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Das Geistermädchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am31.07.20151. Auflage
Es hätte der schönste Tag in Carolines Leben werden sollen: Hochzeit auf den Shetlands. Mittsommernacht, die Küste in silbernes Licht getaucht. Die Stimmung ist ausgelassen - bis einer der Gäste tot aufgefunden wird. Detective Jimmy Perez und seine Kollegin Willow Reeves verfolgen eine mysteriöse Spur: Die tote Eleonor hatte angeblich «Peerie Lizzie» gesehen, den Geist eines kleinen Mädchens, das hier gut hundert Jahre zuvor ums Leben gekommen war. Alles nur Spuk? Oder ein Geheimnis, so schrecklich, dass jemand es um jeden Preis zu schützen versucht? Band sechs der erfolgreichen und preisgekrönten Shetland-Serie

 Ann Cleeves lebt mit ihrer Familie in West Yorkshire und ist Mitglied des «Murder Squad», eines illustren Krimi-Zirkels. Für ihren Kriminalroman «Die Nacht der Raben» erhielt sie den «Duncan Lawrie Dagger Award», die weltweit wichtigste Auszeichnung der Kriminalliteratur. 2017 wurde sie für ihr exzellentes Lebenswerk mit dem «Diamond Dagger» ausgezeichnet. Sowohl die «Vera Stanhope»-Reihe, als auch Cleeves zweite Serie um das Shetland-Quartett, sind verfilmt worden.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEs hätte der schönste Tag in Carolines Leben werden sollen: Hochzeit auf den Shetlands. Mittsommernacht, die Küste in silbernes Licht getaucht. Die Stimmung ist ausgelassen - bis einer der Gäste tot aufgefunden wird. Detective Jimmy Perez und seine Kollegin Willow Reeves verfolgen eine mysteriöse Spur: Die tote Eleonor hatte angeblich «Peerie Lizzie» gesehen, den Geist eines kleinen Mädchens, das hier gut hundert Jahre zuvor ums Leben gekommen war. Alles nur Spuk? Oder ein Geheimnis, so schrecklich, dass jemand es um jeden Preis zu schützen versucht? Band sechs der erfolgreichen und preisgekrönten Shetland-Serie

 Ann Cleeves lebt mit ihrer Familie in West Yorkshire und ist Mitglied des «Murder Squad», eines illustren Krimi-Zirkels. Für ihren Kriminalroman «Die Nacht der Raben» erhielt sie den «Duncan Lawrie Dagger Award», die weltweit wichtigste Auszeichnung der Kriminalliteratur. 2017 wurde sie für ihr exzellentes Lebenswerk mit dem «Diamond Dagger» ausgezeichnet. Sowohl die «Vera Stanhope»-Reihe, als auch Cleeves zweite Serie um das Shetland-Quartett, sind verfilmt worden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644548619
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum31.07.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1064 Kbytes
Artikel-Nr.1548064
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Drei

In Ravenswick brachte Jimmy Perez Cassie den Hügel hinunter zu einer ihrer Freundinnen. An manchen Tagen ließ er sie nun schon allein zu ihren Freunden oder auch in die Schule gehen, doch dann sah er ihr immer nach, bis sie im Schulhaus verschwunden war, mit seinen Blicken verfolgte er die kleine Gestalt mit der roten Mütze, die seine Mutter in einem Muster von Fair Isle gestrickt hatte und die Cassie bei jedem Wetter trug. Dass er sich stets so sehr um Cassie sorgte, lag ebenso daran, dass er sich schuldig fühlte, wie daran, dass sie nicht seine leibliche Tochter war. Er hatte die Verantwortung für sie übertragen bekommen, und diese Aufgabe war ihm Ehre und Last zugleich.

Heute hatte er erst später Dienst, weshalb er langsam zu der umgebauten Kapelle zurückging, die einst Fran gehört hatte, wobei er wieder dachte, dass er endlich eine Lösung für sein Haus in Lerwick finden müsse. Er war sich nicht sicher, ob er es über sich bringen könnte, es zu verkaufen, und außerdem glaubte er, dass es eine gewisse Sicherheit für Cassie darstellen würde, falls ihm etwas zustieße. Ihr leiblicher Vater hatte zwar anscheinend Geld, aber Perez hielt ihn für einen Nichtsnutz. Vielleicht konnte das Haus in Lerwick ja Cassies Studium finanzieren oder als Anzahlung für ihr erstes eigenes Heim dienen. Immobilien in der Stadt brachten mehr ein als solche auf dem Land. Dennoch erschien es ihm sträflich, das Haus leer stehen zu lassen, wo Wohnraum doch so knapp war, und außerdem wurde es schnell feucht, wenn niemand darin wohnte. Er beschloss, in der nächsten Woche einmal beim Maklerbüro vorbeizuschauen, das in der Nähe des Reviers lag, um die Leute dort damit zu beauftragen, das Haus zu vermieten. Als Fran letztes Jahr ums Leben gekommen war, hatte er sich außerstande gesehen, solche kleinen Aufgaben zu bewältigen, und er verspürte einen leisen Stolz, dass er jetzt ernsthaft ins Auge fasste, die Sache anzugehen.

