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Sieben Heere

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am09.11.20151. Auflage
Mit seinen Bestsellern um »Die Dämonen' schrieb sich Tobias O. Meißner ins Herz der Fantasyleser. Nun beginnt sein neues um eine von Krieg und dunkler Magie geprägte Welt: Nach einer übermächtigen Invasion besetzt eine gewaltige Armee das Land. Sieben Heere, gebildet aus den skrupellosesten, kaltblütigsten Kriegern, unterwerfen Städte und Dörfer. Die Bewohner beugen sich der erdrückenden Macht der Eroberer - doch dann gelingt es einer Gruppe Aufständischer überraschend, einem der Heere empfindliche Verluste zuzufügen. Es ist der Beginn einer Revolution - und eines gewaltigen Krieges, der alle in den Abgrund reißen wird ...

Tobias O. Meißner, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane werden von der Kritik hochgelobt. Meißner wurde von der Zeitschrift »Bücher« als einer der »10 wichtigsten Autoren von morgen« ausgezeichnet. Bei Piper sind u.a. die apokalyptischen Epen um »Die Dämonen« sowie die High-Fantasy-Trilogie um die »Sieben Heere« erschienen.
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Produkt

KlappentextMit seinen Bestsellern um »Die Dämonen' schrieb sich Tobias O. Meißner ins Herz der Fantasyleser. Nun beginnt sein neues um eine von Krieg und dunkler Magie geprägte Welt: Nach einer übermächtigen Invasion besetzt eine gewaltige Armee das Land. Sieben Heere, gebildet aus den skrupellosesten, kaltblütigsten Kriegern, unterwerfen Städte und Dörfer. Die Bewohner beugen sich der erdrückenden Macht der Eroberer - doch dann gelingt es einer Gruppe Aufständischer überraschend, einem der Heere empfindliche Verluste zuzufügen. Es ist der Beginn einer Revolution - und eines gewaltigen Krieges, der alle in den Abgrund reißen wird ...

Tobias O. Meißner, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane werden von der Kritik hochgelobt. Meißner wurde von der Zeitschrift »Bücher« als einer der »10 wichtigsten Autoren von morgen« ausgezeichnet. Bei Piper sind u.a. die apokalyptischen Epen um »Die Dämonen« sowie die High-Fantasy-Trilogie um die »Sieben Heere« erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492971539
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum09.11.2015
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3566 Kbytes
Artikel-Nr.1706167
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4

Die Dorfbyrgherin Rauthne hatte ihre innen mit silbernen und rötlichen Fellen ausgeschlagenen Räume im westlichen Teil der Ratshalle. Wie oftmals saß sie gerade mit dem Feuersemanen Mardein zusammen und spielte eine Partie Bildkarten, als Varlie und Nendlèce in das Gebäude gestürmt kamen. Rauthne war am Gewinnen, sie hatte die Bildkarten mit den höheren Zahlwerten an sich gebracht, deshalb reagierte sie erst auf die beiden Mädchen, als diese schon beinahe gegen den Kartenspieltisch stießen.

»Nanu, so eine Überstürztheit«, bemerkte die greise Dorfbyrgherin. »Und wozu schleppt ihr dieses uralte Ding mit euch herum? Ihr wollt doch nicht etwa einen Apfelbaum umsägen?« Dies war ein deutlicher Verweis für die unziemliche Hast der beiden Mädchen: Einen der Gottheit Abelion heiligen Baum zu beschädigen galt in Akitania als großer Frevel.

»Verzeiht uns, ehrenwerte Byrgherin«, sagte Varlie, »aber Soldaren aus Nafarroa nähern sich dem Dorf. Ein ganzer Trupp. Uns bleibt weniger als das Viertel einer Stunde, um uns zu rüsten!«

»Was für ein Unfug: Soldaren aus Nafarroa«, sagte die Byrgherin nur und blieb einfach sitzen.

Zum Zeichen ihrer Amtswürde war ihr Schädel kahlgeschoren und an den Schläfen mit den rötlichen Schutzschnörkeln Abelions bemalt. Ihr schmaler Leib steckte in der dunkelroten, schweren Robe des Unter den Menschen Ausgezeichnetseins. Vielleicht, weil ihr die weiblich wirkenden Haare fehlten, erinnerte ihr Gesicht ein wenig an das eines Mannes, vielleicht hatte sie aber auch schon immer etwas Herbes an sich gehabt. Jedenfalls war ihr Gesicht von Tausenden von Runzeln durchzogen, mehr noch, als man von ihren 70 Lebensjahren erwartet hätte. Die meisten dieser Runzeln waren durch Lachen entstanden, einige davon aber auch durch Entschlossenheit, durch Nachdenken und durch das Durchsetzen nicht ganz einfacher Entscheidungen.

