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Märchen und Mythen vom Fliegen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20141. Auflage
*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Zahlreiche Märchen und Mythen haben den Menschheitstraum vom Fliegen zum Inhalt. Legendäre Flüge kommen in den Überlieferungen aller alten Hochkulturen vor. Vom Besuch im Himmel über die Erkundung ferner Gegenden bis zur Heimholung der Geliebten - schwierige Probleme werden »im Flug« gemeistert. Hilfsgeister, Zauberpferde und Flugelefanten, magische Gegenstände wie Federn und Mäntel dienen den Märchenhelden ganz selbstverständlich als Transportmittel.

Constance Ott-Koptschalijski studierte Germanistik und Geschichtswissenschaft (M.A.) in Wien. Wolfgang Behringer studierte Geschichte und Germanistik in München und promovierte über ?Hexenverfolgung in Bayern?. Er ist Professor für Frühe Neuzeit an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

Klappentext*** Auf dem FLIEGENDEN TEPPICH um die Welt: die schönsten Märchen endlich wieder lieferbar! *** Zahlreiche Märchen und Mythen haben den Menschheitstraum vom Fliegen zum Inhalt. Legendäre Flüge kommen in den Überlieferungen aller alten Hochkulturen vor. Vom Besuch im Himmel über die Erkundung ferner Gegenden bis zur Heimholung der Geliebten - schwierige Probleme werden »im Flug« gemeistert. Hilfsgeister, Zauberpferde und Flugelefanten, magische Gegenstände wie Federn und Mäntel dienen den Märchenhelden ganz selbstverständlich als Transportmittel.

Constance Ott-Koptschalijski studierte Germanistik und Geschichtswissenschaft (M.A.) in Wien. Wolfgang Behringer studierte Geschichte und Germanistik in München und promovierte über ?Hexenverfolgung in Bayern?. Er ist Professor für Frühe Neuzeit an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104031293
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2081 Kbytes
Artikel-Nr.1413398
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Geiramma, die Brahmanentochter

Es lebten einstmals in einer Stadt ein König und eine Königin. Nachdem ihnen ihr erster Sohn geboren war, beschlossen sie, sich fernerhin keine Kinder mehr zu wünschen, damit das Reich nur einen Erben hätte und somit zusammengehalten würde. Während der nächsten zehn Jahre wurde ihnen auch kein Sohn mehr geboren. Jedoch, die Königin ward bald sehr traurig und sagte eines Tages zu ihrem Gemahl: »Es ist doch eigentlich recht schade, daß wir nur einen einzigen Sohn besitzen. Wenn dieser uns krank wird und stirbt, werden wir gar keinen Erben und Nachfolger haben. Es wäre vielleicht doch besser, wir brächten recht viele Opfer und spendeten den Armen Gutes, damit die Götter uns gnädig gestimmt werden und uns noch einen oder zwei Söhne schenken.«

Der König war mit dem Vorschlag seiner Gattin einverstanden und ließ sogleich den Hungernden Reis, den Dürstenden Milch und Buttermilch und den Unbekleideten neue Tücher schenken.

Die Götter nahmen ihr Opfer an und erhörten ihre Gebete. Sie schenkten ihnen abermals einen Sohn, der schön war wie die leuchtende Sonne. Allein, unmittelbar nach seiner Geburt starb der König und wenige Minuten darauf auch die Königin. Und so übernahm eine Tante die Pflege und Erziehung des Kindes. Jeden Morgen kam eine Amme, und jeden Nachmittag kam eine Amme, das Kind zu säugen. Als der Prinz drei Monate alt wurde, begann er ununterbrochen zu weinen. Die Ammen legten ihn in ein großes Tuch, das sie an einem Türhaken befestigten, und schaukelten ihn leise hin und her, um ihn zu beruhigen, allein, der Knabe wollte nicht aufhören zu weinen.

»Sei ruhig, mein Liebling!« sagte die Amme leise und sang ihm ein Liedchen, »du sollst alles haben, mein Liebling, eine schöne Frau, die so schön ist wie der Mond, oder eine Frau, die, wenn sie einen Stein berührt, ihn in Gold oder wenn sie Erde berührt, diese in Getreide verwandelt.«

Nach solchen Worten pflegte dann der Kleine nach und nach ruhig zu werden.

Als der junge Prinz das Knabenalter erreicht hatte, schickte man ihn zur Schule. Eines Tages geriet er in Streit mit einem seiner Kameraden, dem Sohne eines Schreibers. Es fielen heftige Worte.

