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Dunkle Schuld

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.10.2009
Eigentlich hatte sich Ex-Cop Turner in das kleine Provinzkaff Cypress Grove zurückgezogen, um sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als der unerfahrene Sheriff des Ortes mit einem Ritualmord konfrontiert wird, bittet er den Außenseiter um Hilfe. Ein Mann wurde gepfählt und als gekreuzigte Vogelscheuche aufgebaut. Turner nimmt die Ermittlungen auf und gewinnt nicht nur neue Freunde, sondern muss sich letztlich auch seiner Vergangenheit und damit sich selbst stellen.
Der Auftakt einer neuen Krimi-Trilogie.

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaft in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. 2008 wurde James Sallis mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt in Phoenix, Arizona.
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Produkt

KlappentextEigentlich hatte sich Ex-Cop Turner in das kleine Provinzkaff Cypress Grove zurückgezogen, um sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als der unerfahrene Sheriff des Ortes mit einem Ritualmord konfrontiert wird, bittet er den Außenseiter um Hilfe. Ein Mann wurde gepfählt und als gekreuzigte Vogelscheuche aufgebaut. Turner nimmt die Ermittlungen auf und gewinnt nicht nur neue Freunde, sondern muss sich letztlich auch seiner Vergangenheit und damit sich selbst stellen.
Der Auftakt einer neuen Krimi-Trilogie.

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaft in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. 2008 wurde James Sallis mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt in Phoenix, Arizona.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641033026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum02.10.2009
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse638 Kbytes
Artikel-Nr.1432716
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel Fünf

»Normalerweise würden wir das hier so machen, dass die State Police jemanden rüberschickt. Die Highway Patrol. Aber die haben gerade zu wenig Leute. Einige Jungs sind kurzfristig krank, ein paar andere in Virginia zur Fortbildung. Ganz zu schweigen von den Ersatzleuten für ihre eigenen Fälle. Irgendwer wird schon kommen, sagte mir der Befehlshaber der Kaserne, fragt sich nur wann ...« Bates stöhnte. »Ich habe außerdem noch den kleinen Hinweis bekommen, dass es nicht unbedingt der Beste der Kaserne sein wird.«

»Da haben Sie sich sicher gleich besser gefühlt.«

»Da drauf können Sie wetten. Bekommen wir noch Frühstück, Thelma?«, sagte er zu der Kellnerin, die uns Kaffees hingestellt und sich zwischendurch um etwas anderes gekümmert hatte. Nun kam sie an unseren Tisch zurück. Sie trug fusselige graue Polyesterhosen und einen schwarzen Pullover, der ihr vorne fast bis zu den Knien reichte und hinten labberig über ihren Po hing. Die Haare hatte sie zu einem lockeren Knoten hochgesteckt, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst hatten, die nun wie Insektenbeine heraushingen.

»Siehst du das, hier auf der Karte, wo draufsteht, dass es vierundzwanzig Stunden am Tag Frühstück gibt, Lonnie?«

»Ihr habt gar nicht vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet, Thelma.«

»Dir entgeht nicht viel, stimmt´s? Das muss es sein, was die kriminellen Elemente hier in Schach hält und warum die guten Leute dich immer wieder wählen.«

»Was kannst du uns empfehlen?«

»Nichts. Aber das meiste kann man essen.«

Ich fragte mich, wie viele Male sie dieses Spiel schon gespielt hatten.

»Wieso fragst du überhaupt? Wie beide wissen doch genau, was du bestellen wirst. Drei Spiegeleier, von beiden Seiten gebraten, Porrigde und Speck. Und wenn du endlich fertig bist, haben die anderen Leute hier vielleicht auch mal eine Chance zu bestellen.«

»Hast alles im Griff, hm?«

»Jepp. Willst du noch was anderes außer Kaffee, Don Lee?«

»Kaffee reicht mir«, antwortete er.

»Eigentlich sollte heute ein neues Mädel hier sein. Hat gestern eine halbe Schicht gearbeitet und dann beschlossen, dass es nicht unbedingt das ist, was sie mit ihrem Leben noch vorhat. Ihr Pech. Es gibt weiß Gott noch Belohnungen. Toast?«

Sheriff Bates nickte.

