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Floh im Ohr

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
150 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am26.02.20161. Auflage
Rowohlt E-Book Theater Georges Feydeau hat 1907 mit FLOH IM OHR eine der turbulentesten Verwechslungskomödien der Theatergeschichte geschrieben. Verwechslungen. Anonyme Briefe. Ein eifersüchtiger Spanier. Ein Mann mit Sprachfehler. Überraschungseffekte beim Rendezvous. Hosenträger. Ohrfeigen ohne Zahl. Sprünge in der Ehe. Seitensprünge aus der Ehe. Überpotenz und Impotenz: Elementarteilchen einer schwindelerregenden Farce, deren Plot sich unmöglich in einem einigermaßen klaren Bericht zusammenfassen lässt. Die ganze Welt ist ein Bordell, und alle Frauen und Männer sind Huren und Freier - könnte man jedoch, ganz frei nach Shakespeare, als Motto über dieses Stück setzen. Feydeaus Meisterwerk in der Übersetzung der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hält immer noch eine Wendung bereit, wenn der Gipfel erreicht scheint, und in gleichem Maß, wie sich die Komödie in immer absurdere Höhen schraubt, versinkt der gute Ruf der Akteure im Bodenlosen.

Georges Feydeau (1862-1921) gilt als der Autor der Belle Epoque-Komödie und führte wie kein anderer die Misere einer Gesellschaft vor, die sich zwischen einer niedergeschlagenen Revolution und einem Weltkrieg herausgebildet hatte. Er schrieb 24 abendfüllende Stücke und 21 Einakter, in denen er die Existenzform des Bürgers infrage stellte. Er selbst war der Spielsucht verfallen, entzweite sich mit seiner Frau und starb verarmt und geistig umnachtet vermutlich an den Folgen von Syphilis.
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Produkt

KlappentextRowohlt E-Book Theater Georges Feydeau hat 1907 mit FLOH IM OHR eine der turbulentesten Verwechslungskomödien der Theatergeschichte geschrieben. Verwechslungen. Anonyme Briefe. Ein eifersüchtiger Spanier. Ein Mann mit Sprachfehler. Überraschungseffekte beim Rendezvous. Hosenträger. Ohrfeigen ohne Zahl. Sprünge in der Ehe. Seitensprünge aus der Ehe. Überpotenz und Impotenz: Elementarteilchen einer schwindelerregenden Farce, deren Plot sich unmöglich in einem einigermaßen klaren Bericht zusammenfassen lässt. Die ganze Welt ist ein Bordell, und alle Frauen und Männer sind Huren und Freier - könnte man jedoch, ganz frei nach Shakespeare, als Motto über dieses Stück setzen. Feydeaus Meisterwerk in der Übersetzung der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hält immer noch eine Wendung bereit, wenn der Gipfel erreicht scheint, und in gleichem Maß, wie sich die Komödie in immer absurdere Höhen schraubt, versinkt der gute Ruf der Akteure im Bodenlosen.

Georges Feydeau (1862-1921) gilt als der Autor der Belle Epoque-Komödie und führte wie kein anderer die Misere einer Gesellschaft vor, die sich zwischen einer niedergeschlagenen Revolution und einem Weltkrieg herausgebildet hatte. Er schrieb 24 abendfüllende Stücke und 21 Einakter, in denen er die Existenzform des Bürgers infrage stellte. Er selbst war der Spielsucht verfallen, entzweite sich mit seiner Frau und starb verarmt und geistig umnachtet vermutlich an den Folgen von Syphilis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644906716
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum26.02.2016
Auflage1. Auflage
Seiten150 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1699469
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vierte Szene

Lucienne, Etienne, später Raymonde

 



ETIENNE

(aus dem Hintergrund kommend) Ich komme nur, um zu sehen, ob Madame sich nicht allzusehr langweilt!



LUCIENNE

(lebhaft) Ach, mein Freund, sicher können Sie mir sagen ... Vorhin war da ein Mann ...



ETIENNE

(leicht überrascht) Ein Mann?



LUCIENNE

Ja, er hat Esperanto oder sowas gesprochen. Ich hab keine Ahnung, was er mir erzählt hat. (Imitiert Camille) o-a-a e-o i a ... irgendwie in der Art.



ETIENNE

(lachend) Ach so! Monsieur Camille.



LUCIENNE

Ach! Ein Ausländer, wie?



ETIENNE

Der? Aber gar nicht ... Das ist der Neffe von Monsieur, der leibliche Sohn seines Bruders ... Neffe ersten Grades! ... Tja, ich versteh schon, daß Madame mit ihm Probleme hatte! Er hat einen Sprachfehler, Madame. Er kann keine Konsonanten aussprechen.



LUCIENNE

Kaum zu glauben!



ETIENNE

Ja, Madame! Das ist klarerweise sehr peinlich, wenn man nicht dran gewöhnt ist. Was meine Wenigkeit betrifft, so fange ich an, ihn ein bißchen zu verstehen ...



