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Wer Liebe verspricht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
816 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am17.08.20101. Auflage
Die atemberaubende Geschichte einer grenzenlosen Liebe Indien 1848: Die 22-jährige Amerikanerin Olivia trifft auf Einladung ihrer Tante in Kalkutta ein. Lady Bridget sucht für ihre Nichte einen Ehemann, doch Olivia sträubt sich verbissen gegen die Heirat mit einem dieser langweiligen englischen Kolonialherren. Sie sehnt sich schmerzlich nach der Freiheit ihrer Heimat. Da begegnet sie Jai Raventhorne, dem illegitimen Sohn eines Engländers und einer Inderin aus ärmlichen Verhältnissen. Jai ist ein Ausgestoßener in der von Vorurteilen bestimmten Welt der britischen Kolonie - und er erobert Olivia im Sturm. Doch Jai kann es nicht zulassen, dass Olivia ihm so nahe kommt, und verlässt sie ...

Rebecca Ryman ist das Pseudonym einer Autorin, die in Indien geboren wurde und dort große Teile ihres Lebens verbrachte. Sie starb 2003 in Kalkutta. Ihre Romane »Wer Liebe verspricht«, »Wer Dornen sät« und »Shalimar«, im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen, machten Rebecca Ryman in Deutschland und international zur Bestsellerautorin.
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Produkt

KlappentextDie atemberaubende Geschichte einer grenzenlosen Liebe Indien 1848: Die 22-jährige Amerikanerin Olivia trifft auf Einladung ihrer Tante in Kalkutta ein. Lady Bridget sucht für ihre Nichte einen Ehemann, doch Olivia sträubt sich verbissen gegen die Heirat mit einem dieser langweiligen englischen Kolonialherren. Sie sehnt sich schmerzlich nach der Freiheit ihrer Heimat. Da begegnet sie Jai Raventhorne, dem illegitimen Sohn eines Engländers und einer Inderin aus ärmlichen Verhältnissen. Jai ist ein Ausgestoßener in der von Vorurteilen bestimmten Welt der britischen Kolonie - und er erobert Olivia im Sturm. Doch Jai kann es nicht zulassen, dass Olivia ihm so nahe kommt, und verlässt sie ...

Rebecca Ryman ist das Pseudonym einer Autorin, die in Indien geboren wurde und dort große Teile ihres Lebens verbrachte. Sie starb 2003 in Kalkutta. Ihre Romane »Wer Liebe verspricht«, »Wer Dornen sät« und »Shalimar«, im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen, machten Rebecca Ryman in Deutschland und international zur Bestsellerautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104002811
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum17.08.2010
Auflage1. Auflage
Seiten816 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1438935
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kalkutta
1848

Erstes Kapitel

Die Stadt dampfte.

Regenschwere Monsunwolken hingen drohend und grollend am bleigrauen Himmel. Die Nachmittagsluft lag wie eine nasse Decke über der Erde. Sie hielt die drückende Feuchtigkeit gefangen und lähmte selbst die Standhaftesten, denn sie nahm ihren Körpern jede Energie, ihrem Geist alle Willenskraft. Der Hooghly, der Fluß, der die Stadt teilte, kroch wie auf bleiernen Füßen dahin. Er wartete auf die Windböen, die ihn vorwärtstreiben und aus seiner Lethargie reißen würden. Kein Blatt, kein Staubwölkchen regte sich. Aber die Stille barg ein Versprechen: Wenn das Gewitter losbrach, würde es die ersehnte Kühlung bringen, und die Erde konnte wieder frei atmen.

Noch aber dampfte Kalkutta.

Lady Bridget Templewood stand im Küchenhaus und teilte die Zutaten für das Abendessen aus. Die Hitze schien sie nicht zu berühren. Sie hielt sich wie immer kerzengerade. Die Hand mit der langen Holzkelle schöpfte Erdnußöl aus dem Krug und bewegte sich dabei mit der Präzision eines Gerätes, das eigens für diesen Zweck entwickelt worden ist. Beim Zählen formten ihre Lippen stumme Beschwörungen, und das gab ihr den Anschein einer Vestalin, die ein geheimes Ritual durchführte, von dem das Schicksal des britischen Reichs abhing. Hätte man Lady Bridget das gesagt, wäre sie geschmeichelt gewesen. Selbst in diesem fernen Vorposten des prosperierenden Empire Ihrer Königlichen Majestät glaubte Lady Bridget voll Inbrunst an die Pflichten, die eine englische Dame von Adel gegenüber Königin und Heimat zu erfüllen hatte - und zu diesen Pflichten gehörte auch das Küchenhaus.