»Du bist eine Hexe«, schrie der Sohn des Schreibers, »du hast bei deiner Geburt deinen Vater und deine Mutter gefressen.«

Der junge Prinz erschrak so heftig über diese furchtbaren Worte, daß er schell davonlief, um seine Amme darüber zu befragen. Unterwegs kam er an einer Höhle vorbei, er kroch hinein und blieb still liegen, nur sein Herz pochte vor Aufregung.

Inzwischen wurde es Mittag, und im Schloß wartete schon alles ungeduldig auf das Erscheinen des Prinzen. Aber er erschien nicht, und man begann unruhig zu werden. Es wurden sofort alle Beamte des Landes zusammengerufen, und die Tante des jungen Königssohnes trat vor und sprach tränenden Auges: »Wer mir meinen Neffen wiederbringt, soll auf die rechte Schulter eine Stadt, auf die linke Schulter eine Stadt und auf das Haupt eine Stadt, also drei große Städte, als Geschenk erhalten. Geht, und ruft es im ganzen Lande aus!«

Sie selbst aber begann in höchster Trauer in der Nähe der Burg zu suchen. Da sah sie plötzlich aus einer Höhle zwei Beine herausragen. Erstaunt ging sie auf diese Höhle zu und erkannte sogleich die Beine ihres Neffen. Sie machte sich sofort daran, den Knaben an den Beinen herauszuziehen, da sie glaubte, er sei ermordet und sein Leichnam in die Höhle gesteckt worden. Während sie aber an seinen Beinen zog, ertönte weinerlich die Stimme des Knaben: »Zieh nicht so heftig, ich bin fest eingeklemmt, es zerreißt mir alles im Leibe!«

»Was ist denn geschehen?« schluchzte die Tante, »was tust du denn in diesem Loch? Sag´ mir doch, wie ich dir helfen kann!«

»Oh, Mutter«, fuhr der Knabe fort, »man hat mich geschmäht in der Schule, ich sei eine Hexe und hätte bei meiner Geburt meinen Vater und meine Mutter gefressen. Mein Herz ist voll tiefster Trauer. Als ich früher so traurig war, als Kind von drei Monaten, was hattest du mir damals versprochen? Du mußt jetzt dein Wort einlösen, denn zur Schule gehe ich nie wieder.«

»Es ist lange her«, sagte die Tante, »ich weiß nicht mehr, was ich dir damals versprach, doch wenn du es noch weißt, dann sage es mir!«

Der Knabe entgegnete: »Du versprachst mir damals eine Frau, die durch die Berührung ihrer Hand Steine in Gold und Erde in Getreide verwandeln könnte. Jetzt ist es Zeit, daß du dein Versprechen erfüllst. Wenn du es tust, werde ich weiter leben, tust du es aber nicht, dann werde ich nicht mehr leben.«

Die Alte erwiderte: »Wenn es weiter nichts ist, mein Kind, dies will ich dir gerne erfüllen.«

Darauf zog sie den Knaben aus der Höhle und nahm ihn mit sich. Sie berief sofort eine Ratsversammlung ein und beratschlagte mit den Großen, was zu tun sei. Sie kamen bald dahin überein, bei dem im Nachbarland wohnenden Onkel, der eine wunderschöne Tochter hatte, um deren Hand für den Prinzen zu bitten. Nachdem man noch beschlossen hatte, daß die Hochzeit bereits am nächsten Tag stattfinden sollte, ging man befriedigt auseinander.

Bei Sonnenaufgang machten sich am nächsten Morgen die Großen des Landes mit einem prächtigen Gefolge auf und zogen zu der Burg des Onkels, um ihn um die Hand seiner schönen Tochter für den Prinzen zu bitten. Der Onkel nahm die Werbung erfreut auf, und man ließ sogleich alles zum Hochzeitsfest rüsten. Herrlich geschmückt erschien alsbald die junge Braut vor dem Prinzen, um der Sitte gemäß die goldene Halsschnur von ihm umgelegt zu bekommen. Doch bevor der Prinz diese Handlung vornahm, sagte er zu der Prinzessin: »So schnell kann ich dir die Schnur nicht umlegen, siehe, ich habe in der Hand einen Stein, nimm ihn und fasse ihn an!«

Die Prinzessin tat, wie ihr geheißen, allein, der Stein blieb Stein und verwandelte sich nicht unter ihrer Berührung in Gold. Der Prinz ergrimmte heftig darüber, verweigerte die Heirat und ging mißmutig und traurig zurück auf seine Burg. Zornig rief er noch seiner Tante zu: »Ich werde nur die Frau heiraten, die du mir versprochen hast!«

Darauf verschwand er in seinen Gemächern.

