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Irisches Verhängnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am01.04.20151. Auflage
Grausame Morde auf der grünen Insel Nach einem längeren Auslandsaufenthalt kehrt die ehrgeizige Polizistin Grace O´Malley nach Irland zurück und übernimmt dort die Leitung des Morddezernats in Galway. Ihr erster Fall, der Mord an der jungen Studentin Annie, hat es in sich: Gleich drei prominente Männer geraten in den Fokus ihrer Ermittlungen. Und alle drei scheinen etwas zu verbergen. Als kurze Zeit später zwei von ihnen ebenfalls tot sind, gerät Grace zunehmend unter Druck. Die Ereignisse überstürzen sich, als auch noch ihre Tochter spurlos verschwindet ...

Hannah O´Brien ist Autorin und Journalistin. Sie lebte lange in ihrer Wahlheimat Connemara und fühlt sich an der irischen Westküste bis heute zu Hause. Neben zahllosen journalistischen Veröffentlichungen über die Grüne Insel und ihre Bewohner, hat sie eine erfolgreiche irische Krimireihe um die eigenwillige Ermittlerin Grace O'Malley aus Galway geschrieben. Wenn Hannah O'Brien nicht gerade in Irland weilt, findet man sie meist in Köln und an der Mosel.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGrausame Morde auf der grünen Insel Nach einem längeren Auslandsaufenthalt kehrt die ehrgeizige Polizistin Grace O´Malley nach Irland zurück und übernimmt dort die Leitung des Morddezernats in Galway. Ihr erster Fall, der Mord an der jungen Studentin Annie, hat es in sich: Gleich drei prominente Männer geraten in den Fokus ihrer Ermittlungen. Und alle drei scheinen etwas zu verbergen. Als kurze Zeit später zwei von ihnen ebenfalls tot sind, gerät Grace zunehmend unter Druck. Die Ereignisse überstürzen sich, als auch noch ihre Tochter spurlos verschwindet ...

Hannah O´Brien ist Autorin und Journalistin. Sie lebte lange in ihrer Wahlheimat Connemara und fühlt sich an der irischen Westküste bis heute zu Hause. Neben zahllosen journalistischen Veröffentlichungen über die Grüne Insel und ihre Bewohner, hat sie eine erfolgreiche irische Krimireihe um die eigenwillige Ermittlerin Grace O'Malley aus Galway geschrieben. Wenn Hannah O'Brien nicht gerade in Irland weilt, findet man sie meist in Köln und an der Mosel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423426398
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.04.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1855 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.1575794
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Grace hielt sich die Ohren zu. Doch das furchtbare Geräusch verschwand einfach nicht. Stattdessen bohrte es sich wie eine Schraube gnadenlos in ihr Gehirn und hakte sich fest. Es gab kein Entkommen.

Die Verzweiflung über ihr Ausgeliefertsein überflutete sie. Sie spürte ihre Hände nicht mehr. O Gott, wo waren ihre Hände? Hatte man sie ihr weggerissen? Das Inferno in ihren Ohren war für einen kurzen Moment verstummt, doch nur, um gleich darauf umso quälender fortzufahren. Laut, hart und erschreckend böse.

Grace schrie auf und schreckte hoch. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich erinnerte, wo sie eigentlich war. Sie lag in ihrem Bett in der Wohnung, die sie vor knapp einer Woche bezogen hatte. Das Handy neben ihr auf dem kleinen Hocker, den sie provisorisch als Nachttisch benutzte, dudelte immer wieder die gleiche Melodie. Im Halbdunkel des Raumes klang das Kinderlied seltsam bizarr. Die Luft war stickig, obwohl sie das Schiebefenster halb geöffnet hatte. Sie erinnerte sich vage, dass es rechts neben ihr an der Wand einen Knopf gab. Sie tastete herum, fand ihn, und das sanfte Licht nahm dem Raum sofort seinen Schrecken.

Grace beruhigte sich ein wenig, rutschte auf die Bettkante und berührte mit ihren nackten Füßen den kalten, gekachelten Fußboden. Schließlich nahm sie den Anruf an. Obwohl sie nicht im Dienst war.

»O´Malley.« Nach ihrem Umzug von Dänemark nach Irland hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt, sich nur mit dem knappen »Hi« zu melden, wie das in ihrer alten Heimat üblich war.

»Hier ist dein Bruder. Du schläfst hoffentlich noch nicht?«

Sie seufzte leise und schaute auf ihre kleine Armbanduhr mit dem roten Lederband auf dem Tischchen. Zehn Minuten nach zwölf.

»Dara?« Sie musste gähnen. Ihr Blick fiel auf das blau gerahmte Foto eines dunkelhaarigen Mädchens, das mit einem streng geschnittenen Pagenschnitt in die Kamera starrte. Ungewöhnlich ernst für einen vielleicht dreizehn, vierzehn Jahre alten Teenager. Grace hielt dem Blick des Mädchens stand. Dann lächelte sie.

