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Schattenschrei

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.11.2014
Während Jeanette Kihlbergs Ermittlungen endlich Erfolge zeigen, geht Sofia durch die Hölle. Ist Victoria Bergman schuldig?
Endlich zeigen sich mehr und mehr Erfolge in den Ermittlungen der Kommissarin Jeanette Kihlberg. Sie glaubt, zwei Frauen als Mörderinnen identifiziert zu haben. Aber damit sind die Verbrechen noch nicht aufgeklärt ... Und auch, was die unauffindbare Victoria Bergman mit den Morden zu tun hat, ist noch unklar. Derweil wird für Psychologin Sofia die Zusammenarbeit mit Jeanette immer schwieriger, weil sie dabei ihrem eigenen, persönlichen Kern immer näher kommt. Und das führt sie geradewegs in die Hölle.

'Krähenmädchen' (Band 1 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im Juli 2014 erschienen.
'Narbenkind' (Band 2 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im September 2014 erschienen.
'Schattenschrei' (Band 3 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im November 2014 erschienen.

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Zusammen haben sie die international erfolgreiche »Victoria-Bergman«-Trilogie geschrieben, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWährend Jeanette Kihlbergs Ermittlungen endlich Erfolge zeigen, geht Sofia durch die Hölle. Ist Victoria Bergman schuldig?
Endlich zeigen sich mehr und mehr Erfolge in den Ermittlungen der Kommissarin Jeanette Kihlberg. Sie glaubt, zwei Frauen als Mörderinnen identifiziert zu haben. Aber damit sind die Verbrechen noch nicht aufgeklärt ... Und auch, was die unauffindbare Victoria Bergman mit den Morden zu tun hat, ist noch unklar. Derweil wird für Psychologin Sofia die Zusammenarbeit mit Jeanette immer schwieriger, weil sie dabei ihrem eigenen, persönlichen Kern immer näher kommt. Und das führt sie geradewegs in die Hölle.

'Krähenmädchen' (Band 1 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im Juli 2014 erschienen.
'Narbenkind' (Band 2 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im September 2014 erschienen.
'Schattenschrei' (Band 3 der Victoria-Bergman-Trilogie) ist im November 2014 erschienen.

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Zusammen haben sie die international erfolgreiche »Victoria-Bergman«-Trilogie geschrieben, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641141677
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum17.11.2014
Reihen-Nr.03
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1891 Kbytes
Artikel-Nr.1394250
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Vita bergen

Sofia Zetterlund geht die Renstiernas gata entlang und blickt an der Felswand zu ihrer Linken empor. Im Gestein dreißig Meter unter der Sofia-Kirche liegt die größte Serverhalle Schwedens.

Es sieht aus, als würde der Berg brennen, aber das liegt nur an der Luft aus dem unterirdischen System, die auf die Kühle der Außenwelt trifft. Der Dampf liegt weiß über der Straße, und die kühlen Böen des Herbstabends fegen ihn über die holprigen Steinhänge.

Abwärme. Als würde dort drinnen irgendetwas kochen.

Sie weiß, dass die Transformatoren und Dieselgeneratoren im Berg im Fall einer Katastrophe für die Sicherung sämtlicher Daten sorgen, über die die schwedischen Behörden verfügen, auch wenn die Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden sollte. Unter jenen Daten befinden sich auch die streng geheimen Akten über sie selbst. Über Victoria Bergman. Informationen, die in den Neunzigerjahren im Krankenhaus Nacka digitalisiert wurden, um anschließend in Form von Sicherungskopien unter dem Vitabergspark eingelagert zu werden. Neben ihrer Wohnung in der Borgmästargatan liegt so ihr Leben aufbewahrt für alle Zukunft, und dagegen kann sie nichts unternehmen, es sei denn, sie sprengt den ganzen Berg und erstickt das Feuer, das dort unten brennt.

Sie schreitet durch den dichten Nebeldampf, und für einen kurzen Augenblick ist ihre Sicht gleich null. Nur wenig später steht sie vor der Tür zu ihrem Mietshaus. Sie wirft einen Blick auf die Uhr. Viertel nach zehn. Sie hat einen Spaziergang von knapp viereinhalb Stunden gemacht.

Sie kann sich nicht mehr erinnern, an welchen Straßen und Plätzen sie vorbeigekommen ist, sie kann sich ja kaum noch daran erinnern, worüber sie bei diesem Spaziergang nachgedacht hat. Es ist ganz so, als versuchte sie, einen Traum wieder heraufzubeschwören.

Ich schlafwandle, denkt sie, während sie an der Tür den Sicherheitscode eingibt.