Reis, Linsen und grüne Bohnen waren bereits alle sorgsam abgewogen und ausgeteilt. Die Kartoffeln - zwei für jeden und für Estelle keine - wurden gerade vom Küchenjungen geschält. Zwei gerupfte und ausgenommene Hühner lagen neben dem Kohlenherd und warteten darauf, in mundgerechte Stücke zerlegt zu werden. Auf der weißen Marmortischplatte standen Curkumapaste und in Essig eingelegte zerstoßene Chilischoten, außerdem Koriander und Cumin. Die Gewürze sollten für das Vindaloo-Curry den bereits schmorenden Zwiebeln in den Topf folgen. Sir Joshuas Gaumen war durch die orientalischen Eßgewohnheiten mit der Zeit unempfindlich geworden, und deshalb verlangte er scharfe Gewürze, obwohl Lady Bridget mit Freuden darauf verzichtet hätte.

Babulal beobachtete schweigend und unbewegt, wie seine Lady Mem gewissenhaft das tägliche Ritual durchführte, aber innerlich kochte er. Er wartete nun schon zwei Tage geduldig auf eine Gelegenheit, die eigenen Familienvorräte aufzufüllen. Es gelang ihm nicht, und das empfand er als Schmach. Seine Frau lag ihm ständig in den Ohren, und überhaupt, fragte er sich empört: Ist es nicht eine Schande, wenn die Köche in den Häusern reicher Firanghis, bei denen die Vorratskammern überquellen, sich soweit erniedrigen müssen, Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf auf dem Markt zu kaufen? Babulal fragte sich nicht zum ersten Mal, ob das Wenige, das er täglich bei den Besorgungen im Basar beiseite brachte, den Einsatz lohnte. Seine Bitterkeit wuchs, wenn er daran dachte, wie gut andere Köche in weniger knausrigen Häusern für sich sorgten.

»Memsahib, Memsahib!«

Das laute Rufen der Aja riß Lady Bridget aus der tiefen Konzentration. Ihre Hand zuckte, und Öl lief auf die sauber geschrubbten Steinplatten des Fußbodens. »Was um alles in der Welt ...?«

»Memsahib, schneell, schneelll!« Die Aja kam schreiend in die Küche gerannt. Sie verdrehte die Augen, und man sah beängstigend viel Weiß in dem schokoladenbraunen Gesicht. »Die amrikaaanische Miss ist vom Gaul in den Nulla gefallen ...!« Sie redete hysterisch in Hindustani weiter und brach in Tränen aus.

Lady Bridget stand stocksteif vor dem Ölkrug. Ihre kornblumenblauen Augen wurden starr vor Schreck. Die Beschwörungen waren vergessen, und ihr Mund öffnete sich vor Entsetzen. Mein Gott, wenn das leichtsinnige Mädchen sich verletzt hatte. Wie sollte sie Sean jemals wieder unter die Augen treten? Nach einer Begegnung mit ihrem Schwager Sean hatte Lady Bridget zwar kein besonderes Verlangen, aber darum ging es im Augenblick nicht. Ohne an die öligen Finger zu denken, ließ sie die Kelle fallen, raffte ihr gestärktes weißes Musselinkleid und eilte, gefolgt von den Dienstboten, aus der Küche. Alle möglichen Befürchtungen schossen ihr durch den Kopf: Wenn Olivia sich den Hals gebrochen ..., das Rückgrat verletzt hatte oder sogar das Gesicht verunstaltet war ...? Zitternd vor Angst eilte Lady Bridget um den zweistöckigen Bungalow zum Vorgarten, ohne darauf zu achten, daß der Saum ihres Kleides durch Pfützen und feuchte Erde schleppte. Sie rechnete mit dem Schlimmsten, hastete um die letzte Ecke und blieb wie angewurzelt stehen.

Olivia hatte sich keineswegs das Rückgrat gebrochen. Sie war gerade dabei, aus dem Graben hinter der Casuarinahecke zu klettern, die den Rasen von der Auffahrt trennte. In diesem Graben sammelte sich das Regenwasser, das zu einer dicken, braunen Soße geworden war, die an Olivia klebte. Auf der anderen Seite der Hecke stand Jasmine, die weiße Stute. Der Sattel hing schief, und die Zügel waren wie Luftschlangen um ihren Hals geschlungen. Sie wieherte leise und entschuldigend. Olivias neuer Reithut (aus London und erst in der letzten Woche für eineinhalb Rupien bei Whiteaway Laidlaw gekauft) trieb im schlammigen Wasser langsam davon; es lohnte sich nicht, ihn zu retten. Aber noch schlimmer war, daß der Sohn des Stallburschen, dieser freche Kerl, Olivias Hand hielt und versuchte, ihr beim Herausklettern zu helfen. Die beiden schienen die Sache auch noch lustig zu finden!

