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Blutinstinkt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.02.2016
Der 2. Fall für den brillanten FBI-Berater Carter Blake.
Als in den Santa Monica Mountains eine verstümmelte Frauenleiche entdeckt wird, erlebt LAPD Detective Jessica Allen ein grausiges Déjà-vu. Seit Jahren wütet in der Gegend ein Serienkiller. Seine Beute: Frauen, die mit einer Autopanne liegenbleiben. Weil der Mörder sich ihnen als Helfer andient, nur um sie auf bestialische Weise zu töten, hat ihn die Presse zynisch 'Der Samariter' getauft. Die auf der Stelle tretende Polizei zieht den externen Berater Carter Blake hinzu. Blake will den Killer zur Strecke bringen - auch wenn er sich dafür den eigenen Dämonen stellen muss ...

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.
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Produkt

KlappentextDer 2. Fall für den brillanten FBI-Berater Carter Blake.
Als in den Santa Monica Mountains eine verstümmelte Frauenleiche entdeckt wird, erlebt LAPD Detective Jessica Allen ein grausiges Déjà-vu. Seit Jahren wütet in der Gegend ein Serienkiller. Seine Beute: Frauen, die mit einer Autopanne liegenbleiben. Weil der Mörder sich ihnen als Helfer andient, nur um sie auf bestialische Weise zu töten, hat ihn die Presse zynisch 'Der Samariter' getauft. Die auf der Stelle tretende Polizei zieht den externen Berater Carter Blake hinzu. Blake will den Killer zur Strecke bringen - auch wenn er sich dafür den eigenen Dämonen stellen muss ...

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641173760
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.02.2016
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse975 Kbytes
Artikel-Nr.1705222
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Los Angeles

Die Menschen drehen durch, wenn es in L.A. regnet.

Das ist schlicht eine Binsenweisheit - es ist eine der Macken, die sich in jeder Großstadt bilden. Aber wie so oft steckt in der Tat eine gute Portion Wahrheit dahinter. Obwohl es in Los Angeles kaum an Regen mangelt, fällt er doch so selten, dass er zum Ereignis wird, wenn es dazu kommt. Und aus diesem Grund sind Angelenos nicht daran gewöhnt, bei Regen zu fahren. Das führt dazu, dass einige Menschen ihre lockere Art und ihre Nerven verlieren und viel zu schnell oder viel zu langsam unterwegs sind. Vielleicht eine enge Kurve in einem zu hohen Tempo nehmen, so als wäre die Straße trocken. Die Tatsache, dass die Stadt für Wüstenbedingungen errichtet wurde, hilft auch nicht gerade. Das Abflusssystem ist in null Komma nichts überlastet, was zu Überflutung und gestautem Wasser führt. Die Regenrillen in der Straßendecke füllen sich rasch mit Wasser und verursachen Aquaplaning. Die Statistik bestätigt die Legende: Wenn es regnet, steigt die Unfallrate um fünfzig Prozent. Wahnsinnig.

Genau daran dachte Kelly, als sie mit ihrem Porsche 911 den Mulholland Drive entlangfuhr, diesen gewundenen zweispurigen Asphaltstreifen. Der Regen flutete an der Windschutzscheibe nach unten wie in einer Waschstraße, nur etwa jede Sekunde von den Scheibenwischern unterbrochen, die sich auf höchster Stufe hin- und herbewegten. Im Moment schien es irrsinnig zu sein zu fahren. Basta. Einfach nur irrsinnig - egal wie vorsichtig man war.

Kelly umklammerte das Lenkrad und zog sich nach vorne, als würden die wenigen Zentimeter, die sie näher an der Windschutzscheibe saß, irgendeinen Unterschied machen. Sie lebte bereits fast ihr ganzes Leben in Los Angeles, konnte sich aber an einen solchen Regen nicht erinnern. Die Tachonadel tanzte knapp über fünfunddreißig, einer Geschwindigkeit, bei der sie sich angesichts des steilen Abhangs rechts von ihr noch einigermaßen wohlfühlte. Trotzdem überlegte sie, ob sie es riskieren sollte, das Gaspedal noch ein bisschen mehr durchzudrücken und vielleicht mit fünfzig zu fahren. Sie machte sich Sorgen wegen eines anderen Fahrzeugs, das sich ihr von hinten näherte und offensichtlich nichts davon hielt abzubremsen. Jemand, der weniger vorsichtig war. Jemand, der viel zu schnell fuhr.

