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Unser Gesundheitswesen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Thiemeerschienen am19.08.20151. Auflage
Das deutsche Gesundheitswesen gibt viele Rätsel auf. Man findet hier widersprüchliche Statistiken und Regelungen, viele Missverständnisse, tradierte Irrtümer - und immer wieder kommt die Frage auf: Warum ist das so? Professor Dr. Manfred Wildner gehört zu den ausgewiesenen Kennern des deutschen Gesundheitswesens, er bietet erhellende und auch überraschende Einblicke in das Kräftespiel dieses Systems. Wie verändert z.B. das Internet die Arzt-Patienten-Beziehung? Warum sinkt die Zahl der Verkehrstoten, obwohl die Verkehrsdichte steigt? Welche Faktoren lassen die durchschnittliche Lebenserwartung um derzeit 3 Monate pro Kalenderjahr steigen? Diesen und vielen weiteren Fragen geht Manfred Wildner nach, er erzählt kuriose Anekdoten, liefert interessante Hintergrundinformationen und löst scheinbare Paradoxien auf. Begleiten Sie ihn auf einem spannenden Ausflug in unser Gesundheitswesen. Ein unterhaltsames und informatives Lesevergnügen - nicht nur für Mediziner!mehr
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Produkt

KlappentextDas deutsche Gesundheitswesen gibt viele Rätsel auf. Man findet hier widersprüchliche Statistiken und Regelungen, viele Missverständnisse, tradierte Irrtümer - und immer wieder kommt die Frage auf: Warum ist das so? Professor Dr. Manfred Wildner gehört zu den ausgewiesenen Kennern des deutschen Gesundheitswesens, er bietet erhellende und auch überraschende Einblicke in das Kräftespiel dieses Systems. Wie verändert z.B. das Internet die Arzt-Patienten-Beziehung? Warum sinkt die Zahl der Verkehrstoten, obwohl die Verkehrsdichte steigt? Welche Faktoren lassen die durchschnittliche Lebenserwartung um derzeit 3 Monate pro Kalenderjahr steigen? Diesen und vielen weiteren Fragen geht Manfred Wildner nach, er erzählt kuriose Anekdoten, liefert interessante Hintergrundinformationen und löst scheinbare Paradoxien auf. Begleiten Sie ihn auf einem spannenden Ausflug in unser Gesundheitswesen. Ein unterhaltsames und informatives Lesevergnügen - nicht nur für Mediziner!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783131767110
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum19.08.2015
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1703289
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Manfred Wildner: HINTERGRÜNDE - Unser Gesundheitswesen;1
1.1;Innentitel;4
1.2;Impressum;5
1.3;Vorwort;6
1.4;Autorenvorstellung;8
1.5;Inhaltsverzeichnis;9
1.6;Der Weg zum ewigen Leben;11
1.6.1;Die neue Langlebigkeit;11
1.6.2;Unterschiede zwischen oben und unten;12
1.6.3;Was die Lebenszeit verlängert;14
1.6.4;Faktor Gesundheitswesen ;14
1.6.5;Faktor Sozioökonomie ;15
1.6.6;Faktor Gesellschaftsordnung ;15
1.6.7;Faktor Lebensstil ;16
1.6.8;Was Männer falsch machen;17
1.6.9;Was Politik leisten kann;19
1.6.10;Der Weg zum ewigen Leben?;20
1.6.11;Literatur;20
1.7;Gesundheit - was ist das eigentlich? ;22
1.7.1;Gesundheit im Alltag ;22
