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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.05.20151. Auflage
Volle Fahrt ins Glück Lucie Stein ist fleißig, hübsch und liebenswert - im Leben, in der Liebe und vor allem beim Autofahren allerdings etwas orientierungslos. Als sie auf dem Flohmarkt ein gebrauchtes Navi ersteht, begrüßt es sie gleich beim ersten Einsatz mit den Worten: »Hallo, Lucie, wo soll es denn hingehen?« Und führt sie dann freundlich, aber sehr bestimmt überallhin - nur nicht an das angegebene Ziel. In Lucies Leben geht es ab sofort drunter und drüber. Das geheimnisvolle Gerät mit der höchst angenehmen George-Clooney-Stimme scheint jedoch ganz genau zu wissen, wo das Glück zu finden ist. Denn eines Tages heißt es tatsächlich: »Lucie, du hast dein Ziel erreicht!«

Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextVolle Fahrt ins Glück Lucie Stein ist fleißig, hübsch und liebenswert - im Leben, in der Liebe und vor allem beim Autofahren allerdings etwas orientierungslos. Als sie auf dem Flohmarkt ein gebrauchtes Navi ersteht, begrüßt es sie gleich beim ersten Einsatz mit den Worten: »Hallo, Lucie, wo soll es denn hingehen?« Und führt sie dann freundlich, aber sehr bestimmt überallhin - nur nicht an das angegebene Ziel. In Lucies Leben geht es ab sofort drunter und drüber. Das geheimnisvolle Gerät mit der höchst angenehmen George-Clooney-Stimme scheint jedoch ganz genau zu wissen, wo das Glück zu finden ist. Denn eines Tages heißt es tatsächlich: »Lucie, du hast dein Ziel erreicht!«

Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423426350
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.05.2015
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.1575793
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Die Stimme von George Clooney

Manche Leute kriegen echt nichts mit. Ich meine, an Professor Engelbrechts Tür steht groß und breit: Sprechzeiten Mittwoch und Donnerstag von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Und was war heute? Dienstag. Und wer kam da gerade den Flur entlanggeschlurft im erdbraunen Wollrock, dazu eine Art Schal um den Leib gewickelt wie eine Nomadin in der Wüste, die hennaroten Haare mit knubbeligen Flechtzöpfchen durchwirkt? Juliane Schmieder, größte Öko-Schnepfe vor dem Herrn und Studentin der Soziologie, Anglistik und Erziehungswissenschaften im gefühlten 24. Semester. Sie war bestimmt fast so alt wie ich, Ende zwanzig, wir waren jedenfalls beide schon seit sechs Jahren an der Uni. Ich als Sekretärin von Professor David Engelbrecht, dem klügsten, charmantesten und mit vierzig Jahren auch definitiv jüngsten Spezialisten für altenglische Literatur - der nebenbei gesagt auch noch als Model hätte durchgehen können -, und Juliane als Studentin. Professor Engelbrecht, der gerade aus seiner Tür schräg gegenüber trat, wedelte bei ihrem Anblick abwehrend mit den Händen und verschwand sofort wieder. Halt mir bloß diese Schlaftablette vom Leib, bedeutete das, und ich wusste, was ich zu tun hatte.

»Der Professor ist nicht da«, rief ich Juliane schon von weitem zu, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam, sich hier häuslich niederzulassen.

»Ach nee, echt?«, sagte sie verwundert. »Das ist aber jetzt blöd. Ich hab da nämlich echt ein Problem mit meiner Magisterarbeit.«

»Tja, das ist echt blöd«, erwiderte ich und schielte auf meine Uhr. Ich hatte gleich Mittagspause. Meine Freundin Charlie wartete auf mich, sie wollte unbedingt mit mir ins Koketto gehen, diesen tollen neuen Klamottenladen, von dem wir so viel gehört hatten. »Da müssten Sie zu den Sprechzeiten wiederkommen.«

