Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Königsdame

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am05.10.20091. Auflage
Die wahre Geschichte der osmanischen Mätresse Sie ist Kriegsbeute und Tochter des Paschas - Fatmah, die osmanische Schönheit, bezaubert Sachsens König August den Starken. Aber wem kann Fatmah am Hofe von Dresden trauen? De Villeroy, dem französischen Gesandten, der sich elegant über Augusts mangelndes Kriegsglück lustig macht? Oder dem jungen polnischen Grafen Worowski, der im Geheimen für die Freiheit seines Volkes kämpft? Da gerät Fatmah in eine Intrige um Magie, Mord und Verrat. Kann die Königsdame ihr Schicksal wenden?

Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist promovierte Historikerin, arbeitete als Ausstellungsplanerin für Museen und ist nun Abgeordnete im bayerischen Landtag. Historische Originaldokumente und reale Frauenbiographien sind der Ausgangspunkt ihrer insgesamt neun Romane, wie ?Die Markgräfin?, ?Die Seelen im Feuer? oder ?Die Tore des Himmels?. In ?Die Manufaktur der Düfte? schildert sie Aufstieg und Fall einer deutschen Seifenfabrikantendynastie. Das dramatische Leben der Daisy von Pless liegt ihrem neuen Roman ?Die englische Fürstin? zugrunde.Literaturpreise:»Kulturmeter« Stadt Schwabach, Kulturpreis der Kulturstiftung IHK Franken
mehr

Produkt

KlappentextDie wahre Geschichte der osmanischen Mätresse Sie ist Kriegsbeute und Tochter des Paschas - Fatmah, die osmanische Schönheit, bezaubert Sachsens König August den Starken. Aber wem kann Fatmah am Hofe von Dresden trauen? De Villeroy, dem französischen Gesandten, der sich elegant über Augusts mangelndes Kriegsglück lustig macht? Oder dem jungen polnischen Grafen Worowski, der im Geheimen für die Freiheit seines Volkes kämpft? Da gerät Fatmah in eine Intrige um Magie, Mord und Verrat. Kann die Königsdame ihr Schicksal wenden?

Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist promovierte Historikerin, arbeitete als Ausstellungsplanerin für Museen und ist nun Abgeordnete im bayerischen Landtag. Historische Originaldokumente und reale Frauenbiographien sind der Ausgangspunkt ihrer insgesamt neun Romane, wie ?Die Markgräfin?, ?Die Seelen im Feuer? oder ?Die Tore des Himmels?. In ?Die Manufaktur der Düfte? schildert sie Aufstieg und Fall einer deutschen Seifenfabrikantendynastie. Das dramatische Leben der Daisy von Pless liegt ihrem neuen Roman ?Die englische Fürstin? zugrunde.Literaturpreise:»Kulturmeter« Stadt Schwabach, Kulturpreis der Kulturstiftung IHK Franken
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104000800
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum05.10.2009
Auflage1. Auflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1855 Kbytes
Artikel-Nr.1433272
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Dresden, Oktober 1747


Der Große Garten vor den Toren der Stadt lag im warmen Sonnenlicht. Es war einer dieser goldenen Herbsttage, an denen die Natur noch einmal in aller Schönheit erstrahlt, bevor die tristen, düsteren Nebel und kalten Schauer des Spätherbstes den Winter ankündigen. Rote und gelbe Blätter tanzten im Gras unter den alten Bäumen, ein milder Wind trieb das Laub über die Wiesen, und die Eichhörnchen vergruben geschäftig ihre Vorräte. Selbst die Goldfische in den Teichen überwanden noch einmal ihre einsetzende Winterträgheit und schnappten großmäulig nach den letzten Wasserläufern. Am hellblauen Himmel war kein einziges Wölkchen zu entdecken.

Die schwarze Reisekutsche rollte die von Skulpturen gesäumte Hauptallee entlang, vorbei an den herrlichen Vasenplastiken am Eingang, dem heiter plätschernden Brunnen und der wilden Kentaurengruppe. Die wenigen Spaziergänger und Reiter, die sich im Park verlustierten, sahen dem Gefährt neugierig nach. Es trug ein Wappen an der Seite, das zu Dresden unbekannt war, russisch vielleicht, schwedisch oder gar spanisch. Der König hatte wohl wieder ausländischen Besuch, was zwar nicht mehr so oft vorkam wie zu Zeiten seines seligen Vaters, des starken August, aber immerhin war die sächsische Hauptstadt für den europäischen Adel auch jetzt noch eine Fürstenresidenz von Rang.