Man musste schon selten bescheuert sein, an einem solchen Abend auf einer Straße wie dieser derart zu rasen, aber so war es nun einmal: Menschen werden wahnsinnig. Kelly entschied sich für einen Kompromiss und ließ die Tachonadel auf knapp über vierzig steigen. Sie atmete schnell durch die Nase und versuchte, nicht zu blinzeln.

Der Mulholland Drive war eine komische Straße, gebaut vor langer Zeit für weitaus weniger Verkehr. Er wand sich an den Häusern der Stars vorbei, aber auch durch dunklere, ländliche Gebiete, in denen man sich wie im sprichwörtlichen Niemandsland vorkam. Eine Menge überraschend auftauchender Kurven neben steilen Abhängen. Kelly fühlte sich auf dieser Straße auch unter den besten Bedingungen nicht wohl, doch an diesem Abend hätte sie genauso gut auf der anderen Seite des Planeten sein können. Es schien Stunden her zu sein, seit sie das Sloan´s verlassen hatte. Sie riskierte einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett - erst fünfundzwanzig Minuten waren seitdem vergangen.

Vor fünfundzwanzig Minuten schien es noch eine gute Idee gewesen zu sein, sich von Sarah zu einer Probefahrt mit deren neuem Spielzeug verführen zu lassen und sich hinter das Lenkrad zu setzen. Zehn Minuten später, als sich der Himmel geöffnet hatte, hatte Kelly ihre Entscheidung bereut.

Noch um die siebzehn Kilometer bis zu Sarahs Haus. In den ersten segensreichen trockenen zehn Minuten hatte sie ein gutes Stück zurückgelegt - zu dieser Zeit herrschte auf der 405 nur schwacher Verkehr, selbst in der Autometropole des Planeten Erde. Wie weit war es noch? Acht Kilometer? Neun? Unter diesen Bedingungen könnte sie noch die ganze Nacht brauchen.

Kelly hielt den Atem an und tippte in der nächsten Kurve, die etwas enger war als erwartet, leicht auf die Bremse. In der Dunkelheit und bei dem starken Regen ließen sich die Straßenverhältnisse schwer einschätzen. Es gab keine Straßenlaternen, und die Scheinwerfer beleuchteten vor ihr nur ein winziges Stück der Straße, bevor sie sich in der Dunkelheit verloren. Die ganze Unternehmung war dumm, dachte sie erneut. Das war ... wahnsinnig. Sie sollte bei der nächsten Gelegenheit die Straße verlassen - vielleicht an einem der Aussichtspunkte - und das Ende des Regens abwarten.

Allerdings ließ sich nicht sagen, wie lange es noch regnen würde, und Sarah verließ sich auf sie, dass sie das Auto rechtzeitig zurückbrachte. Sarahs Vater würde um ein Uhr zu Hause sein, und sollte der Porsche nicht in der Garage stehen, würde er seine Tochter mit Sicherheit in ihrem Zimmer aufsuchen und sie zur Rechenschaft ziehen.

Unglaublich, aber der Regen schien noch stärker zu werden, als wolle er sie veräppeln. Die Scheibenwischer schienen immer weniger ausrichten zu können.

Plötzlich wurde sich Kelly bewusst, dass das Radio noch lief, ein lokaler Sender mit klassischem Rock. »Black Hole Sun« von Soundgarden. Für eine Sekunde zogen sich ihre Mundwinkel nach oben, als ihr in den Sinn kam, was wohl ihr eigener Vater dazu sagen würde - zu einem Lied mitten aus den Neunzigerjahren, das als Klassiker bezeichnet wird.

Doch sie wurde gleich in die Gegenwart zurückgerufen: In dem Augenblick zwischen einem Gang der Scheibenwischer und der neuen Schicht Regenwasser beleuchtete der Scheinwerfer des Porsche etwas Dunkles auf der Straße, das ihr den Weg versperrte. Die Scheibenwischer gewährten ihr einen weiteren kurzen Blick auf die Straße - das Dunkle waren Erde und Geröll, ein Erdrutsch, der von der linken Seite aus nur noch eine gefährlich schmale Lücke frei ließ. Mit angehaltenem Atem bremste Kelly und zielte auf diese Lücke zwischen dem Haufen und dem Straßenrand.

