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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
CulturBooks Verlagerschienen am22.06.2023
14 Originalgeschichten erstklassiger Autorinnen & Autoren, und ein spannendes literarisches Städteporträt: »Hamburg Noir« ist eine tiefschwarze Liebeserklärung an eine facettenreiche Stadt und eine spannende literarische Reise von Hamburgs Norden in die City und auf den Kiez, von Hamburgs Süden über das Heiligengeistfeld und Altona bis in das wohlhabende Blankenese und den Hamburger Yachthafen. Abwechslungsreiche Literatur, die vielstimmig von den Schattenseiten der Gesellschaft erzählt, von einer dunkel schillernden Gegenwart voller ungewöhnlicher Milieus abseits der üblichen Touristenpfade. Unberechenbar, spannend und überraschend. Mal lakonisch, mal magisch-realistisch, mal tragisch oder komisch. So vielschichtig wie die Stadt selbst. Die Reihe »Hamburg Noir« ist nach »Berlin Noir«, »Paris Noir« und »USA Noir« der vierte Band einer Reihe von erstklassigen Noir-Anthologien. Jede der Originalgeschichten spielt in einem anderen Viertel einer Stadt oder, wie bei »USA Noir«, in unterschiedlichen Städten eines Landes. So entstehen packende literarische Porträts mit ungewöhnlichen, breit gefächerten Einblicken. »Das Konzept der Noir-Reihe überzeugt.« Christian Endres

Der Herausgeber: Jan Karsten arbeitet als Verleger, Lektor, Übersetzer und Redakteur in Hamburg. Zusammen mit Zoë Beck betreibt er den CulturBooks Verlag.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext14 Originalgeschichten erstklassiger Autorinnen & Autoren, und ein spannendes literarisches Städteporträt: »Hamburg Noir« ist eine tiefschwarze Liebeserklärung an eine facettenreiche Stadt und eine spannende literarische Reise von Hamburgs Norden in die City und auf den Kiez, von Hamburgs Süden über das Heiligengeistfeld und Altona bis in das wohlhabende Blankenese und den Hamburger Yachthafen. Abwechslungsreiche Literatur, die vielstimmig von den Schattenseiten der Gesellschaft erzählt, von einer dunkel schillernden Gegenwart voller ungewöhnlicher Milieus abseits der üblichen Touristenpfade. Unberechenbar, spannend und überraschend. Mal lakonisch, mal magisch-realistisch, mal tragisch oder komisch. So vielschichtig wie die Stadt selbst. Die Reihe »Hamburg Noir« ist nach »Berlin Noir«, »Paris Noir« und »USA Noir« der vierte Band einer Reihe von erstklassigen Noir-Anthologien. Jede der Originalgeschichten spielt in einem anderen Viertel einer Stadt oder, wie bei »USA Noir«, in unterschiedlichen Städten eines Landes. So entstehen packende literarische Porträts mit ungewöhnlichen, breit gefächerten Einblicken. »Das Konzept der Noir-Reihe überzeugt.« Christian Endres

Der Herausgeber: Jan Karsten arbeitet als Verleger, Lektor, Übersetzer und Redakteur in Hamburg. Zusammen mit Zoë Beck betreibt er den CulturBooks Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959882361
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.06.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12059449
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Vorwort des Herausgebers


»Hamburg ist am Tage eine große Rechenstube und in der Nacht ein großes Bordell.« So pointiert brachte der Spötter Heinrich Heine vor gut 200 Jahren die prägenden Pole der Hansestadt Hamburg auf den Punkt: der freie Handel und die Freizügigkeit des Nachtlebens. Hinter dem Spott verbirgt sich die bis heute bestehende Realität Hamburgs als Stadt merkantiler, moralischer und sozialer Gegensätze. Oder wie Ingvar Ambjørnsen einmal schrieb: »Kaufen und Verkaufen, dachte ich. Darum dreht sich doch alles. Und ich dachte an alle, die nichts zu verkaufen hatten und sich folglich auch nichts kaufen konnten und die sich dennoch mit ihren blühenden Neurosen und farbenfrohen Psychosen dort draußen festkrallten.« (Die mechanische Frau, 1991)

Als im 8. Jahrhundert sächsische Siedler am Rande der damals bekannten Welt die Hammaburg errichteten, taten sie es in einer geografisch bestechenden Lage, eingebettet zwischen den Flüssen Alster und Bille, im Rücken das mittelosteuropäische Hinterland und vor sich die Elbe, diesen mächtigen Strom, Lebensader der Stadt und Garant ihres Aufstiegs.

