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Wenn die Liebe hinfällt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.07.20151. Auflage
Ein Jet-Set-Leben zwischen Luxus und Skandalen Als Journalistin mit dem Spezialgebiet ?Prominenteninterviews? blickt Gundi Gerlach in die Schlafzimmer der Großen und Berühmten. Als ?Lady Schimmerlos? jettet sie wie in ?Kir Royal? von ihrer Redaktion in München zu den Luxusherbergen der Promis in Hamburg, Paris, Monaco und am Wörthersee. Ihren Märchenprinzen hat sie auch. Zwar ist Gerd noch verheiratet, aber Gundi hat bisher alles und alle geschafft - doch da verwandelt sich der Prinz zum Frosch ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Regine Schneider, freischaffende Journalistin und Sachbuchautorin, wurde 1952 in Bochum geboren.
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Produkt

KlappentextEin Jet-Set-Leben zwischen Luxus und Skandalen Als Journalistin mit dem Spezialgebiet ?Prominenteninterviews? blickt Gundi Gerlach in die Schlafzimmer der Großen und Berühmten. Als ?Lady Schimmerlos? jettet sie wie in ?Kir Royal? von ihrer Redaktion in München zu den Luxusherbergen der Promis in Hamburg, Paris, Monaco und am Wörthersee. Ihren Märchenprinzen hat sie auch. Zwar ist Gerd noch verheiratet, aber Gundi hat bisher alles und alle geschafft - doch da verwandelt sich der Prinz zum Frosch ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Regine Schneider, freischaffende Journalistin und Sachbuchautorin, wurde 1952 in Bochum geboren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105604533
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum15.07.2015
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1000 Kbytes
Artikel-Nr.1747955
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die führende Frauenzeitschrift Marina war das Ziel meiner beruflichen Träume gewesen. Ich hatte alles drangesetzt, dort Redakteurin zu werden, hatte gearbeitet wie wild und in der Zeit die Liebe hintangestellt. Redakteurin bei Marina war für mich der Inbegriff der beruflichen Karriere. Ich fand die Mode toll, ich hatte mir schon manchen Kosmetiktip abgeguckt, und den Textteil fand ich sehr informativ und fortschrittlich.

Komischerweise traf Marina immer genau die Themen, die mir sowieso durch den Kopf gingen. Vor allem die Psychothemen sprachen mich immer sehr an. Warum Sex klug, schön und schlank macht , Dein Mann und seine Mutter oder auch Reinkarnation, eine Reise ins andere Ich . Besonders gut fand ich Themen wie So werde ich eine Persönlichkeit - Mut zum eigenen Leben oder Warum es sich lohnt, Partnerschaftskrisen durchzustehen . Solche Artikel trafen wirklich den Nagel auf den Kopf. Die Redakteurinnen, die so etwas schrieben, waren bestimmt selbst durchtherapiert und hatten ihr Leben im Griff. Wie sonst kämen solche Artikel zustande?

Ein zweiter Grund, warum mich die Arbeit bei einer fortschrittlichen trendweisenden Frauenzeitschrift interessierte, war das gute solidarische Arbeitsklima, das in solch einer Redaktion herrschen mußte. Ich war sicher, so ein Blatt kann man nur in einem kooperativen, solidarischen Team erarbeiten. Mit aufgeklärten Frauen, die ihr eigenes Leben im Griff hatten, und in harmonischem kreativem Miteinander. Und das fand ich gut.

Außerdem hatte ich die Vorstellung, wer bei der Marina arbeitet, ist um ein gepflegtes Äußeres bemüht. Wer mit Kosmetik- und Moderedaktion vis à vis arbeitet, hatte bestimmt seinen eigenen Stil entwickelt. War doch naheliegend - oder?

Als es mir endlich gelungen war, eine der wenigen begehrten Stellen zu ergattern, fühlte ich mich wie Prinzessin Diana, als sie sich Charles geangelt hatte. Genauso glücklich. Aber ich war auch genauso naiv. Der Alltag bei Marina gestaltete sich nämlich ganz anders, als ich mir vorgestellt hatte. Genau wie im englischen Königshaus.

