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Wiederkehr

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am11.05.20151. Auflage
Auf einer Begräbnisfeier in Katja Kleins »Einkehr« will ein Fremder unbedingt mit der Hinterbliebenen Petronella Schröder sprechen. Sofort, denn schon morgen könnte es zu spät sein. Nach der Unterredung ist Petronella verstört und eine Stunde später wird der Unbekannte in ihrem Gartenhaus tot aufgefunden. Er wurde vergiftet. Vieles spricht dafür, dass Petronella den unliebsamen Besucher auf dem Gewissen hat - mehr jedoch dafür, dass der Verstorbene noch aus dem Grab heraus die Strippen zieht ...

Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie »Die Königsmacherin«, »Die Beutefrau« und »Die Welfenkaiserin«, die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAuf einer Begräbnisfeier in Katja Kleins »Einkehr« will ein Fremder unbedingt mit der Hinterbliebenen Petronella Schröder sprechen. Sofort, denn schon morgen könnte es zu spät sein. Nach der Unterredung ist Petronella verstört und eine Stunde später wird der Unbekannte in ihrem Gartenhaus tot aufgefunden. Er wurde vergiftet. Vieles spricht dafür, dass Petronella den unliebsamen Besucher auf dem Gewissen hat - mehr jedoch dafür, dass der Verstorbene noch aus dem Grab heraus die Strippen zieht ...

Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie »Die Königsmacherin«, »Die Beutefrau« und »Die Welfenkaiserin«, die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492969680
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum11.05.2015
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2329 Kbytes
Artikel-Nr.1550116
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Weil es als Zweites keinesfalls tierisch zugehen darf, steht eine vegane Lauchquiche auf dem Speiseplan

Zutaten: Weizenmehl, Hafersahne, Olivenöl, Lauchringe, Kartoffelscheiben, Zwiebeln, Rosinen, Salz und Chiliflocken. Die Aufgabe des Eis übernehmen 1 EL Sojamehl und 2 EL Wasser, statt des Käses gemahlene Cashewnüsse mit Hefeflocken und Kräutern.

Mit beiden Händen winkt uns Marcel fort.

»Geht ins Haus! Tout de suite. Wartet dort auf mich. Ich muss den Tatort sichern.«

Wir bleiben wie angewurzelt stehen.

»Tatort?«, flüstert Petronella entgeistert.

Ich bin genauso verblüfft. Hier sieht doch nichts nach einem Verbrechen aus! Kein Blut, kein eingeschlagener Schädel, keine Waffe, keine Spur von einem Kampf oder überhaupt nur von der Anwesenheit eines anderen Menschen. Den Mann auf dem Boden scheint der Schlag getroffen oder ein Herzinfarkt gefällt zu haben. Oder eine allergische Reaktion auf Jakobs Putzmittel, deren penetranter Geruch immer noch in der Luft hängt. Er könnte sich zum Beispiel zu Tode erschreckt haben - vor einem grauenerregenden Passus in Jakobs Papieren, vor dem Schlagen unserer Autotüren, vor der in diesen Breiten ungewöhnlichen und unter diesem Blechdach ganz besonders heftigen Hitze oder vor allem zusammen. Für ein natürliches Ableben in Petronellas Gartenhaus könnte ich jede Menge guter Gründe anführen.

Der belgische Polizeiinspektor aber geht offensichtlich von Fremdverschulden aus. Das ist weder eine Déformation professionnelle noch eine einfache Sicherheitsmaßnahme. Dafür kenne ich Marcel zu gut. Tonfall und Gestus verraten mir, dass er den Toten für das Opfer eines Mordanschlags hält.

Wie so oft versuche ich, mich in den Kopf des königlichen Ordnungshüters hineinzuversetzen, und kombiniere: Hier liegt der Mann, der Petronella vor etwas über einer Stunde in meinem Restaurant sichtlich bestürzt hat. Ganz bestimmt nicht mit einer »Nachricht von Jakob«, wie er behauptet hat. Einen solch schmierigen Boten hätte der alte Herr seiner Angebeteten niemals zugemutet, sondern viel eher dafür gesorgt, ihr auch über seinen Tod hinaus alle vorstellbaren Unannehmlichkeiten zu ersparen.

Bliebe noch das Undenkbare: Der Mann hat Petronella etwas Schlimmes über Jakob erzählt und sie womöglich mit einem sehr unerquicklichen Erbe belastet. Dass sich der penible alte Herr irgendetwas hat zuschulden kommen lassen, ist schwer vorstellbar, aber bei einem so langen Leben in großenteils sehr schweren Zeiten natürlich nicht ausgeschlossen.