In Sichtweite des Gartenpalais, das im Zentrum des Parks lag, gabelte sich der Weg, und der alte Kutscher lenkte seine beiden Grauschimmel nach rechts. Beim ersten der beiden Kavaliershäuser, die ganz in der Nähe des Lustschlösschens lagen, hielt er sein Gefährt an, sprang etwas steifbeinig ab und öffnete den Schlag. Der Kalesche entstieg eine vornehme Dame von edler Haltung, ganz in einen nachtblauen Umhang gehüllt, der mit schimmerndem Nerz verbrämt war. Sie war nicht mehr jung; ihr zu einer kunstvollen Frisur hochgestecktes rabenschwarzes Haar wurde von vielen silbergrauen Strähnen durchzogen. Auffälliger noch als die Tatsache, dass sie keine Perücke trug, ja, nicht einmal die Haare gepudert hatte, war der fremdländische Schnitt ihrer Züge: hohe Wangenknochen, mandelförmige Augen, ein schmaler, feiner Mund. Und obwohl sichtbare Fältchen ihr Gesicht durchzogen, trug sie keine Schminke, kein Wangenrot, kein Brauenschwarz.

 

Die Dame richtete ihren Umhang und blieb dann einen Augenblick auf dem Kiesweg stehen. Langsam ließ sie ihren Blick über die Südwestfassade des Gartenpalais schweifen, schaute dann zum Ententeich hinüber, dessen Wellen sich sanft kräuselten, dann zum muschelförmigen Bau des Parktheaters, über den gerade ein Schwarm Spatzen hinwegflatterte. Sah sie tanzende Gestalten am Ufer, lachende Mädchen, die Arme voller Blumen, Höflinge in Seidenhosen und bunten Überröcken, die ihnen galant zuwinkten, den König gar, wie er auf seinem Lieblingsschimmel verwegen über eine steinerne Bank setzte? Gedankenverloren fuhr sich die Dame mit der behandschuhten Hand über die Augen, dann raffte sie ihre Röcke, und während der Kutscher bei seinen Pferden wartete, schritt sie über den Rasen zum Gartenpalais. Langsam ging sie die kunstvoll gestaltete Mauer entlang, als ob sie etwas suchte, und schließlich blieb sie bei einem Rhododendronbusch stehen, schob ein paar Zweige zur Seite und sank in die Knie. Sie klopfte an einen der Steine im Mauersockel, legte schließlich achtlos die Handschuhe ab, schüttelte und rüttelte so lange, bis sie den Stein aus der Mauer entfernt hatte. Dann griff sie mit der Rechten in den dahinter liegenden Hohlraum, tastete, suchte und zog schließlich die geschlossene Faust wieder heraus. Sie machte ein paar Schritte aus dem Schlagschatten des Schlösschens hinaus in die Sonne, und dann öffnete sie die Finger: Auf ihrer Handfläche lag ein schwerer, dunkel angelaufener, silberner Siegelring. Beinahe andächtig nahm die Dame das alte Schmuckstück zwischen Daumen und Zeigefinger und polierte es mit dem Ärmel ihres Kleides. Sie drehte den Ring so, dass das Motiv der Stempelfläche im Sonnenlicht aufblitzte, ein dräuender Greif mit Krone und Schwert. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und für einen kurzen Augenblick sah sie aus wie das junge Mädchen, das sie einst gewesen war. Dann strich sie sich mit einer nachdenklichen Geste eine lose Haarsträhne aus der Stirn, steckte den Ring in die Tasche ihres Umhangs und ging langsam zur Kutsche zurück.

 

Wie lange war es her? Fünfundzwanzig, dreißig Jahre? Wie die Stadt sich verändert hat, dachte sie, während der Kutscher durch die Gassen fuhr, die ihr einmal so vertraut gewesen waren. Natürlich, das Schloss war noch da, und es sah genauso aus wie früher. So viele Jahre hatte sie darin gelebt, schlimme, einsame Jahre, aber auch glückliche und unbeschwerte. Immer noch wirkte der Renaissancebau von außen etwas finster. Von der Spitze des Hausmannturms schlug es gerade zur Mittagsstunde; der Klang der großen Glocke war ihr vertraut wie ehedem.

Die Augustusbrücke, die vor der Residenz über die Elbe führte, vorher ein schmaler Übergang, hatte man erneuert und verbreitert, nun verband ein modernes Wunderwerk aus massiven Steinbögen die beiden Stadthälften. Und gleich in der Nähe des Schlosses, gegenüber dem Taschenberg-Palais, an das sie so viele Erinnerungen knüpfte, erhob sich etwas Neues, Großartiges, ein jetzt schon weithin berühmtes Meisterwerk der Baukunst, ein Festplatz, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte: Der Zwinger, dessen Anfänge sie damals noch hatte emporwachsen sehen. Sie ließ die Kutsche durch das Kronentor einfahren. Das ist also aus all seinen Plänen geworden, dachte sie. Hier unter freiem Himmel hat er in den letzten Jahren rauschende Feste gefeiert, verschwenderische Bälle und große Konzerte gegeben. Die Gebäude waren erst halbfertig gewesen, als sie Dresden verlassen hatte - nun bildeten sie einen steingewordenen Traum in ihrem strahlend hellen Weiß mit den sonnenüberfluteten kobaltblauen Dächern. Zusammen mit den vielen Vergoldungen ergab das die drei wettinischen Farben, genau so, wie er es gewollt hatte!

