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Schwarze Strömung - Lacey Flint 4

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.05.2015
Man findet sie tot in den dunklen Fluten der Themse - junge Frauen in weiße Laken gehüllt, ermordet von einem mysteriösen Serienkiller ...
Lacey Flint weiß, dass die Themse ein gefährlicher Ort ist. Vielleicht hat sie sich den Fluss daher als Arbeitsplatz ausgesucht. Seit Kurzem arbeitet die einstige Ermittlerin für die »Marine Unit« der Londoner Polizei, und die dunklen Fluten lassen sie auch in der Freizeit nicht los. Bis sie beim illegalen Schwimmen in der Themse eine Tote entdeckt. Die junge Frau ist liebevoll in ein weißes Leichentuch gehüllt, und es scheint, als sollte sie von Lacey gefunden werden. Tatsächlich wird die unbekannte Tote nicht das einzige grausame Geschenk sein, das ein Serienkiller für Lacey hinterlässt. Irgendjemand beobachtet jeden ihrer Schritte. Und kennt sie besser, als ihr lieb sein kann ...


Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.
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Produkt

KlappentextMan findet sie tot in den dunklen Fluten der Themse - junge Frauen in weiße Laken gehüllt, ermordet von einem mysteriösen Serienkiller ...
Lacey Flint weiß, dass die Themse ein gefährlicher Ort ist. Vielleicht hat sie sich den Fluss daher als Arbeitsplatz ausgesucht. Seit Kurzem arbeitet die einstige Ermittlerin für die »Marine Unit« der Londoner Polizei, und die dunklen Fluten lassen sie auch in der Freizeit nicht los. Bis sie beim illegalen Schwimmen in der Themse eine Tote entdeckt. Die junge Frau ist liebevoll in ein weißes Leichentuch gehüllt, und es scheint, als sollte sie von Lacey gefunden werden. Tatsächlich wird die unbekannte Tote nicht das einzige grausame Geschenk sein, das ein Serienkiller für Lacey hinterlässt. Irgendjemand beobachtet jeden ihrer Schritte. Und kennt sie besser, als ihr lieb sein kann ...


Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641150129
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum25.05.2015
Reihen-Nr.4
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3986 Kbytes
Artikel-Nr.1709744
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Der Mörder

Das Hebewerk steht dicht an der Ufermauer der Themse in London, ganz nahe an der Grenze zwischen Rotherhithe und Deptford, wie eine Frau auf einem Ball, die es schon lange aufgegeben hat, auf einen Tanzpartner zu hoffen. Das kleine viereckige Gebäude ist von den Menschen, die jeden Tag zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto daran vorbeikommen, weitgehend vergessen worden, falls sie es überhaupt jemals bemerkt haben. Es war immer schon da, so wie die Straßen, die hohe Flussmauer, der Uferweg. Kein auffälliges Bauwerk, in keinerlei Hinsicht, und nie geschieht irgendetwas, das mit ihm in Verbindung gestanden hätte. Keine Waren werden vor den breiten Holztoren an der einen Seite des Gebäudes angeliefert, und ganz sicher kommt nichts heraus. Seine Fenster sind mit Holzplatten vernagelt. Gelegentlich bemerkt vielleicht jemand, der auf dem Uferweg eine Pause einlegt, dass das Mauerwerk schön gearbeitet ist, auf unaufdringliche Weise.

Vielen fällt das nicht auf. Das Dach liegt höher als das Blickfeld eines normalen Menschen, und auf der nächstgelegenen Straße fährt kein Bus. Der Verkehr auf dem Fluss zieht natürlich viel weiter unterhalb des Hebewerks vorüber. Deshalb nimmt nie jemand wahr, dass das Blassgrau des Gebäudes von einem Kreuzmuster aus weißen Backsteinen durchzogen ist und dass einheitlich geformte Steine diagonal darin eingearbeitet sind. Während der viktorianischen Epoche wurde alles verziert, und dieses unbedeutende Bauwerk war davon nicht ausgenommen, wenngleich nur wenige Menschen seinen ursprünglichen Zweck in vornehmer Gesellschaft angesprochen hätten. Das Hebewerk war gebaut worden, um Abwässer aus dem tiefer gelegenen Rotherhithe in die Themse zu pumpen. Früher hatte es eine wichtige Rolle dabei gespielt, die umliegenden Straßen sauber zu halten, aber größere, effizientere Pumpwerke wurden eingesetzt, und es kam der Tag, da es nicht mehr gebraucht wurde.