Schon mein Einstellungsgespräch war irgendwie desillusionierend. Daß ich als regelmäßige Leserin naiverweise immer geglaubt hatte, die Redakteurinnen seien genauso gepflegt und hübsch angezogen wie die Models, die die neueste Mode vorführten, erwies sich als erster Irrtum. Natürlich hatte ich mich entsprechend zurechtgemacht. Ich bin ein sportlicher Typ und unterstreiche meine Linie mit einem dezenten Make-up. Die Haare trage ich mal länger, mal kürzer, aber immer ordentlich geschnitten. Zum Einstellungsgespräch hatte ich mir ein schickes Kostüm in mint gekauft und mir ein Tüchlein von Hermès dazu geleistet. Dezent, aber teuer, wie die Mode in Marina. Dazu hatte ich mir eine moderne Bobfrisur schneiden lassen. Man hätte mich glatt für die Modeseite ablichten können. Mein Auftritt würde einen guten Eindruck hinterlassen, ich läge totsicher auf der richtige Linie, war ich überzeugt. Ich hätte mich vorher erkundigen sollen, was für ein Typ meine zukünftige Ressortleiterin war.

Sie hieß Hilda Kaiser-Schmidtchen, war 42 Jahre alt und hatte zu Hause drei Kinder. Ihr Mann war Hausmann. Ein Ex-Grundschullehrer. Er hatte seiner emanzipierten Frau den Vortritt bei der Karriere gelassen. Aus ihm wäre ja sowieso höchstens ein Schuldirektor geworden, und Hilda Kaiser-Schmidtchen ließ keinen Zweifel dran, daß sie gewillt war, es zu etwas zu bringen, und mit allen Mitteln an ihrer Karriere zu arbeiten.

Hilda trug bequeme Klamotten. Leggins und dazu einen lila Pulli, der zu kurz für Leggins war. Sie hatte einen starken Busen und meinte offensichtlich, keinen BH zu benötigen. Dafür hatte sie doch tatsächlich ein Palästinensertuch um ihren Hals geschlungen, dieses Relikt aus alten 68er Zeiten. Ich wußte gar nicht, daß es die noch zu kaufen gab, aber es sah auch eher so aus, als habe es bereits 25 Jahre und etliche Wäschen hinter sich. Die Leggins brachten ihre kräftigen Beine zur Geltung. An den Füßen trug sie erstaunlicherweise die teuren Travel Fox in schwarz, im Ohr hatte sie einen orangenen Federring und die kurzen abstehenden Haare waren vor Monaten mal hennarot gefärbt worden. Jetzt waren sie am Kopf grau-schwarz und fettig. Überlas sie denn immer die Seiten des Modeteils? Sie saß doch an der Quelle! Ein Gang in die Kosmetikredaktion, eine Nachfrage bei der Mode, und sie hätte ihren Typ perfekt herausstreichen können. So hätte sie jedenfalls nicht aussehen müssen. Aber vielleicht war das ja Absicht. Hilda legte möglicherweise keinen Wert auf Aufmachung und Make-up. Ihr Gesicht war nämlich ungeschminkt. Ich überlegte, wahrscheinlich wollte sie sich nicht zum weiblichen Lustobjekt degradieren lassen. Solche Frauen gab es ja. Und so würde ihr das bestimmt nicht passieren. In ihrem Büro roch es nach ganz natürlichem Schweiß ohne Beimengung von irgendeinem Parfum oder Deo.

Auf ihrem chaotischen Schreibtisch entdeckte ich ein Foto ihrer Familie. Die Kinder blond und niedlich, wie alle Kinder. Ihr Mann ein pummeliger Glatzkopf mit Vollbart und Brille. Genau wie Hilda nicht gerade auf dem Modetrip. Überhaupt kein Hingucker. Aber bestimmt hatte er jede Menge menschliche Qualitäten, sonst hätte meine emanzipierte Ressortleiterin bestimmt keine Kinder mit ihm gezeugt.

»Er geht richtig in seiner Hausmannsrolle auf«, schwärmte Hilda mir später einmal vor. »Er genießt das Zusammensein mit den Kindern und ist echt dankbar, daß er die Chance bekommen hat, seine weibliche Seite zu leben.«

Sie machte im Gespräch auf kumpelhaft. Sagte jovial: »Jetzt erzähle ich erstmal ein bißchen von mir, damit du ein Gefühl für den Laden hier bekommst.« Sie hatte mich geduzt. Sollte ich sie auch einfach duzen? »Wir duzen uns hier alle«, nahm sie meine Frage vorweg, »bis auf die Chefredaktion, die wird gesiezt.« Ich fragte mich, warum nicht alle, wenn einem schon das du aufgedrängt wurde, da sagte sie »Ich bin die Hilda«.

