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Honigtot

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.01.20154
Wie weit geht eine Mutter, um ihre Kinder zu retten? Wie weit geht eine Tochter, um ihren Vater zu rächen? Wie kann eine tiefe, alles verzehrende Liebe die Generationen überdauern und alte Wunden heilen? Als sich die junge Felicity auf die Suche nach ihrer Mutter macht, stößt sie dabei auf ein quälendes Geheimnis ihrer Familiengeschichte. Ihre Nachforschungen führen sie zurück in das dunkelste Kapitel unserer Vergangenheit und zum dramatischen Schicksal ihrer Urgroßmutter Elisabeth und deren Tochter Deborah. Ein Netz aus Liebe, Schuld und Sühne umfing beide Frauen und warf über Generationen einen Schatten auf Felicitys eigenes Leben.

Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer »Honigtot-Saga«, der »Seelenfischer«- und »Schmetterlinge«-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr Roman »Heimat ist ein Sehnsuchtsort« ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextWie weit geht eine Mutter, um ihre Kinder zu retten? Wie weit geht eine Tochter, um ihren Vater zu rächen? Wie kann eine tiefe, alles verzehrende Liebe die Generationen überdauern und alte Wunden heilen? Als sich die junge Felicity auf die Suche nach ihrer Mutter macht, stößt sie dabei auf ein quälendes Geheimnis ihrer Familiengeschichte. Ihre Nachforschungen führen sie zurück in das dunkelste Kapitel unserer Vergangenheit und zum dramatischen Schicksal ihrer Urgroßmutter Elisabeth und deren Tochter Deborah. Ein Netz aus Liebe, Schuld und Sühne umfing beide Frauen und warf über Generationen einen Schatten auf Felicitys eigenes Leben.

Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer »Honigtot-Saga«, der »Seelenfischer«- und »Schmetterlinge«-Reihe erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern. Ihr Roman »Heimat ist ein Sehnsuchtsort« ist der Auftaktband einer zweibändigen Saga, die von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492969000
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum02.01.2015
Auflage4
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2501 Kbytes
Artikel-Nr.1552127
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3

 

Das Foto zu vervielfältigen war dann gar nicht mehr nötig.

Noch während Gino die Espressi servierte, meldete sich die Kreditkartengesellschaft bei Felicity und gab ihr den Namen des Hotels durch, in dem ihre Mutter abgestiegen war. Pater Simone und Felicity machten sich sofort auf den Weg zur genannten Adresse in die Via della Conciliazione.

Am Empfang wies sich Felicity als Tochter von Martha Benedict aus. Laut Rezeptionistin befand sich ihre Mutter auf ihrem Zimmer, denn die Schlüsselkarte, die für die elektrische Versorgung benötigt wurde, war aktiviert. Allerdings reagierte Martha nicht auf den Anruf. »Es könnte sein, dass Signora Benedict gerade duscht oder sich die Haare föhnt und das Klingeln nicht hört«, meinte die Hotelangestellte dazu.

Felicity zügelte ihre Ungeduld. »Gut, dann warten wir zehn Minuten und versuchen es noch einmal. Wenn sich meine Mutter dann immer noch nicht meldet, könnten wir dann vielleicht nachsehen? Nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist?«

»Natürlich.«

In diesem Moment öffnete sich die Aufzugstür, und eine ältere Asiatin im Reinigungskittel schob ihren Servicewagen zur Rezeption. Sie sprach mit der jungen Frau, und es entspann sich eine kurze Diskussion, aus der Felicity nur den Namen ihrer Mutter heraushörte. Fragend sah sie Pater Simone an.

»Wie es scheint, hängt das Schild Bitte nicht stören schon seit gestern Abend an der Zimmertür Ihrer Mutter.« Er wandte sich an die Dame am Empfang und sagte bestimmt: »Ich denke doch, dass wir gleich nachsehen sollten. Vielleicht ist die Dame krank und benötigt einen Arzt?«

Die Hotelangestellte nickte, rief eine Kollegin aus dem Büro, damit sie für sie übernähme, und führte sie zum Fahrstuhl.

Kurz darauf standen sie vor der Tür mit der Nummer 212 und klopften. Keine Reaktion. Felicity rief nach ihr. Nichts. »Bitte, machen Sie uns die Tür auf?« Felicity wurde ungeduldig.