Vielleicht aber erlaubt sich Marcel noch einen anderen unbehaglichen Gedanken: Könnte der Fremde ein böser alter Bekannter von Petronella selbst gewesen sein? Hat sie mit seinem Auftauchen gerechnet, damit, dass er sie nach dem Ableben ihres Beschützers bedrohen würde? Auf dem Begräbniskaffee in meinem Restaurant? Hat sie sich darauf vorbereitet? Den Mann vielleicht sogar in das Gartenhaus geschickt? Ahnend, dass er bei seiner Herumschnüffelei der alkoholischen Versuchung nicht widerstehen würde? Wenn in der Schnapsflasche tatsächlich ein schnell wirkendes Gift nachgewiesen werden sollte, wäre der Tatbestand der Heimtücke erfüllt und Petronellas Alibi wenig wert. Dann würde die arme alte Dame am Tag der Trauerfeier für ihren Lebensgefährten einer hochnotpeinlichen Vernehmung in einem ungemütlichen Verhörraum der belgischen Polizei in St. Vith ausgesetzt werden. Das allerdings ist ein sehr unerquicklicher Gedanke.

Ich nehme die stämmige kleine Frau am Arm, führe sie außer Hörweite von Marcel und deute auf ihre Festtagspumps.

»Könnt Ihr in den Schuhen ein Stück laufen?«

»Wohin?«, fragt sie verwirrt. »Er hat doch gesagt, wir sollen ins Haus gehen.«

»Er hat nicht gesagt, in welches«, erwidere ich.

»Nicht in meins?«

Ich schüttele den Kopf.

»In deins, Katja?«

»Nein, das ist ja auch in Belgien. Aber die Einkehr steht in Deutschland. Da sind wir sicher.«

»Sicher?« Die stämmige kleine Frau beginnt zu zittern und stottert: »Du meinst, wir könnten hier auch umgebracht werden?«

Nein, das meine ich ganz bestimmt nicht. Ich mühe mich um eine gewisse Leichtigkeit.

»Wer sollte uns schon ermorden wollen?«

»Aber vor wem sind wir in deinem Restaurant dann sicher?«

»Vor der belgischen Polizei.«

»Vor Marcel? Du machst Witze.«

Schön wär s, aber danach ist mir wirklich nicht.

»Ach, Frau Schröder, Ihr wisst doch, dass er manchmal etwas übereifrig ist â¦«

»Seit wann? Ich finde, er lässt sich immer sehr viel Zeit. Vor allem mit dir. Wann soll das denn endlich mal was werden mit euch? Wollt ihr auch so lange wie Jakob und ich warten, bis ihr euch mal richtig füreinander entscheidet? Zusammen alt sein ist was anderes, als zusammen alt werden. Viel Zeit habt ihr dafür nicht mehr, Katja, und glaub mir, das Leben ist zu kurz, für es sich durch falschen Stolz zu verderben. Oder durch sich gegenseitig was vormachen. Warum willst du jetzt schon wieder vor ihm weglaufen?«

»Zu Eurem Schutz, Frau Schröder. Eine Leiche in Eurem Gartenhaus â¦«

»Jakobs Büro.«

»Jakobs Büro. Wollt Ihr wirklich eine Menge hochnotpeinlicher Fragen beantworten?« Weil sie immer noch nicht begriffen hat, lasse ich einen Versuchsballon steigen. »Marcel hat sehr wohl gemerkt, dass Ihr diesen Mann kennt.«

Ihr Mund wird zu einem Strich. In ihre sonst so freundlichen kleinen Augen ist ein feindseliger Ausdruck getreten. Sie schüttelt meinen Arm ab, marschiert hocherhobenen Hauptes ins Gartenhaus und kehrt mit Jakobs Urne unterm Arm zurück.

»Uns kann nicht einmal der Tod trennen, dich und Marcel trennt ja schon das Leben.«

Nein, denke ich wehmütig, es ist ebenfalls der Tod, wenn auch nicht unbedingt der eigene.

Schweigend wandern wir den Hügel hinauf zur Kehr. Ich halte die Klappe, weil ich hoffe, dass Petronella doch noch etwas preisgeben wird. Schließlich hat sie nicht dementiert, dass sie den Mann kennt. Wäre dann nicht mir gegenüber zumindest eine kleine Erklärung fällig? Ich habe keine Ahnung, ob Marcel dieselbe Schlussfolgerung gezogen hat wie ich: Wer so ungebührlich von einem ungehobelten Fremden herbeizitiert wird, sich dann tatsächlich zu ihm setzt und nicht mal widerspricht, wenn der Typ auf einem Vieraugengespräch besteht, der könnte durchaus etwas zu verbergen haben. Und ihre jetzige Reaktion verrät mir, dass die alte Frau diesem Mann heute wohl nicht zum ersten Mal begegnet ist.

