Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wer sucht schon das große Glück?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.10.2015
Die 16-jährige Rachel scheint alles zu haben. Den süßesten Freund aller Zeiten, weltbeste Freundinnen und Erfolg in der Schule. Als sie dann auch noch die heiß ersehnte Rolle in einer Soap bekommt, wird ein Traum für sie wahr. Doch auf dem Set muss sie sich ihrer alten Widersacherin Rebecca stellen - und schmerzhaften Erinnerungen, die sie lieber vergessen wollte ...

Denise Deegan ist eine erfolgreiche irische Schriftstellerin, die bereits mehrere Romane für Erwachsene veröffentlicht hat. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin. Nach Wer braucht schon Liebe? und Wer denkt heute schon an morgen? erscheint mit Wer sucht schon das große Glück? ihr drittes Jugendbuch. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Teenageralter in Dublin.
mehr

Produkt

KlappentextDie 16-jährige Rachel scheint alles zu haben. Den süßesten Freund aller Zeiten, weltbeste Freundinnen und Erfolg in der Schule. Als sie dann auch noch die heiß ersehnte Rolle in einer Soap bekommt, wird ein Traum für sie wahr. Doch auf dem Set muss sie sich ihrer alten Widersacherin Rebecca stellen - und schmerzhaften Erinnerungen, die sie lieber vergessen wollte ...

Denise Deegan ist eine erfolgreiche irische Schriftstellerin, die bereits mehrere Romane für Erwachsene veröffentlicht hat. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin. Nach Wer braucht schon Liebe? und Wer denkt heute schon an morgen? erscheint mit Wer sucht schon das große Glück? ihr drittes Jugendbuch. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Teenageralter in Dublin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641154936
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.10.2015
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse934 Kbytes
Artikel-Nr.1705054
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Caecilius

Wenn ich abends im Bett liege, schaue ich als Letztes in ein graues Gesicht mit großen weißen Augen und winzigen Pupillen, ein Gesicht, das als Mund einen schwarzen Strich hat, der sich von links nach rechts zieht wie der Äquator, ein Gesicht mit Armen und Beinen. Das ist mein Zwilling. Oder zumindest ein Ersatz für meinen Zwilling.

Meine Uglydoll habe ich bekommen, als ich sieben war und meine Eltern mich in ein eigenes Zimmer verfrachtet haben. Bis dahin habe ich mir das Zimmer mit Jack geteilt, meinem sechseinhalb Minuten älteren Bruder. Weil Jack in der Schule eine Klasse über mir ist, denken die Leute, er ist einfach nur mein Bruder. Meine Eltern haben gewonnen. Sie wollten immer, dass wir »Individuen« sind.

Zuerst habe ich Uggs gebraucht, um vor dem Einschlafen noch ein anderes Gesicht zu sehen. Jetzt ist er so was wie ein Freund. In der Nacht, als Mark und ich zusammengekommen sind, habe ich ihn so fest an mich gedrückt, dass ich ihn umgebracht hätte, wenn er echt gewesen wäre. Aber eigentlich ist er ja echt. Jedenfalls für mich. In der Nacht, als meine Freundin Alex ein Baby bekommen hat, habe ich ihn mit Tränen getränkt - in dieser Nacht ist auch unser Freund Shane gestorben und hat Sarah zurückgelassen, als Witwe mit siebzehn. Das war vor zwei Wochen. Manchmal fühlt es sich an wie zwei Minuten. Manchmal wie zwei Jahre.

Heute Abend ziehe ich Uggs die winzigen Arme über den nicht vorhandenen Bauch und versuche sie zusammenzubringen. Das schaffe ich nur, weil der kleine Kerl so beweglich ist. Ich schließe die Augen und wünsche mir etwas. Dass es Alex und Sarah gut geht. Und ich wünsche mir noch etwas. Für mich selbst. In der Theater-AG morgen werde ich erfahren, wie das Vorsprechen für die echt beliebte Fernsehserie Eagle Crescent ausgegangen ist. Meine Theaterlehrerin Charley, die zugleich meine Agentin ist, hat´s irgendwie mit der Disziplin. Sie ruft uns nie an, um uns das Ergebnis eines Vorsprechens mitzuteilen. Auch nicht wenn wir die Rolle bekommen haben. Sie wartet damit bis zur Theater-AG. Sie sagt, dass wir »in diesem Geschäft ein ganz dickes Fell brauchen«. Ich glaube nicht, dass man sich ein dickes Fell zulegen kann. Entweder man hat es oder man hat es nicht.

