Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Mord in Babelsberg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.02.20141. Auflage
Intrigen, Mord und Zelloloid Berlin 1926. Im Hof einer eleganten Wohnanlage in Kreuzberg wird die Leiche einer Frau entdeckt, die mit einer Scherbe aus rotem Glas erstochen wurde. Kommissar Leo Wechsler muss am Tatort erkennen, dass es sich bei der Toten um seine ehemalige Geliebte Marlen Dornow handelt, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Er erzählt niemandem von seiner Verbindung zu der Toten, auch nicht seiner Frau Clara, sondern stürzt sich verbissen in die Ermittlungen. Wie sich herausstellt, hatte Marlen sich von wohlhabenden Männern aushalten lassen, zuletzt von einem Politiker, der ein enger Mitarbeiter des Außenministers Gustav Stresemann ist. Kurze Zeit später gibt es einen zweiten Toten: Viktor König, der gefeierte Filmregisseur, wurde ebenfalls mit einer roten Glasscherbe erstochen ...

Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für >Mord in BabelsbergNachts am Askanischen Platz<.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIntrigen, Mord und Zelloloid Berlin 1926. Im Hof einer eleganten Wohnanlage in Kreuzberg wird die Leiche einer Frau entdeckt, die mit einer Scherbe aus rotem Glas erstochen wurde. Kommissar Leo Wechsler muss am Tatort erkennen, dass es sich bei der Toten um seine ehemalige Geliebte Marlen Dornow handelt, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Er erzählt niemandem von seiner Verbindung zu der Toten, auch nicht seiner Frau Clara, sondern stürzt sich verbissen in die Ermittlungen. Wie sich herausstellt, hatte Marlen sich von wohlhabenden Männern aushalten lassen, zuletzt von einem Politiker, der ein enger Mitarbeiter des Außenministers Gustav Stresemann ist. Kurze Zeit später gibt es einen zweiten Toten: Viktor König, der gefeierte Filmregisseur, wurde ebenfalls mit einer roten Glasscherbe erstochen ...

Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für >Mord in BabelsbergNachts am Askanischen Platz<.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423419918
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.02.2014
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2245 Kbytes
Artikel-Nr.1373518
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

FREITAG, 4. JUNI 1926

»So etwas wie diesen Wagen hat es noch nie gegeben«, sagte Kriminalrat Ernst Gennat begeistert und beugte seinen massigen Körper über den großen Tisch im Besprechungszimmer der Inspektion A. »Ich habe ihn selbst entworfen, meine Herren, und die Firma Benz wird den Wagen nach unseren Anforderungen konstruieren. Auf der Polizeiausstellung im September werden wir ihn den Besuchern präsentieren.«

Die Kollegen betrachteten bewundernd die Konstruktionszeichnungen, die der Leiter der Zentralen Mordinspektion vor ihnen ausgebreitet hatte.

»Als Grundlage dient eine Limousine 16/50 PS der Firma Benz«, verkündete Gennat stolz. Er deutete mit einem dicken Finger auf die Einzelheiten. »Das Innere lässt sich bei Bedarf in ein Büro umwandeln. Zwei versenkbare Tische, ein Platz für die Stenotypistin, Klappstühle und Klapptisch, wenn wir draußen arbeiten müssen.«

»Wie sieht es mit der Kriminaltechnik aus?«, erkundigte sich Leo Wechsler.

»Keine Sorge, das habe ich alles bedacht. Die Ausstattung für die Spurensicherung wird ebenso untergebracht wie Werkzeuge, Spaten, Scheren und die Ausrüstung für Messarbeiten. Gummischürzen und -handschuhe. Behälter für die Aufbewahrung von Beweisstücken. Alles, was wir am Tatort benötigen. Bedenken Sie, wie viel Zeit wir im Einsatz sparen, wenn wir wichtige Untersuchungen sofort durchführen können.«

Sein Stellvertreter Dr. Ludwig Werneburg pfiff durch die Zähne. »Das ist beeindruckend, Herr Gennat.«

Gennat lächelte zufrieden. »Natürlich werden andere nachziehen, wenn wir damit Erfolg haben. Aber wir können immerhin von uns behaupten, dass wir die Ersten waren, die ein solches Automobil entwickelt haben.«

»Schade, dass wir den Wagen erst nach der Ausstellung einsetzen können«, sagte Leo mit einem anerkennenden Blick auf die Pläne. Heute Abend würde er Georg davon erzählen, sein Sohn interessierte sich brennend für alles, was mit Autos zu tun hatte. Nachmittags drückte er sich gern in einer benachbarten Werkstatt herum und sah den Mechanikern bei der Arbeit zu. Vermutlich hatte er sogar ein Zigarettenbild dieser Limousine in seinem Sammelalbum.

