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Inselhochzeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am30.05.20151. Auflage
«Die Liebe ist wie das Wattenmeer der Nordsee: Erst wenn die Strömungen des Alltags sie bedecken, wird deutlich, wo die eigentlichen Gefahrenstellen lauern.» Jannike hat es gewagt: Auf der kleinen Nordseeinsel konnte sie das heruntergekommene Leuchtturmwärterhaus in ein charmantes Hotel verwandeln. Genauer: in ein romantisches Hochzeitshotel! Ob Heiratsantrag beim Dünenpicknick oder Hochzeit im Watt - Jannike macht alles möglich. Doch ihr eigenes Liebesleben liegt brach. Erst, als der ehemalige Postbote Mattheusz auf die Insel zurückkehrt, schöpft sie neue Hoffnung. Läuten am Ende die Hochzeitsglocken der kleinen Inselkirche auch für Jannike?

Sandra Lüpkes wurde 1971 in Göttingen geboren und lebte viele Jahre auf der Nordseeinsel Juist. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Erzählungen und Drehbücher. Heute wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Kehrer in Berlin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

Klappentext«Die Liebe ist wie das Wattenmeer der Nordsee: Erst wenn die Strömungen des Alltags sie bedecken, wird deutlich, wo die eigentlichen Gefahrenstellen lauern.» Jannike hat es gewagt: Auf der kleinen Nordseeinsel konnte sie das heruntergekommene Leuchtturmwärterhaus in ein charmantes Hotel verwandeln. Genauer: in ein romantisches Hochzeitshotel! Ob Heiratsantrag beim Dünenpicknick oder Hochzeit im Watt - Jannike macht alles möglich. Doch ihr eigenes Liebesleben liegt brach. Erst, als der ehemalige Postbote Mattheusz auf die Insel zurückkehrt, schöpft sie neue Hoffnung. Läuten am Ende die Hochzeitsglocken der kleinen Inselkirche auch für Jannike?

Sandra Lüpkes wurde 1971 in Göttingen geboren und lebte viele Jahre auf der Nordseeinsel Juist. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Erzählungen und Drehbücher. Heute wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Kehrer in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644546417
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum30.05.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4120 Kbytes
Artikel-Nr.1548011
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Vierundzwanzig Gäste waren anwesend. Männer und Frauen in festlichen Kleidern saßen eng beieinander auf Holzstühlen, die rund um das große Leuchtfeuer aufgestellt worden waren. Draußen kreisten neugierige Möwen um die Spitze des Leuchtturms. Während Theelke mit ihrer wunderbar klaren Mädchenstimme ein altes plattdeutsches Liebeslied sang, wurden - wenn Jannike richtig zählte - achtzehn Taschentücher gezückt. Das ergab eine Heulquote von 75 Prozent und war somit neuer Rekord!

Na gut, heute waren die Bedingungen natürlich auch optimal: Bis elf hatte der Himmel über der Insel wie ein zerwühltes Federbett ausgesehen. Dicke, schwere Wolken, die wie ausgeleiert über der Nordsee durchhingen, hatten die Gesellschaft bangen lassen, ob der Tag vielleicht komplett ins Wasser fallen würde. Doch dann - pünktlich mit dem Einsetzen der Flut - schob die grauweiße Decke Richtung Osten ab, und die Sonne ging an wie ein Megascheinwerfer, der all das, was da unten auf dem Fleckchen Erde mitten im Wattenmeer gerade passierte, perfekt in Szene setzte.

So etwas macht rührselig, wusste Jannike. Wer befürchten muss, dass es regnet, empfindet die Sonne als Geschenk. Wäre das Wetter bereits heute Morgen makellos gewesen, man hätte es für selbstverständlich gehalten. Wie im echten Leben, dachte Jannike, denn immer wenn sie ganz oben auf ihrem Leuchtturm stand, fing sie das Philosophieren an: Wer schon erlebt hat, dass Pläne gründlich in die Hose gehen können, weiß das Glück des Augenblicks viel mehr zu schätzen. Und dann kullern auch schon mal ein paar Freudentränen.

Der Bürgermeister räusperte sich. «Und nun frage ich Sie, Franziska Neemann, wollen Sie den hier anwesenden Sönke Schonebeck ...»

Jannike kannte die Leute gar nicht, sie wusste nicht, ob Franziska und Sönke sich vielleicht schon seit dem Sandkasten liebten, sich auf der Arbeit kennengelernt oder eine Internet-Partnerbörse in Anspruch genommen hatten. Trotzdem ging ihr dieser Moment ans Herz. Hochzeiten waren eben etwas ganz Besonderes: gleichzeitig Happy End und der Start in eine ungewisse Zukunft als Ehepaar.

Die Schonebecks kamen aus dem Münsterland und hatten im Februar angefragt, ob sie im Wonnemonat Mai das gesamte Hotel für ein verlängertes Wochenende buchen könnten, um ihre Hochzeit zu feiern, mit allem Drum und Dran. Das bedeutete: vier Übernachtungen mit Frühstück für knapp zwanzig Personen, was schon mal nicht schlecht war, denn bislang hatte es für die Tage um Himmelfahrt nur ein paar vage Anfragen gegeben. Dann wünschten die Gäste noch Musik während der Trauung und einen Champagnerempfang danach, beides sollte oben im Leuchtturm stattfinden, Blumenschmuck inklusive, sowie eine Kutschfahrt zum Strand und anschließend eine Gartenparty auf der Hotelterrasse. Das Ganze im Friesenstil, also mit Shantychor und landestypischen Gerichten. Ob das möglich sei, ob man das in der kurzen Zeit organisiert bekomme?