Schon bald ein reger Handelsplatz wuchs die Stadt erst langsam und dann im Laufe des Mittelalters immer rasanter an. Nach der Gründung der Neustadt 1188 und dem Ausbau des Hafens wurde Hamburg zusammen mit Lübeck zum Motor der Hanse, zum Ausfalltor zur Nordsee und nach Westeuropa und schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur bedeutendsten Handelsstadt Europas und zum gewichtigen Seehandelszentrum, das alle Erdteile miteinander verband.

In dieser Zeit vor dem kommerziellen Flugverkehr war Hamburg buchstäblich das Tor zur Welt. Jeder, der aus Nordeuropa in andere Länder oder die Neue Welt jenseits des Atlantiks aufbrechen wollte, musste dies von Hamburg aus tun. So war die Hansestadt sehr früh schon ein kosmopolitischer Schmelztiegel aus vielen unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen. Inzwischen haben fast 40 Prozent der hier lebenden Menschen ihre Wurzeln in über 170 Ländern.

Und auch heute noch ist der Hamburger Hafen einer der umschlagsgrößten der Welt. Mit seinen Schiffen und Kränen, seinem Menschengewimmel, den Möwenschreien, den Geräuschen und Gerüchen der Werften und Löschdocks und Lagerhallen ist er seit je identitätsstiftender Fixpunkt der Stadt. Ein Fixpunkt, der in der Geschichte immer wieder neue Metamorphosen durchlaufen hat: von den Koggen der Hansezeit über die Großsegler und Stückgutfrachter bis zu den modernen Containerriesen. Gerade wird mit der HafenCity rund um die 866 Millionen Euro teure Elbphilharmonie ein neues Kapitel der Stadtgeschichte aufgeschlagen.

Das ist die eine Seite der Stadt, wie sie sich in touristischen Hochglanzbroschüren präsentiert, von dem maritimen Breitwandpanorama an den Landungsbrücken über die charakteristischen Kontorhäuser im Unesco-Weltkulturerbe der historischen Speicherstadt und den herausgeputzten Nobelkaufhäusern rund um die Binnenalster, diesen glitzernden See im Herzen der Stadt, bis zu den Rotlichtklischees des Vergnügungsviertels St. Pauli.

Hamburg Noir möchte die weniger ausgeleuchteten Bereiche der Stadt in Augenschein nehmen, abseits der Superlative, die sich Hamburg als »schönste Stadt der Welt« so gern ans Revers heftet.

Zwar hat Hamburg keine exorbitant hohen Kriminalitätsraten, der Index liegt irgendwo zwischen dem von Chennai, Melbourne, Bangkok und San Diego, aber das Verbrechen war trotzdem nie die Ausnahme von der Regel, sondern stets integrativer Bestandteil der Stadtgeschichte. Da gibt es die skrupellosen Entscheidungen der Mächtigen, die ganz logisch mit einer Handelsstadt verschlungenen Verbrechen wie Schwarzmarkthandel und Schmuggel von Gütern aller Art (erst 2021 wurden im Hafen 16 Tonnen Kokain mit einem Straßenverkaufswert von bis zu 3 Milliarden Euro sichergestellt, der größte europäische Fund aller Zeiten) und nicht zuletzt die ganz alltägliche Drogen- und Beschaffungskriminalität und die sich meist unter der Wahrnehmungsschwelle abspielenden Verteilungskämpfe des organisierten Verbrechens, nicht nur im Rotlichtviertel.

Und dann sind da natürlich die ganz normalen Begleiterscheinungen des menschlichen Lebens, die Obsessionen und die folgenschweren Entscheidungen, die wir aus Liebe, Gier oder Eifersucht, aus Not und Notwendigkeit, aus Verzweiflung, Hass oder Wut treffen.

Denn Hamburg war immer auch ein Ort der Gestrandeten: der ausgemusterten Seeleute, der schief Abgebogenen, der gescheiterten Glücksritter und Traumjäger. Bereits im Mittelalter war die Stadt geprägt durch soziale Gegensätze. Reiche Reeder-Dynastien und wohlhabende Kaufleute auf der einen und Massenarmut, Hunger und Not auf der anderen Seite. So trafen die Kriege und Katastrophen der Neuzeit die Ärmeren ganz besonders: als etwa während der französischen Besatzung ab 1806 alle Hamburger, die nicht nachweisen konnten, genug Lebensmittel für vier Monate im Haus zu haben, die Stadt verlassen mussten und sich schließlich durch Flucht und Tod die Bevölkerungszahl halbierte. Oder als 1892 in den Gängevierteln, den damals größten Slums Europas, in denen die von der Hoffnung auf ein besseres Leben angelockten Menschen unter mittelalterlichen Bedingungen auf engstem Raum beieinander lebten, ein Cholera-Ausbruch mehr als 8500 Todesopfer forderte.