»Ach Mann, was mach ich denn jetzt? Sie sind doch seine Sekretärin?« Juliane ließ sich nicht abwimmeln. Sie fixierte die Tür von Professor Engelbrecht wie die Schlange das Kaninchen. Hoffentlich blieb er noch ein Weilchen, wo er war. »Wissen Sie vielleicht, wie oft man die Magisterarbeit verlängern darf? Ich schaff das echt nicht. Und ich glaube, das Thema liegt mir auch nicht so richtig. Der Streit der Eule und der Nachtigall in der frühmittelenglischen Literatur. Das ist so â¦« Sie zupfte bekümmert an ihrem Zeltgewand herum. »So vogellastig irgendwie. Ich meine, ich mag ja Vögel«, setzte sie hastig hinterher. »Ich bin Veganerin, ich liebe alle Tiere, aber eben echt nicht diese Nachtigallen im Mittelalter â¦« Sie seufzte.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich es. Die Türklinke senkte sich. In wenigen Sekunden würde Professor Engelbrecht mit dieser schrecklichen Person zusammenprallen, sie würde ihre Krakenarme nach ihm ausstrecken und ihn in einen lähmenden Monolog über die fünfzehnte Verlängerung ihrer Magisterarbeit und über Geflügel im Mittelalter verwickeln. Zeit für meinen Einsatz.

»Der Professor ist leider erst morgen wieder da«, sagte ich laut.

Juliane zuckte zusammen und die Klinke hielt inne. Sie sah mich beleidigt an. »Na, dann muss ich wohl morgen noch mal kommen. Weiß echt nicht, ob ich das schaffe.«

Ich sah ihr nach, wie sie davonschlurfte. Zwei Sekunden später huschte Professor Engelbrecht aus seinem Zimmer.

»Ach, Frau Stein, wenn ich Sie nicht hätte!« Er zwinkerte mir zu, und wie immer grinste ich automatisch zurück. Ich konnte gar nicht anders.

»Wie kann ich das nur je wiedergutmachen?«

Oh, ich wüsste da eine ganze Menge, dachte ich. Du könntest endlich aufhören, mich »Frau Stein« zu nennen. Ich nenne dich ja auch David. In Gedanken jedenfalls. Du könntest mich auf einen Drink einladen, du könntest dich dabei zurücklehnen und die Arme hinter dem Kopf verschränken, wie du es immer tust, wenn du jemandem interessiert zuhörst, und mich aus deinen braunen Augen ansehen und mir was Nettes sagen. Was richtig Nettes. Zum Beispiel â¦

»Was lesen Sie denn da?« Er beugte sich neugierig vor.

Mist! In letzter Sekunde konnte ich meine Handtasche auf das rot-goldene Buch auf meinem Schreibtisch schieben. Nicht auszumalen, was David von mir denken würde, wenn er Das Geheimnis der Pesthure in meinem Besitz entdeckte.

»Darf das keiner wissen?« Er lächelte verschwörerisch und ließ sich auf dem Stuhl in der Zimmerecke nieder. »Für so was sollen E-Reader praktisch sein, hab ich gehört.«

Für so was? Ach du lieber Himmel, glaubte er etwa, dass ich Pornos las?

»Ich lese â¦« Warum fiel mir jetzt nichts Gescheites ein? Irgendwas Intellektuelles, Ernsthaftes und gleichzeitig natürlich Ungewöhnliches? Ich lese die Biografie der ersten nigerianischen Polarforscherin? Ich lese eine kritische Analyse unseres Zeitalters von Vladimir Irmskusk, einem russischen Immigrantensprössling in den USA und Mitglied von CIA, KGB und Taliban gleichzeitig? Ich lese â¦ Panisch hetzte mein Blick durch den Raum und blieb an dem Poster neben Davids Tür hängen. Beowulf - ein altenglisches Heldenepos. In meinem Gehirn verbanden sich offenbar bei diesem Anblick zwei Drähte zu einem neurologischen Kurzschluss, denn anders kann ich mir nicht erklären, warum ich »Nein, nein, ich lese gerade den Beowulf«, sagte.

»Sie lesen den Beowulf?« David zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. »Na, Sie sind mir ja eine. Was haben Sie denn noch für Geheimnisse?« Er krempelte sich die Hemdsärmel hoch, strich sich kurz über das dunkle Haar, verschränkte die Arme hinter dem Kopf (sag ich doch!) und lächelte mich an. »Und? Wie finden Sie ihn?«

Ich betrachtete sein Kinn mit dem lässigen Dreitagebart und seine braunen Augen hinter der silbernen Brille. »Total umwerfend«, flüsterte ich.

