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Mord in bester Lage

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.10.20141. Auflage
Leben und Sterben in Südtirol In einem Weinberg wird die Leiche eines bekannten Winzers gefunden - mit einer Rebschere in der Brust. Emilio von Ritzfeld-Hechenstein interessiert das allerdings wenig. Er will sich zu Abwechslung mal gepflegt aus allem raushalten. Schließlich ist der Alltag eines Privatermittlers hektisch genug. Und wenn Emilio eins verabscheut, dann Hektik. Also genießt er die Auszeit auf dem Weingut seiner Freundin Phina, flaniert durch Bozen und kehrt in den einschlägigen Weinbars und Buschenschenken ein. Als jedoch Phinas beste Freundin spurlos verschwindet, fühlt sich Emilio in die Pflicht genommen. Er ahnt nicht, worauf er sich einlässt... Mit informativem Anhang: Rezepte aus Südtirol, Restauranttipps, Informationen über Wein und Weingüter.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLeben und Sterben in Südtirol In einem Weinberg wird die Leiche eines bekannten Winzers gefunden - mit einer Rebschere in der Brust. Emilio von Ritzfeld-Hechenstein interessiert das allerdings wenig. Er will sich zu Abwechslung mal gepflegt aus allem raushalten. Schließlich ist der Alltag eines Privatermittlers hektisch genug. Und wenn Emilio eins verabscheut, dann Hektik. Also genießt er die Auszeit auf dem Weingut seiner Freundin Phina, flaniert durch Bozen und kehrt in den einschlägigen Weinbars und Buschenschenken ein. Als jedoch Phinas beste Freundin spurlos verschwindet, fühlt sich Emilio in die Pflicht genommen. Er ahnt nicht, worauf er sich einlässt... Mit informativem Anhang: Rezepte aus Südtirol, Restauranttipps, Informationen über Wein und Weingüter.

Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644502413
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum01.10.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse975 Kbytes
Artikel-Nr.1392823
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4


Es gab Lerchen und Eulen. Emilio war definitiv eine Eule. Das war nach seiner Überzeugung genetisch so angelegt. Er konnte nichts dafür, dass er morgens gerne lange im Bett blieb und nur langsam auf Touren kam. Phina dagegen war eine Lerche. Sie wurde mit den Hühnern wach und entwickelte bereits zu früher Stunde einen Tatendrang, der nach Emilios Ansicht ebenso widernatürlich wie aus medizinischer Sicht bedenklich war. Umgekehrt konnte er bis spät in die Nacht wach bleiben - da fielen Phina längst die Augen zu. Dieser unterschiedliche Schlaf-Wach-Rhythmus hatte zur Folge, dass sie in getrennten Räumen nächtigten, jedenfalls unter der Woche. Aber heute war Sonntag.

Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass er alleine im Bett lag. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass sich Phina verabredungswidrig entfernt hatte. Das würde Konsequenzen haben. Aber er war zu müde, um über das Strafmaß nachzudenken. Er drehte sich um und schlief wieder ein.

Er wähnte sich in einer Tiefschlafphase, als er an den Fußsohlen gekitzelt wurde. Das mochte er überhaupt nicht.

«Aufstehen, du Schlafmütze. In einer halben Stunde geht´s los.»

«Wie, was ...?»

«Wir wandern mit Laura auf Hocheppan, schon vergessen?»

«Wandern? Ich? Da liegt ein Irrtum vor.»

«Du hast es versprochen.»

«Da muss ich betrunken gewesen sein - jedenfalls nicht zurechnungsfähig.»

«Egal, jetzt wird aufgestanden.» Phina boxte ihm in die Rippen. «Dann können wir immer noch besprechen, wie wir es machen.»

«Au, du bist ja gewalttätig. Erst die Bettflucht, jetzt kitzeln, boxen, wandern. Ich glaub, du spinnst.»

*

Gleichwohl stand Emilio eine halbe Stunde später in der guten Stube. Er umarmte Phinas Freundin Laura, die wie immer hübsch anzusehen war und das Herz eines jeden Mannes erfreute. Phina reichte ihm eine Tasse Kaffee und musterte ihn vorwurfsvoll vom Kopf bis zu den Schuhen. Natürlich hatte er keine Wanderstiefel an, sondern alte, rahmengenähte Halbschuhe aus Budapest, die schon sein Vater getragen hatte. Auch seine sonstige Kleidung passte nicht zur angekündigten Wanderung. Sein weißes Hemd und der Anzug waren eine klare Ansage, dass er nicht im Traum daran dachte, sich an der Wanderung zu beteiligen.