»Weißt du was, ich nehm auch einen Toast«, sagte Don Lee.

»Muss mindestens eine Stunde her sein, seit der Junge was zwischen den Zähnen hatte«, kommentierte Bates.

»Und was kann ich Ihnen bringen, Sir?«

Ich bestellte ein trockenes Clubsandwich ohne Mayo und einen Salat, kein Dressing. Der Kaffee war wirklich sehr gut. Lange Zeit hatte ich in Restaurants nie Kaffee bestellt. Ich mochte die Art, wie wir ihn zu Hause zubereiten, nämlich eine Handvoll Kaffeepulver ins kochende Wasser werfen. Nichts anderes kam dem gleich ... Dann schossen Coffeeshops wie Pilze aus dem Boden. Ich machte mir nichts aus ihren kleinen, mit Schleifchen versehenen Gourmethäppchen, ihrem Schnickschnack und den blöden Postern, aber sie brachten Amerika einen neuen Qualitätsstandard, was Kaffee betraf.

»Was wollen Sie wissen?«, fragte Bates.

»Normalerweise ist es eher egal, was ich wissen will, denn ich bekomme sowieso nur das zu hören, was mir die Leute erzählen wollen. Also begnüge ich mich erst mal damit.« Ich schaute mich um. Ungefähr ein Dutzend Leute waren im Imbiss, von denen die meisten allein vor Wiener Schnitzeln, Burgern oder Spaghetti saßen. Drei Frauen mittleren Alters an einem der hinteren Tische lachten eine Spur zu laut und sahen sich dann verstohlen um, ob es jemand mitbekommen hatte. »Ist schon eine ganze Weile her, wie ich vorhin sagte. Aber wenn ich mich recht erinnere, begann es immer mit einer Leiche.«

»Und obwohl wir hier oben die Dinge auf unsere Art anpacken, arbeiten wir gar nicht mal so anders«, schmunzelte Bates. »Don Lee hatte an dem Abend Dienst.«

Etwas überrumpelt meinte der Deputy: »Stimmt«, und trank dann schnell einen Schluck Kaffee, um sich zu sammeln. »Der Anruf kam kurz nach zwölf, ungefähr um die Zeit, zu der die Bars hier in der Gegend schließen ...«

»Welcher Tag war das?«

»´tschuldigung?«

»Ich nehme an, dass es unter der Woche war, denn selbst hier in der Gegend schließen die Bars am Wochenende sicher nicht schon um zwölf Uhr.«

»Richtig. Es war ein Montag.«

»In Memphis war Montag für jeden der Tag, an dem nie irgendwas passierte.«

»Hier ist ein Tag wie der andere.«

»Sie hatten also alleine Dienst, richtig? Es gibt nur Sie beide?«

»Lonnie und mich, stimmt. Jeden Tag von acht bis vier haben wir jemanden in der Zentrale, also am Funkgerät, meine ich. Meistens ist das Lonnies Tochter oder sonst Danny Lambert. Er war fast zwanzig Jahre lang Sheriff, bevor er pensioniert wurde. Und was Telefondienst, Post, Aktenablage und das alles betrifft, bekommen wir jede Menge Unterstützung durch Teilzeithilfen von der Smith High. Bürofachkräfte in Ausbildung, die immer auf der Suche sind nach ... wie heißt das noch gleich, was die suchen?«

»Praktika«, antwortete Bates.

»Richtig.«

»Sehen Sie«, sagte ich, »ich möchte hier nicht auftreten wie ein Arschloch.« Vielleicht war ich eine Nummer zu hart gewesen. »Sie beide arbeiten schon lange zusammen, Sie haben Ihr eigenes Tempo. Genauso wie Ihre Stadt. Aus reiner Gewohnheit, aus Erfahrung und weil ich so bin wie ich bin, tendiere ich dazu, diese Sache auf meine eigene Weise anzupacken. Aber es ist Ihre Ermittlung - Ihre ganz allein. Ich bin nur ein Beifahrer.«

»Nett, dass Sie das sagen«, meinte Bates. »Aber wir wären mehr als nur Idioten, wenn wir die Hilfe, nach der wir gerufen haben, nicht annehmen würden.«

»Okay ... Also, wie war das mit dem Anruf?«, fragte ich.

