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Der Tarzan-Effekt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am28.02.20141. Auflage
Die attraktive Journalistin Laura Wunder ist entsetzt: Ihre beste Freundin Gisi hat eine Affäre mit einem jungen Großwildjäger! Klarer Fall - hier handelt es sich um den berühmt-berüchtigten 'Tarzan-Effekt'. So etwas könnte der vernünftigen Laura natürlich nie passieren. Doch als sie für eine Reportage nach Schottland reist, begegnet sie auf der wilden Isle of Skye dem umwerfenden Brian, einem wortkargen, aber verdammt attraktiven Naturburschen. Und prompt geraten ihre Prinzipien gefährlich ins Wanken...

Hanna Molden ist eine österreichische Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Liebesromanen. Sie ist die Witwe des österreichischen Verlegers und Publizisten Fritz Molden. Hanna Molden hatte 2005 einen Auftritt in einer Fernsehdokumentation über Hildegard Knef in der Reihe Legenden.
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Produkt

KlappentextDie attraktive Journalistin Laura Wunder ist entsetzt: Ihre beste Freundin Gisi hat eine Affäre mit einem jungen Großwildjäger! Klarer Fall - hier handelt es sich um den berühmt-berüchtigten 'Tarzan-Effekt'. So etwas könnte der vernünftigen Laura natürlich nie passieren. Doch als sie für eine Reportage nach Schottland reist, begegnet sie auf der wilden Isle of Skye dem umwerfenden Brian, einem wortkargen, aber verdammt attraktiven Naturburschen. Und prompt geraten ihre Prinzipien gefährlich ins Wanken...

Hanna Molden ist eine österreichische Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Liebesromanen. Sie ist die Witwe des österreichischen Verlegers und Publizisten Fritz Molden. Hanna Molden hatte 2005 einen Auftritt in einer Fernsehdokumentation über Hildegard Knef in der Reihe Legenden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955303877
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum28.02.2014
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1724794
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

»Sie ist verrückt geworden.« Viktor flüsterte, als müsse er etwas vertuschen.

»Was heißt verrückt?«, fragte ich laut.

Er bohrte die geballten Hände in die Knie, beugte sich über den Tisch und raunte mir zu: »Sie betrügt mich.«

Dass »Viktor betrügen« dasselbe wie »verrückt sein« bedeuten sollte, fand ich bemerkenswert. Ich sah auf seine Fäuste, die eher Wut als Schmerz signalisierten. Na, gar so verrückt... schoss es mir durch den Kopf, ich verbiss mir das Grinsen und sagte: »Ausgeschlossen! Das wüsste ich!«

Viktor hatte mich angerufen und mich um ein Gespräch gebeten. Er wollte am Telefon nicht sagen, worum es ging. Ich solle ihn um sechzehn Uhr in der Bar des Bristol treffen, um diese Zeit sei dort kein Mensch, den man kenne.

»Ein Geheimnis«, hatte ich gescherzt.

»Wird bald keines mehr sein«, hatte er düster gemurmelt und aufgelegt.

Die Bar war in der Tat menschenleer, nicht einmal ein Kellner war zu erblicken. Viktor saß auf der Kante des Fauteuils, als wäre er auf dem Sprung. Er atmete heftig, sein dichter, neuerdings ergrauender Schnurrbart bebte, er war um Fassung bemüht.

 


Er sieht stattlicher aus als früher, dachte ich, nicht mehr so dürr, irgendwie bedeutend, in jedem Fall arriviert. Regelmäßige  Gesichtszüge, braun gebrannt, kräftige, gerade Nase. Der Schnurrbart verdeckte die etwas dünn geratene Oberlippe. Die kahle Stelle oben am Kopf konnte er verschmerzen, weil das verbleibende Haupthaar dicht und nach wie vor silberblond wucherte. Das Blau der Augen schien ein wenig fahl geworden. Aber sein langer Körper war noch immer gut in Schuss. Den Bauch zog er gewohnheitsmäßig ein, er war trainiert, er hatte stets viel Sport getrieben, wenn auch nicht so extrem wie Martin, mein verstorbener Mann. Jetzt spielte Viktor vor allem Golf.

»Ausgeschlossen«, wiederholte ich, »wenn es so wäre, wüsste ich es.«

»Es ist die Wahrheit«, sagte Viktor mit so viel verletztem Stolz, dass mir klar wurde: es stimmt.