Wären Passanten neugierig genug gewesen, sich dort Zutritt zu verschaffen, hätten sie gesehen, dass das Innere des Gebäudes sehr viel größer ist, als sein Äußeres vermuten lässt, weil mindestens die Hälfte des Pumpwerks unter der Erde liegt. Die mit Brettern vernagelten Fenster und das große zweiflügelige Tor befinden sich hoch über dem Boden in den Wänden, in Höhe des zweiten Stockwerks. Um sie zu erreichen, muss man eine Eisentreppe hinaufsteigen und einen reich verzierten Laufgang entlanggehen, der um den ganzen Innenraum herum verläuft.

Sämtliche technischen Gerätschaften sind schon vor langer Zeit fortgeschafft worden, aber die Dekorationen sind noch da. Steinerne Säulen ragen zum Dach empor; ihre einst leuchtend rote Farbe ist zu Stumpfrot verblasst. Tudorrosen winden sich noch immer um ihre Kapitelle, wenngleich sie nicht mehr schneeweiß leuchten. Schimmel kriecht an dem glatten Mauerwerk hinauf, kann aber die gute Qualität der Backsteine nicht verbergen. Jeder, dem das Privileg zuteilwird, das Hebewerk von innen zu sehen, würde es als kleines architektonisches Schmuckstück betrachten, als etwas, das erhalten und wertgeschätzt werden sollte.

Das geht nicht. Seit Jahren ist das Hebewerk jetzt schon in privater Hand, und diese Hand hat kein Interesse an Entwicklung oder Veränderung. Diese Hand kümmert es nicht, dass ein Ufergrundstück so nahe an der City wahrscheinlich Millionen wert ist. Das Einzige, was dieser Hand wichtig ist, ist, dass das alte Hebewerk einem ganz bestimmten Zweck dient.

Außerdem ist es zufällig auch ein idealer Ort, um eine Leiche ins Grabtuch zu hüllen.

In der Mitte des Innenraumes stehen drei eiserne Maschinenfundamente, jedes etwa so groß wie ein bescheidener Esstisch. Die Tote liegt auf dem, das dem Abflussrohr am nächsten ist, und der Mörder keucht von der Anstrengung, sie dort hinzuschaffen. Wasser trieft von beiden herab. Das Haar der Toten ist schwarz und sehr lang. Es klebt an ihrem Gesicht wie Wasserpflanzen bei Ebbe an einem umgekippten Boot.

Über ihnen ist der Mond nicht viel mehr als eine gekrümmte blonde Wimper am Himmel, doch entlang des Ufers stehen Straßenlaternen, und ein wenig Licht dringt hier herein. Zusammen mit dem Schein mehrerer Öllampen, die in den Wandnischen stehen, genügt das.

Als das Haar sanft angehoben wird, kommt das bleiche, vollkommene Gesicht zum Vorschein. Der Mörder seufzt. Es ist immer so viel leichter, wenn die Gesichter keinen Schaden genommen haben. Die Wunde um den Hals ist hässlich, das Gesicht jedoch ist unberührt. Die Augen sind geschlossen, und auch das ist gut. Augen verlieren immer so schnell ihr Leuchten.

Hier kommt sie wieder, jene schwer lastende Traurigkeit. Bedauern - es gibt eigentlich kein anderes Wort dafür. Sie sind so wunderschön, diese jungen Frauen mit ihrem wallenden Haar und ihren langen Gliedern. Warum sie mit Versprechen von Rettung und Sicherheit fortlocken? Warum für den Moment leben, wenn die Hoffnung in ihren Augen sich in Entsetzen verwandelt?

Genug. Der Leichnam muss ausgezogen, gewaschen und verhüllt werden. Er kann den Rest der Nacht hier liegen bleiben und morgen zum Fluss hinausgeschafft werden. Die gesäumten Laken liegen griffbereit, ebenso die Nylonschnur und die Gewichte.

Bald ist die Frau entkleidet; das lange Hemd und die Hosen aus Baumwolle sind schnell aufgeschnitten, die billige Unterwäsche ist eine Sache von Sekunden.

Ob, aber sie ist doch so schön. Zierlich. Lange, schlanke Beine, kleine, hoch angesetzte Brüste. Blasse, makellose Haut. Die kräftigen Finger des Mörders streichen den festen, gerundeten Schenkel hinunter, zeichnen die Form der kleinen runden Kniescheibe nach und fahren an dem vollendet ausgeformten Schienbein hinab, über die platt gedrückte Wölbung der Wade. Wunderschöne Füße. Der hohe anmutige Bogen des Spanns, die winzigen rosa Zehen, das vollkommene Oval der Zehennägel. Im Tode ist sie das perfekte Abbild unerreichbarer Fraulichkeit.

Ein röchelnder Laut, dann eine kalte, starke Hand, die den Arm des Mörders umklammert.