Andererseits zeigte sich bei aller Ungleichheit die Stadt Hamburg insgesamt im Umgang mit ihren Katastrophen meist pragmatisch und resilient. Als der Große Brand 1842 ein Drittel der Altstadt, inklusive Rathaus und Nikolaikirche, zerstörte, führte dies zu einem Modernisierungsschub und zu den breiten Straßen und modernen Gebäuden, die das Bild der Innenstadt zum Teil noch heute prägen.

Seine ganze Widerstandskraft, seinen ganzen Willen zum Überleben und Wiederaufbau benötigte Hamburg dann nach den verheerenden Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs. Im Sommer 1943 starben bei den bis dahin beispiellosen Angriffen britischer und amerikanischer Bomber innerhalb von zehn Tagen mehr als 34 000 Menschen. Der Feuersturm der »Operation Gomorrha« zerstörte die Hälfte des Hamburger Wohnraums, ganze Stadtteile verwandelten sich in apokalyptische Trümmerlandschaften - nur der Turm des Michel blieb unversehrt. Wer die Bilder von damals sieht, kann kaum glauben, dass Hamburg nur 15 Jahre später wieder eine pulsierende Großstadt war. Bei allem Abriss, bei allem Auf- und Neubau bewahrte sich Hamburg doch stets seinen unverwechselbaren Charakter. So prägen nach wie vor die Türme der fünf charakteristischen Hauptkirchen die Skyline der Innenstadt, auch weil bis heute - einem ungeschriebenen, aber ehernem Gesetz folgend - kaum ein modernes Gebäude die 132 Meter hohe Michelspitze überragt.

Und noch immer zählt der Industrie- und Wirtschaftsstandort Hamburg zu den reichsten Regionen Deutschlands und ist das Zuhause der meisten Millionäre des Landes. Ein äußerst ungleich verteilter Reichtum, wie sich an den vielen verschiedenen Gesichtern der Hansestadt ablesen lässt: von den Kapitänshäusern und Villen mit Elbblick in Blankenese über die fast ländlichen Vororte, die sozialen Brennpunkte südlich der Elbe und im Nordosten, in denen teilweise jedes zweite Kind unterhalb der Armutsgrenze lebt, bis zu den urban verdichteten Hotspots in Altona, St. Georg und St. Pauli.

Hamburgs ambivalente, über die Jahrhunderte gewachsene Identität findet vielfältigen Widerhall in den Geschichten der vorliegenden Anthologie, die einige der besten und bekanntesten Autorinnen und Autoren Hamburgs versammelt, Spitzenkräfte der deutschen Krimi- und Literaturlandschaft, mehrfach ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis, dem Hubert-Fichte-Preis und vielen anderen. Relative Newcomer und etablierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit einem teils Jahrzehnte umspannenden Werk. Wie Ingvar Ambjørnsen, der Mitte der Achtzigerjahre aus Norwegen nach Hamburg kam und in vielen seiner Romane den gesellschaftlichen Dropouts und Kleinkriminellen, den Prostituierten und Säufern so einfühlsam wie schonungslos eine Stimme gab. Wie Frank Göhre, eine der prägendsten Figuren der deutschsprachigen Kriminalliteratur, der Wirklichkeit und Fiktion zu schnell geschnittenen, assoziations- und dialogreichen Gesellschaftsstudien verdichtet und mit seinem milieustarken Werk eine viele Dekaden umfassende alternative Chronik der Hansestadt entwirft, die immer wieder deutlich macht, wie sehr politische und unternehmerische Macht, kleinkriminelles Milieu und Organisierte Kriminalität miteinander verschlungen sind.

Nora Luttmer nimmt uns mit in das sehr internationale Gewerbegebiet von Rothenburgsort, wo Tante Lien ihr kleines vietnamesisches Restaurant betreibt und ein stiernackiger Schutzgeldeintreiber das austarierte soziale Gefüge zwischen ghanaischen Händlern, senegalesischen Tagelöhnern, zwischen Afghan Bazar, Stehimbiss und Import-Export-Libanon bedroht.

Hamburg als Einwanderungsstadt der täglichen Ankünfte führt uns Jasmin Ramadan vor Augen, deren gerade in der Hansestadt angekommene sudanesische Kunststipendiatin auf der Suche nach einer verschwundenen Frau, in deren Wohnung sie wohnen darf, an einem unerwarteten Ort eine Ersatzfamilie findet: in einer Eimsbütteler Eckkneipe.

Es ist kein Wunder, dass in einer Hafenstadt Kneipen eine zentrale Rolle spielen: die Bars und Szeneläden, die Kaschemmen und Absturzkneipen an den Landungsbrücken oder auf dem Kiez, oft rund um die Uhr geöffnet und manchmal die einzige Konstante im Leben ihrer Besucher. So wie in Tina Uebels Nachruf auf das Clochard, eine Kiez-Institution, in der diejenigen einen Platz fanden, die sonst nirgendwo einen Platz finden, und die den Lockdown während der Pandemie nicht...

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