Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Todesmarsch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.01.2015
Wettrennen in den Tod
Einhundert 17-jährige Amerikaner brechen jedes Jahr am 1. Mai zum Todesmarsch auf. Für neunundneunzig von ihnen gilt das wörtlich - sie werden ihn nicht überleben. Der Sieger dagegen bekommt alles, was er sich wünscht ...

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.
Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWettrennen in den Tod
Einhundert 17-jährige Amerikaner brechen jedes Jahr am 1. Mai zum Todesmarsch auf. Für neunundneunzig von ihnen gilt das wörtlich - sie werden ihn nicht überleben. Der Sieger dagegen bekommt alles, was er sich wünscht ...

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.
Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641162221
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum29.01.2015
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2670 Kbytes
Artikel-Nr.1569362
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1


»Sagen Sie das Geheimwort und gewinnen
Sie hundert Dollar.
George, wer sind unsere ersten
Kandidaten? George ...?
Bist du da, George?«

Groucho Marx
You Bet Your Life


Der alte, blaue Ford, der am frühen Morgen auf den bewachten Parkplatz fuhr, wirkte wie ein kleiner, erschöpfter Hund nach einer schweren Hetzjagd. Einer der Wächter, ein ausdrucksloser junger Mann in einer Khakiuniform mit einem Sam-Browne-Gürtel, verlangte nach dem blauen Plastikausweis. Der Junge auf dem Rücksitz reichte ihn seiner Mutter. Seine Mutter gab ihn dem Wächter. Der Wächter nahm die Plastikkarte entgegen und steckte sie in einen Computer, der in dieser ländlichen Abgeschiedenheit fremdartig und fehl am Platz wirkte. Der Computer verschluckte die Karte, und auf dem Bildschirm erschien folgende Information:

 


GARRATY RAYMOND DAVIS

RD 1 POWNAL MAINE

ANDROSCOGGIN COUNTY

ID NUMMER 49-801-89

OK-OK-OK

 


Der Wächter drückte auf einen Knopf, und die Schrift verschwand. Der leere Bildschirm glänzte wieder glatt und grün. Der Wächter winkte sie durch.

»Bekommst du den Ausweis nicht zurück?«, fragte Mrs. Garraty.

»Nein, Mama«, antwortete Garraty nachsichtig.

»Also, mir gefällt das nicht«, sagte sie und fuhr in eine Parkbucht. Seit sie um zwei Uhr morgens im Dunkeln aufgebrochen waren, hatte sie das immer wieder gesagt. Genauer gesagt, hatte sie es geseufzt.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte er, ohne auf seine Worte zu achten. Er war zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt, mit seiner Angst und seiner Erwartung. Aufmerksam sah er sich um. Noch bevor der Motor mit einem letzten asthmatischen Keuchen verstummte, stand er schon draußen - ein großer, gut gebauter Junge, der zum Schutz gegen die morgendliche Kühle des Frühlingstags eine verblichene Armeejacke trug.

Seine Mutter war ebenfalls groß, aber zu dünn. Ihre Brüste waren kaum vorhanden: angedeutete Knubbel. Ihre Augen schweiften unsicher umher und wirkten irgendwie erschrocken. Ihr Gesicht war das einer Kranken. Trotz einer komplizierten Anordnung von Spangen hatte ihr eisengraues Haar sich gelöst und stand wirr um ihren Kopf herum. Das Kleid hing ihr lose am Körper, als hätte sie vor Kurzem stark abgenommen.

»Ray«, sagte sie in dem flüsternden Verschwörerton, den er inzwischen fürchtete. »Ray, hör zu ...«

Er senkte den Kopf und tat so, als stopfte er sein Hemd in der Hose fest. Einer der Wächter aß seine C-Ration aus einer Dose und las in einem Comicheft. Garraty beobachtete ihn beim Essen und Lesen und dachte zum zehntausendsten Mal: Es ist alles real. Und jetzt begann der Gedanke endlich etwas Gewicht zu bekommen.