Sarah wird mich umbringen, dachte sie, als der linke Vorderreifen über einen ziegelsteingroßen Gesteinsbrocken knirschte, während rechts von ihr der Abhang steil nach unten fiel.

Doch der Porsche glitt durch den Spalt, ohne auch nur das Geröll zu streifen, und blieb wunderbarerweise mit allen vier Rädern auf der Straße.

Sie stieß die Luft mit einem kurzen Husten aus, gleichzeitig dankbar und schuldbewusst, als wäre sie einer Kugel ausgewichen. Sie quetschte sich am letzten Stück des Erdrutsches vorbei, hielt Ausschau nach entgegenkommenden Lichtern. Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, löste sie ihre Hand zum ersten Mal seit zehn Minuten vom Lenkrad und schaltete das Radio aus. Chris Cornells Stimme erstarb, nur noch das Staccato des prasselnden Regens auf Glas war zu vernehmen.

Eine Ablenkung weniger, dachte sie, als sie ihre Hand wieder aufs Lenkrad legte. Wenigstens eine weniger ...

Ein lauter Knall durchbohrte den Rhythmus des Regens wie ein Schuss, und plötzlich rutschte das Heck des Wagens unter ihr weg. Ein geplatzter Reifen?

Der Wagen schlitterte nach rechts auf den Abhang zu. Kelly riss das Lenkrad herum, doch das Fahrzeug reagierte nicht, glitt immer näher auf den siebzig Meter tiefen Abhang und auf die Vergessenheit zu. Es gab keine Schutzplanke, weil hier die Straße relativ gerade war. Doch das war nur von Vorteil, wenn man den Wagen unter Kontrolle hätte.

Oh, Mist. Soll ich in die Richtung lenken, in die ich rutsche? Soll ich gegenlenken? Was tut man in einer solchen ...

So unvermittelt, wie die Schlingerpartie angefangen hatte, war sie zu Ende - das Lenkrad blieb wieder ruhig der Wagen richtete sich aus. Kelly drückte auf die Bremse, und an ihr Ohr drang ein metallenes Quietschen, das wie ein Nagel auf einer Tafel klang, als der Porsche genau am Rand des Abhangs stehen blieb.

Auf einen kurzen Moment der Euphorie - sie war sich ihres Todes sicher gewesen, doch irgendwie hatte sie überlebt - folgten die Gewissensbisse. Hatte sie an Sarahs neuem Porsche einen Totalschaden verursacht? In der Kneipe hatte Sarah behauptet, nicht zu wissen, wie viel der Wagen gekostet hatte, doch Matt hatte ihr, mit einem üblichen leichten missbilligenden Unterton in seiner Stimme, flüsternd verraten, es wären so was um die hunderttausend gewesen. Der Regen prasselte unvermindert weiter auf den Wagen, als wolle er sie am Denken hindern - daran, ihr Hirn auf den Punkt zu konzentrieren, von dem aus sie endlich herausfinden könnte, was passiert und was als Nächstes zu tun war. Doch bevor sie auch nur ansatzweise über den mehrere hunderttausend Dollar hohen Schaden nachdenken konnte, den sie womöglich verursacht hatte, wurden diese Sorgen - sowie alle anderen Gedanken - durch eine Gefahr ausgeblendet, die bis eben nicht an ihr Bewusstsein gedrungen war:

Um sie herum völlige Dunkelheit und ein Regensturm, und sie saß nahe einem steilen Abhang auf einem engen Highway in einem liegen gebliebenen Fahrzeug.

Hektisch tastete sie nach dem Türgriff, den sie erst nach einer Ewigkeit fand, und stieß die Tür auf. Sie kletterte aus dem Wagen - hinaus in den sintflutartigen Regen; die Wassermassen durchtränkten ihre Kleider, als würde sie in einen See eintauchen. Mit einer Hand über ihrer Stirn versuchte sie, den Regen abzuschirmen, und spähte blinzelnd die Straße entlang, zunächst in die eine, dann in die andere Richtung. Nachdem sie nirgendwo ein Licht entdecken konnte, griff sie ins Wageninnere, zog den Zündschlüssel ab und...


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Autor

Mason Cross wurde 1979 in Glasgow geboren. Er studierte Englisch an der Universität von Stirling und ist derzeit im Wohltätigkeitssektor tätig. Cross lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Glasgow.