1.7.2;Die Verborgenheit der Gesundheit ;23
1.7.3;Gesundheit als höchstes Gut? ;24
1.7.4;Funktionale Gesundheit;25
1.7.5;Gesundheit aus evolutorischer Sicht;26
1.7.6; Enhancement und Dirty Medicine ;27
1.7.7;Es gibt ein Zuviel - und ein Gegengewicht;28
1.7.8;Was ist Ihre persönliche Gesundheit?;29
1.7.9;Literatur;30
1.8;Ein Quantum Trost - ein Thriller um Macht und Geld;31
1.8.1;It s the economy, stupid!;31
1.8.2;Das Wertparadoxon von Wasser und Diamanten;33
1.8.3;Negative Konsequenzen einer ökonomischen Fixierung;33
1.8.4;Eine Ökonomik der Liebe;35
1.8.5;Welche Medizin wollen wir?;36
1.8.6;Das unverzichtbare Quantum Trost ;37
1.8.7;Und der Nutzen?;38
1.8.8;Literatur;38
1.9;Patient, Nutzer, Kunde - wie hätten Sie es gerne?;40
1.9.1;Eine besondere Art Mensch;40
1.9.2;Ökonomik und Moralphilosophie;40
1.9.3;Unvermeidbare Rollenkonflikte;41
1.9.4;Ethische Aspekte autonomer Patientenentscheidungen;43
1.9.5;Verlässliche Information: Die Qual der Wahl ;43
1.9.6;Klassische Tauschökonomik als Modellplatonismus ;44
1.9.7;Rollenvielfalt als menschliche Realität;46
1.9.8;Literatur;47
1.10;Neues vom Übermenschen - Höchstleistungen der Medizin;48
1.10.1;Eine olympische Medizin ?;48
1.10.2;Höchstleistungen zum allgemeinen Wohl;49
1.10.3;Gesellschaftliche Erwartungen und Berufsethik;51
1.10.4;Veränderter Umgang mit Fehlern;53
1.10.5;Übermenschen heute?;54
1.10.6;Literatur;55
1.11;Wie viele Ärzte braucht das Land? Eine falsch gestellte Frage;57
1.11.1;Die Leibärzte des Sonnenkönigs;57
1.11.2;Medizinische Versorgung in der Sozialgesetzgebung;58
1.11.3;Sektoren des Gesundheitswesens und der professionelle Mix ;59
1.11.4;Ärzteangebot und Ärztebedarf;60
1.11.5;Die richtige Ärztedichte - gibt es eine Antwort?;63
1.11.6;Systemsteuerung als Herausforderung;64
1.11.7;Literatur;65
1.12;Kurs 59° Nord, 24° Ost - Orientierung durch Werte;67
1.12.1;Auf Kurs - aber auf welchem?;67
1.12.2;Gesundheitsvorstellungen und Postmoderne;68
1.12.3;Ethische Standpunkte von Wissenschaft und Sozialpolitik;70
1.12.4;Und der Kurs?;71
1.12.5;Literatur;72
1.13;Das menschliche Maß - vom Umgang mit Fehlern;73
1.13.1;Maß und Übermut;73
1.13.2;Idealmaß und Gesundheit;74
1.13.3;Eine Zivilisierung neuer Technologien;77
1.13.4;Entwicklung einer Fehlerkultur;79
1.13.5;Literatur;80
1.14;Politik als Beruf - Verantwortlichkeit und Augenmaß;81
1.14.1;Politik als Beruf;81
1.14.2;Politik: Ein Schauspiel? ;83
1.14.3;Politische Rechenschaftspflicht;84
1.14.4;Literatur;86
1.15;Sprichwörtliche Weisheit - Prävention ist Investition;88
1.15.1;Sprichwörter als Lebensregel;88
1.15.2;Arten der Prävention ;89
1.15.3;Eine Herausforderung für das Gesundheitswesen ;92
1.15.4;Prävention als Investition ;94
1.15.5;Literatur;95
1.16;Risikokompetenz als Entwicklungsziel;96
1.16.1;Umgang mit Angst;96
1.16.2;Funktionen von Angst und Furcht;97
1.16.3;Gibt es Gegenmittel zur Angst? ;98
1.16.4;Risikokompetenz im Gesundheitswesen ;100
1.16.5;Vertrauen als Lebenskompetenz ;101
1.16.6;Literatur;102
1.17;Vor allem Gesundheit - gute Wünsche zum Neuen Jahr;104
1.17.1;Ist Gesundheit Glück?;104
1.17.2;Risiko im Zusammenhang mit Gesundheit ;105
