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Alma & Jasmin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am24.06.20161. Auflage
»Was haben Sie sich dabei gedacht, mir meinen Körper zu klauen?« Bei einem Zusammenprall in der Straßenbahn switchen die Seelen der 28-jährigen Jasmin und der 82-jährigen Alma jeweils in den Körper der anderen. Bis beide den Tausch bemerken, ist das Chaos schon perfekt. Notgedrungen versuchen sie erst einmal, das Beste daraus zu machen. Während die »verjüngte« Alma lernt, wie man lange, heiße Clubnächte übersteht, mischt die »gealterte« Jasmin in schwarzer Motorradkluft und mit losem Mundwerk die Seniorenwelt auf. Aber soll das jetzt etwa für immer so bleiben? Als dann noch die Liebe ins Spiel kommt, wird es erst richtig kompliziert ...  

Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext»Was haben Sie sich dabei gedacht, mir meinen Körper zu klauen?« Bei einem Zusammenprall in der Straßenbahn switchen die Seelen der 28-jährigen Jasmin und der 82-jährigen Alma jeweils in den Körper der anderen. Bis beide den Tausch bemerken, ist das Chaos schon perfekt. Notgedrungen versuchen sie erst einmal, das Beste daraus zu machen. Während die »verjüngte« Alma lernt, wie man lange, heiße Clubnächte übersteht, mischt die »gealterte« Jasmin in schwarzer Motorradkluft und mit losem Mundwerk die Seniorenwelt auf. Aber soll das jetzt etwa für immer so bleiben? Als dann noch die Liebe ins Spiel kommt, wird es erst richtig kompliziert ...  

Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423429702
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum24.06.2016
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse912 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.1899965
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Jasmin

Vorsichtig öffnete ich ein Auge. In meinem Kopf dröhnte es, als ob ein wild gewordener Bautrupp darin mit Presslufthämmern meine Schädeldecke bearbeitete. Ich richtete mich auf, was das Hämmern noch unerträglicher machte, und sah mich um. Oh Mann. Letzte Nacht ... Wie hieß der Kerl neben mir gleich noch mal? Marko? Mirko? Mike? Gestern Nacht hatte ich es noch gewusst. Gestern Nacht hatte der Typ auch irgendwie noch besser ausgesehen. Und älter. Er war garantiert noch Student, auf dem Fußboden lagen Bücher und Zettel mit Notizen und Formeln herum und ein Kalender, auf den jemand für den kommenden Montag Referat eingetragen hatte. An der Wand prangte ein Poster mit den dicklichen Männchen von South Park. Daneben ein Herr der Ringe-Filmplakat. Wo hatte ich gestern Abend nur meinen Geschmack gelassen? Wahrscheinlich in Caipirinha ertränkt. Und meinen Verstand gleich noch mit dazu, denn diesen One-Night-Stand hätte ich mir echt sparen können.

Ich versuchte, mich vorsichtig aus der Umarmung des Typen zu befreien, der mich wie ein Affenbaby umklammert hielt und laut schnarchte. Wenn ich nicht gleich ein Glas kaltes Wasser und ein Aspirin auftrieb, würde ich sterben. Der Kerl neben mir - Mario? Moritz? Markus? - grunzte und wickelte seinen Arm im Schlaf noch fester um mich.

Ich überlegte, ob ich einfach schnell abhauen sollte. Meine Klamotten lagen überall verstreut auf dem Boden herum, meine Stiefel umgekippt neben meiner wild verdrehten Strumpfhose, als hätten sich meine Kleidungsstücke letzte Nacht verselbstständigt und eine ausgelassene Orgie miteinander gefeiert. Mein bester BH, der teure von Prada, hing an der Türklinke. Eine komplette Verschwendung übrigens. Für diese stümperhafte Nacht hätte es auch das mausgraue Baumwollteil getan, das ich mir im Ausverkauf bei H&M gekauft hatte. Schließlich gelang es mir, mich aus der Umklammerung herauszuwinden, doch dann fiel mir der gähnend leere Kühlschrank in meiner Wohnung ein. Und meine blöde Kaffeemaschine, die sich seit Neuestem in einen zickigen, zischenden Vulkan verwandelte, sobald man sie anschaltete, eine ungenießbare körnige Brühe produzierte und dringend ersetzt werden musste. Apropos Kaffee ... Roch es hier nicht nach frisch gebrühtem Kaffee? Maurice oder Max hatte offenbar schon Kaffee für uns gekocht und war dann wieder eingeschlafen.