Der ihr gegenüber sitzende Mardein, der dicke Sehgläser vor den Augen trug, die er als »Brenngläser« bezeichnete, und der ganz in abgewetztes, seiner Behauptung nach feuerfestes Wildleder gekleidet war, murmelte: »Habe ich nicht eine große Umwälzung geweissagt? Eine Umwälzung, die in Hagetmau ihren Anfang nehmen wird?«

»Ach, du«, wehrte die Byrgherin belustigt ab. »Du weissagst so allerhand. Vor zwei Jahren hast du uns eine große Dürre vorausgesehen, und vor lauter Regen verschimmelte uns der Weizen auf den Feldern.«

Mardein war nur vier Jahre jünger als die Byrgherin, wirkte aber, als wäre er erst in seinen Fünfzigern. Seine Wangen hatten eine dauerhaft rote Farbe - einige sagten, das komme vom Branntwein, er selbst hielt dem entgegen, dass es von der frischen Luft und der regelmäßigen Übung des Glockenläutens kam -, und seine ungestümen langen Haare hätten ihm sogar durchaus etwas Jugendliches verliehen, wenn sie nicht bereits von dunkelgrauer Farbe und an den Stirnseiten schon sehr weit zurückgewichen gewesen wären. »Aber diesmal sehe ich Rüstungen«, beharrte er mit seiner leisen, wie summend klingenden Stimme. »Schwarz und weiß.« Mardein schien zwei verschiedene Stimmen zu besitzen. Das Kräfte sparende Summen des Alltags und ein grollendes Tosen, das er nur bei Tempelandachten verwendete, und bei dem sich Hagetmauer immer wieder aufs Neue fragten, wo er es hernahm.

»Gar nichts siehst du. Ohne deine Gläser könntest du nicht einmal die Karten in deinen Fingern erkennen. Wer hat denn überhaupt etwas gesehen, ihr Mädchen? Von wem stammt dieses Gerücht?«

»Ich habe sie gesehen«, sagte Nendlèce und trat einen halben Schritt vor. »Mit meinen eigenen Augen. Und ich bin gerannt, um vor ihnen hier sein zu können.«

»Hmja. Wie viele sollen es denn sein?«

»Dreißig. Ihr Offizier reitet einen Gryph.«

»Aber das ist doch vollkommen unsinnig. Wir sind hier mehr als zwanzig Marschstunden von den Bergen entfernt. Warum sollten Soldaren aus Nafarroa so weit landeinwärts durch Akitania geraten?«

»Warum, wissen wir auch nicht, ehrwürdige Byrgherin«, sagte nun wieder Varlie, »nur dass es so ist, wissen wir.«

»Hast du sie denn auch gesehen?«

»Das Wort meiner Schwester genügt mir. Sie erfindet keine Geschichten. Als sie letztes Jahr im Wald Wölfe gehört hat, wollte ihr auch erst niemand glauben. Bis dann die ersten Schafe gerissen wurden.«

»Daran erinnere ich mich natürlich gut. Hmja. Es kann aber trotzdem nicht sein. Wir haben Frieden mit Nafarroa. Ihr letzter Versuch, in Akitania einzumarschieren, liegt mehr als hundert Jahre zurück. Und sie haben sich blutige Nasen geholt, seinerzeit. Von wo kommen sie, sagst du?«

»Von Süden.« Nendlèce beschrieb den Weg genauer.

»Reitet ihnen ein Bote voraus? Vielleicht sind sie nur auf der Durchreise, auf dem Weg in unsere Hauptstadt? Eine Art Delegation.«

»Ein Bote müsste jetzt schon hier sein. Der ganze Trupp ist nicht mehr weit entfernt.«

Nendlèces Beharren auf ihrer Geschichte versetzte die alte Byrgherin nun doch langsam in Unruhe. Sie legte die Karten weg, schaute kurz bedauernd ihren höheren Zahlwerten hinterher und stemmte sich aus ihrem Stuhl hoch.

»Umwälzung«, knurrte Mardein, und erhob sich ebenfalls.

»Lasst uns nach draußen gehen, Ausschau halten, mit den Leuten reden«, schlug Rauthne vor. »Wer weiß noch von diesem Gerücht?«

»Nur unserer Mutter haben wir davon erzählt.«

»Na, die wird euch auch nicht geglaubt haben. Sonst wüsste es jetzt schon das halbe Dorf. Lasst uns auf den Platz gehen.«

Drinnen war es so dunkel gewesen, dass die Sonne sie nun alle ein wenig blendete. Mardeins Brenngläser knackten regelrecht, so satt tranken sie sich mit Licht.

»Ich will jemanden auf dem Glockenturm haben, nur für alle Fälle. Das kann doch nicht schaden, oder? Mardein, schick jemanden hinauf, er soll nach Süden Ausschau halten.« Mardein gab dem zehnjährigen Pellit, der gerade zufällig vorüberschlenderte, das entsprechende Kommando. Als Dorfsemane, Seher und rechte Hand der Byrgherin hatte er Befugnis, anderen Anweisungen zu geben. Pellit machte sich unverzüglich an den Aufstieg, trat sich vor lauter Eifer an der Leiter beinahe selbst auf die Hände.

