Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Rushhour-Killer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.03.2015
Wie stoppt man einen Killer, dessen einziges Motiv die pure Lust am Töten ist?
Als bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport der berüchtigte 'Chicago Sniper' Caleb Wardell entkommen kann, herrscht beim FBI die höchste Alarmstufe. Wardell, der nur zwei Wochen später hingerichtet werden sollte, gilt als völlig unberechenbar und sucht sich seine Opfer bevorzugt in großen Menschenmengen. Das FBI zieht den externen Berater Carter Blake hinzu, der einst während eines Militäreinsatzes im Irak eine äußerst verstörende Begegnung mit Wardell hatte. Wird es Carter diesmal gelingen, den gemeingefährlichen Killer zu stoppen?

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.
mehr

Produkt

KlappentextWie stoppt man einen Killer, dessen einziges Motiv die pure Lust am Töten ist?
Als bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport der berüchtigte 'Chicago Sniper' Caleb Wardell entkommen kann, herrscht beim FBI die höchste Alarmstufe. Wardell, der nur zwei Wochen später hingerichtet werden sollte, gilt als völlig unberechenbar und sucht sich seine Opfer bevorzugt in großen Menschenmengen. Das FBI zieht den externen Berater Carter Blake hinzu, der einst während eines Militäreinsatzes im Irak eine äußerst verstörende Begegnung mit Wardell hatte. Wird es Carter diesmal gelingen, den gemeingefährlichen Killer zu stoppen?

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641143909
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.03.2015
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse855 Kbytes
Artikel-Nr.1569381
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Zwei Stunden zuvor

2:37 Uhr

Wie eine riesige Scheibe hing der Mond über den ausgedehnten, wie ein ruhiges Meer vorbeiziehenden Feldern. Ende Oktober, nördliche Halbkugel. Ein Mond, der bestens geeignet war für Jäger.

Wardell stieß angesichts dieser philosophischen Gedanken ein leises Stöhnen aus und starrte durch das kleine schäbige Fenster. Wenn man direkt hineinblickte, konnte einen das helle Mondlicht in der Dunkelheit hier draußen richtig benommen machen, allerdings erleuchtete es die Erde auch kilometerweit. Nur schade, dass es nichts als Felder zu sehen gab. Kilometer für Kilometer bis zum Horizont nur ein geordnetes Nichts. Trotzdem sah er weiterhin hinaus. Hing seinen Gedanken nach und ließ seinen Körper im Rhythmus des Wagens schwanken, der über den verlassenen Highway entlangbretterte.

Trotz oder vielleicht wegen der Eintönigkeit gefiel Wardell die Aussicht. Sie hatte etwas ... Klares. Ja, Klarheit war das passende Wort. Die vom Mond beschienenen Felder erinnerten ihn an eine Zeile aus dem Lied America von Simon & Garfunkel. Im Prinzip mochte er keine Popmusik, doch America war eins seiner Lieblingslieder. Es handelte von zwei Menschen, die sich liebten und sich auf den Weg zu einer Entdeckungsreise machten. Ihr anfänglicher jugendlicher Optimismus endete in Leere und Desillusionierung. Wardell mochte dieses Gefühl.

Dieses Lied von Simon & Garfunkel war an der Grenze zu dem, was Wardell von dem gegenwärtigen Musikgeschmack noch ertrug, ein weiterer Punkt, der ihn von den Cromagnonmenschen seiner alten Einheit unterschied. Die meisten der anderen Männer legten, was ihren Musikgeschmack betraf, eine deprimierende Eintönigkeit an den Tag: massenkompatibler Hardrock und Rap, Nickelback und Kid Rock. Nichtssagender Lärm. Mit Sicherheit hatten die sich ihrerseits hinter seinem Rücken über seinen Musikgeschmack lustig gemacht, über den teuren Kaffee, den er trank, über die Bücher, die er las. Aber nur hinter seinem Rücken. Niemand sagte ihm, Wardell, jemals etwas direkt ins Gesicht, und wenn, begingen sie diesen Fehler nur einmal.

Er lächelte bei der Erinnerung und blickte auf seine Hände hinab, die er anspannte und wieder lockerte, um einen entstehenden Krampf zu lösen. Dann hob er die rechte Hand, um sich am Vollbart zu kratzen, musste dazu aber natürlich auch die linke anheben.