Die Frau bewegt sich. Ist gar nicht tot. Ihre Augen sind offen. Nicht tot. Sie hustet, ringt nach Luft, ihre Hände tasten auf dem Eisenblock umher, sie versucht aufzustehen. Wie ist das passiert? Der Mörder fällt vor Schreck fast in Ohnmacht. Augen, die vor Grauen ganz schwarz geworden sind, starren. Noch mehr Flusswasser sprüht hustend zwischen jenen blassen, wund gebissenen Lippen hervor.

Lippen, die nichts mehr zu sagen haben sollten.

Der Mörder streckt die Hand aus, ist aber nicht schnell genug. Die Frau hat sich hastig rückwärtsgeschoben und ist von dem Fundament gefallen. »Aii, aii«, ruft sie, der Laut eines verängstigten Tieres. Auch der Mörder hat fürchterliche Angst. Ist jetzt alles vorbei?

Die Frau ist auf den Beinen. Verwirrt, desorientiert, aber nicht so sehr, dass sie vergessen hätte, was ihr zugestoßen ist. Sie weicht zurück, starrt um sich, sucht nach einem Fluchtweg. Jedes Mal, wenn ihr Blick dem des Mörders begegnet, werden ihre Augen vor Entsetzen noch größer. Worte kommen aus ihrem Mund; vielleicht sind es die Worte, die der Mörder hört, vielleicht auch nicht.

»Was bist du?«

Und das reicht, um die rasende Wut zurückzubringen. Nicht: »Wer bist du?«, nicht: »Warum tust du das?« Beides wären unter diesen Umständen vollkommen verständliche Fragen. Sondern: »Was bist du?«

Jetzt rennt die Frau durch den Raum, sucht nach einem Fenster - das sie hier im Erdgeschoss nicht finden wird - oder nach einer Tür, die ihr nicht helfen wird.

Sie hat das Obergeschoss entdeckt, strebt auf die Treppe zu. Dort oben führt kein Weg hinaus - die Fenster sind alle mit Brettern vernagelt, das schwere Tor lässt sich nicht öffnen -, aber es gibt dort Oberlichter, die sie vielleicht einschlagen und so Menschen draußen auf sich aufmerksam machen könnte.

Der Mörder stürmt los, knallt schmerzhaft gegen das Eisengerüst der Treppe und bekommt den Knöchel der Frau zu fassen, beißt mit aller Kraft in den fleischigen Teil der Wade. Ein schmerzliches Aufheulen. Noch ein heftiger Ruck. Ein Aufschrei, dann kommt sie die Treppe hinuntergestürzt.

Jetzt hat der Mörder sie, doch die Frau ist nackt und glitschig vom Wasser und vom Schweiß. Es ist nicht leicht, sie festzuhalten, und sie wehrt sich wie ein Aal. Das Beißen und Kratzen und das unablässige Zappeln kosten viel Kraft. Der Griff des Mörders lockert sich. Die Frau ist auf den Beinen. Den Arm ausstrecken, zupacken. Sie ist hingefallen, ist hart auf dem Steinboden aufgeprallt, hat sich den Kopf angeschlagen. Benommen ist sie leichter zu bändigen. Anheben. Das Geräusch von über Stein schürfender Haut. Arme fuchteln, klauengleiche Hände versuchen, irgendetwas zu fassen zu bekommen - egal, was -, aber sie haben das glatte Metallrohr erreicht, durch das früher das Wasser aus dem Hebewerk geströmt ist. Sie hineinheben. Ihr nachklettern. Sie weiterschieben. Das Abflussrohr ist kurz, nicht viel länger als ein Meter.

Dort unten ist Wasser, ganz nahe, und jetzt hilft die Schwerkraft mit. Vorbeugen, schieben, und, ja - sie schlagen beide auf die Wasseroberfläche auf.

Und die Welt wird wieder ruhig. Still. Weich und mühelos.

Ganz mühelos jetzt. Lass los. Lass sie untergehen. Lass sie in Panik geraten. Warte, bis sie auftaucht, um ihren letzten, verzweifelten Atemzug zu tun, und dann pack zu. Mit einem einzigen mächtigen Emporschnellen aus dem Wasser heraus, und dann wieder hinab, die Hände um ihren Hals gelegt. Hinunter, hinunter in die Tiefe. Hinunter, bis sie aufhört, sich zu wehren.

Beide fest umschlungen. Eine innige Umarmung. Eine gute...


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Autor

Sharon Bolton, geboren im englischen Lancashire, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. Ihr Debütroman »Todesopfer« machte sie über Nacht zum Star unter den britischen Spannungsautor*innen. Seitdem wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Sharon Bolton lebt mit ihrer Familie in Oxford.