»Ist heute sonst noch jemand von Süden gekommen? Hat sonst jemand etwas gesehen?«

Rauthnes Frage richtete sich an sämtliche Passanten. Niemand konnte Nendlèces Aussagen bestätigen, aber spätestens jetzt begann das Gerücht in Hagetmau umzugehen, und schon nach kurzer Zeit hatte sich auf dem Platz eine neugierige und beunruhigte Menge von etwa vierzig Personen versammelt.

»Wonach soll ich denn Ausschau halten?«, krähte Pellit von oben herab. Sein zerzauster Kopf tauchte neben der Glocke auf wie ein zweites, kleineres Geläut.

Rauthne überlegte kurz, dann rief sie hoch: »Melde alles, was dir außergewöhnlich vorkommt.« Zu Mardein raunte sie: »Wenn er nicht weiß, worum es sich handelt, wird er nicht denselben Fehler machen können wie das Mädchen.«

»Worum könnte es sich denn handeln?«, knarzte Mardein.

»Was weiß ich? Eine Händlerkarawane vielleicht.«

»Und der Gryph? Was sieht aus wie ein Gryph?«

»Ein Ochse mit einem schmückenden Überwurf, der an Flügel erinnert.«

»Er hatte einen Vogelkopf mit Schnabel«, versetzte Nendlèce, die das Getuschel mit angehört hatte.

»Hmja«, schnaubte Rauthne unwillkürlich. »Vielleicht sind es fahrende Schausteller, die einen Gryph mit sich führen.«

Darüber dachte Nendlèce immerhin nach. War es möglich, dass sie sich so geirrt hatte? Aber die Brustharnische, schwarz und weiß gefärbt wie in Nafarroa üblich. Das Marschieren der Männer in Zweierreihen. Und sie hatten keinen Karren bei sich gehabt. Schausteller oder Händler waren doch niemals ohne Karren unterwegs!

Varlie war unzufrieden. »Was stehen und gaffen wir denn so herum? Uns bleibt nur noch ganz wenig Zeit, uns gegen den Überfall zu wappnen! Sollten wir nicht die Brücke verbarrikadieren? Die Leute zu den Waffen rufen?«

»Zu welchen Waffen denn?«, entgegnete ihr die Dorfbyrgherin. »Deine Säge ist doch schon so ziemlich das Einzige, was sich in dieser Hinsicht in ganz Hagetmau finden lässt. Nur Tautun besitzt noch ein Kurzschwert, das er mal einem Durchreisenden beim Wettzechen abgenommen hat. Wo steckt Tautun überhaupt? Hat ihn jemand gesehen?« Tautun war wie ein ständiges Nagen im Hinterkopf der Byrgherin. Er war der Dorfaufrührer. Derjenige, der sich am liebsten prügelte. Der immer über den Durst trank. Der Reisende anpöbelte. Scheunen demolierte. Der alles anzweifelte und in den Dreck zog, was man sich in langen Beratungen zum Wohle des Dorfes überlegt hatte. Seit Jahren schon hoffte sie, er würde Hagetmau endlich verlassen, um anderswo Unfrieden zu stiften. Aber er blieb, womöglich aus Trägheit, womöglich aus Rachsucht aufgrund der unglücklichen Entscheidungen seiner Kindheit, womöglich aber auch, weil sich hinter seinem großspurigen Gebaren eigentlich ein Feigling verbarg. Hier im Dorf wusste er, wen er einschüchtern konnte, ohne etwas befürchten zu müssen. Draußen in der Fremde jedoch würden alle Karten neue Zahlwerte erhalten.

Folster, der stiernackige Wirt vom Schwarzen Lamm, drängte sich zur Byrgherin und dem Semanen durch: »Was soll ich machen, wenn wirklich Soldaren kommen? Ich will nicht, dass sie bei mir alles kurz und klein schlagen und die Zeche prellen. Wenn ich aber einfach dicht mache, fangen sie vielleicht im Dorf an zu plündern.«

Rauthne verzeichnete mit einem Nicken, dass Folster sich immerhin nicht nur um seine einladend hergerichtete Wirtsstube, sondern auch um das restliche Dorf sorgte. »Noch wissen wir nicht, ob...
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Tobias O. Meißner, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane werden von der Kritik hochgelobt. Meißner wurde von der Zeitschrift "Bücher" als einer der "10 wichtigsten Autoren von morgen" ausgezeichnet. Bei Piper sind u.a. die apokalyptischen Epen um "Die Dämonen" sowie die High-Fantasy-Trilogie um die "Sieben Heere" erschienen.