Danni und Jannike hatten nicht lange gezögert. Gerade waren mit der Post die ersten Zahlen ihres Steuerberaters gekommen und machten deutlich: Sie mussten etwas tun. Der Hotelbetrieb allein würde nicht reichen, um über die Runden zu kommen. Also warum nicht zusätzlich ein bisschen was anbieten, das über Frühstück und täglichen Zimmerservice hinausging? Zweitausend Euro würde der Spaß kosten, zuzüglich Zimmermiete, Speisen, Getränke und sonstiger Extras, ließen sie die Schonebecks per Kostenvoranschlag wissen, und die willigten gleich ein. Na also. Danni war ohnehin sofort Feuer und Flamme gewesen, Partys auszustatten hatte ihm schon in ihrer gemeinsamen Zeit in Köln viel Spaß gemacht. Und heute war es also so weit, die Gäste waren angereist, das Paar war furchtbar aufgeregt, Jannike und Danni waren beinahe genauso nervös. Hoffentlich klappte alles.

«Ja», hauchte eine zittrige Stimme. Die Braut trug ein Kleid, das fast zu ausladend für den schmalen, 172 Stufen langen Aufstieg zur Leuchtturmspitze gewesen war. Jannike hatte eine Picknickdecke aus dem Wäscheraum holen und über den Rock breiten müssen, sonst hätten Satin und Pailletten an den rauen Steinwänden gescheuert. Was man alles bedenken musste, wenn man den großen Tag im Leben anderer Menschen plante!

Siebelt Freese, der Inselbürgermeister, war da zum Glück weniger problematisch. Er trug Fischerhemd und dunkelblaue Jeans. Darauf standen die meisten Brautleute, und wenn der Standesbeamte dann auch noch einen Vollbart hatte und mit sonorer Bassstimme sowie in friesischem Slang sprach - perfekt.

«Und wollen Sie, Sönke Schonebeck, die hier anwesende Franziska Neemann ...»

Trauungen auf dem Leuchtturm wurden schon länger von der Tourismuszentrale angeboten. Seit Jannike im letzten Jahr die Verwaltung des fünfzig Meter hohen Seezeichens übernommen hatte, war dies die dritte Hochzeit. Die beiden Feiern davor waren jedoch vergleichsweise bescheiden ausgefallen. Nur Trauung, Sektempfang und einmal ein mit Luftballons geschmücktes Tandem, auf dem das Paar ins Dorf zurückradeln konnte. Kein Vergleich zum Schonebeckschen Rundum-sorglos- und Romantikgarantiepaket.

«Ja!», antwortete der frischgebackene Ehemann.

«Dann erkläre ich Sie hiermit zu Mann und Frau.»

Die Hochzeitsgesellschaft klatschte, und zwar nicht nur die Gäste, die zum VIP-Kreis gehörten und ganz oben einen Stuhl ergattert hatten, nein, auch die Freunde und Verwandten, die auf der Wendeltreppe sowie am Fuße des Leuchtturms standen und das Eheversprechen via Lautsprecherboxen mitbekommen hatten. Die Schonebecks ließen es krachen. 80 Leute waren auf die Insel gereist, um Franziska und Sönke unter die Haube zu bringen. Wer nicht im kleinen Hotel am Leuchtturm hatte untergebracht werden können, wohnte nebenan bei Jannikes Freundin Mira Wittkamp in der Pension am Dünenpfad oder in einem der anderen Gästehäuser. Auch das hatten Jannike und Danni organisiert. Eigentlich hätte man für den Aufwand auch mehr als zweitausend Euro nehmen können.

Danni schmiss sein in die Ecke beim Stromkasten gequetschtes E-Piano an, stellte auf Orgelklang und spielte den Hochzeitsmarsch. Schon ein bisschen schmalzig, aber so war es ausdrücklich gewünscht. Da - das neunzehnte Taschentuch! Diesmal heulte der Brautvater, passgenau in dem Moment, als die Ringe auf die Finger geschoben wurden. Die neben ihm sitzende Frau tätschelte zärtlich seine fleischigen Hände. Irgendwie süß! Wie lange die beiden wohl schon ihre Trauringe trugen?

Siebelt Freese stand auf, sagte noch ein paar Worte zum Abschluss, riss wieder den bewährten Witz über den Ostfriesen, der seine Braut am Hochzeitstag über die Schwelle ins Schlafzimmer trägt, obwohl den inzwischen wirklich jeder kannte, dann sang Theelke die letzte Strophe des friesischen Liebesliedes, und die Zeremonie war vorbei.

Wie verabredet öffnete Jannike die Tür nach draußen. Das Rauschen der Wellen wehte herein, ebenso die heiseren Schreie der Möwen, die nun noch aufgeregter flatterten, weil da oben auf dem Plateau des Leuchtturms so viel los war. Der Inselfotograf schlüpfte als Erster auf den schmalen Balkon und brachte sich in Position, gefolgt von Jannike, die sich sofort zum Tisch mit den bereitgestellten Gläsern begab. Dann traten die Frischvermählten heraus, der Wind griff leicht unter den Schleier, hob ihn an und wehte dem Bräutigam den weißen Tüll ins Gesicht. Beide lachten, der Fotograf hielt drauf, das würde wunderschöne Bilder geben.

«Herzlichen Glückwunsch!», sagte Jannike, ließ den...

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