1.17.3;Individualisierte Medizin: Zwischen .Erkrankungsrisiko und Gesundungschance;107
1.17.4;Der Einfluss von Genen und Gesellschaft;109
1.17.5;Gesundheit: Vor allem gute Entscheidungen ;111
1.17.6;Literatur;111
1.18;Armes reiches Land - von materiellen und .postmateriellen Werten;113
1.18.1;Was lässt ein Leben gelingen?;113
1.18.2;Armut und Reichtum heute;115
1.18.2.1;Risiko Lebensübergänge;116
1.18.3;Armut als Gesundheitsrisiko ;117
1.18.4;Deutschland: Armes reiches Land? ;119
1.18.5;Literatur;120
1.19;Frieden auf Erden - die menschliche Schicksalsgemeinschaft;121
1.19.1;Demographie gestern und heute;121
1.19.2;Behandlungskosten im Alter;122
1.19.3;Die Fakten sind weniger dramatisch;124
1.19.4;Verbesserte Versorgung;125
1.19.5;Guter Wille als soziales Kapital ;127
1.19.6;Literatur;128
1.20;Erfundene Krankheiten und verleugnete Risiken;129
1.20.1;Eine neue, unbekannte Krankheit? ;129
1.20.2;Einbildung oder Verleugnung von Krankheiten;131
1.20.3;Die Medikalisierung normaler Vorgänge;133
1.20.4;Wissenschaftliche Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten ;135
1.20.5;Verschwörungstheorien allenthalben ;136
1.20.6;Literatur;137
1.21;Wie es Euch gefällt - Das mächtige Placebo;139
1.21.1;Zurück zur Natur? ;139
1.21.2; Wie es Euch gefällt ⦠;140
1.21.3;Risiken und Nebenwirkungen auch bei Placeboeinsatz?;143
1.21.4;Wissenschaft ist keine Belletristik;145
1.21.5;Literatur;145
1.22;Europa - Einheit in Vielfalt;147
1.22.1;Friedensraum Europa: In Vielfalt geeint;147
1.22.2;Der europäische Traum;149
1.22.3;Europäische Gesundheitspolitik und ihre Strukturen;151
1.22.4;Liebe geht durch den Magen ;152
1.22.5;Literatur;153
1.23;Der gute Staat - eine Meisterleistung;154
1.23.1;Die Rolle des Staates;154
1.23.2;Gerechtigkeit schafft Frieden ;156
1.23.3;Die Komplexität moderner Gesellschaften ;158
1.23.4;Governance auch im Gesundheitswesen?;159
1.23.5;Literatur;160
1.24;Eine Ethik für öffentlliche Gesundheit;162
1.24.1;Individual- und Bevölkerungsgesundheit im Spannungsfeld;162
1.24.2;Ethik in Evolution ;164
1.24.3;Konkurrierende ethische Positionen ;167
1.24.4;Differenzierung in Kern- und Mantelethik ;168
1.24.5;Literatur;169
1.25;Nikomachos - eine Diskussion im Interesse unserer Kinder;171
1.25.1;Gerechtigkeit und Gesundheit ;171
1.25.2;Betrug im Gesundheitswesen ;172
1.25.3;Ärztliche Ethik ;173
1.25.4;Notwendigkeit einer Institutionen- und Ordnungsethik ;174
1.25.5;Eine notwendige Diskussion;175
1.25.6;Literatur;176
1.26;Transfer inklusive - der Weg in die Praxis;178
1.26.1;Vom Start zum Ziel;178
1.26.2;Das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Praxis ;179
1.26.3;Politik: Das Bohren harter Bretter ;181
1.26.4;Literatur;182
1.27;Unternehmen Zukunft - wohin geht die Reise?;184
1.27.1;Zukunft als Pluralität ;184
1.27.2;Zukunftsentwürfe in der Medizin;185
1.27.3;Hoffnungsträger personalisierte Medizin ;187
1.27.4;Patientensicherheit als Zukunftsthema ;188
1.27.5;Raumschiff Erde ;190
1.27.6;Literatur;191
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Leseprobe
1 Der Weg zum ewigen Leben
1.1 Die neue Langlebigkeit