Charley (stellt euch Edna Mode aus Die Unglaublichen vor, nur einen Tick harmloser; sie ist Irin) ruft mich nach der Theater-AG zu sich.

»Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagt sie fröhlich. »Welche willst du zuerst hören?«

»Die schlechte.«

Sie lächelt, als würde sie mich kennen. Und sie kennt mich tatsächlich. Ich komme hierher, seit ich vier bin.

»Du hast die Rolle in Eagle Crescent nicht bekommen.«

Ich schließe die Augen. Es gibt keine gute Nachricht.

»Aber«, sagt sie. Dann macht sie eine dramatische Pause. Typisch Charley. Ich öffne die Augen.

»Du hast eine kleine Rolle in D4 bekommen.«

»Was? Wie?« D4 ist eine Arztserie. Für die ich nie vorgesprochen habe.

»Die Casting-Agentin hat dich letztes Jahr für das Theaterstück Break Even interviewt. Sie arbeitet jetzt für D4. Und sie hat sich an dich erinnert.«

»Wow.« Meine Gedanken überschlagen sich. Ich kenne niemanden, der D4 schaut, aber immerhin ist es Fernsehen. Und meine allererste Rolle. Yippie.

»Du spielst einen Störenfried.«

Ich lächele.

»Du sollst einem Pärchen dazwischenfunken.«

»Du meinst, ich soll sie auseinanderbringen?«, frage ich begeistert.

»Ich weiß noch nicht genau, ob du sie wirklich auseinanderbringst.«

Hoffentlich soll ich das tun. Das liebe ich so an der Schauspielerei. Man kann Dinge tun, die man im wirklichen Leben nie tun würde. »Wann geht´s los?«

»Am Montag.«

»Diesen Montag?«

Sie sieht ein bisschen schuldbewusst aus. »Jemand anders ist abgesprungen.«

»Pech für sie.«

Sie lächelt. »Das ist die richtige Einstellung.«

Ein Traum wird wahr, ein Traum, den ich träume, seit ich vier bin.

»Es ist nur eine kleine Rolle, Rachel, aber wenn du sie richtig spielst, könnte mehr daraus werden.«

»Ich werde sie richtig spielen.«

Als Erstes gehe ich direkt zu Alex nach Hause. Sie und Sarah verbringen da seit, na ja, seit zwei Wochen ihre ganze Zeit. Wenn die Schule nicht wäre, wäre ich auch die ganze Zeit da.

Ich sage es ihnen nicht gleich. Denn als ich bei ihnen bin, wird mir plötzlich klar, wie unbedeutend meine Neuigkeit ist im Vergleich zu dem, was in ihrem Leben gerade passiert. Wir gehen nach oben in Alex´ Zimmer, das jetzt mehr Ähnlichkeit mit einem Kinderzimmer hat. Die vielen Farben. Hellgrün, Rot, Orange, Gelb. Eine Wandlampe in Form einer Sonne. Eine Menge Kuscheltiere. Ein Gitterbett, das zu groß ist für Maggie. Und in dem Gitterbett Maggies Babykorb.

Sarah hält Maggie. Sie küsst Maggie auf die Stirn und gibt sie an mich weiter. (Wir haben eine Regel, dass jeder, der neu dazukommt, Maggie halten darf.) Maggie ist Alex´ Baby, aber es fühlt sich an, als würde sie uns allen gehören. Jede von uns hat eine Aufgabe: Alex, Mum. Sarah, Tante. Ich, Patentante. Sie ist erst zwei Wochen alt, aber Maggie ist schon eine von uns. Jetzt blicke ich auf sie hinunter und verliebe mich aufs Neue in sie. So geht es mir immer, wenn ich sie ansehe. Sie hat so helle meerblaue Augen, die zu einem aufsehen, als wäre man der einzige Mensch auf der Welt. Alles an Maggie ist unschuldig - die winzigen Fältchen unter ihren Augen, ihre kleinen Augenbrauen, die schon gelernt haben, sich zu runzeln, ihre winzigen Lippen, die aussehen wie Rosenknospen und die lächeln, wenn man es am wenigsten erwartet, oder die sich ohne ersichtlichen Grund schürzen, ihr kleines spitzes Kinn, ihre winzigen aussdrucksstarken Hände und vor allem ihr Gaumen. Ich will nicht, dass sie je Zähne bekommt.