LUCIENNE

Ach, hat er Ihnen Stunden gegeben?



ETIENNE

Das nicht gerade, aber mit der Zeit, wenn man sich anstrengt ... das Ohr gewöhnt sich dran, nicht wahr?



LUCIENNE

(setzt sich auf den Sessel links vom Tisch) Ja, ja.



ETIENNE

Also hat ihn Monsieur als Sekretär eingestellt. Da sie ihn nirgends genommen haben wegen seiner ... mit Ihrer Erlaubnis ... merkwürdigen Sprechweise.



LUCIENNE

Donnerwetter! Ein Mann, der einem nur Vokale zu bieten hat!



ETIENNE

Genau! Damit kommt man nicht aus! Ich weiß zwar, daß er beim Schreiben auch die Konsonanten verwendet, aber man kann ja nicht immer schreiben, nicht wahr?! (Geht hinter den Tisch zurück.) Ach, was für ein Jammer! So ein ordentlicher, anständiger Kerl! Wenn ich Ihnen sage, Madame, daß man ihn noch niemals mit einer Geliebten gesehen hat!



LUCIENNE

Nicht zu fassen!



ETIENNE

(naiv) Ich jedenfalls nicht.



LUCIENNE

Na ja, Pech gehabt, Ihr junger Mann.



ETIENNE

(stößt einen Seufzer aus) Ach ja! (Sieht Raymonde, die im Hintergrund erscheint) Ach, da ist Madame!



LUCIENNE

(eilt auf sie zu) Du! Endlich!



RAYMONDE

(wie ein Windstoß hereinstürmend) Ach, meine arme Freundin ... ich bin untröstlich! (Zu Etienne, während sie sich an den Tisch begibt, auf dem sie ihr Täschchen ablegt) Lassen Sie uns allein, Etienne!



ETIENNE

Ja, Madame. (Zu Lucienne) Entschuldigen Sie mich, Madame?



LUCIENNE

Aber wie denn nicht!



Etienne ab



RAYMONDE

(ihren Hut abnehmend, den sie auf das Möbel rechts von der Tür im Hintergrund ablegt) Ich hab dich warten lassen!



LUCIENNE

(spöttisch) Was du nicht sagst!



RAYMONDE

Wenn ich dir erst sage, was ich für Rennereien hinter mir hab! Ich werde es dir gleich erklären. (Nähert sich Lucienne) Lucienne, wenn ich dir geschrieben habe mit der Bitte zu kommen, so deshalb, weil etwas sehr Ernstes geschehen ist! Mein Mann betrügt mich.



LUCIENNE

Was! Viktor-Emmanuel?



RAYMONDE

Der nämliche. Viktor-Emmanuel.



LUCIENNE

Also du hast eine Art, einem sowas an den Kopf zu knallen!



RAYMONDE

Der Elende! Oh! Aber ich erwische ihn schon noch!



LUCIENNE

Was heißt das, du erwischst ihn? Aber hast du denn keine Beweise?



RAYMONDE

Ach ... nein! Hab ich nicht! Dieser Feigling! Oooh! Aber ich krieg ihn!



LUCIENNE

Aha. Aber wie?



RAYMONDE

Weiß ich nicht. Du bist ja da, du machst das schon. (Sie setzt sich aufs Sofa.)



LUCIENNE

(in ihrer Nähe stehend) Ich?



RAYMONDE

Aber ja doch! Sag nicht nein, Lucienne! Im Internat warst du meine beste Freundin. Vor zehn Jahren haben wir uns aus den Augen verloren, aber es gibt Dinge, die lassen sich nicht auslöschen. Als Lucienne Vicard habe ich dich zuletzt gesehen, als Lucienne Homenides de Histangua hab ich dich wiedergefunden. Dein Name mag sich verlängert haben, dein Herz ist das gleiche geblieben. Ich habe das Recht, dich immer noch als meine beste Freundin zu betrachten.



LUCIENNE

Aber natürlich.



RAYMONDE

Daher bist du´s, an die ich mich wende, wenn ich jemanden um einen Gefallen bitten muß.



LUCIENNE

(setzt sich ihr gegenüber, ohne rechte Überzeugung) Du bist sehr lieb, ich danke dir.



RAYMONDE

(ohne Übergang) Also sag schon, was soll ich denn jetzt machen?



LUCIENNE

(aufgescheucht) Hm? Inwiefern?



RAYMONDE

Na, um meinen Mann zu überführen, was denn sonst!



LUCIENNE

Aber was weiß denn ich ...? ... Und deswegen hast du mich kommen lassen?



RAYMONDE

Aber ja doch.



LUCIENNE

Also du bist gut! Und überhaupt, wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt mit deinem Mann? Er ist vielleicht der treueste der Ehemänner.



RAYMONDE

Der?



LUCIENNE

Verdammt! Wenn du doch keine Beweise hast!



RAYMONDE

Es gibt Dinge, die trügen nicht.