Clarence, der dürre, krank aussehende Typ neben ihm, schlief. Oder tat so, als schliefe er. Was von beidem war Wardell egal, solange man ihn in Frieden ließ. Als sie losgefahren waren, hatte Clarence versucht, eine kleine Plauderei anzuzetteln, und tat das viel beharrlicher als die meisten anderen Leute, deren Bemühungen demonstrativ ignoriert wurden. Schließlich hatte Wardell ihn mit seinem stieren Blick zum Schweigen gebracht. Das funktionierte immer und signalisierte dem Gegenüber, dass dies seine definitiv letzte Gelegenheit war, körperlich unversehrt zu bleiben. Der Trick war, es auch tatsächlich ernst zu meinen.

Clarence war dieser Grenze sehr nahe gekommen, hatte sich damit entschuldigt, gerne zu reden, aber die Botschaft verstanden. Jetzt schwieg er, und das war die Hauptsache. Das - und die Tatsache, dass er nicht die Dreistigkeit besessen hatte, sich beim Einschlafen gegen Wardells Schulter zu lehnen. Stattdessen saß sein Mitfahrer vornübergebeugt, den Kopf auf seine Hände gestützt, was alles andere als bequem sein konnte.

Normalerweise - Ausnahmen bestätigten die Regel - hatte Wardell nie einen Reisebegleiter. Noch unüblicher für ihn war es, ohne Konvoi zu fahren. Er war schon immer so bescheiden wie möglich transportiert worden, gewöhnlich dann, wenn niemand etwas davon mitbekommen sollte, doch an eine Situation wie diese konnte er sich nicht erinnern. Ein einziges Fahrzeug - keine Eskorte, keine Vorhut. Vielleicht glaubten sie, er verdiene diese Aufmerksamkeit nicht mehr. Vielleicht war sein Gefolge den Budgetkürzungen zum Opfer gefallen. Oder vielleicht war dies nur der Beweis, dass sein Ruhm so weit gesunken war, dass sich die da oben nicht mehr so um ihn zu kümmern brauchten.

Wardell lenkte seinen Blick wieder nach draußen, während er weiterhin das Lied in seinem Kopf hörte. Schweigend bewegte er die Lippen zum Refrain.

I´ve gone to look for America.

Amerika. Davon hatte er nicht viel gesehen, nicht annähernd genug.

Sich dem Genuss des Nachdenkens hingebend wurde ihm bewusst, dass er bisher zu klein gedacht, sich auf einen Jagdgrund, auf eine Stadt beschränkt hatte. Erst jetzt, nachdem die Gelegenheit verstrichen war, sah er, was er die ganze Zeit über hätte tun sollen: Er hätte sich auf die Suche machen, eine Stadt nach der anderen, einen Staat nach dem anderen von Osten nach Westen durchkämmen sollen. Vorwärtsdrängen wie ein Waldbrand, dem Land seinen Namen aufprägen. Um etwas Großes aufzubauen. Etwas, das ihm verwehrt worden war. Er schloss die Augen und sprach leise den Namen.

»Juba.«

Wieder ließ er seine Hände kreisen, rückte die Handschellen zurecht, damit sie nicht zu sehr in seine Gelenke schnitten, und ließ sie zurück auf seine Schenkel sinken. Die Muskeln dort waren fest und straff. Robust, wie der Rest an ihm.

Die meisten Männer in Wardells Situation ließen sich gehen. Sie nahmen zu, wurden weich und schlaff, rauchten so viele Zigaretten, wie sie bekommen konnten, schliefen sechzehn Stunden am Tag. Das taten sie, weil sie gebrochene Menschen waren. Sie waren zu dem Schluss gekommen: Wozu das noch alles?

Wardell war anders. Er hatte das Fitnessprogramm aus seiner Zeit beim Militär wiederaufgenommen und in den vergangenen fünf Jahren noch intensiviert. Jeden Tag begann er mit Rumpfbeugen und Liegestützen - je zwanzig Wiederholungen, anschließend einarmige Liegestützen, hundert pro Seite. Sein zumeist freier Zeitplan gestattete ihm das Gleiche noch einmal am Nachmittag und ein drittes Mal, bevor das Licht gelöscht wurde. Er marschierte täglich fast zwanzig Kilometer, in einem Kreis von fünf Meter Umfang. Der Vorteil einer solch vorhersehbaren Route war, dass er dabei lesen und somit gleichzeitig Geist und Körper in Form halten konnte. Weil er wusste, was die anderen Männer nicht wussten.