»Du hast immer noch Zeit, deine Meinung zu ändern.«

»Nein, dazu ist es zu spät«, sagte er. »Der letzte Absagetermin war gestern.«

In dem leisen Verschwörerton, den er hasste, fuhr sie fort: »Sie werden das verstehen, das weiß ich. Der Major würde ...«

»Der Major würde ...«, begann Garraty und sah, wie seine Mutter zusammenzuckte. »Du weißt doch, was der Major tun würde, Mama.«

Ein anderer Wagen hatte das kleine Ritual am Eingangstor hinter sich und fuhr auf den Parkplatz. Ein Junge mit dunklen Haaren stieg aus. Seine Eltern folgten ihm, und die drei berieten sich einen Augenblick lang wie eine Gruppe besorgter Baseballspieler. Wie einige der anderen Jungen hatte auch dieser einen leichten Rucksack bei sich. Garraty fragte sich, ob es nicht ein bisschen blöd von ihm gewesen sei, nicht selbst einen mitzubringen.

»Du wirst deine Meinung nicht ändern?«

Es waren ihre Schuldgefühle, die sich als Besorgnis zeigten. Obwohl er erst sechzehn war, wusste Ray Garraty einiges über Schuldgefühle. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie zu müde, zu unaufmerksam und vielleicht auch zu sehr mit ihrem eigenen Kummer beschäftigt gewesen war, um den Irrsinn ihres Sohnes im Keim zu ersticken - um ihn aufzuhalten, bevor die schwerfällige Staatsmaschinerie mit ihren Wächtern in den Khakiuniformen und ihren Computern ihn übernahm und ihn mit jedem vergehenden Tag mehr an ihre gefühllosen Machenschaften band, bis gestern der Deckel endgültig zugeklappt war.

Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es war meine Idee, Mama. Ich weiß, dass du nichts damit zu tun hast. Ich ...« Er blickte sich kurz um. Niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. »Ich hab dich lieb, aber so ist es am besten. Egal, wie es ausgeht.«

»Nein, das ist es nicht«, sagte sie und kämpfte jetzt mit den Tränen. »Ray, wenn dein Vater hier wäre, würde er der ganzen Geschichte sofort ...«

»Er ist aber nicht hier, oder?« Er war brutal, weil er hoffte, ihre Tränen zu unterbinden. Was wäre, wenn man sie mit Gewalt wegzerren musste? Er hatte gehört, dass das manchmal vorgekommen war. Bei dem Gedanken wurde ihm ganz kalt. In sanfterem Ton sagte er zu ihr: »Lass gut sein, Mama. Okay?« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Okay«, antwortete er an ihrer Stelle.

Ihr Kinn zitterte immer noch, aber sie nickte. Es war nicht gut, aber es war zu spät. Man konnte nichts mehr dagegen tun.

Ein leichter Windhauch rauschte durch die Kiefern. Der Himmel war strahlend blau. Die Straße lag vor ihm. Ein einfacher Stein markierte die Grenze zwischen Amerika und Kanada. Auf einmal war seine Erwartung stärker als seine Angst. Er wollte endlich gehen, wollte, dass die Sache endlich begann.

»Ich hab die hier für dich gebacken. Du kannst sie doch mitnehmen, nicht wahr? Sie sind nicht zu schwer, oder?« Sie hielt ihm mit Alufolie umwickelte Plätzchen hin.

»Klar.« Er nahm die Plätzchen und umarmte sie ungeschickt, weil er ihr das geben wollte, was sie brauchte. Er küsste sie auf die Wange. Ihre Haut fühlte sich an wie alte Seide. Einen Augenblick lang hätte er beinah selbst geweint, doch dann dachte er an das schnauzbärtige, lächelnde Gesicht des Majors, trat einen Schritt zurück und stopfte die Plätzchen in die Tasche seiner Armeejacke.