«Du bringst es wirklich fertig», sagte Phina, «und gibst den zwei schönsten Frauen Südtirols einen Korb.»

Emilio dachte, dass das feminine Selbstbewusstsein bisweilen absurde Blüten trieb. Doch er musste zugeben, dass Phina tatsächlich prächtig aussah, mit ihren wild hochgesteckten blonden Haaren, ihren gletscherblauen Augen, den kurzen Männerlederhosen und der karierten Bluse, die oben mindestens einen Knopf zu weit offen war. Er wäre wirklich ein dummer Ignorant, wenn er sie alleine ihrem Schicksal überließ. Laura flirtete gerne und hatte wechselnde Liebschaften. Es lag nicht in seinem Interesse, dass sich Phina an ihr ein Beispiel nahm.

Er entwickelte spontan einen Plan, der ihre Zustimmung fand. Eine Kaffeetasse später saßen sie in seinem Landy. Er chauffierte sie zum mittelalterlichen Schloss Korb, das als Hotel und Restaurant geführt wurde. Dort lud er die Damen zu einem Glas Sekt ein, was sie einigermaßen friedlich stimmte. Dann wünschte er ihnen viel Spaß und ließ sie ziehen. Vorher versprach er noch, pünktlich auf Hocheppan zu sein. Er wollte jedoch nicht die steile Wanderung in Angriff nehmen, sondern eine alternative Route: Den größten Teil der Strecke würde er mit dem Auto fahren und den Rest auf einem gut ausgebauten Weg zu Fuß zurücklegen.

Er holte sich aus dem Auto ein Buch über die Südtiroler Geschichte. Dann nahm er auf der Terrasse Platz, bestellte eine Tasse Kaffee und ein Butterhörnchen, setzte die Sonnenbrille auf - und kam zu dem Schluss, dass er wieder mal alles richtig gemacht hatte.

Emilio suchte das Kapitel, in dem es um Hocheppan ging. Schließlich wollte er wissen, warum er sich die Strapazen eines Besuchs auferlegte. Im Buch wurde zunächst die spektakuläre Lage hoch oben auf einem Felskegel gepriesen und der einzigartige Blick von Bozen bis Meran, hinüber zum Schlern, zum Rosengarten und auf den Mitterberg mit Burg Sigmundskron. Dann erfuhr er, dass einst ein vorgelagerter Teil der Burgmauern abgebrochen und in die Tiefe gestürzt war. Da er unter Höhenangst litt, fand er diesen Hinweis wenig beruhigend. Er informierte sich über die Kapelle im Burghof und über ihre berühmten Fresken. Und er erfuhr einiges über die Grafen von Eppan: Sie errichteten die Burg Anfang des 12. Jahrhunderts, um dem Schloss Tirol der Vinschgauer Grafen etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen, standen in Konkurrenz zu den Grafen von Tirol und waren bestrebt, sich aus der Abhängigkeit der Bischöfe von Brixen und Trient zu lösen. Jetzt wurde es spannend. Emilio, der ein Faible für historisch überlieferte Handgreiflichkeiten hatte, las, dass die Grafen von Eppan 1158 eine Gesandtschaft überfielen, die vom Bischof Adelbret von Trient begleitet wurde. Das war ebenso mutig wie töricht. Denn die Gesandtschaft war im Auftrag des Papstes mit Geschenken zu Kaiser Barbarossa unterwegs. Bei dem kam es nicht gut an, dass die Eppaner Grafen die Gesandtschaft plünderten und diese zusammen mit dem Bischof in den Kerker werfen ließen. Der erzürnte Kaiser schickte daraufhin keinen Geringeren als den schlachterprobten Herzog Heinrich den Löwen, um die Eppaner Grafen zu bestrafen. Und obwohl der Herzog - wie übrigens auch Barbarossa - ein entfernter Verwandter war, hielt ihn das offenbar nicht davon ab, seinen Auftrag auszuführen. Danach ging es mit dem Geschlecht derer von Eppan bergab. Der letzte Graf starb um 1300 in verarmten Verhältnissen.

Irgendwie taten Emilio die Eppaner Grafen leid. Sie hatten sich was getraut, das imponierte ihm, aber sie hatten sich mit den Falschen angelegt. Das war ein häufig zu beobachtender Fehler - auch in unseren Tagen.

Eine Stimme riss Emilio aus seinen Gedanken. «Herr Baron, Gott zum Gruße. So vertieft in ein Buch? Recherchieren Sie gerade in einem Kriminalfall?»

Vor ihm stand ein pensionierter Kommissar von der Quästur in Bozen.