Als er die Haustür aufmachte, klingelte sein Handy. Sein Kollege Sandy Wilson war dran. Perez hatte erst seit kurzem begonnen, in Sandy einen Kollegen zu sehen. Davor war Wilson für ihn einfach ein junger Kerl gewesen, den man anleiten und beschützen musste.

«Auf Unst wird eine Frau vermisst.» Aber auch jetzt noch war Sandy offenbar nicht in der Lage, Einzelheiten zu liefern, wenn man ihn nicht explizit dazu aufforderte.

«Was für eine Frau?» Noch vor ein paar Monaten hätte Perez das aufgeregt, und er hätte Sandy seine Gereiztheit deutlich spüren lassen. Er konnte immer noch launisch sein. Spät nachts, wenn er nicht schlafen konnte, weil Kummer und Schuld ihn beinahe auffraßen, hasste er die ganze Welt, doch wenn er dann das Frühstück für Cassie machte, musste er wieder klar und vernünftig denken. Und wie alles andere fiel einem auch das klare Denken umso leichter, je häufiger man es trainierte.

«Eine Touristin. Heißt Eleanor Longstaff. Sechsunddreißig Jahre alt und aus Battersea.» Kurze Pause. «Das ist in London. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann und noch einem anderen Paar ein Feriencottage in Meoness gemietet. Die vier waren auf dem Hamefarin´ von Lowrie Malcolmson und sind dann gegen Mitternacht zurück zum Cottage, wo sie weitergetrunken haben. Als die anderen schlafen gegangen sind, saß Eleanor noch draußen, und als sie dann heute Morgen aufwachten, war sie verschwunden. Hat sich einfach in Luft aufgelöst.»

Perez überlegte. «Und ihr Mann hat nicht bemerkt, dass sie nicht ins Bett gekommen ist?»

«Das habe ich ihn natürlich schon gefragt.» Sandy konnte empfindlich sein; immer glaubte er, dass man ihn kritisierte. «Anscheinend hat er einen tiefen Schlaf. Und, wie ich schon sagte, sie hatten alle nicht wenig gebechert.»

«Könnte sie nicht auch in einem anderen Zimmer geschlafen haben? Auf dem Sofa? Und heute Morgen einfach spazieren gegangen sein?» In dem Fall gäbe es keinen Grund zur Panik. Selbst wenn sie Eleanor auf Unst nicht finden würden, hatten mittlerweile doch die Fähren den Tagesbetrieb aufgenommen. Vielleicht hatte sie bloß für sich allein sein wollen, oder die Einsamkeit auf Unst hatte ihr nicht behagt und sie war wieder zurück in die Stadt geflüchtet. Vielleicht hatte sie sich mit ihrem Mann gestritten. Wenn sie aber mitten in der Nacht verschwunden war, hätte sie keine Möglichkeit gehabt, von der nördlichsten Insel des Vereinigten Königreichs wegzukommen. Und eine Frau, die Alkohol getrunken hatte, konnte ohne weiteres frühmorgens von den Wanderwegen abkommen und sich auf den Klippen verirren. Das seltsame Licht in den sommerlichen Dämmerstunden auf den Shetlands konnte zu Sinnestäuschungen führen.

«Das weiß ich nicht», sagte Sandy. «Ich habe mit Ian gesprochen, ihrem Mann. Er meinte, dass sie in letzter Zeit anders war als sonst. Sie hatte Depressionen. Irgendwas mit einer Fehlgeburt.»

«Er denkt, dass sie Selbstmord begangen haben könnte?»

«Das hat er nicht direkt gesagt, aber ich glaube, dass er so was vermutet. Er klang ziemlich durcheinander. Er wollte, dass wir sofort nach Unst kommen.» Sandy schwieg kurz. «Ich sagte ihm, dass wir so bald wie möglich kommen würden. Das ist eigentlich Mary Lomax´ Revier da oben, aber die ist gerade unterwegs, weshalb ich die Küstenwache gebeten habe, eine Suchaktion zu starten. War das okay?»

«Absolut.» Perez fand, dass es ein schöner Tag für einen Ausflug zu den nördlichen Inseln war, das Wetter war klar und ruhig. «Buche uns einen Platz auf der Fähre, und ich hole dich in Lerwick ab.»