»Wiedersehn, Mama.«

»Wiedersehen, Ray. Sei ein braver Junge.«

Sie blieb noch einen Augenblick lang stehen, und er hatte plötzlich das Gefühl, als wäre sie sehr leicht, als könnte sogar die sanfte Morgenbrise sie erfassen und wie einen Löwenzahnsamen durch die Luft segeln lassen. Dann stieg sie ins Auto und ließ den Motor an. Garraty stand da. Sie hob eine Hand und winkte ihm zu. Die Tränen flossen jetzt. Er konnte sie sehen. Er winkte zurück, und als der Wagen aus der Parklücke fuhr, stand er einfach da, die Arme an den Seiten, und war sich darüber im Klaren, wie tapfer, brav und einsam er aussehen musste. Doch als der Wagen wieder durch das Tor gefahren war, überfiel ihn ein Gefühl der Verlorenheit, und er war nur ein sechzehnjähriger Junge, der sich ganz allein an einem fremden Ort befand.

Er wandte sich zur Straße um. Der andere Junge, der dunkelhaarige, sah seinen davonfahrenden Eltern nach. Er hatte eine hässliche Narbe auf einer Wange. Garraty ging zu ihm hinüber, um ihn zu begrüßen.

Der dunkelhaarige Junge musterte ihn mit einem kurzen Blick. »Hallo!«

»Ich bin Ray Garraty«, sagte er und fühlte sich ein bisschen wie ein Arschloch.

»Ich bin Peter McVries.«

»Bist du bereit?«, fragte Garraty.

McVries zuckte die Achseln. »Ich bin nervös. Das ist das Schlimmste.«

Garraty nickte.

Sie gingen zusammen zur Straße und zum Grenzstein. Hinter ihnen fuhren weitere Wagen ab. Plötzlich fing eine Frau an zu kreischen. McVries und Garraty rückten unwillkürlich dichter zusammen. Keiner blickte zurück. Vor ihnen lag die breite, schwarze Straße.

»Der Straßenbelag wird um die Mittagszeit ziemlich heiß sein«, sagte McVries unvermittelt. »Ich werde mich an die Seitenstreifen halten.«

Garraty nickte. McVries betrachtete ihn nachdenklich.

»Wie viel wiegst du?«

»Zweiundsiebzig Kilo.«

»Ich wiege fünfundsiebzig. Sie sagen, dass die schwereren Typen schneller müde werden, aber ich glaube, ich bin ganz gut in Form.«

Garraty fand, dass Peter McVries besser als nur gut in Form aussah - er sah ungeheuer durchtrainiert aus. Er überlegte, wer sie wohl waren, die sagten, dass die schwereren Typen schneller müde würden, fragte fast danach, nahm dann aber Abstand davon. Der Marsch war eines von den Dingen, die aus Legenden, Apokryphen und Talismanen bestanden.

McVries setzte sich zu einer Gruppe von Jungen in den Schatten, und nach einer Weile setzte Garraty sich neben ihn. McVries kümmerte sich nicht mehr um ihn. Garraty blickte auf seine Uhr. Es war fünf Minuten nach acht. Fünfundfünfzig Minuten mussten sie noch warten. Die ungeduldige Erwartung kehrte zurück, und er tat sein Bestes, sie zu unterdrücken. Er nahm sich vor, das Sitzen zu genießen, solang er es noch konnte.

Alle Jungen saßen, manche in Gruppen, manche allein; einer war auf den untersten Ast einer Kiefer geklettert, von dem er die Straße überblicken konnte. Er aß etwas, was wie ein Marmeladenbrot aussah. Er war blond und dünn und hatte eine lilafarbene Hose, ein blaues Hemd und einen alten, grünen Pullover mit Reißverschluss an, der an den Ellbogen durchgescheuert war. Garraty fragte sich, ob die Dünnen wohl länger durchhalten oder sich schneller verausgaben würden.

Die Jungen, zu denen er und Peter McVries sich gesetzt hatten, unterhielten sich miteinander.

»Ich werde mich nicht beeilen«, sagte einer von ihnen. »Warum sollte ich? Und wenn ich eine Verwarnung kriege - na und? Man muss sich nur anpassen,...

mehr

Autor

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.
Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.