Emilio lächelte. «Ein Kriminalfall? Da haben Sie recht, Herr Gamper, jedenfalls im weitesten Sinne. Er liegt aber fast tausend Jahre zurück.»

Gamper schmunzelte: «Sie machen Fortschritte. Das letzte Mal waren es nur zehn Jahre.» Womit er auf Emilios ersten Fall in Südtirol anspielte.

«Wollen Sie Platz nehmen und ein Glas mit mir trinken?»

Gamper winkte ab. «Nein, vielen Dank. Ich bin mit meiner unseligen Verwandtschaft verabredet. Ich hasse Sonntage.»

Emilio dachte, dass dieser Wochentag tatsächlich seine Licht- und Schattenseiten hatte. Er machte etwas Konversation, verabschiedete sich dann vom Kriminalbeamten im Ruhestand, zahlte seine Rechnung und stand auf. Er blieb kurz vor einem Schild stehen, das ihn ins Bild setzte, dass Schloss Korb erstmals im Jahre 1236 urkundlich erwähnt wurde. Dann beschloss er, dass es nunmehr genug sei mit historischen Betrachtungen.

Während er zu seinem Landy ging, warf er einen sehnsüchtigen Blick auf die angrenzenden Weinberge. Lieber wäre er zwischen den Rebzeilen spazieren gegangen. Aber wohlan, er würde jetzt dem ausgestorbenen Geschlecht der Grafen von Eppan die Referenz erweisen. Phina und Laura mussten bereits einen Großteil ihres Weges durch den Wald geschafft haben. Sie hatten erzählt, dass es zum Schluss über einen steilen Steg ging, hinunter in eine Schlucht, und dann auf der anderen Seite wieder bergauf. Er würde sich beeilen müssen. Er nahm die Fahrstraße bis zum Parkplatz am Unterhauserhof. Dann ging er in zügigem Tempo los, leicht hinkend und dennoch dynamisch. Den Stock setzte er bei jedem dritten Schritt ein. Er war immer wieder selbst überrascht, wie schnell er zu Fuß sein konnte - wenn er Lust dazu hatte. Der Weg war nicht steil und hatte eine gute Oberfläche. Seine Budapester Schuhe waren völlig ausreichend. Vorbei ging es am wehrhaften Kreidenturm, der einstmals den Zugang zur Burg absicherte. Einige Rucksacktouristen sahen ihm verwundert hinterher. Er war der Einzige, der im Anzug unterwegs war.

Oben angekommen, blieb er auf einer Brücke am hölzernen Geländer stehen. Er wagte es nicht, in die Tiefe zu schauen, aber der Blick in die Weite entsprach der schwelgerischen Beschreibung im Buch. Burg Hocheppan war bewirtschaftet, das wusste er. Im Innenhof hatte man die Hecken wie Zinnen geschnitten, der Rasen war gepflegt wie in seinem alten englischen Internat, es standen Töpfe mit Kräutern herum und bauchige Flaschen. Schön war es hier.

Er ging die wenigen Schritte hinunter zur Kapelle, von der er gelesen hatte. Auch an der Außenwand waren Fresken zu sehen. Die Kapelle war verschlossen, also würde der berühmte Freskenzyklus im Inneren auf seine Ehrerbietung verzichten müssen.

Er blickte sich suchend um und entdeckte schließlich seine beiden Grazien, die unter einer Pergola an einem Holztisch saßen. Amüsiert stellte er fest, dass sie gehörig verschwitzt waren. Was wieder einmal die Sinnhaftigkeit einer anstrengenden Wanderung in Frage stellte.

Nach einer kurzen Begrüßung nahm er den Auftrag entgegen, in der Küche Knödelzweierlei mit Butter, Parmesan und Krautsalat zu bestellen und Gulasch vom Jungbullen. Die Damen waren offenbar ausgehungert. Und Durst hatten sie auch. Mehr auf Wein als auf Wasser. Nun gut, Phina war Winzerin, da gehörte es sich so. Und Laura kannte er als lebenslustige Person, die nicht so schnell etwas anbrennen ließ. Er dachte, dass dieser Sonntag doch noch ganz vergnüglich werden könnte. Oben auf der Burg...
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Michael Böckler hat sich als Krimiautor einen Namen gemacht. In seinen Romanen verknüpft er spannende Fälle mit touristischen und kulinarischen Informationen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wein. Er hat Kommunikationswissenschaft studiert und lebt in München. Südtirol kennt er seit seiner Kindheit, bereist die Region auch heute noch regelmäßig - und natürlich liebt er die Südtiroler Weine.