»Hey du«, sagte ich und rüttelte ihn leicht. Er röchelte.

Dann eben nicht. Ich stand auf. Ein Glas kaltes Wasser, einen Kaffee und dann nichts wie weg hier. Ich stieg, so wie ich war, über meine Klamotten und ging aus dem Zimmer. Im Flur war es dämmrig, wo war der blöde Lichtschalter? Egal. Benommen tappte ich dem einzigen Licht entgegen, das unter einer Tür hervorquoll, und stieß dabei gegen einen Garderobenständer. Eine Pelzjacke segelte auf mich herunter. Eine Pelzjacke? Meine Güte, der Typ war ja noch bescheuerter, als ich geglaubt hatte. Ich öffnete die Tür, hinter der ich die Küche vermutete, und blieb wie angewurzelt stehen. Ein Mann und eine Frau Mitte fünfzig saßen dort an einem Frühstückstisch, ihre Köpfe fuhren herum und die Frau stieß einen spitzen kleinen Schrei aus.

»Wa...«, setzte ich an. Wer zum Geier war das?

»Moin, die Dame.« Der Mann grinste mich an, er trug ein rot-weiß kariertes Hemd, hatte eine Hornbrille auf und die aufgeschlagene BILD-Zeitung vor sich liegen.

»Eckbert!«, fauchte die Frau, um dann übergangslos und laut wie eine Sirene »Marcel? Marcel? Marcel?« zu rufen.

Marcel - so hieß der Typ im Schlafzimmer, schlagartig fiel es mir wieder ein. Ich verschränkte hastig die Arme vor der Brust - als ob das noch irgendwas nützte - und trat die Flucht an, zurück in das Schlafzimmer, wo dieser Marcel inzwischen aufgewacht war und sich gerade fluchend in seine Boxershorts strampelte.

»Scheiße, Mann, du kannst doch nicht einfach nackig in die Küche latschen«, zischte er mir zu. Laut rief er: »Ich kann das alles erklären, Mum, null problemo!« Er stürmte hinaus.

Mum? Ich glaubte mich verhört zu haben. Der wohnte noch bei seinen Eltern? Ich fasse es nicht. Ich fasse es einfach nicht. Ich presste die Finger an die Schläfen, um dieses Hämmern in meinem Kopf zu mildern, stieg dann wie ferngesteuert in meinen Slip und streifte mir meinen Rock über, während in der Küche eine laute Familiendiskussion entbrannte. Wo war noch mal mein BH? Ich drehte mich um und erstarrte. Im Türrahmen saß eine Dogge und hatte meinen BH im Mund, der vom Speichel des Hundes schon ganz aufgeweicht war. Zweihundert Euro. Zweihundert verdammte Euro hatte der BH gekostet, zweihundert Euro, die ich genauso gut ins Klo hätte schmeißen können. Der Hund guckte mich an, bellte einmal auf und trottete dann mit seiner Trophäe davon. Wütend zwängte ich mich in mein Top und schnappte Stiefel, Jacke und Handtasche. Die Strumpfhose ließ ich einfach liegen. Wenigstens brannte im Flur jetzt Licht und ich erkannte die Wohnungstür.

»Du machst gefälligst erst mal dein Abitur, Freundchen!«, keifte es aus der Küche.

Als ich im Treppenhaus stand, atmete ich auf. »Die war doch viel zu alt für Marcel«, war das Letzte, was ich hörte, bevor hinter mir die Tür ins Schloss fiel. Rasch schlüpfte ich in meine Stiefel und lief die Treppe hinunter.

 

Vor der Haustür steckte ich mir eine Zigarette an. Tief inhalierte ich den Rauch, schloss kurz die Augen und versuchte, das eben Erlebte auszublenden. »Ganz ruhig bleiben«, murmelte ich. »Passiert jedem irgendwann mal.« Aber nicht mit neunundzwanzig, höhnte eine fiese kleine Stimme in meinem Kopf. Mit neunundzwanzig sind die meisten in einer festen Beziehung und gehen nicht mit Pennälern ins Bett.