Wardell machte immer weiter, weil er wusste, dass es aufs Weitermachen ankam. Er hatte sich in den fünf Jahren, in denen er eingesperrt war, nicht brechen lassen und würde es auch in den zwei restlichen Wochen nicht tun. An diesem Abend verpasste er zum ersten Mal seit Langem seine abendliche Trainingseinheit, daher gierte sein Körper danach wie ein Drogenabhängiger nach seinem Schuss.

Auch wenn es zu spät sein mochte, um die Dinge geradezubiegen, um einen Schritt zurückzugehen und seine Arbeit in einem größeren Rahmen von vorn zu beginnen, hieß das nicht, dass er sein Schicksal demütig akzeptieren musste. Die etwa ein Dutzend Menschen, die kommen würden, um Zeuge seines Sterbens zu sein, würden einen Mann sehen, der seinem Schöpfer gut aussehend gegenübertrat. Er überlegte, wer wohl kommen mochte. Der Gouverneur wahrscheinlich, vielleicht Stewart, der Mann, der ihn eingelocht hatte. Hatcher, dieser Wichser, würde mit Sicherheit da sein. Wardell würde aufstehen und seine restliche Zeit nutzen, um jedem einzelnen dieser Gaffer in die Augen zu blicken und ihnen zu sagen, er würde sie in der Hölle wiedersehen. Er würde dafür sorgen, dass sie daran glaubten.

Der Trick war, es wirklich so zu meinen.

Caleb Wardell mochte auf nationaler Ebene unbedeutend geworden sein, aber die letzten Menschen, die er sehen würde, würden sich auf jeden Fall an ihn erinnern.

Er wurde leicht nach vorne gedrückt, als das Fahrzeug die Geschwindigkeit reduzierte und ihn aus seinen Gedanken riss. Instinktiv sah er nach vorne. Ein sinnloser Reflex, weil er nicht in einem Reisebus saß, in dem er den Hals zur Gangmitte recken konnte, um nach vorne auf die Straße zu blicken. Stattdessen drückte er den Kopf seitlich ans Fenster, schloss das linke Auge und versuchte, mit dem rechten etwas zu erspähen.

Etwa dreihundert Meter geradeaus befanden sich zwei sich nicht bewegende Rücklichter, doch trotz des hellen Mondlichts ließ sich nicht erkennen, um welchen Fahrzeugtyp es sich handelte. Vor dem roten Schimmer zeichnete sich die Silhouette eines winkenden Menschen ab. Offenbar eine Autopanne. Wardell versuchte angestrengt, weiter vorne in der Straße noch mehr ausmachen zu können. Der Gefangenentransporter tat ihm den Gefallen, als befolge er Wardells Willen, und schwenkte leicht nach links zur Mitte der Straße, sodass Wardell das stehende Fahrzeug besser sehen konnte - das heißt, das stehende Auto. Es handelte sich eindeutig um einen Pkw, genauer, um eine Limousine, deren blutrote Lackierung vom Scheinwerferlicht des Transporters erfasst wurde. Ein Stück weiter die Straße hoch zeichnete sich ein dunkler Umriss am Himmel ab. Ein Farmhaus? Ein Schuppen?

Sie waren mitten im Nichts, und es war mitten in der Nacht. Seit Meilen waren sie an keinen Gebäuden und keinen Seitenstraßen vorbeigekommen, seit einer halben Stunde war ihnen kein anderes Fahrzeug begegnet. Jetzt wurden sie plötzlich von einer Autopanne und zugleich von einem Gebäude überrascht.

Der Fahrer des Gefangenentransporters drückte wieder aufs Gaspedal. Zwar war der nicht dort gewesen, wo Wardell gewesen war, doch war er wohl kein völliger Idiot. In einem großen Bogen fuhren sie an dem roten Auto und dem Mann vorbei, der bereits kurz zuvor zu winken aufgehört hatte. Er achtete nicht auf den Fahrer, sondern hielt den Blick auf das winzige Seitenfenster gerichtet....


mehr

Autor

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.