Auf halber Strecke zur Kehr brauche ich keine Erschöpfung vorzuschützen. Der Anstieg macht mich tatsächlich platt. Meine Erschütterung, dass eine Greisin flotter zu Fuß ist als ich, verstecke ich hinter dem Vorwand, dass mich ein Steinchen drücke. Schwer atmend bleibe ich stehen und ziehe umständlich meinen rechten Schuh aus.

Petronella kann ich nichts vormachen.

»Du solltest Sport treiben, Katja.«

»Sport ist Mord.«

Das war jetzt schneller gesagt als gedacht und keine sensible Bemerkung angesichts des soeben Erlebten. Doch Petronella zuckt nicht zusammen, sondern sagt nur leise: »Der Mann sah aber nicht sehr sportlich aus.«

Dankbar nehme ich ihre Vorlage an: »Wer war er überhaupt?«

»Ein Holländer.«

»Und was hat Jakob mit ihm zu tun gehabt?«

»Gar nichts. Jakob hat gar nichts mit ihm zu tun gehabt.«

Mein Handy klingelt.

»Willst du nicht abholen?«

Ich schüttele den Kopf und werfe das imaginäre Steinchen Richtung Sonnenuntergang. Mit Marcel werde ich erst wieder Verbindung aufnehmen, wenn ich die deutsche Grenze passiert habe.

In der Ferne höre ich es grollen. Wie von deutschen und belgischen Wetterdiensten angekündigt, wird auch diesem unerträglich schwülen Tag ein Gewitter folgen. Hoffentlich nicht wieder von einem Stromausfall begleitet, der wie beim letzten Mal Stunden andauert und unsere Tiefkühlkost bedroht.

Gut, dass sich mein Restaurant in Nordrhein-Westfalen befindet. Stünde es in Belgien, würde ich jetzt über die Anschaffung eines Generators nachdenken müssen: Wegen eines Sabotageaktes am belgischen Atomkraftwerk Doel 4 drohen nämlich empfindliche Engpässe. Der Betreiber Electrabel kündigte gar an, uns im kommenden Winter zwischen siebzehn und zwanzig Uhr den Strom abzuschalten. Also genau dann, wenn in den Haushalten gekocht und in den Ställen gemolken wird. Der Meiler hat sich vor ein paar Tagen automatisch abgeschaltet, nachdem fünfundsechzigtausend Liter Schmieröl ausgelaufen waren. Dadurch sei die Turbine überhitzt und die Achse verformt worden, hieß es. Da das Öl nur manuell abgelassen werden kann, wird jetzt unter den tausendfünfhundert Mitarbeitern des Atomkraftwerks nach dem Saboteur gefahndet.

Der Blick auf den Sonnenuntergang offenbart ein weiteres böses Omen. Am Himmel über Luxemburg türmt sich ein schwarzes Monster auf - ein gewaltiger halsloser Troll mit einem mächtigen Kopf und einem massiven Rumpf, aus dem dicke schwarze Arme wachsen, die nach dem deutsch-belgischen Grenzgebiet greifen. Gudruns fixe Idee, Trolle schützten vor Nacktschnecken, könnte bald eindrucksvoll widerlegt werden. Wenn dieser über uns kommen und aus seinem mächtigen Leib Regengüsse entlassen wird, dient er eher der Schneckenvermehrung. Den schleimigen Invasoren werde ich mit dem Hackebeilchen auf Dauer nicht beikommen können. Ich muss mir etwas Radikaleres einfallen lassen. Bevor die rotbraune Heerschar...

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Martina Kempff ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin. Sie war Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, Reporterin bei Welt und Bunte, bis sie beschloss, Bücher zu schreiben. Besonders bekannt ist sie für ihre historischen Romane wie "Die Königsmacherin", "Die Beutefrau" und "Die Welfenkaiserin", die sich durch hervorragende Recherche und außergewöhnliche Heldinnen auszeichnen. Martina Kempff lebte lange in Griechenland, später in Amsterdam. Acht Jahre verbrachte sie in der Eifel, was sie zu einer einfallsreichen Krimiserie inspirierte. Heute lebt sie im Bergischen Land.