»Du hast nur mich.« Dann fügte er fast entschuldigend hinzu: »Als Bruder, meine ich.«

»Ist etwas passiert? Es ist mitten in der Nacht.« Sie fuhr sich mit der Hand durch ihre Lockenmähne und schwieg. Das übergroße gelbe T-Shirt, das ihr als Nachthemd diente, rutschte von ihrer Schulter. Sie zog es zurück und wartete. Ihr Bruder brauchte manchmal Zeit. Mehr Zeit als sie.

»Ja, ich weiß. Entschuldige. Wenn Oonagh mich nicht so gedrängt hätte, hätte ich auch nicht um diese Zeit angerufen, glaub mir. Aber ...«

»Ist etwas mit den Kindern?« Grace strich sich die langen Haare aus der Stirn und merkte, dass sie geschwitzt hatte. Mit einer Hand versuchte sie, eine verklebte Strähne aufzudröseln.

»Roisin ist weg.«

»Was heißt das, sie ist weg? Ein vierzehnjähriges Mädchen verschwindet nicht einfach so.« Grace klang eher verblüfft als alarmiert. Wieder schaute sie das Bild auf ihrem Nachttisch an. Sie hatte es so gestellt, dass sie es sofort sehen konnte, wenn sie aufwachte.

»Du weißt besser als ich, ob es normal ist, dass Kinder verschwinden. Du bist die Polizei, nicht ich.« Dara räusperte sich. Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst.

»Seit wann ist sie verschwunden?« Sie versuchte, ruhig zu bleiben.

»Seit gestern. Wir hatten angenommen, dass sie bei einer ihrer Freundinnen übernachtet, was sie öfter macht, aber als Oonagh vorhin noch einmal dort anrief, um sie etwas zu fragen, stellten wir fest, dass sie nicht da war. Dann ...«

»Warum habt ihr mich nicht sofort angerufen?« Grace versuchte ganz bewusst, nicht vorwurfsvoll, sondern sachlich zu klingen, wie eine Polizistin.

Dara machte eine Pause und Grace wartete ungeduldig. »Wir haben dann alle anderen in Frage kommenden Freundinnen kontaktiert, um sicherzugehen, dass sie nicht woanders übernachtet. Das hat gedauert. Schließlich haben wir Declan aufgeweckt und gefragt.«

Grace war aufgestanden und barfuß ins andere Zimmer gegangen. Schnell schloss sie die Vorhänge. Sie hatte am Abend vergessen, sie zuzuziehen. Im Wohnblock gegenüber brannte noch in einigen Fenstern Licht. Rechts lag das Meer dunkel und ruhig, wie vorhin, als sie einen Abendspaziergang gemacht hatte. Es schien, als wartete es auf etwas. Aber vielleicht wartete das Meer immer.

»Wieso Declan? Was kann denn ein zehnjähriges Kind wissen?«

»Die wissen mehr, als du denkst! Er ist doch kein Baby mehr!«

Es war die energische Stimme ihrer Schwägerin, die nun offenbar den Hörer übernommen hatte, oder, wie Grace eher vermutete, ihn ihrem Bruder ungeduldig aus der Hand gerissen hatte.

»Du kennst dich mit Kindern nun wirklich nicht besonders gut aus. Geschwister wissen oft mehr voneinander, als Eltern vermuten. War das bei euch beiden nicht so?«

Grace schwieg, und auch Dara sagte offenbar nichts dazu.

»Roisin hat Declan vor Kurzem sogar zur Beichte mitgenommen.« In Oonaghs Stimme schwang ein kleiner Triumph mit. Oder bildete sich Grace das nur ein? Was hatte ihre Schwägerin da gerade gesagt? Der großzügige Raum erschien Grace auf einmal noch stickiger und völlig ungelüftet.

»Zu was hat sie Declan mitgenommen?« Obwohl ihr Herz schnell und hörbar laut klopfte, klang ihre Stimme nach wie vor dunkel und abgeklärt, ganz im Gegensatz zur aufgeregten Tonlage ihrer Schwägerin.

»Roisin ist in letzter Zeit eben ein bisschen merkwürdig geworden. In dem Alter durchlaufen sie Phasen. Das ist ganz normal. Kein Grund zur Sorge.«

»Was meinst du mit merkwürdig?« Grace war unsicher. Sie musste sich erst wieder an diese vagen Formulierungen gewöhnen, die man in Irland bevorzugt verwendete. In Dänemark, wo sie die letzten fünf Jahre gelebt und gearbeitet hatte, war man meist viel direkter gewesen, sprachlich gesehen zumindest.

»Na, sie surfte neuerdings ein wenig auf der Fundi-Schiene.«

»Fundi-Schiene?« Grace fuhr sich mit der freien Hand durch das lange Haar, schnappte sich eine Strähne und knabberte an deren dürrem Ende herum.