Die Angestellte zögerte nun nicht mehr, sondern öffnete mit der Generalschlüsselkarte die Tür. Felicity betrat das Zimmer als Erste und starrte auf das unerwartete Chaos, das sich ihren Augen bot. Jede erdenkliche Fläche des Zimmers war mit Zeitungsartikeln und Papierschnipseln übersät. Das meiste war zerrissen und einiges auch wieder zusammengeklebt worden. Es sah aus wie ein riesiges Puzzle. Ihre Mutter kniete auf dem Bett, das ebenfalls mit Papierschnipseln bedeckt war, und blätterte in einem kleinen Notizbuch. Die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, sie wirkte völlig abwesend. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass jemand ihr Zimmer betreten hatte, und reagierte erst, als ihre Tochter sie am Arm berührte. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus.

»Mom! Ich bin es, Felicity!«

Martha starrte ihre Tochter an, als wäre sie eine Fremde. Dann seufzte sie und fuhr sich mit beiden Händen müde durchs Gesicht. Schließlich sagte sie leise: »Was machst du hier, Felicity?«

»Dich suchen. Dad und ich haben uns furchtbare Sorgen um dich gemacht. Du bist einfach so verschwunden. Was hast du dir nur dabei gedacht? Warum hast du Vater nicht wenigstens angerufen? Und was machst du hier überhaupt? Was sind das für Papiere?« Obwohl Felicity erleichtert war, ihre Mutter so schnell gefunden zu haben, schlich sich bereits ein Vorwurf in ihre Stimme.

Ihre Mutter sah sich um, als würde sie das Chaos um sich herum erst jetzt wahrnehmen. Statt Felicitys Frage zu beantworten, strich sie sich durch ihr unordentliches Haar: »Ich muss furchtbar aussehen.«

»Das ist doch jetzt nicht wichtig. Hauptsache, es geht dir gut. Es geht dir doch gut?«

»Natürlich.« Felicitys Mutter schwang sich schwerfällig vom Bett. Sie machte ein, zwei unsichere Schritte, schwankte und wäre beinahe gestürzt. Pater Simone fing sie auf und half ihr, sich wieder auf das Bett zu setzen. Felicity griff nach der Hand ihrer Mutter und fühlte den Puls. »Dein Blutdruck ist viel zu niedrig. Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen, Mom?«

»Ich weiß nicht«, kam die unsichere Antwort. »Gestern Morgen vielleicht?«

Pater Simone hatte bereits fürsorglich ein Glas mit Wasser gefüllt und reichte es Felicitys Mutter.

Die Rezeptionistin stand unschlüssig im Raum.

»Wäre es möglich, meiner Mutter eine leichte Mahlzeit aufs Zimmer zu bringen? Eine Suppe oder ein Omelett?«, wandte sich Felicity nun an sie. Die Hotelangestellte nickte und ging eilig hinaus.

Pater Simone überflog inzwischen die im Raum verteilten Zeitungsausschnitte. Auf die Schnelle konnte er nicht viel erkennen, aber sie schienen ihm zum Teil sehr alt zu sein. Der Kleidung auf einem der zusammengeklebten Bilder nach zu urteilen, stammte es eventuell aus den Zwanzigerjahren. Auf einem Sessel entdeckte er noch eine grüne Papiermappe mit einem Aktenzeichen darauf. Prozessakten? Dann fiel sein Blick auf das Notizbuch, in dem die Signora geblättert hatte, als sie den Raum betreten hatten. Es war auf den Boden gerutscht, als sie vorhin versucht hatte aufzustehen. Es lag nun auf der letzten Seite aufgeschlagen auf dem Teppich. Er hob es auf und erkannte die Schrift. Hebräisch?, wunderte er sich. Am Ende stand nur ein Wort. MET. Das hebräische Wort für tot. Was hatte das zu bedeuten?

»Können Sie das lesen?« Felicitys Mutter fixierte ihn. Plötzlich war wieder Leben in ihren Augen.

»Äh, ja. Es ist Hebräisch.«

»Können Sie Hebräisch?«

»Ja, ich habe es studiert.«

»Können Sie es für mich übersetzen, bitte?«

»Es ist ein wenig viel auf einmal.« Pater Simone blätterte das Buch rasch durch.

»Bitte, es ist sehr wichtig. Ich muss wissen, was da drinsteht.«

»Wer hat das geschrieben?«, wollte Felicity wissen, die dem Wortwechsel gefolgt war.