Beim Nymphenbad hielt die Kutsche, und wieder stieg die Dame aus. Sie ließ sich am Rand des Wasserbeckens nieder und tauchte gedankenverloren eine Hand ins Wasser. Die aus dem Wasserfall sprühenden Tropfen netzten ihr Gesicht, es störte sie nicht. Fast schien es ihr, als sei es gestern gewesen, als sie zusammen mit ihm das schattige Grottenwerk bewundert hatte, den tropfsteinartigen Schmuck, die Wasser speienden Delphine und Tritonen, die Nymphen in den steinernen Nischen. Wie verzaubert waren sie gewesen von der verwunschenen Atmosphäre, und dabei war damals alles erst im Entstehen begriffen. Jetzt waren die steinernen Kaskaden grün vom Moos, und uralte Karpfen schwammen im Wasserbecken. Sie ließ eine Weile das Wasser durch ihre Finger rinnen und betrachtete das Spiel des Sonnenlichts auf seiner Oberfläche. Dann kehrte sie zur Kutsche zurück und ließ weiterfahren.

 

Die altvertraute Frauenkirche stand nicht mehr. An ihrer Stelle thronte ein monumentaler neuer Kirchenbau aus Elbsandstein, fast hundert Meter hoch, mit einer prächtigen hohen Kuppel, die hell aufglänzte und beinahe ein wenig orientalisch anmutete. Gerüste standen noch an einigen Stellen, und das vereinzelte Klopfen und Hämmern von Handwerkern verriet, dass der kunstvolle Bau trotz seiner Einweihung vor vier Jahren noch immer nicht ganz fertig war. Überwältigt von der Schönheit des grandiosen Kuppelbaus, wies die Dame ihren Kutscher an zu halten und ließ ihren Blick bewundernd über die herrliche Kirche schweifen.

Auch die Neustadt, die damals noch überall im Aufbau gewesen war, hatte sich prächtig entwickelt. So viele herrschaftliche Häuser mit herrlichen Fassaden, neue Straßen, weite Plätze, alles glänzend sauber und ohne stinkenden Abfall auf den Straßen. Und mitten auf dem Neustädter Markt das Standbild des Königs: der Goldene Reiter, wie man ihn von Anfang an genannt hatte. Sie ließ die Kutsche erneut halten, blieb aber sitzen und bewunderte das gleißende Ebenbild Augusts des Starken, wie er in stolzer Haltung auf einem kurbettierenden Ross thronte. Genauso saß er immer zu Pferd, dachte sie, den Rücken durchgedrückt, die Schultern tief, den Kopf leicht geneigt. Die Lebensähnlichkeit des goldenen Abbilds berührte sie mehr, als sie geglaubt hatte, und sie seufzte leise. Wie oft war sie mit ihm geritten, durch blühende Gärten, auf fröhlichen Jagden! Einmal hatte sie ihn sogar im Wettrennen besiegt, drunten auf den Elbwiesen! Abrupt ließ sie den roten Samtvorhang des Kutschfensters fallen und lehnte sich wieder zurück. Nachdem sie den Ring aus seinem Versteck geholt hatte, war es jetzt an der Zeit, das Zweite zu tun, was sie sich vorgenommen hatte. Sie klopfte an die Rückwand zum Kutschbock, und die Kalesche fuhr über die Augustusbrücke zurück bis zum Eingangsportal der Hofkirche.

 

Die neue Kirche, die der Kurfürst-König August III. und seine Gemahlin, die Kaisertochter Maria Josepha von Habsburg, vor fast zehn Jahren in Auftrag gegeben hatten, war nun beinahe fertig. Bis auf den Turm, der einmal den Eingang auf der Elbseite krönen sollte, stand die dreischiffige Basilika aus Sandstein schon in aller Pracht neben dem Schloss, wunderbar anzusehen mit ihren Balustraden und den unzähligen Heiligenstatuen.

Die Dame in Blau entstieg ihrer Kutsche und betrat den großen dreischiffigen Innenraum durch einen Seiteneingang, weil das Hauptportal noch durch Gerüste versperrt war. Der Eindruck des Kirchenschiffs war umso großzügiger, als es noch keine Bankreihen enthielt; etliche Seitenaltäre und die Kanzel waren schon aufgestellt, und in einigen Kapellen leuchteten bereits...
mehr

Autor

Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist promovierte Historikerin, arbeitete als Ausstellungsplanerin für Museen und ist nun Abgeordnete im bayerischen Landtag. Historische Originaldokumente und reale Frauenbiographien sind der Ausgangspunkt ihrer insgesamt neun Romane, wie >Die MarkgräfinDie Seelen im FeuerDie Tore des HimmelsDie Manufaktur der DüfteDie englische Fürstin