeit hätte längst zu Ende sein sollen, doch es regnet immer noch. Truong, ein Freund von Kommissar Ly und Tierpfleger im Zoo von Hanoi, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Sein Kühlschrank hat unter tödlicher Spannung gestanden. Doch Ly glaubt nicht an einen Unfall. Noch kurz vor seinem Tod hat Truong ihn dringend sprechen wollen. Ly beginnt privat zu ermitteln. Bis ihm ein anderer Fall übertragen wird. Ein gewisser Nam ist an den Folgen eines Tigerangriffes gestorben. Und das mitten in Hanoi. Er hatte den Tiger auf dem Rücksitz seines Wagens transportiert. Offenbar gehörte der Tote zu einer Bande, die Schmuggel mit wilden Tieren betreibt. Ly kommt ein Verdacht. Hat Truongs Tod auch mit etwas mit illegalem Tierhandel zu tun? Gehören beide Fälle vielleicht sogar zusammen?

Spannend und einzigartig - Kommissar Ly ermittelt.



Nora Luttmer, Jahrgang 1973, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Paris und Hanoi studiert. Seit Mitte der neunziger Jahre besucht sie immer wieder Hanoi und spricht unter anderem Vietnamesisch. Als Aufbau Taschenbuch erschienen von ihr bisher zwei Romane um den Ermittler Ly: 'Schwarze Schiffe' und 'Der letzte Tiger'.
mehr

Produkt

KlappentextTatort Hanoi.

Es ist Ende Oktober, die Monsunzeit hätte längst zu Ende sein sollen, doch es regnet immer noch. Truong, ein Freund von Kommissar Ly und Tierpfleger im Zoo von Hanoi, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Sein Kühlschrank hat unter tödlicher Spannung gestanden. Doch Ly glaubt nicht an einen Unfall. Noch kurz vor seinem Tod hat Truong ihn dringend sprechen wollen. Ly beginnt privat zu ermitteln. Bis ihm ein anderer Fall übertragen wird. Ein gewisser Nam ist an den Folgen eines Tigerangriffes gestorben. Und das mitten in Hanoi. Er hatte den Tiger auf dem Rücksitz seines Wagens transportiert. Offenbar gehörte der Tote zu einer Bande, die Schmuggel mit wilden Tieren betreibt. Ly kommt ein Verdacht. Hat Truongs Tod auch mit etwas mit illegalem Tierhandel zu tun? Gehören beide Fälle vielleicht sogar zusammen?

Spannend und einzigartig - Kommissar Ly ermittelt.



Nora Luttmer, Jahrgang 1973, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Paris und Hanoi studiert. Seit Mitte der neunziger Jahre besucht sie immer wieder Hanoi und spricht unter anderem Vietnamesisch. Als Aufbau Taschenbuch erschienen von ihr bisher zwei Romane um den Ermittler Ly: 'Schwarze Schiffe' und 'Der letzte Tiger'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841206657
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum04.12.2013
Auflage1. Auflage
Seiten275 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1335587
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Bang saß neben Ly auf der Rückbank und lehnte sich weit zwischen den Vordersitzen vor, so dass er durch die Frontscheibe sehen konnte. Der Fahrer hatte die Sirene angestellt und sichtlich Spaß daran, die anderen Verkehrsteilnehmer von der Straße zu scheuchen.

Sie fuhren über die Straße der Jugend am Ufer des Westsees entlang. Alte Frauen in braunen Kitteln, in rotes Papier eingewickelte Räucherstäbchen in den Händen, liefen Richtung Tran-Quoc-Pagode. Am Straßenrand brannten kleine Feuer mit falschen Geldscheinen und anderen Opfergaben.

Ly hatte ein flaues Gefühl im Magen. Was hatte es mit dem Tod von Xangs Bruder auf sich? Ein Tod, über den niemand redete.

»Haben Sie eigentlich Ihren Freund gefunden?«, fragte Bang unvermittelt.

Ly fuhr aus seinen Gedanken hoch.

»Truong?«, fragte Ly. »Er ist tot.«

Bang riss den Kopf herum. »Wie? Tot?«

Ly biss sich auf die Zunge. Das war wohl etwas zu direkt gewesen. »Er ist « Ly stockte. »Er hatte auch einen Unfall.«

»Bei uns?« Bang sah Ly mit offenem Mund an.

»Nein. In Hanoi. Aber kurz vor seinem Tod war er in Na Cai«, sagte Ly.

»Dann haben Sie mich angelogen? Er war schon tot, als Sie bei mir an der Grenze waren. Er ist gar kein Freund. Es ist einer Ihrer Fälle.« Bang redete schnell, in seinem Gesicht hatte er mit einem Mal rote Flecken, die sich bis über den Hals zogen.

»Truong war wirklich ein Freund von mir. Und ja, ich ermittle. Allerdings nur für mich. Ich wollte wissen, ob sein Besuch in Na Cai irgendwas mit seinem Tod zu tun hatte.«

»Und, hat er?«, fragte Bang schroff.