Don Lee antwortete. »Ein Jugendlicher rief an, war da draußen und suchte nach einem ruhigen Plätzchen zum Parken. Die Kids fahren immer raus zu einem Block neuer Häuser - alle paar Jahre stellen Bauunternehmer irgendwo welche hin, aber nie scheint jemand einzuziehen - und setzen rückwärts in die Einfahrt, als gehöre sie ihnen. Das Mädchen hält mittendrin inne, hat ihren BH schon auf Halbmast. Was ist los?, fragt Seth. Seth McEvoy. Quarterback der Highschool-Mannschaft, spielt Klarinette, hat nur die besten Noten. Was ist das?, fragt Sarah. Sarah Perkins, ihrer Familie gehört der hiesige Dollar Store. Sarah selbst ist ein bisschen anders als die meisten von uns. Aber egal, sie zeigt auf etwas.«

Unser Essen kam. Thelma balancierte unsere Teller auf dem ausgestreckten Arm, stellte sie vor uns ab, ging wieder und kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem Steaksauce, Tabasco, Ketchup und Worcestershire standen. Ich hatte eine Art Déjà-vu. Wenn wir Eistee bestellt hätten, würde sie todsicher fragen, ob gesüßt oder ungesüßt.

»Habt ihr alles?«

»Sieht wirklich super aus, Thelma. Danke.«

»Also, worauf sie jedenfalls zeigte, das war etwas, das aussah wie eine Vogelscheuche, die an der Seite des Carports stand. Sarah sagt, da hätte sich was bewegt - weswegen sie überhaupt etwas bemerkte. Doc Oldham sagt, unmöglich, die Leiche war zu dem Zeitpunkt schon vier, fünf Tage alt. Also nehmen wir an, dass etwas anderes sich bewegt hat.«

»Feldmäuse wahrscheinlich«, schaltete sich Bates ein. »Wir setzen unsere Siedlungen einfach in ihren Lebensraum, und die Mäuse wissen ja nicht, dass sie umziehen sollen.«

»Besonders dann nicht, wenn hübsch regelmäßig Lebensmittellieferungen eintreffen«, sagte ich.

»Richtig. Seth steigt also aus dem Auto und geht rüber, um nachzusehen. Männlich, Mitte bis Ende vierzig, meint Doc. Er trug zwei oder drei T-Shirts übereinander, ein Paar Wranglers, die so alt waren, dass die Nieten total abgewetzt waren. Wie´s aussieht, hatte er schon eine Weile unter dem Carport gehaust. Hatte aufgerolltes Bettzeugs da, ein paar Säcke mit Klamotten und Zeugs, ein alter Rucksack mit nur einem Tragegurt.«

»Er war schon etwas angeknabbert. An Augen und Zunge hauptsächlich.«

»Obduktion?«

Don Lee nickte.

»Todesursache?«

»Der Bauunternehmer hatte die Arbeiten in der Siedlung in aller Eile beendet und war dann weitergezogen. Auf manchen Grundstücken stehen immer noch diese Pfähle, die rausgucken, etwa einen halben Meter lang, an einem Ende angespitzt. Jemand hat einen dieser Pflöcke rausgezogen und ihm in die Brust gebohrt. Da hat wohl einer zu viele Vampirfilme gesehen, sagte der Doc.«

»Das wird nicht leicht«, meinte Bates. »Da braucht man einiges an technischer Unterstützung.«

»Abgebrochene Fingernägel«, fuhr Don Lee fort,...
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Kritik
"Sallis einzigartiger Stil hebt ihn meilenweit über das Gros der Thrillerautoren hinaus."mehr

Autor

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaft in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. 2008 wurde James Sallis mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt in Phoenix, Arizona.