Dass sie mir nichts gesagt hat! - Es tat weh. Ich kannte Gisi besser, als alle anderen Menschen, Viktor mit eingeschlossen, sie kannten. Wir kannten uns im wahren Sinn des Wortes aus dem Sandkasten. Und in Wien steht der gemeinsame Sandkasten oft am Anfang anderer Verbindungen: Schulen, Sommerfrischen, Tanzkurse, erste Bälle, Konzertabonnements ... Es gibt ihn heute noch, diesen Sandkasten, in dem auch Limettchen ihren ersten Kuchen buk. Er befindet sich an einer vergleichsweise unattraktiven Stelle jenes Prachtparks, der für seine Rosenrabatten berühmt ist. Rund um ihn stehen immer noch die altmodischen Gartenbänke von ehedem, die heute nicht bloß von Großmüttern, Müttern und Aupairmädchen, sondern zunehmend auch von jungen Vätern frequentiert werden. Im Chaos meiner in Schuhschachteln abgelegten Fotos muss sich ein schwarz-weißer Schnappschuss befinden, der Gisi und mich in nämlichem Sandkasten zeigt. Unseren feisten Babyspeckbeinchen nach zu schließen dürfte er aus dem Jahr 1950 stammen. Seite an Seite sitzen wir auf dem Brett, beide in Schürzenkleidern, jede mit dem Sandkübel der anderen auf dem Kopf. Offenbar haben wir sie uns im Zuge einer kriegerischen Auseinandersetzung gegenseitig aufgesetzt.

 


Schon unsere Mütter waren Freundinnen gewesen. Auch sie konnten auf einen gemeinsamen Sandkasten zurückblicken. Sie entstammten derselben gehobenen Wiener Kaste. Gisis Mutter Ida hatte standesgemäß geheiratet, das Adelsprädikat ihres Ehemannes Richard von Miller stammte von 1918, er war von Geburt an dazu bestimmt, in dritter Generation die Notariatskanzlei seines Vaters zu übernehmen. Meine Mutter Eva hingegen hatte sich artfremd verhalten. Sie hatte sich zum äußersten Befremden ihres Vaters, eines hohen Beamten, der auf eine lange Reihe von Beamtenahnen zurückblicken konnte, in einen gesellschaftlichen Niemand mit sozialdemokratischem Hintergrund verliebt. Der Niemand hieß Anton und wurde mein Vater.

Meine Eltern heirateten im düsteren Nachkriegsjahr 1947. Ihre Ehe war glücklich. Als ich alt genug war zu begreifen, wie glücklich sie war, bezeichnete ich sie als Turteltaubennest. Gisis Eltern hatten 1946 geheiratet, 1947 war ihr Sohn Otto zur Welt gekommen, 1948, ziemlich gleichzeitig mit mir, wurde Tochter Gisela geboren. Sie heiße nach einem alten Schiff, hänselten sie die Kinder auf dem Lande, denn der Salzkammergutsee, an dem Millers ein Ferienhaus besaßen, wurde von einem antiquierten Raddampfer namens »Gisela« befahren. Gisi ärgerte sich grün, obwohl die Kinder so falsch nicht lagen. Der Dampfer trug den Namen der Erzherzogin Gisela und Gisis Vater, eingefleischter Monarchist, hatte seinen Sohn nach dem letzten Kronprinzen der Habsburger und seine Tochter nach der ältesten Tochter Kaiser Franz Josefs und Kaiserin Elisabeths benannt. Er rief sie »Gisella«, weil auch Seine Majestät seine Tochter so zu rufen pflegte. »Gisi« ist meine Erfindung gewesen.

Gisi und ich besuchten dieselbe Volksschule, dann wurden wir getrennt. Gisi trat ins erzkatholische Sacre Coeur ein, meine Eltern steckten mich in ein als »rot« verschrieenes öffentliches Gymnasium. Mein Vater hatte die früh begonnene Laufbahn des politischen Funktionärs an den Nagel gehängt und war Unternehmer geworden. Farben und Lacke. Das Land war damals im Aufbau begriffen, das Geschäft ging gut. Wir gewohnten eine scheußliche Villa in einer guten Gegend. Seine gesellschaftspolitischen Ideale hatte mein Vater auf dem Altar der freien Marktwirtschaft geopfert, aber seine Wurzeln verleugnete er nicht. Nie hätte er sein einziges Kind von Nonnen erziehen lassen ... Die verschiedenen Schulen konnten freilich an Gisis und meiner Freundschaft nichts ändern, wir galten als unzertrennlich. Ich verbrachte jede freie Minute bei Millers. Meine Eltern hatten nichts dagegen. Sie arbeiteten gemeinsam in der Firma meines Vaters, außerdem beteten sie sich an und waren dermaßen aufeinander konzentriert, dass ich mich in ihrer Gesellschaft oft überflüssig fühlte.