Sie nimmt die Treppe, und das harte Echo ihrer Stiefelabsätze macht sie wieder richtig wach. Sie schüttelt das Regenwasser von ihrem Mantel und aus ihren Haaren, zupft ihre feuchte Bluse zurecht, und als sie schließlich den Schlüssel ins Schloss steckt, kann sie sich an gar nichts mehr von ihrem langen Spaziergang erinnern.

Sie weiß nicht mehr, dass sie in ihrem Büro saß und sich Södermalm als Labyrinth vorstellte, dessen Eingang in der Sankt Paulsgatan hinter der Tür des Hauses liegt, in dem sich ihre Praxis befindet, und der Ausgang an ihrer Wohnungstür in Vita bergen.

Sie weiß nicht mehr, dass sie sich eine Viertelstunde später von ihrer Sekretärin Ann-Britt Eriksson verabschiedet und die Praxis verlassen hat.

Sie weiß auch nicht mehr, dass sie sich an der ersten Verzweigung des Labyrinths entschlossen hat, rechts abzubiegen und die Swedenborgsgatan bis zum Südbahnhof zu nehmen, in der Hoffnung, noch einmal die Frau zu sehen, der sie zuvor auf derselben Straße gefolgt war. Eine Frau mit einem wohlbekannten wiegenden Gang, mit am Hinterkopf zu einem ordentlichen Dutt gestecktem grauen Haar und nach außen gedrehten Fußspitzen. Eine Frau, die sie schon zweimal gesehen hat.

Sie erinnert sich auch nicht mehr an den Mann, den sie an der Bar im Clarion Hotel, unten am Skanstull, getroffen hat, mit dem sie aufs Zimmer ging und der sich sichtlich darüber wunderte, als sie kein Geld von ihm verlangte. Sie weiß nicht mehr, dass sie anschließend durch die Lobby stolperte, den Ringvägen in östlicher Richtung hinab und dann die Katarina Bangata zum Norra Hammarbyhamnen hinunterging, um aufs Wasser, auf die Kähne und die Lagergebäude am gegenüberliegenden Kai zu starren. Oder dass sie wieder zum Ringvägen zurückkehrte, der im Norden eine Kurve macht und in die Renstiernas gata übergeht, die unterhalb der steilen Felsen von Vita bergen entlangführt.

Sie weiß nicht mehr, wie sie nach Hause gefunden hat, zum Ausgang des Labyrinths.

Das Labyrinth ist nicht Södermalm, es ist das Hirn eines Schlafwandlers, Kanäle und Nervensysteme mit unzähligen Windungen, Waagschalen und Sackgassen. Eine Wanderung durch Straßen im Dämmerlicht, der Traum eines Schlafwandlers.

Der Schlüssel knirscht im Schloss, sie dreht ihn zweimal nach rechts und macht die Tür auf.

Sie hat aus dem Labyrinth herausgefunden.

Sofia sieht auf die Uhr, und sie will nur noch eines: schlafen.

Sie zieht ihre Straßenkleidung aus und geht ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch liegen Papierstapel, Ordner und Bücher. Ihre gesammelten Versuche, Jeanette in dem Fall mit den ermordeten Flüchtlingsjungen mit einem Täterprofil zu helfen.

Vergeblich, denkt sie und blättert zerstreut in den Unterlagen. Es hat ja doch nirgendwohin geführt. Sie sind miteinander im Bett gelandet, und Jeanette hat die Sache nach jener Nacht in Gamla Enskede nie mehr erwähnt. Vielleicht hat sie das Profil ja nur als Vorwand benutzt, um sich mit ihr zu treffen?

Sie ist unzufrieden, weil sie die Arbeit nicht abgeschlossen hat, und Victoria kann ihr auch nicht helfen. Sie schickt ihr keine Erinnerungsbilder, überhaupt nichts.

Dass sie Martin getötet hat, weiß sie.

Aber die anderen? Die namenlosen Kinder und den weißrussischen Jungen?

Keine Erinnerungen. Nichts als die ewig selben Schuldgefühle.

Sie tritt vor das Bücherregal, hinter dem sich das schallisolierte Zimmer verbirgt. Als sie den Haken löst, um das Regal wegschieben zu können, weiß sie, dass sie das Zimmer dahinter leer vorfinden wird. Das Einzige, was sich darin befindet, sind die Reste ihrer selbst und der Geruch ihres eigenen Schweißes.

Gao Lian hat niemals auf dem Heimtrainer in der hinteren linken Ecke gesessen, doch sein Schweiß ist aus ihrem Haar geflossen, über ihren Rücken und ihre Arme.