»Umwerfend? Den Beowulf? Also das habe ich auch noch nie gehört. Was genau finden Sie denn da so umwerfend?«

»Alles«, antwortete ich rasch. »Ganz umwerfend. Schon so â¦ alt. Und dennoch so â¦ umwerfend.« Ich stockte.

»Hört«, zitierte er mit geschlossenen Augen. »Hört - denkwürdiger Taten von Dänenhelden! Ward uns fürwahr aus der Vorzeit berichtet â¦« Er öffnete die Augen. »Na, wie geht es weiter? Helfen Sie mir auf die Sprünge, Frau Stein.«

Testete er mich? Ich tat, als ob ich nachdachte, als ob mir die dreitausend Zeilen dieses Machwerks so gegenwärtig wären wie der Wetterbericht im Radio heute Morgen. David wartete immer noch, ich musste etwas sagen. Gestern erst hatte jemand seine Seminararbeit darüber abgegeben, worum war es da gleich gegangen?

»Im Dänenreich. Im â¦ so â¦ alten â¦ und kalten â¦«, begann ich verzweifelt. Mein Handy klingelte. Gott sei Dank.

»Sorry«, formte mein Mund in seine Richtung.

»Lucie, Süße, was ist denn jetzt mit shoppen, wo bleibst du? Ich steh mir hier schon die Beine in den Bauch wie eine Nu⦫

»Ich bin gerade in einer Besprechung mit Professor Engelbrecht«, ging ich laut dazwischen. Charlie. Meine beste Freundin. Konnte sie vielleicht mal normal laut reden?

»Mann, lass den Alten seine Bücher doch alleine entstauben und komm endlich. Meine Pause ist gleich um!«

Professor Engelbrecht zog leicht die Augenbrauen hoch. Hatte er etwa gehört, wie Charlie ihn gerade bezeichnet hatte? Fragend sah er mich an.

»Die Buchhandlung«, sagte ich schnell. »Sie haben endlich die â¦ äh â¦ vergriffene Shakespeare-Biografie bekommen, die ich bestellt habe. Die mit Fotos von ihm.« Oh Gott, was faselte ich da. Ich schnappte meine Handtasche samt Pesthure und machte mich eilig davon.

 

»Er ist nicht alt«, verteidigte ich Professor Engelbrecht wenige Minuten später gegenüber Charlie. »Er hat noch kein einziges graues Haar.«

»Garantiert gefärbt«, versetzte Charlie ungerührt. »So eitel wie der ist. Er hat einen Spiegel an seiner Wand, das habe ich gesehen, als ich das letzte Mal bei dir im Büro war. Welcher Mann guckt dauernd in den Spiegel, hm? Oliver hat nie in den Spiegel geguckt.«

»So sah er auch aus.«

Wir lachten beide laut auf bei der Erinnerung an Charlies Ex, der sich immer anzog, als ob er plötzlich erblindet wäre und hilflos im Dunkeln die erstbesten Sachen vom Boden aufgeklaubt hätte.

»Wo hast du übrigens geparkt?«, fragte Charlie.

»Geparkt?« Ich blieb stehen.

»Wir kommen am schnellsten mit dem Auto zum Koketto. Das ist nicht in der Innenstadt, sondern in der Kreuzstraße. Das ist Südvorstadt. Mit der U-Bahn müssen wir mindestens viermal umsteigen, mit dem Auto dauert es nur zehn Minuten.«

Das stimmte garantiert nicht. Charlie hasste einfach öffentliche Verkehrsmittel. Fischkonserven nannte sie die, weil die Leute da immer so eng standen. Lieber fuhr sie im Auto überallhin. Mit meinem Auto, versteht sich, denn Charlie besaß trotz ihrer Macke weder Auto noch Führerschein. Sie wollte so lange warten, bis es fahrerlose Elektroautos gab.

Allerdings musste ich zugeben, dass ich bei dieser geradezu sommerlichen Wärme heute auch keine besonders große Lust verspürte, mich in die U-Bahn zu quetschen, um dann an einer Halteschlaufe zu baumeln und die Achselhöhle von jemandem ins Gesicht gepresst zu kriegen.

»Na gut«, sagte ich lahm. »Aber in einer Stunde muss ich spätestens wieder da...
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Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.
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