Ich sitze auf dem Bett und freue mich darüber, sie auf dem Arm zu halten. Sarah sitzt auf dem Boden. Sie hebt ein orangefarbenes Lama auf, hält es ihr direkt vors Gesicht und sagt: »Hallo.«

Sie trägt Shanes Mütze, die mit den Klappen, die über die Ohren hängen. Sie setzt sie nie ab. Am liebsten würde ich sie deswegen umarmen. Ständig.

Alex, die an den winzigen Stramplern schnuppert, bevor sie sie wegräumt, hält einen Moment lang inne, um mich zu fragen, wie es in der Theater-AG war. Also erzähle ich ihnen von der Rolle. Dass sie ganz klein ist. Dass es nichts Besonderes ist.

»Oh mein Gott!«, sagt Sarah so laut, dass Maggie auf meinem Arm zusammenzuckt. »Das ist ja fantastisch.« Sie lässt das Lama fallen, kommt schnell herüber und umarmt mich. Und Maggie. (Wir sind ein Doppelpack.)

»Weiter so«, sagt Alex lächelnd.

»Wann geht´s los?«, fragt Sarah.

»Am Montag.«

»Echt? So schnell?«

Ich zucke mit den Schultern. »Jemand ist in letzter Minute abgesprungen und ich habe die Rolle gekriegt.«

»Pech für sie.«

Ich lächele. »Das habe ich auch gesagt.«

»Haben sie dir ein Skript gegeben?«, fragt Sarah.

»Ja, aber ich sage nur einen Satz.«

»Und wie heißt der?«, fragen sie gleichzeitig.

»Hast du Feuer?«

Wir lachen.

»Okay, na ja, wenn du mehr Sätze kriegst, üben wir zusammen«, sagt Sarah. Seit Shane gestorben ist, befindet sie sich irgendwie auf einer Mission. Leben, bis sie stirbt. Das war Shanes letzter Wunsch. Und sie erfüllt ihn, begrüßt jede noch so winzige Kleinigkeit mit offenen Armen. Ist ständig am Reden, ständig in Bewegung. Ständig lebendig.

Ich glaube, sie erwartet zu viel von meiner kleinen Rolle. Also erinnere ich sie daran, dass die echt klein ist.

»Ja, aber du wirst sie groß machen«, sagt Alex.

Und obwohl ich lächele - weil sie plötzlich so viel Autorität hat, seit sie Mutter geworden ist -, würde ich total gern glauben, dass sie recht hat.

Als ich nach Hause komme, erfüllt der Geruch von Gebackenem den Flur. Ich lasse meine Tasche fallen und gehe geradewegs in die Küche. Im Ofen sind Teilchen, und Mum knetet Teig.

»Hast du einen Auftrag?«, frage ich hoffnungsvoll. Mum hat ihren eigenen Cateringservice. In letzter Zeit ist es ein bisschen ruhig gewesen. Das ist zwar kein größeres Problem - Dad ist ein bekannter Anwalt, der fast zu viel zu tun hat -, aber sie ist einfach am glücklichsten, wenn sie für andere kochen kann.

»Nein. Das ist für uns.«

Ich hole mir die Schüssel neben der Spüle, in der sie den Teig für die Teilchen angerührt hat. Ich fahre mit dem Finger durch die Schüssel und stecke ihn in den Mund. Dann lehne ich mich an die Arbeitsfläche. Ich habe ihr schon immer gern beim Backen zugeschaut.

»Wie war die Theater-AG?«, fragt sie.

»Gut.« Ich koste den Moment aus, bevor ich es ihr sage, weil ich weiß, dass sie sich freuen wird. »Ich habe eine Rolle in D4«, sage ich beiläufig.

»Was? Machst du Witze?« Sie zieht die Hand aus dem klebrigen Teig, umarmt mich (fast) zu Tode, lässt mich dann wieder los und knufft mich sanft gegen die Schulter. »Das müssen wir feiern.«

Das bedeutet wahrscheinlich Kuchen.

Sie stellt den Teig zur Seite, damit er gehen kann, und wirft einen prüfenden Blick auf die Uhr am Ofen. »Du bist spät dran«, bemerkt sie...

mehr

Autor

Denise Deegan ist eine erfolgreiche irische Schriftstellerin, die bereits mehrere Romane für Erwachsene veröffentlicht hat. Sie arbeitet außerdem als freie Journalistin. Nach Wer braucht schon Liebe? und Wer denkt heute schon an morgen? erscheint mit Wer sucht schon das große Glück? ihr drittes Jugendbuch. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Teenageralter in Dublin.