»Ich weiß es nicht«, sagte Ly und fragte sich, wieso Bang so verstört reagierte. War Truongs Tod der Grund oder die Tatsache, dass Ly ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte? Oder war es einfach eine dieser jugendlichen Launen? Er kannte den Jungen ja kaum.

Bang war bis an die Seitentür gerutscht. Der Fahrer stellte die Sirene aus. Sie waren jetzt in Höhe des Ho-Chi-Minh-Mausoleums, da wurde kein Spaß verstanden. Ly spürte Bangs Blick auf sich. Sobald er jedoch zu ihm hinsah, guckte er weg. Ohne ein weiteres Wort durchquerten sie die Altstadt.

»Hier«, rief Bang und hatte schon eine Hand am Türgriff. Sie waren noch nicht einmal in die Hang-Trong-Gasse eingebogen. Bevor der Fahrer noch richtig bremsen konnte, hatte Bang die Tür aufgerissen. Ein Moped, das eng neben ihnen fuhr, konnte gerade noch ausweichen.

»Wenn du willst, zeige ich dir morgen das Präsidium«, sagte Ly. Doch Bang war bereits aus dem Wagen gesprungen und schlug die Tür hinter sich zu.

Ly wartete einen Moment, dann stieg er auch aus und folgte Bang. Der Junge ging schnell und wich immer erst im letzten Moment den Souvenirverkäufern aus, die hier mit ihren Reisstrohhüten, T-Shirts, Postkarten und Reiseführern standen. Die Hang-Trong war eine Hauptroute der Touristen. Sie verband die alte französische Kathedrale mit der Hang-Gai-Straße, in der sich ein Seidengeschäft an das nächste reihte.

Vor einem Souvenirgeschäft blieb Bang stehen. Ly machte einen Schritt hinter mehrere Ausländer, die mit ihren klobigen Rucksäcken auf dem Gehweg standen und nicht recht zu wissen schienen, wohin.

Bang schaute sich kurz um, als wolle er sich versichern, dass ihm niemand folgte, schob die Tür zu dem Laden auf und trat in den Innenraum. Die gesamte Vorderfront war verglast, so dass Ly sehen konnte, wie Bang den Laden durchquerte und durch eine Tür nach hinten verschwand. Ly kannte die Häuser in der Hang-Trong. Sie gingen nicht so tief nach hinten wie in vielen anderen Gassen. Dieses Haus hatte höchstens noch einen einzigen kleinen Hof oder Anbau. Ly zündete sich eine Zigarette an und schaute an dem Haus hoch. Es war eines der alten Häuser mit nur einem Obergeschoss. Dort in der ersten Etage musste die Wohnung der Baronin sein.

Ly überquerte die Straße und blieb im Schatten einer verschlissenen Markise stehen. Sein Telefon klingelte. Es war Lan. »Du kannst wiederkommen«, sagte sie. »Der Parteikommissar hat sich gerade schon Tu wegen des Artikels vorgenommen.« Sie kicherte. »Weißt du, was Tu ihm gesagt hat? Die Leute hätten ein Recht auf Information.«

Ly verdrehte die Augen über so viel Naivität. Ein Recht auf Information. Wo waren sie denn? »Der hat echt zu lange im Ausland gelebt«, sagte Ly.

An einem der kleinen Straßenstände in der Hang-Trong kaufte er ein banh my pate. Knuspriges Baguette, belegt mit Fleischpastete, Bauchspeck, dunkelroten Tomaten, Gurken. Das Haus, in dem Bang verschwunden war, behielt er weiterhin im Auge. Er hatte noch nicht gezahlt, als zwei Frauen das Souvenirgeschäft betraten. Gleichzeitig trat eine Frau auf die Straße. Ly hatte sie vorher nicht kommen sehen. Die Frau blickte sich um und kam ihm über die Straße entgegen. Schnell drehte er sich weg. Es war die Frau, die er kürzlich im Quan Ruou No. 1 gesehen hatte. Sie war ihm noch aufgefallen, weil sie in dieser Männerbar ohne Begleitung seltsam fehl am Platz gewirkt hatte. Und der Gastwirt, Quynh, hatte sie die ganze Zeit wenig freundlich angestarrt. Ihre Lippen waren grell geschminkt gewesen, und sie hatte eine grüne Handtasche bei sich getragen. Heute war sie ungeschminkt und trug einen rosafarbenen, nicht mehr ganz neuen Jogginganzug. Aber sie war es, da war er sich ganz sicher. Er zahlte schnell sein banh my pate, griff, ohne auf das Wechselgeld zu warten, nach der Tüte und lief der Frau hinterher, die schon um die Ecke zur Kathedrale abgebogen war.

Es fiel Ly nicht allzu schwer, ihr ungesehen zu folgen. An diesem fünfzehnten Tag des Mondmonats waren die Straßen noch voller als sonst. Frauen gingen mit Tüten voller Obst und Räucherstäbchen durch die Gassen, und die Verkäufer der Opfergaben hatten ihre Stände vor den vielen kleinen Tempeln und Pagoden aufgebaut.