Gisis Mutter war eine fröhliche, warmherzige Frau. Sie gab mir das Gefühl, stets willkommen zu sein. Mit der Zeit nahm ich in der Familie den Status eines dritten Kindes an. In den Sommerferien fuhr ich für gewöhnlich drei Wochen lang mit meinen Eltern an irgendeinen fashionablen Strand. Danach durfte ich mit in das knarrende, feuchte, wunderbare, am bewussten See gelegene Millersche Ferienhaus. In einer dämmrigen Bootshütte bekam ich meinen ersten Kuss. Von Otto. Er war dreizehn und im Stimmbruch, ich war zwölf und trug noch Zöpfe. Der Kuss hieß nichts, er war nass und unappetitlich; er begeisterte vor allem Gisi, die durch ein Astloch zugesehen hatte und jubilierte, weil sie in mir ihre zukünftige Schwägerin sah. Otto wurde später Soziologe. Heute ist er Universitätsprofessor in Kanada. Mit einer Französin verheiratet, hat vier Kinder, schreibt an seine alten Eltern selten, an seine Schwester gar nicht und kommt so gut wie nie nach Hause.

Als Teenager hörten Gisi und ich dieselben Schnulzen, fanden dieselben Bücher toll, schwärmten für dieselben Schauspieler und verliebten uns gleichzeitig rasend in ein und denselben Mann. Unsere Eltern hatten uns für die Weihnachtsferien in einen Privatschikurs für Wiener Mittelschülerinnen eingeschrieben. St. Anton am Arlberg, Pension, Schikurs, Schilehrer, alles inbegriffen ... Unser Schilehrer hieß Josef, wir nannten ihn Joe. Er war fünfundzwanzig und sah aus wie der Mann auf dem Piz-Buin-Plakat, war athletisch gebaut und fuhr erwartungsgemäß Schi wie ein Gott. Mit nachsichtigem Lächeln half er jeder, die gestürzt war, auf die Beine. Wenn man besonders gut war, pfiff er wie ein Bussard. Wir waren fünfzehn Mädchen, alle fuhren ganz passabel Schi, jede versuchte, die anderen auszustechen, denn alle waren in Joe verliebt. Als ich einmal am Schlepplift hängen blieb und bös stürzte, raste Joe heran, um mich aus meiner nicht ungefährlichen Lage zu retten. Er grummelte ein »Hoppla« und hob mich auf, als wäre ich eine Feder, er hielt mich ein paar Sekunden fest an sich gedrückt, ehe er »geht's wieda« fragte und mich losließ. Ich stand da wie vom Donner gerührt und war überzeugt: von Supermann Joe aufgerichtet zu werden, dieses Gefühl von Triumph, Spannung und leiser Lust war durch nichts zu überbieten.

Joes wegen traten Gisi und ich zum ersten Mal in Konkurrenz. Übergangslos. Heftig. Bildlich gesprochen wünschten wir einander den Untergang. Jeder Pickel der anderen wurde insgeheim bejubelt, jede Gunstbezeigung Joes genau registriert. Zweimal war Joe mit Gisi im Sessellift gefahren. »Mahlzeit«, hatte er mittags in unsere Richtung gewünscht, wem hatte es gegolten, ihr oder mir? Gisi ließ sich Joe praktisch vor die Schispitzen fallen, um von ihm aufgehoben zu werden. Aber mir drosch er mit den Worten: »Gut warst, Dirndl«, auf die Schulter.

Dann kam die Nacht, die unseren Hoffnungen ein Ende setzte. Roswitha, eine der Teilnehmerinnen des Schikurses, süße siebzehn, war zwar die schlechteste Schifahrerin der Gruppe, aber sie hatte einen Superbusen. Sie wurde von der Dienst habenden Begleitperson ertappt, als sie sich im Morgengrauen ins Haus schlich. Aus Letzterem war sie in der Nacht durch das Fenster verschwunden, um Joe zu...

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