»Meine Herren, ich möchte, dass unsere Abteilung die beste Mordinspektion Deutschlands wird«, verkündete Gennat und blickte in die Runde. »Der Anfang ist gemacht. Seit der Neuorganisation läuft die Arbeit deutlich besser.«

Zum 1. Januar war auf Gennats Initiative die Zentrale Mordinspektion eingerichtet worden, die von ihm selbst geleitet wurde. Man hatte mehrere neue Dienststellen geschaffen, darunter eine für Vermisstenfälle und unbekannte Tote und eine weitere für die Zentralkartei, in der sämtliche Tötungsdelikte und tödlichen Unfälle registriert wurden. Auf diese Weise wurden endlich alle Fälle erfasst, in denen keine natürliche Todesursache nachgewiesen werden konnte. Gab es Ähnlichkeiten zu einem anderen Fall, die auf einen Mehrfachtäter deuteten, wurden umgehend Ermittlungen eingeleitet. Das war bisher nicht möglich gewesen.

Leo war fasziniert von den neuen Aussichten, die sich für die Aufklärung von Kapitalverbrechen boten. Er hatte Gennat immer geschätzt, doch sein Vorgesetzter war ein ungewöhnlich bescheidener Mensch, der lange auf die verdiente Beförderung gewartet hatte. Seit dem vergangenen Jahr war er Kriminalrat, ein Dienstgrad, der dem legendären Ermittler längst zugestanden hätte.

»Bevor wir uns nun ein Stück Kuchen genehmigen, wie es bei mir Sitte ist«, fuhr Gennat fort, »möchte ich eine weitere Veränderung ankündigen. Der Kollege Wechsler übernimmt mit sofortiger Wirkung die Leitung der Reserve A 1.«

Leo sah ihn überrascht an. In den letzten Monaten hatte er in der Aktiven Mordkommission unter Gennat gearbeitet, in einer großen Gruppe, zu der sechs bis zwölf Kriminalbeamte, eine Stenotypistin und weitere Kollegen gehörten.

»Gucken Sie nicht so, Wechsler«, sagte Gennat grinsend. »Das ist keine Degradierung, ganz im Gegenteil. Sie haben in einer kleinen Gruppe immer besonders gut gearbeitet und sind schon lange Kommissar. Es wird Zeit, Sie auf neue Aufgaben vorzubereiten.«

Die Beförderung zum Oberkommissar, dachte Leo erfreut. Eigentlich hatte er gern mit den Kollegen Walther, Berns und Sonnenschein zusammengearbeitet, sie waren ein verschworener Kreis gewesen, in dem jeder die Macken und Stärken der anderen kannte. Berns war kürzlich pensioniert worden, doch Leo hoffte, die beiden anderen in seiner Kommission zu behalten. Mit Robert Walther war er seit langem befreundet, und Jakob Sonnenschein hatte sich in den vergangenen drei Jahren zu einem ausgezeichneten Kriminalbeamten entwickelt.

»Wer wird dabei sein?«

»Glauben Sie allen Ernstes, ich würde es wagen, Ihnen Walther und Sonnenschein wegzunehmen?«, fragte Gennat lächelnd. »Nachdem Sie brauchbare Ermittler aus ihnen gemacht haben?«

»Danke, Herr Kriminalrat, ich werde mich bemühen.«

»Das will ich hoffen. Und nun, meine Herren  - Schwarzwälder Kirsch oder Stachelbeer?«

Viktor König warf einen Blick aus dem Fenster. Sein Sinn für Dramatik hatte eigentlich nach Fackeln verlangt, die den Weg zur Haustür säumen sollten, ein lodernder Kontrast zu den klaren, vollendet symmetrischen Linien des Gebäudes. Doch sie wären nicht zur Geltung gekommen, weil es Juni war, kurz vor der Sommersonnenwende, und die Dunkelheit erst in einigen Stunden hereinbrechen würde. Also hatte er sich für senkrechte Quader aus schwarzem Glas entschieden, die wie eine Allee abstrakter Bäume zu der weißen Villa führten. Er trat einen Schritt zurück, um die Inszenierung in Augenschein zu nehmen, und nickte zufrieden. Schwarz und Weiß, rechte Winkel, nichts Weiches oder Fließendes, ganz wie er es sich erhofft hatte. Von einem Filmregisseur erwartete man roten Plüsch und vergoldetes Louis-seize-Mobiliar, Gemälde in barocken Rahmen und orientalische Teppiche. Nichts davon würden sie hier finden. Er war ein Mann, der überraschen wollte, der alle Regeln brach, der unberechenbar blieb. Das machte seinen Erfolg und sein Charisma aus.

Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe hatte ganze Arbeit geleistet, obwohl es nicht leicht gewesen war, ihn zu dem Entwurf zu überreden. Er war stets sehr beschäftigt, entwarf Wohnsiedlungen in verschiedenen deutschen Städten, so demnächst in Stuttgart, und hatte gezögert, den privaten Auftrag zu übernehmen. Es hatte Königs ganzer Beredsamkeit bedurft - eine seiner Stärken, die er gewöhnlich einsetzte, um die begehrtesten Schauspieler und besten Techniker für seine Filme zu gewinnen. Letztlich hatte der Architekt zugesagt, vorausgesetzt, man ließe ihm völlig freie Hand bei der Gestaltung des Hauses und des Grundstücks in Neubabelsberg, das König vor drei Jahren während der Inflationszeit von einem bankrotten Unternehmer erworben hatte.

König hatte sich an die Abmachung gehalten und war während der Bauzeit nicht ein einziges Mal dorthin gefahren. Er hatte Mies van der Rohe sogar erlaubt, die Innenarchitekten auszuwählen, damit das gesamte Gebäude seinen Vorstellungen entspräche. Und der Architekt hatte ihn nicht enttäuscht. Vom Mobiliar über die Vorhänge bis hin zu Porzellan und Besteck war alles wie aus einem Guss, ohne künstlich oder vorgefertigt zu wirken. Böden aus Naturstein, viel Glas, klare Linien und die vorherrschenden Farben Schwarz, Weiß und Beige mit einigen goldenen und chromfarbenen Akzenten. Die Ledersessel im Wohnzimmer hatte er sogar selbst entworfen und anfertigen lassen.

Und heute Abend gab Viktor König hier einen Empfang, bei dem er seinen neuesten Film vorstellen wollte. Er hatte lange nach einem Thema gesucht, mit dem er an seinen letzten Erfolg Undine anknüpfen konnte, ohne ihn zu imitieren. Er gehörte nicht zu jenen Regisseuren, die einen Film nach dem anderen abdrehten, getrieben von der Schnelllebigkeit des Geschäfts und der Sensationslust der Zuschauer, die nun, da das Geld endlich wieder etwas wert war, nach immer neuen Zerstreuungen verlangten. Seine Filme waren kostspielig, weil er sich auf allen Gebieten nur mit dem Besten zufriedengab, doch die Mühe lohnte sich, denn seine Werke wurden von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert.

»Bist du fertig, Viktor?«

Elly stand in der Tür und sah ihn schmollend an. Er ging rasch zu ihr, wobei er mit den Fingern flüchtig über einen der schwarzen Quader strich. Sie gefielen ihm, vielleicht würde er sie behalten. Sie wirkten wie schwarze Wächter, die sein neues Heim beschützten.

Er ergriff Ellys Hand, um sie zu beschwichtigen, und zog sie an sich. »Ihr Haus, Frau König.«

Sie lächelte geschmeichelt. Er tätschelte ihre Wange, schaute aber an ihr vorbei ins Wohnzimmer, in dem schon weißgedeckte Tische mit Getränken bereitstanden.

»Wirst du denn auch hier sein? Öfter als bisher, meine ich?«, fragte sie.

Ein ewiger Streitpunkt. Er hatte Elly Pawlak vor drei Jahren geheiratet. Es war das Beste, was der jungen Frau, die von einer Karriere als Schauspielerin träumte, und auch ihm selbst hatte passieren können. Das war zumindest seine Überzeugung. Mit einer großen Karriere beim Film war nicht zu rechnen, doch Elly besaß außer ihrem hübschen Gesicht und der erotischen, unmodern rundlichen Figur einen nicht unwesentlichen zusätzlichen Reiz: Ihr Vater, der in Schwerin Sanitärbedarf produzierte, hatte ihr bei der Heirat eine gewaltige Mitgift übereignet. Königs Filme kosteten nun einmal viel Geld.

Er seufzte. »Goldkind, du weißt doch, dass ich ein vielbeschäftigter Mann bin.«

»Und ich habe deinen neuen...
mehr

Autor

Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für >Mord in BabelsbergNachts am Askanischen Platz