Ist die Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren gestiegen oder gesunken? Die Frage mag irritieren, denn die Fakten sprechen für sich - oder nicht? Natürlich leben wir heute in Deutschland länger und mit besserer Lebensqualität als die Generationen vor uns. Wir leben vielleicht nicht ganz so lang wie die Menschen in Monaco, Japan oder Hong Kong. Diese Länder sind derzeit Spitzenreiter: mit mehr als 80 Jahren (Männer) bzw. über 85 Jahren (Frauen) durchschnittlicher Lebenserwartung. Auf jeden Fall aber leben wir länger als unsere Großeltern, die noch die Lasten zweier Weltkriege zu tragen hatten.

Anfang des 20. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei gerade mal 40 Jahren. Das lag nicht nur an einer hohen Kindersterblichkeit, sondern an dem generell hohen Sterberisiko, das die Menschen auf Schritt und Tritt durch alle Lebensalter begleitete. Media vita in morte sumus - Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen , so begann ein mittelalterlicher Gesang, der jahrhundertelang gültig war.

Der Wandel kam erst mit der Moderne. Seit dem 18. Jahrhundert stieg die Lebenserwartung, und mit ihr stiegen die Bevölkerungszahlen. Das geschah zunächst nur ganz langsam und nur in Europa, später weltweit. Im 20. Jahrhundert wurde dieser Anstieg unübersehbar - eine Entwicklung, hinter der nicht zuletzt die Aufklärung, ein Aufschwung der Wissenschaften und gesellschaftliche Demokratisierungen standen. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Lebenserwartung ab Geburt während der letzten 100 Jahre etwa linear angestiegen ist, sie hat sich in dieser Zeitspanne verdoppelt! Aktuell steht sie bei 83 Jahren (Frauen) bzw. 79 Jahren (Männer), Tendenz: weiter steigend, um etwa 3 Monate pro Kalenderjahr. Sind wir auf dem Weg zum ewigen Leben?

Machen wir einen kurzen Ausflug in die Kulturgeschichte, die uns die folgende Denksportaufgabe überliefert: Können wir den Wettlauf um Unsterblichkeit vielleicht sogar gewinnen? Aus der Antike kennen wir das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte. Darin erläutert Zenon von Elea (490-430 v. Chr.), dass selbst der sportliche Achilles eine Schildkröte im Wettlauf nicht überholen könne - sofern diese einen Vorsprung habe. Zenons Annahme: Sobald Achilles an die Stelle gelange, wo die Schildkröte gestartet war, sei die Schildkröte ja schon ein Stück weiter gelaufen. Gleiches gelte beim nächsten Versuch usw. Auch wenn wir im Grunde wissen, dass ein Schnellerer (der Tod) den Langsameren (die Lebenserwartung) immer einholen wird - die Kernbotschaft des antiken Paradoxons strahlt unbeirrt bis in unsere Zeit. Uneinholbar scheint die Lebenserwartung zu steigen: Noch während der 10 Minuten, in denen Sie dieses Kapitel lesen, steigt sie schon wieder um gut 2 Minuten. Jahrtausendalte Überlieferung und aktuelle Datenlage bieten offenbar erfreuliche Aussichten auf ein ewiges Leben.
1.2 Unterschiede zwischen oben und unten

Doch gilt diese Aussicht für alle Menschen? Leider nicht. Schon auf nationaler Ebene gibt es Unterschiede, z.B. innerhalb Deutschlands. Hier ist die Lebenserwartung im Süden und Südwesten am höchsten, in den neuen Ländern ist sie vergleichsweise niedrigerer. Wichtig ist dabei die Ebene der Betrachtung. Auf Bundesland-Ebene können sich die Männer in Baden-Württemberg über die statistisch höchste Lebenserwartung freuen - auf Ebene der Stadt- und Landkreise liegen die Münchner Männer vorn. Generell gilt: Es gibt einen Verlauf von einer niedrigeren Lebenserwartung im Nordosten zu einer höheren im Südwesten. Das gilt teilweise auch innerhalb der Bundesländer - und im größeren Maßstab gilt es auch innerhalb Europas.

Kehren wir noch einmal zurück in die neuen Bundesländer. Hier lautet die gute Nachricht: Die neuen Länder haben aufgeholt. Zur Zeit der Wiedervereinigung führten die alten Länder noch deutlich (+2,8 Jahre bei den Frauen, +3,5 Jahre bei Männern). Dieser Unterschied ist mittlerweile geschrumpft auf etwa 4 Monate (Frauen) bzw. etwa 1½ Jahre (Männer). Eine Annäherung, die übrigens in anderen Staaten des ehemaligen sozialistischen Osteuropas bei weitem nicht zu beobachten ist: In verschiedenen GUS-Staaten ging die Lebenserwartung während des schwierigen Übergangs - insbesondere zu radikal marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystemen - deutlich zurück. Wir sehen daran: Die Entwicklung hin zum längeren und gesünderen Leben ist nicht unumkehrbar - und sie verläuft auch nicht automatisch in die günstige Richtung. Erfolg ist und bleibt die Summe richtiger Entscheidungen.

Unterschiede in der Lebenserwartung sind natürlich nicht nur innerhalb Deutschlands zu beobachten, sondern auch zwischen den Staaten auf europäischer Ebene und weltweit. Von Kleinstaaten abgesehen, hat weltweit derzeit Japan die höchste Lebenserwartung. Innerhalb Europas führt die Schweiz vor Italien, Schweden, Frankreich und Spanien.