LUCIENNE

Genau. Vielleicht gehört dein Mann dazu.



RAYMONDE

Aber geh! Ich bin kein Kind, das an den Weihnachtsmann glaubt. Was würdest denn du sagen, wenn dein Mann ganz plötzlich, nachdem er immer ein Mann ... ein Mann ... also schon so! gewesen ist, plötzlich aufhörte zu ... wie soll ich sagen ... na ja ... also von heut auf morgen!



LUCIENNE

(taktvoll) Also ich würde sagen: Uff, endlich!



RAYMONDE

So! Na du bist gut! Uff würdest du sagen! Vorher sagt sich das leicht! Ich hab ja auch diese fortwährende Liebe, diesen ewigen Frühling irgendwie leicht ermüdend, monoton gefunden. Ich hab mir gesagt: «Oh, eine Wolke nur! Eine Unstimmigkeit! Ein Krach! Sorgen! Irgendwas!!» Ich war schon versucht, mir einen Geliebten zu nehmen, nur um sie endlich zu haben, die Sorgen.



LUCIENNE

Einen Liebhaber, du?



RAYMONDE

Ach verdammt, weißt du, es gibt Augenblicke, da ... Ich hatte mir sogar schon einen ausgesucht! Weißt du, dieser Monsieur Romain Tournel, seinen Namen wollen wir verschweigen, mit dem wir vorgestern hier gegessen haben ... Hast du denn nicht bemerkt, wie er mir den Hof gemacht hat? Das erstaunt mich aber schon sehr, du, eine Frau! Na schön. Um ein Haar war´s passiert, meine Liebe!



LUCIENNE

Oooh.



RAYMONDE

Nicht wahr, wie sagt man doch so schön ... «Er ist der beste Freund des Ehemannes, wer oder was läge also näher als dessen Frau ...»! (Sie erhebt sich.) Ach, aber jetzt auch nur daran zu denken ... mir einen Liebhaber zu nehmen. Jetzt, wo mein Mann mich betrügt!



LUCIENNE

(erhebt sich ebenfalls, nach rechts hinüber) Soll ich dir mal was sagen?



RAYMONDE

Was?



LUCIENNE

Im Grunde bist du verrückt nach deinem Mann.



RAYMONDE

Verrückt, ich?



LUCIENNE

Also was regst du dich dann auf?



RAYMONDE

Du machst mich wahnsinnig! Ich möchte ihn immer noch gern betrügen, aber er, daß er mich betrügt! Nein! Das geht zu weit!



LUCIENNE

(will ihren Mantel nehmen) Seltsame Sitten und Gebräuche.



RAYMONDE

Hab ich etwa nicht recht?



LUCIENNE

(ihren Mantel auf dem Tisch rechts ablegend) Doch, doch! Nur ... schau, alles, was du mir da eröffnest, beweist gar nichts.



RAYMONDE

Was heißt, es beweist nichts? Wenn ein Ehemann über Jahre hinweg ein reißender Gebirgsbach gewesen ist und dann, auf einmal, futsch! Nichts mehr! Ausgetrocknet!



LUCIENNE

(setzt sich links vom Tisch) Aber ja! Klar! Der Manzanares macht´s auch nicht anders, und doch kehrt er immer wieder in sein Bett zurück!



RAYMONDE

Oho!



LUCIENNE

Hast du nicht schon oft im Kasino diese erstaunlichen Leute beobachtet, die die Bank zu stürmen pflegen und die man wenig später ertappt, wie sie ihr Geld nur noch tröpfchenweise setzen?



RAYMONDE

(wütend) Aber wenn er doch nur spielen wollte! Meinetwegen auch tröpfchenweise! Aber nichts! Der ist der Herr, der um den Tisch herumwandert.



LUCIENNE

Na schön! Um so weniger Grund hast du! ... Das beweist nicht, daß er sich anderswo verausgabt. Das beweist bloß, daß er sich momentan verausgabt hat, sonst nichts.



RAYMONDE

(die sich dies alles, gelehnt an das Möbelstück im Hintergrund, mit verschränkten Armen angehört hat) So, meinst du! (Sie geht zum Tisch zurück und wühlt in ihrem Täschchen, aus dem sie schließlich ein Paar Hosenträger zieht, die sie Lucienne baumelnd vor die Nase hält.) Na bitte! ... und...


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Autor

Georges Feydeau (1862-1921) gilt als der Autor der Belle Epoque-Komödie und führte wie kein anderer die Misere einer Gesellschaft vor, die sich zwischen einer niedergeschlagenen Revolution und einem Weltkrieg herausgebildet hatte. Er schrieb 24 abendfüllende Stücke und 21 Einakter, in denen er die Existenzform des Bürgers infrage stellte. Er selbst war der Spielsucht verfallen, entzweite sich mit seiner Frau und starb verarmt und geistig umnachtet vermutlich an den Folgen von Syphilis.Elfriede Jelinek, geboren 1946 und aufgewachsen in Wien, hat für ihr Werk eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.