»Ich bin erst achtundzwanzigeinhalb«, berichtigte ich laut und ignorierte die verwunderten Blicke eines Rentnerpaares, das seine Einkäufe in einem Rollator vor sich herschob. Es fing an zu nieseln. Fröstelnd sah ich mich um. Wo hatte ich nur mein Motorrad geparkt? Ach verdammt, ich war ja gestern gar nicht mit dem Motorrad gefahren, obwohl das rückblickend die bessere Entscheidung gewesen wäre. Nüchtern wäre mir das alles nie passiert. Und weil es hier weit und breit kein Taxi gab und ich sowieso fast pleite war, musste ich zur Strafe auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause gurken. Mit wirren Haaren und verschmiertem Make-up, nackten Beinen und Minirock. Und das im November. Ich sah aus, als ob ich aus einem Party-Ufo gefallen wäre und seit dem Morgengrauen durch die Straßen irrte und meinen Heimatplaneten suchte.

Trotzig hob ich den Kopf, obwohl mich ein paar Leute unverhohlen anstarrten, und setzte mich in Bewegung. Als ich um die Ecke bog, fuhr mir die Straßenbahn gerade vor der Nase davon, der Bus auf der anderen Straßenseite ebenfalls. Na, super. Ganz offensichtlich existierte der öffentliche Nahverkehr einzig und allein zu dem Zweck, mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich setzte mich auf die kalte Bank im Wartehäuschen, was zur Folge hatte, dass mein Rock noch höher rutschte. Gänsehaut überzog meine Beinen wie Pustelausschlag. Wann kam endlich die nächste Bahn? Ich nahm mein Handy aus der Tasche, buchte ein mobiles Ticket für den Heimweg und durchsuchte meine SMS, um mich abzulenken, aber es fiel mir niemand ein, dem ich zu dieser frühen Tageszeit eine Nachricht hätte schicken können. Die meisten meiner Freunde schliefen doch noch. Ein Grüppchen von Fußballfans wartete ebenfalls an der Haltestelle, junge Männer, die sich dauernd anstießen und zu mir herübersahen, anzüglich lachten und dann in ihre Fußballtröte bliesen.

Ich wandte mich demonstrativ ab und sah in die andere Richtung. Oh Gott. Im zweiten Wartehäuschen standen ein Mann und eine Frau, die ich nur zu gut kannte. Mein Chef aus der Bank, Andreas Bergner - langweiligster Vertreter der männlichen Spezies vor dem Herrn, dessen Vorstellung von Spaß wahrscheinlich darin bestand, seine Büroklammern nach Farben zu ordnen. Und daneben meine Vorgesetzte, die blöde Schenker, die wahrscheinlich schon mit einem kleinen Aktenordner unter dem fetten Ärmchen geboren worden war und die ihre spitze Nase dauernd in meine Angelegenheiten steckte. Jetzt redete sie wie ein Wasserfall auf den Bergner ein und hielt nur hin und wieder inne, um sich einen kleinen und offensichtlich unverständlichen Heiterkeitsausbruch zu gönnen, jedenfalls lachte der Bergner nicht mit. Aber der lachte sowieso nie, fiel mir ein. Eigentlich sah er ja ganz gut aus oder besser gesagt - er hätte gut aussehen können, wenn er sich von seinen farblosen Outfits und diesem idiotisch tiefen Scheitel hätte trennen können oder sich wenigstens mal einen kleinen rebellischen Bart gestattet hätte, aber das sollte nicht mein Problem sein. Ich würde seine Feinrippunterwäsche niemals zu sehen bekommen, und das war auch gut so.

Auf jeden Fall waren diese beiden Pappnasen echt die letzten Menschen auf der Welt, denen ich an diesem Morgen über den Weg laufen wollte. Wieso standen die überhaupt zusammen an der Haltestelle? Heute war doch Samstag und keiner von uns musste zur Arbeit? Andreas Bergner trug einen Anzug, aber vielleicht liebte er ja einfach diesen Nadelstreifenlook, genau wie die Schenker sich mit Vorliebe viel zu bunte Gewänder über den formlosen Leib warf und ihre strammen Waden in viel zu enge Stiefel rammte. Da kam mir ein Gedanke: Hatten die etwa was miteinander? In diesem Moment blickte die Schenker zu mir herüber und ich bückte mich reflexartig, tat so, als ob mir etwas heruntergefallen wäre. Angestrengt fixierte ich einen alten Fahrschein, den jemand weggeworfen hatte, und...
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Autor

Caro Martini studierte englische und deutsche Literatur in Leipzig und London. Seit ihrer Jugend ist sie süchtig nach Büchern und hat schließlich selbst mit dem Schreiben begonnen. Wenn sie gerade nicht schreibt, kümmert sie sich um die zahlreichen Lebewesen in ihrem Haus: Kinder, Mann, Mops, Schäferhund, Katze, Igel und eine sich ständig ändernde Anzahl von Koi-Fischen.