Die Tante berief daraufhin abermals eine Versammlung ein und befahl schließlich, daß einige Abgesandte nach Osten und Westen, nach Süden und Norden ziehen sollten, um eine Frau zu finden, die die genannten Eigenschaften hätte. Zur Belohnung versprach sie dem Finder drei herrliche Städte.

Die Boten machten sich sogleich auf den Weg, jeder in der Richtung, die ihm vorgeschrieben war. So durchforschten sie das ganze Land, aber eine Jungfrau, die den Wünschen des Prinzen entsprach, vermochte keiner zu finden. So kehrten nach langen, beschwerlichen Wanderungen drei von ihnen unverrichteter Dinge zurück. Sie waren kaum wiederzuerkennen, denn ihre Bärte waren lang gewachsen und vom Alter weiß geworden. Der vierte Bote, der nach Norden gezogen war, konnte am selben Abend wie die anderen die Burg nicht mehr erreichen und kehrte deshalb in einem nahegelegenen Dorf ein, um dort die Nacht zu verbringen. Ein dort wohnender Brahmane wollte ihn für gutes Geld beherbergen und ihm Reis zu essen geben. Er rief seine Tochter Geiramma herbei und befahl ihr, alles für den Fremden herzurichten. Als aber der Vater seiner Tochter das erhaltene Kupfergeld überreichte, bemerkte der Bote, daß sich das Kupfer in ihren Händen in pures Gold verwandelte. Der Bote ließ sogleich sein Essen stehen und eilte in höchster Freude der königlichen Burg zu. Er ließ sich sofort vor den Prinzen bringen und erzählte ihm in höchster Aufregung alles, was er bemerkt hatte, und fügte hinzu, jenes Mädchen müßte die rechte Braut für den Prinzen sein.

Man richtete darauf sofort eine prächtige Sänfte her, rief Träger aus dem Dorfe zusammen und befahl ihnen, sofort den alten Brahmanen herbeizuholen. Im Hause des Brahmanen aber herrschte große Aufregung darüber, daß der Gast so schnell verschwunden war und sogar seine Sachen und Kleider zurückgelassen hatte. Man fürchtete schon, daß er aus irgendeinem, ihnen noch unbekannten Grund, sie beim Könige verklagen würde. Während sie noch ängstlich sich beredeten, erschienen plötzlich die Träger mit der prächtigen Sänfte und forderten den alten Brahmanen auf, einzusteigen und zum Könige zu kommen. Zitternd vor Furcht wandte sich der Brahmane an seine Tochter und fragte sie, was er machen solle. Geiramma suchte ihn zu trösten und sprach ihm Mut zu. Da er nun sah, daß er dem königlichen Befehl nicht widersprechen könne, bat er wenigstens die Träger, ihn zu Fuß gehen zu lassen, da es sich für ihn nicht gezieme, eine königliche Sänfte zu besteigen. Doch seine Bitten und Vorstellungen waren vergeblich. So stieg er denn in die Sänfte und stand in kurzer Zeit vor der königlichen Versammlung im hellerleuchteten Königssaal. Er verbeugte sich tief vor der Königin und sprach: »Unbekannt ist mir der Grund meines Hierseins, aber, was immer auch ihr über mich verfügen möget, ich bin euer gehorsamer Diener.«

»Das ist billig und recht«, sagte die Königin, »du hast eine Tochter, Geiramma mit Namen, sie ist von uns erkoren, die Frau des jungen Prinzen zu werden. Darum eile schnell nach Hause und bringe deine Tochter hierher, denn die Hochzeit soll sogleich vollzogen werden.«

Über diese Worte auf das höchste verwundert, erwiderte der Brahmane: »Ich werde sogleich zu meiner Tochter zurückkehren und sie fragen, ob sie den Prinzen zum Gemahl haben will. Es würde meinem Hause eine große Ehre sein, und ich rechne bestimmt darauf, daß meine Tochter in die Heirat einwilligt.«

»Beeil dich!« befahl die Königin, »und wenn du deine Tochter nicht sogleich hierher bringst, soll dir das Haupt abgeschlagen und auf die höchste Turmspitze unseres...
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Constance Ott-Koptschalijski studierte Germanistik und Geschichtswissenschaft (M.A.) in Wien.Wolfgang Behringer studierte Geschichte und Germanistik in München und promovierte über >Hexenverfolgung in Bayern