Die Frau lief in die Altstadt hinein. Vor einem Laden mit Zubehör für Hausaltäre blieb sie stehen und betrachtete die Auslage, kaufte aber nichts. Ein Stück weiter betrat sie eine kleine Pagode. Von der Straße aus beobachtete Ly, wie sie vor dem Hauptaltar betete und Geldscheine in eine Spendenkiste steckte.

Dann ging sie die Hang-Chieu, die Mattengasse, hinunter und nahm den Weg durch ein winziges Gässchen, in dem Garküchen eng an eng aufgebaut waren. Eingeklemmt zwischen Tischen und Töpfen saßen die Köchinnen. Im Angebot waren Wasserschnecken, Frühlingsrollen, alle Arten von Suppen. Die Luft war vernebelt vom Rauch der Holzkohlegrills und dem Dampf aus den Töpfen. Der Geruch nach frischer Minze, Chili und würziger Brühe stieg Ly in die Nase. Ein Moped kam ihnen entgegen, und Ly wie auch die Frau, die er verfolgte, drängten sich zwischen die Tischreihen, um es vorbeizulassen. Wenn sie sich jetzt umdrehte, würde sie ihn sehen, dachte Ly und war erleichtert, als sie endlich weitergehen konnten und aus dem engen Gässchen heraustraten. Sie waren jetzt am Dong-Xuan-Markt, den die Frau durch einen Seiteneingang betrat. Vorne in der Abteilung für getrocknete Meeresprodukte blieb sie stehen und kaufte einen Beutel Krabben. Ly war in ausreichender Entfernung stehen geblieben, um sie zu beobachten, als ihn etwas von hinten in die Rippen stieß und er herumfuhr. »Verdammt. Was soll das?«

»Freundlich wie immer«, sagte Ngoc. Es war sein verhasster Schwager, Tams Mann. Ein Lächeln umspielte seinen Mund.

Ly holte tief Luft. Jetzt bloß keinen Streit anfangen, murmelte er zu sich selbst. Er musste an der Frau dranbleiben. Sie verschwand schon im hinteren Teil der Halle zwischen all den Ständen und Menschen. Er ließ Ngoc stehen und rannte hinterher, sprang über Stoffballen, die in den Gängen lagen, drängte sich vorbei an Händlerinnen, die auf Säcken hockten, und Männern, die Kisten auf ihren Köpfen trugen. Die Frau in ihrem rosafarbenen Jogginganzug allerdings sah er nicht mehr. Er suchte die Halle mit den Augen ab, lief durch die Gänge und den abgetrennten Marktteil mit den Garküchen. Vergebens. Er hatte die Frau im Gedränge des Dong-Xuan-Marktes verloren.

Fluchend verließ er die Halle und weckte einen xe om- Fahrer, der rücklings auf dem Sattel seiner Honda Dream schlief, eine Zeitung über dem Gesicht. Ly handelte einen Preis aus und ließ sich in die Trieu-Viet-Vuong fahren.

*

Das Quan Ruou No. 1 hatte geschlossen, trotzdem war die Tür nur angelehnt. Im Gastraum war es düster, lediglich durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden fielen einzelne Sonnenstrahlen. Phu, Quynhs ältester Sohn, packte Tiger-Bier in den Kühlschrank. Immer vier Flaschen auf einmal.

Ly fand Quynh in der Küche. Er schwenkte einen Wok mit Jakobsmuscheln über den hohen Flammen des Gasherds. Als er Ly sah, stellte er ihn beiseite und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. »Hey, du schon wieder. Hast du das Geld für deinen Tiger zusammengekratzt?« Er lachte.

»Ich muss mit dir reden«, sagte Ly, ohne weiter auf den Scherz einzugehen.

Quynh musterte ihn und nickte. »Lass uns nach hinten gehen.« Er hob den Wok an und schob den Inhalt auf einen Teller, griff zwei Tiger-Bier aus dem Kühlschrank, nahm Stäbchen und schob Ly durch eine offene Tür in den Hinterhof.

Entlang der Wände standen aufeinandergestapelte Käfige. Bis auf einen, in dem ein Stachelschwein saß, waren sie leer. Die Echsen, von denen Quynh neulich geredet hatte, waren anscheinend alle schon verkauft. Sie setzten sich auf die beiden einzigen Stühle, die im Schatten eines Hibiskusbaums standen.

Ly probierte von den Muscheln. Butterweich, mit einem Hauch von Anis und Limette. Er nickte anerkennend und fragte: »Wer war die Frau letztens, an der Bar?«

Quynh kniff die Augen zusammen, als sei es ihm...
mehr

Autor

Nora Luttmer, Jahrgang 1973, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Paris und Hanoi studiert. Seit Mitte der neunziger Jahre besucht sie immer wieder Hanoi und spricht unter anderem Vietnamesisch. Als Aufbau Taschenbuch erschienen von ihr bisher zwei Romane um den Ermittler Ly: "Schwarze Schiffe" und "Der letzte Tiger".