***

Als sie in Toft ankamen, lag die Fähre schon bereit, und ihr Wagen, der zweite in der Spur für Reservierungen, wurde beinahe sofort an Bord gewinkt. Auf dem Passagierdeck tranken sie einen grauenvollen Kaffee aus dem Automaten, und Perez beobachtete die Eissturmvögel, die in geringer Höhe übers Wasser flogen. Es fühlte sich an, als würden sie einen Tag blaumachen. Die Arbeit schwänzen. Er blickte auf sein Handy und bat Sandy, auch auf seinem einmal nachzuschauen, ob er Netz hatte. Der Empfang hier draußen auf dem Meer kam und ging, sodass sie es vielleicht gar nicht erfahren würden, falls die Frau wieder aufgetaucht war. Er hoffte, dass man sie schon wieder gefunden hätte, wenn sie in Meoness ankamen. Er versuchte, sich vorzustellen, was sie wohl für eine Frau sein mochte, und fragte sich, ob sie ihn und Sandy auf einen Kaffee oder zum Mittagessen einladen würde, um sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Sicher wäre sie peinlich berührt, solch einen Aufruhr verursacht zu haben. Und ein bisschen böse auf ihren Mann, weil er überreagiert hatte. Dann würden er und Sandy kehrtmachen und zurück nach Lerwick fahren und hätten nur einen halben Tag vergeudet. Doch auch als sie auf Yell anlegten und ihre Handys wieder Empfang hatten, gab es noch keine Neuigkeiten. Perez überquerte die Insel mit hoher Geschwindigkeit Richtung Norden, er hatte das seltsame Gefühl, dass Eile geboten war. Aber als sie in Gutcher ankamen, hatte die Fähre gerade abgelegt, und sie mussten auf die nächste warten. Er konnte spüren, wie die Anspannung ihm in die Stirn und über die Schultern kroch. Fran war sechsunddreißig gewesen, als sie ums Leben gekommen war.

Als sie schließlich in Belmont auf Unst anlegten, wartete dort bereits eine Gruppe Kinder darauf, an Bord der Fähre Richtung Süden gehen zu können. Perez vermutete, dass sie unterwegs nach Lerwick waren, auf einem Ausflug so kurz vor Ende des Schuljahrs. Ein paar von ihnen hatten sich richtig feingemacht. Als sie die Fähre stürmten, die sie auf die Hauptinsel der Shetlands bringen sollte, lachten und schrien sie ausgelassen. Perez wollte schon Sandy fragen, ob er wisse, was da los sei - Sandy verschlang die Shetland Times mit der gleichen Neugier wie eine Klatschtante eine Illustrierte -, doch der Sergeant hatte inzwischen eine Karte auf seinen Knien ausgebreitet und konzentrierte sich darauf, sie dorthin zu lotsen, wo sie erwartet wurden, weshalb Perez es für besser hielt, ihn nicht zu stören.

Das Feriencottage war ein niedriges, langgezogenes Gebäude mit weißgetünchten Mauern. Es stand direkt am Strand, und hinter dem Haus erstreckte sich ein weiter Bogen aus Sand und Kieselsteinen. Früher einmal war es möglicherweise ein kleiner Bauernhof mit angrenzendem Kuhstall gewesen, doch die Renovierungen waren sorgfältig durchgeführt worden, ganz auf die Bedürfnisse von Feriengästen ausgerichtet. Zwischen dem Haus und dem Strand lag eine Veranda aus Holz, auf der ein Pärchen saß und wartete. Als Perez aus dem Auto stieg, musterte er die beiden. Die Frau war dünn und blass. Ihr Gesicht war auf interessante Weise kantig, Fran hätte es sicher zeichnen wollen. Das lange Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden. Sie trug Jeans und einen Wollpulli und kam auf sie zu, um sie zu begrüßen. «Gibt es schon etwas Neues? Ian ist mit dem Auto losgefahren, um Eleanor zu suchen, aber das ist Ewigkeiten her, und seitdem haben wir nichts mehr gehört.» Sie hatte schrägstehende graue Augen, wie eine Katze, und sprach mit einem ganz leichten Akzent, der darauf schließen ließ, dass sie an der Grenze zu Schottland aufgewachsen war.

Perez stellte sich vor.

«Polly Gilmour. Und das ist mein Freund, Marcus Wentworth.»

«Und Sie sind also mit Mr. und Mrs. Longstaff hier?»

«Ja, wir sind zu der Hochzeitsfeier von Lowrie und Caroline gekommen. Wir vier dachten, wir könnten einen kleinen Urlaub daraus machen, uns eine Auszeit nehmen.» Sie sah ihm unverwandt in die Augen.

«Brauchte Mrs. Longstaff denn eine Auszeit?» Perez trat nun auf die Veranda und setzte sich in einen Holzstuhl auf der anderen Seite des Tischs, gegenüber von...
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Autor

Ann Cleeves lebt mit ihrer Familie in West Yorkshire und ist Mitglied des «Murder Squad», eines illustren Krimi-Zirkels. Für ihren Kriminalroman «Die Nacht der Raben» erhielt sie den «Duncan Lawrie Dagger Award», die weltweit wichtigste Auszeichnung der Kriminalliteratur. 2017 wurde sie für ihr exzellentes Lebenswerk mit dem «Diamond Dagger» ausgezeichnet. Sowohl die «Vera Stanhope»-Reihe, als auch Cleeves zweite Serie um das Shetland-Quartett, sind verfilmt worden.Stefanie Kremer, geb. 1966 in Düsseldorf, arbeitet freiberuflich als Übersetzerin für Sachbücher und Belletristik aus dem Englischen und Französischen. Sie lebt südlich von München.