Die geografische Landkarte ist übrigens nur eine von mehreren Betrachtungsweisen: Es gibt auch soziale, ökonomische und kulturelle Landkarten . Ordnet man etwa die deutsche Bevölkerung nach sozioökonomischem Status in Fünfteln an, so erkennt man Unterschiede in der Lebenserwartung von mehreren Jahren. Eine Dritte Welt mitten unter uns? Ganz vom Tisch wischen kann man diese provokante Frage leider nicht. Kleinräumige regionale Analysen zeigen unterschiedliche Lebenserwartungen nicht nur innerhalb einzelner Bundesländer, sondern auch innerhalb von Städten. Diese Unterschiede sind unter dem Aspekt der gesundheitlichen Chancengleichheit von erheblichem gesellschaftlichem Interesse.
1.3 Was die Lebenszeit verlängert

Woher genau kam aber nun die verbesserte Situation in den neuen Bundesländern? Die Wissenschaft vermutet die Ursache in vier großen Faktoren: in einem verbesserten Gesundheitssystem, in verbesserten ökonomischen Bedingungen (soziale Marktwirtschaft), in vermindertem psychosozialen Stress (freiheitliche, demokratische Gesellschaftsordnung) sowie in positiven Veränderungen des Lebensstils (v.a. mit Blick auf den Alkoholkonsum). Schauen wir uns diese Faktoren einmal genauer an.
1.4 Faktor Gesundheitswesen

Was die Lebenserwartung angeht, so wird die Rolle der behandelnden Medizin oft überschätzt. Bezogen auf die letzten 100 Jahre liegt ihr Beitrag zur gestiegenen Lebenserwartung bei deutlich unter 20 Jahren - wie gesagt: bei insgesamt rund 40 hinzugewonnenen Jahren! Dabei nimmt die lebensverlängernde Rolle der Medizin mit steigendem Alter zu. Vor allem aber auf die Linderung von Leid (und damit auf die Lebensqualität bei Krankheit) hat die moderne Medizin mit ihren vielfältigen Technologien und Professionen großen Einfluss - man denke nur an Schmerzmittel und Anästhesie, an Diabetes-Medikamente, künstliche Hüftgelenke oder an die Zahnheilkunde. Das Gesundheitswesen in den neuen Bundesländern hat jedenfalls schnell Anschluss an das Niveau der alten Länder gefunden. Wobei auch mancher Impuls in die umgekehrte Richtung hätte ausgehen können: Etwa in der ambulanten Versorgung durch Polikliniken und spezialisierte Pflegefachkräfte.
1.5 Faktor Sozioökonomie

Allgemein bekannt sind die großen Auswirkungen von Bildung und Einkommen, von wohnungs- und städtebaulicher Infrastruktur, aber auch von Verkehrsplanung und Fahrzeugbau, Arbeits- oder Umweltschutzmaßnahmen. Diese Faktoren sind eng miteinander verbunden und stehen in vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Beziehungen zueinander. Die Entwicklung der Unfallrisiken hängt beispielsweise davon ab, welche Produktions- und Arbeitsschutzstandards sich eine Volkswirtschaft leistet oder welche Fahrzeuge mit welchen Sicherheitsstandards von wem gekauft und auf welchen Straßen gefahren werden. Sie hängt auch davon ab, ob sich am Straßenrand lebensrettende Leitplanken oder todbringende Alleebäume befinden, die zu eng an der Straße gepflanzt sind. Es klingt wie ein Paradox - aber tatsächlich führt gerade eine erhöhte Verkehrsdichte in der Regel zu weniger Verkehrstoten: durch besseren Straßenbau, verkehrssicherere Fahrzeuge, geringere Geschwindigkeiten und ein besser ausgebautes Rettungswesen.
1.6 Faktor Gesellschaftsordnung

Eine vieldiskutierte Frage ist: Welche Auswirkungen hat die jeweilige Gesellschaftsordnung für die Lebenserwartung? Beginnen wir hier mit der Wirtschaftsordnung. Ganz nüchtern darf man feststellen, dass die freie Marktwirtschaft auf einen Siegeszug im Wettbewerb der Wirtschaftsformen zurückblickt. Vor allem hat sie das Potenzial, die produktivsten Kräfte am effektivsten einzusetzen und damit Wohlstand für alle zu bewirken - womit keinem Marktradikalismus das Wort geredet sein soll, im Gegenteil: Aus den wissenschaftlichen Beobachtungen lässt sich klar folgern, dass für die Gesundheit eine soziale Marktwirtschaft nach dem Muster der Bundesrepublik besser ist als eine libertäre Wirtschaftsordnung des laissez faire .

Natürlich beschränkt sich eine Gesellschaftsordnung nicht auf die Wirtschaftsordnung - viele weitere Fragen sind ebenfalls ordnend zu beantworten: Hat z.B. jeder einen...
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