Lady Bridgets Erleichterung verwandelte sich sehr schnell in Ärger, und ihre Lippen wurden schmal. Trotzdem blieb sie stumm stehen. Es war unvorstellbar, einen Familienangehörigen vor den Dienstboten auszuschimpfen, ganz gleich, wie groß das Vergehen und wie schwerwiegend der Grund auch sein mochte. Sie verscheuchte den unverschämten Bengel, indem sie in die Hände klatschte, und näherte sich grimmig dem Ort des Mißgeschicks. »Bist du verletzt, Olivia?«

Olivia kletterte über den Rand des Grabens und blieb auf dem aufgeweichten Rasen sitzen. »Ich nicht, nur mein Stolz, Tante Bridget.« Sie lächelte kläglich unter dem Schlamm, der auf ihrem Gesicht zu trocknen begann. »Mist! Ich war so verdammt sicher, daß ich es noch mal schaffen würde!«

Lady Bridget wurde bei diesen Kraftausdrücken bleich, beschloß jedoch, Olivias ungehöriges Fluchen zu überhören. Gerechterweise mußte man sagen, die fürchterliche Redeweise des Mädchens hatte sich beträchtlich gebessert. Und in acht Wochen konnte man kaum Wunder erwarten, wie es bei einem anständig erzogenen englischen Mädchen vielleicht möglich gewesen wäre. »Kannst du laufen?«

»Ich glaube schon. Vermutlich sind nur die Knie aufgeschürft. Ich habe schon Schlimmeres erlebt, das kannst du mir glauben.« Olivia stand unsicher auf und hob den nassen Rock hoch, um die Stelle zu begutachten, wo sie sich möglicherweise verletzt hatte. »Bucktooth sagt immer, es kommt nur darauf an, richtig zu fallen. Ich nehme an, als Rodeoreiter sollte er es wissen.« Sie lachte, warf ihrer Tante ein bezauberndes Lächeln zu und begann, den Rock auszuwringen.

Lady Bridget fand den Ausspruch dieses Bucktooth weder amüsant noch beeindruckend. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie erkundigte sich bewußt nicht danach, was Bucktooth außer Rodeoreiter - was immer das sein mochte - noch war. Der erschreckende Anblick von Olivias nackten Beinen nahm ihre Aufmerksamkeit voll und ganz gefangen. Sie vermied es bewußt, auf die Beine zu blicken, doch sie sah, daß ihre Dienstboten diese Zurückhaltung keineswegs teilten. Sie hatten noch nie die Beine einer weißen Mem gesehen - waren nicht einmal sicher, ob sie welche hatte - und betrachteten Olivias deshalb mit unverhüllter Neugier. Den Sohn des Stallburschen überraschte die plötzliche Enthüllung so sehr, daß er beinahe rückwärts in den Graben gefallen wäre.

Lady Bridget handelte schnell. »Olivia, geh sofort nach oben und laß dir von Estelles Aja ein heißes Bad bereiten. Ich komme nach, sobald ...« Sie drehte sich um und sah zu ihrem Schrecken, daß Babulal sich nicht mehr unter den Zuschauern befand, »... sobald ich mit den Vorräten fertig bin.« Dann stellte sie sich mit finsterer Miene zwischen Olivia, die unbedeckten Knie und die neugierige Gruppe.

»Mama, was ist denn geschehen ...?« Estelle lief mit ihrem jungen King-Charles-Spaniel, der aufgeregt bellte, erschrocken die Stufen des Säulenportals herunter. Bei Olivias Anblick verstummte sie, starrte ihre Cousine ungläubig an und lachte dann laut. »Olivia, ich habe es dir ja gesagt. Ich habe dir gesagt, das erste Mal war es reines Glück. Ich habe dir gesagt, Jasmine würde die Hecke kein zweites Mal nehmen! Das sollte dir eine Lehre sein. Du bist aber auch leichtsinnig! Ach du meine Güte - du siehst vielleicht aus!« Sie bog sich vor Lachen.

»Es reicht, Estelle!« fuhr ihre Mutter sie an. »Ich kann an diesem bedauerlichen Schauspiel nichts Lustiges finden. Hilf deiner Cousine die Treppe hinauf und kümmere dich um ihr Bad, ja? Nimm die Jodtinktur, Verbandszeug und Watte aus dem Schrank und laß aus der Teeküche kochendes Wasser bringen. Ich bin in ein paar Minuten oben.« Sie klatschte in die Hände und erteilte den Dienstboten energisch Befehle. »Los, los, alle...

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Rebecca Ryman ist das Pseudonym einer Autorin, die in Indien geboren wurde und dort große Teile ihres Lebens verbrachte. Sie starb 2003 in Kalkutta. Ihre Romane »Wer Liebe verspricht«, »Wer Dornen sät« und »Shalimar«, im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen, machten Rebecca Ryman in Deutschland und international zur Bestsellerautorin.