»Katholischer Fundamentalismus. Ist im Moment ziemlich angesagt.« Oonaghs Stimme klang nun eindeutig belehrend, fand Grace. Sie schluckte.

»Ich war der Meinung, dass wir den hier auf der Insel endlich hinter uns gelassen haben.«

»Ist ja auch nur eine Modeerscheinung, Grace. Total retro und gerade angesagt bei der Jugend. Vorübergehend. Das ist der Unterschied zu früher. Also, mach dir keine Sorgen.«

Sie konnte es nicht mehr hören. Mach dir keine Sorgen. Jeder dritte Satz auf der Insel lautete so. Schamlose Verniedlichung. Sie spürte beißenden Sarkasmus in sich aufsteigen. Vorsicht. Sie durfte nicht unfair werden. Sie war noch keinen Monat wieder zurück. Sie musste den Iren Zeit geben. Sie war selbst Irin, dachte sie, trotz ihrer dänischen Mutter, die es damals aber auch vorgezogen hatte, hier und nicht in Dänemark zu leben. Irland war ihre Heimat. Sie musste sich und dem Land Zeit geben.

Ihre Schwägerin hatte inzwischen weitergeredet. »... aber Declan hatte keine Ahnung, wo Roisin sein könnte. Wir werden morgen früh gleich St. Joseph´s und Roisins Beichtvater Father Antony kontaktieren.«

»Beichtvater? Ich dachte, sie sei zuletzt mehr in der Gothic-Ecke engagiert gewesen. Du weißt schon, diese Gruftis in schwarz, bleich, rot?«

»Bis kurz vor Ostern. Jetzt ist Ende Mai.« Oonagh klang nun wieder völlig unaufgeregt, fast lässig, als habe sie die Situation im Griff.

»Und die Polizei? Habt ihr Gardai informiert?«

Oonaghs Stimme wirkte überrascht, als sie antwortete. »Aber hiermit haben wir ja die Polizei informiert. Du bist doch Garda, oder?«

Grace schüttelte ungläubig den Kopf.

»Aber ich gehöre nicht zur Garda in Dalkey in der Grafschaft Dublin, sondern sitze nun mal in Galway, am entgegengesetzten Ende unserer hübschen Insel. Die ist zwar klein, aber nicht wirklich winzig. Ich könnte sofort morgen früh einen Flieger zu euch nehmen, hier passiert eh nichts im Moment. Ich kann doch nicht so unbeteiligt hier herumsitzen. Es betrifft mich doch genauso.«

Auf einmal spürte Grace, dass sie keine Chance mehr hatte, die aufsteigende Angst zu ignorieren. Den Hörer ans Ohr gepresst, begann sie, unruhig hin- und herzulaufen.

Oonagh schien die Situation inzwischen neu zu überdenken. Sie hatte offensichtlich die Hand über den Hörer gelegt und redete mit Dara.

Vor ein paar Tagen, genauer gesagt, vor einer Woche, hatte Grace ihre neue Stelle als Leiterin des Morddezernats bei Garda, wie sich die unbewaffnete irische Polizei nannte, in Galway angetreten. Grace hatte sofort gespürt, dass einige der neuen Kollegen, vielleicht sogar fast alle, ihr höflich, doch ablehnend gegenüberstanden. Sie hatte bisher versucht, das zu ignorieren, was ihr weitgehend gelungen war. Da kein Mordfall passiert war, der eindeutig in ihre Zuständigkeit gefallen wäre, hatte man sie bisher mit Arbeit verschont oder, weniger nett ausgedrückt, hatte man sie bei der Verteilung der anfallenden Arbeit bisher umgangen. So hatte sie die Zeit zum Kennenlernen der viertgrößten Stadt Irlands und der örtlichen Verhältnisse genutzt. Außerdem hatte sie einiges an Energie aufwenden müssen, ihrem Onkel Jim nicht über den Weg zu laufen.

»Wir werden sofort Garda in Dalkey informieren. Versprochen.« Das war wieder Dara. »Du brauchst wirklich nicht rüberzukommen. Leb dich erst mal ein. Es wird sich alles aufklären. Wir schaffen das allein.«

Grace zögerte einen Moment und saugte an ihrer Unterlippe. »Warum habt ihr mir nicht von Roisins Veränderung erzählt?« Sie zögerte einen Moment. »Das...
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Hannah O¿Brien ist Autorin und Journalistin. Sie lebte lange in ihrer Wahlheimat Connemara und fühlt sich an der irischen Westküste bis heute zu Hause. Neben zahllosen journalistischen Veröffentlichungen über die Grüne Insel und ihre Bewohner, hat sie eine erfolgreiche irische Krimireihe um die eigenwillige Ermittlerin Grace O'Malley aus Galway geschrieben. Wenn Hannah O'Brien nicht gerade in Irland weilt, findet man sie meist in Köln und an der Mosel.