Ich bin ein Mensch, der sich lieber erstmal siezt. Vor allem mit Menschen, bei denen ich nicht die gleiche Wellenlänge empfinde, möchte ich mich nicht gleich plump-vertraulich duzen. Ich war in meinem Leben schon manches Mal froh gewesen, daß ich beim distanzierten Sie geblieben war. Aber hier traute ich mich nicht, das zu sagen. »Ich freu mich, dich kennenzulernen, ich heiße Gundi«, antwortete ich eingeschüchtert und kam mir deplaziert vor. Inzwischen war mir wie Schuppen von den Augen gefallen, daß es sich um die Text- und nicht die Moderedaktion handelte. Wozu mußten Texterinnen aussehen wie Models? Hier wurden brillante Reportagen, Porträts, Features zustandegebracht und das war es, was zählte. Das konnte man auch in Leggins, zu kurzen Pullis und ohne Make-up. Wie konnte ich nur so naiv denken? Plötzlich kam ich mir schrecklich overdressed vor.

Hilda sah tolerant über meine Kostümierung hinweg und hielt mir einen Vortrag über Frauensolidarität und Frauen in Führungspositionen. Sie machte keinen Hehl daraus, daß sie bekennende Feministin sei und den Kampf der Frauen um Führungspositionen unterstütze. »Weißt du, das hat die Frauenbewegung noch viel zu wenig gebracht. Dabei können Frauen besser führen als Männer. Viele erfolgreiche Unternehmerinnen beweisen das. Frauen sind teamfähig, belastbar, kreativ und kommunikationsfähig. Männer dagegen gebrauchen nur ihre Ellenbogen. Es ist doch skandalös, daß bis heute nur drei Komma drei Prozent aller berufstätigen Frauen in leitenden Positionen tätig sind. Dreimal soviel Männer besetzen die Chefsessel. Ich finde das männliche Selbstverständnis unerträglich! Wir Frauen sollten da eine ganz andere Solidarität an den Tag legen.«

Was sollte ich darauf sagen? Ich hatte erwartet, daß sich so ein Kampfgeist in einer Redaktion wie der Marina-Redaktion erübrigt. Wohl doch nicht. Außerdem kam ich im Beruf mit Männern in der Regel ganz gut zurecht. Und tauschen wollte ich auch nicht mit ihnen. Ich fand, daß Männer ziemlich undankbare Rollen spielen mußten und um die beneidete ich sie nicht. Ich hielt nicht mehr viel vom Kampf gegen Männer. Wenn es sein mußte, kämpfte ich auch gegen Frauen. Aber am liebsten waren mir natürlich solidarische Harmonie und Teamgeist. Und ich war gerne eine Frau. Wieder.

Nachdem ich angefangen hatte, an meiner Persönlichkeit und an meiner Ausstrahlung zu arbeiten, indem ich versuchte, herauszufinden, was mir guttat und was zu mir paßte. Seit ich aufgehört hatte, mich als Opfer der Männer zu begreifen und für meine Bewußtseinserweiterung Meditation und Yoga machte. Das machte mir viel mehr Spaß, als gegen Männer zu kämpfen. Ich glaubte, daß jeder Mensch seinen Weg hat, seine Bestimmung und daß es im Leben eher darum ging, seinen individuellen Weg zu finden, sich mit seinen Talenten und Begabungen zu entfalten. Ich war erfolgreich auf dem Trip, schädliche Muster, die ich in der Vergangenheit kritiklos übernommen hatte, zu erkennen und abzustreifen. Innen und Außen in Übereinstimmung zu bringen. Ich war auf dem Weg, ein unverwechselbares Individuum zu werden, und ich persönlich brauchte dazu keine Führungsposition. Gerade das fand ich stark, daß Frauen es nicht unbedingt den Männern gleichtun, sondern ihren eigenen Weg finden wollten. Mal davon abgesehen, daß ich wenig Lust verspürte, meine wertvolle Energie mit dem Kampf in einer männerdominierten Hierarchie zu vergeuden. Meine Energie sollte in eine glückliche Beziehung fließen! Da war sie besser aufgehoben!

Aber sollte ich das jetzt sagen? Vielleicht würde ich es mir gleich mit meiner neuen Ressortleiterin verscherzen. Das wollte ich vermeiden....
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