Sie ist mehrmals um die Erde gefahren, während die Räder in der Luft surrten, und ihr Körper ist dabei stark geworden. Trotzdem ist sie keinen Zentimeter vorwärtsgekommen. Nichts ist passiert. Sie hat nur in zentrifugalen Kreisen auf der Stelle gestrampelt.

Gao Lian aus Wuhan ist überall in diesem Zimmer, obwohl er gar nicht existiert. Er ist auf Zeichnungen, Zeitungsausschnitten, Notizblättern und auf einer Apothekenquittung, auf der sie die Anfangsbuchstaben ihrer Einkäufe mit einem Stift eingekreist hat, sodass sich die Kombination GAO bildete.

Gao Lian aus Wuhan kam zu ihr, als sie jemanden brauchte, durch den sie ihre Schuld kanalisieren konnte. Die Rechnungen begleichen konnte, die sie der Menschheit schuldete.

Sie hat geglaubt, dass all diese Texte, all die Zeitungsausschnitte mit Artikeln über das tote Kind von ihr selbst handelten. Und während sie verfolgte, was geschah, suchte sie Erklärungen und fand sie in sich selbst. Ihre Lösung lautete Gao Lian aus Wuhan. Die Inspiration zu dieser Person lässt sich in ihrer unmittelbaren Umgebung, in ihrer Wohnung finden.

Sie tritt an das Regal und nimmt das alte Buch mit dem gesprungenen Ledereinband heraus.

Gao Lian, Acht Essays über die Lebenskunst.

Sie hat das Buch für dreißig Kronen auf einem Flohmarkt erstanden und es kaum je aufgeschlagen, aber der Name des Verfassers hat die ganze Zeit auf dem Buchrücken gestanden und das Buch wiederum an seinem Platz im Regal, auf dem Regalbrett direkt neben dem Schloss zum geheimen Zimmer.

Sie stellt das Buch zurück und geht in die Küche. Auf dem Tisch liegt eine aufgeschlagene Zeitung. Ein Artikel über Wuhan, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei, mit einem Bild, das einen achteckigen Turm zeigt, eine Pagode. Sie faltet die Zeitung zusammen und legt sie auf den Küchentisch.

Was noch?

Ein kopierter Auszug aus einem Bericht vom Migrationsamt über Kinder ohne Papiere, ein weiterer Bericht über die Adoptionsbedingungen in Ostasien und einer, der sich speziell mit dem Menschenhandel aus China nach Westeuropa beschäftigt.

Sie weiß, wie sie ihn erfunden hat. Er war nicht nur ein Substitut für ihre Schuldgefühle, er war auch ein Surrogat für das Kind, das sie nicht behalten durfte. Gaos Erziehung war ihre eigene Erziehung, und die Isolierung geschah zum Zweck der Reinigung, einer Schärfung der Sinne bis zum Äußersten. Eine Stärkung der Seele wie auch des Körpers.

Doch irgendwo auf diesem Weg hat sie die Kontrolle über Gao verloren.

Er wurde nicht zu der Person, die sie sich vorgestellt hatte. Deswegen hörte er zum Schluss auf zu existieren. Sie glaubt nicht mehr an ihn.

Sie weiß, dass dort drinnen niemand ist.

Gao Lian aus Wuhan hat niemals existiert.

Sofia betritt das geheime Zimmer, holt die zusammengerollten Titelseiten der Abendzeitungen hervor, wickelt sie auf und legt sie auf den Boden. DIE MUMIE AUS DEM GEBÜSCH und MAKABRER FUND IM STOCKHOLMER STADTZENTRUM.

Sie liest von dem Mord an Juri Krylov, dem elternlosen Jungen aus Maladzieèna in Weißrussland, der draußen auf Svartsjölandet tot aufgefunden wurde. Sie interessiert sich besonders für die Passagen, die sie in diesem Artikel bereits angestrichen hat. Details, Namen und Orte.

Habe ich das getan?, denkt sie.

Sie dreht die alte Matratze um. Der Luftzug lässt die Papiere und kleinen Zettel vor ihr herumwirbeln. Der Papierfaserstaub sticht ihr in der Nase.

Herausgerissene Blätter aus einer deutschen Ausgabe von Zbarskis Standardwerk zur russischen Einbalsamierungskunst. Ausdrucke aus dem Internet, Unterstreichungen und Verweise auf Zbarski in ihrer eigenen Handschrift. Eine umfassende Beschreibung der Einbalsamierung von Wladimir Iljitsch Uljanow -...


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Autor

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Zusammen haben sie die international erfolgreiche »Victoria-Bergman«-Trilogie geschrieben, für die sie 2012 mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet wurden.