»Ich vermute, dass es von deiner Großmutter stammt.«

»Großmutter konnte Hebräisch?«

»Offensichtlich.«

»Hast du das gewusst?«

»Nein, sie hat es nie erwähnt. Außerdem war sie keine Italienerin, sondern Deutsche, und ist erst nach dem Krieg nach Rom gekommen. Darum bin ich hier. Sie hat mich und Vater ihr Leben lang belogen und betrogen. Sie hat ihn damit in den Tod getrieben. Ich weiß es.«

»Was?« Entsetzt sah Felicity ihre Mutter an. »Bist du verrückt geworden? Was erzählst du denn da?«

»Weil es wahr ist. Mutter ist schuld am Tod deines Großvaters.«

»Aber es hieß doch immer, Großvater hätte 1960 einen Autounfall gehabt!«

»Ja, aber nur, weil sie sich kurz vorher mit ihm gestritten und ihn dann aus dem Haus geworfen hat. Er ist in sein Auto gestiegen und gegen einen Baum gefahren. Ich glaube, er hat es mit Absicht getan.«

»Wie kannst du nur so etwas sagen, Mutter! Und woher willst du das wissen? Du warst doch damals noch ein Kind!«

»Ich war vierzehn, alt genug! Ich habe mich erst wieder richtig an die Geschehnisse am Todestag deines Großvaters erinnert, als ich die Schachtel mit dem Gedicht in Großmutters Zimmer fand. Vermutlich hatte ich das alles verdrängt. Aber in dem Moment, als ich sein Gedicht für sie gelesen habe, war plötzlich alles wieder da. Hier«, ihre Mutter kramte ein klein gefaltetes Stück Papier aus ihrer Handtasche, »lies das. Es ist auf der Rückseite datiert. Dein Großvater hat es zwei Tage vor seinem Tod geschrieben.«

»Honigtot«, murmelte Felicity, nachdem sie das Gedicht zu Ende gelesen hatte. »Es klingt melancholisch und sehr traurig.«

»Das ist es auch. Dieser Streit damals war nicht ihr erster, das ging schon seit mehreren Tagen so. Dabei hat dein Großvater nie geschrien. Er war ein sanfter Mann, und bis dahin hatte ich nie erlebt, dass er seine Stimme gegen Mutter erhoben hätte. Er hat sie angebetet und wie eine Königin behandelt, so nannte er sie auch, meine Bienenkönigin . Es ging damals immer wieder um dieselbe Sache. Sie schrie ihn an, er habe sie belogen und der Mann sei damals gar nicht gestorben und er habe sie um ihre Rache betrogen. Sie war völlig hysterisch deshalb. Vater wehrte sich, sagte immer wieder, er habe damals zuerst an das Kind denken müssen. Vor allem wollte er partout nicht, dass Mutter nach Israel flog. Ich erinnere mich noch, dass es um einen Prozess ging, bei dem sie unbedingt dabei sein und aussagen wollte. Vater hingegen hat behauptet, dass es ihr nicht um eine Aussage ginge, sondern nur darum, den Mann zu töten.«

»Welchen Mann?«

»Ich weiß es nicht. Aber ich bin hier, um es herauszufinden.«

Erschüttert sank Felicity neben ihrer Mutter aufs Bett. Ihre Großmutter hatte vorgehabt, jemanden zu töten, und ihr Großvater hatte sie daran hindern wollen? Das alles ergab für sie keinen Sinn. »Und was macht dich so sicher, dass du gerade hier in Italien Antworten auf deine Fragen bekommst?«

»Weil in Rom alles angefangen hat. Hier haben sich dein Großvater und deine Großmutter kurz nach dem Krieg kennengelernt. Nicht in Seattle, wie sie immer behauptet haben. Eine weitere Lüge.«

Felicity sah ihre Mutter ungläubig an. »Woher weißt du das? Und warum hätten sie uns deshalb anlügen sollen?«

»In der Schachtel lag auch meine italienische Geburtsurkunde! So viel Latein kann ich, dass ich verstehe, was ein Certificato di nascita ist. Entgegen Mutters Behauptung wurde ich nicht in den Staaten geboren, sondern in Rom, in einem Gefängnis! Sie muss sich den amerikanischen Taufschein in den Nachkriegswirren erschlichen haben.«

»Großmutter soll dich in einem italienischen Gefängnis geboren haben?« Es wurde immer verrückter. Hilfesuchend blickte Felicity zu Pater Simone. Der hatte die Augenbrauen hochgezogen und sah genauso ratlos aus wie...
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