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Amore al dente

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am17.03.20161. Auflage
Ihr erstes Date in Neapel hat sich die junge Amerikanerin Katherine Wilson anders vorgestellt. Statt in ein lauschiges Restaurant fährt Salvatore sie nach Hause zu seiner Mamma. Diese steht elegant gestylt und gut gelaunt am Herd und kocht für die Famiglia. Für Salvatore. Für die Schwester mit den unglaublich blauen Augen. Und für den Vater, der nichts mehr genießt als gutes Essen. Und kaum nimmt Katherine den ersten Bissen, da fühlt sie, dass sie angekommen ist bei sich und im Herzen von Salvatores Großfamilie. Erst pasta al dente dann l'amore.

Katherine Wilson reiste im Anschluss an ihr Studium nach Neapel und blieb. Heute lebt sie mit ihrem italienischen Ehemann und zwei Kindern in Rom. Sie arbeitet als Synchronsprecherin, Übersetzerin und Schauspielerin für Musical und Film - ihre Leidenschaft aber gehört dem Kochen der wunderbaren Gerichte ihrer Schwiegermutter.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextIhr erstes Date in Neapel hat sich die junge Amerikanerin Katherine Wilson anders vorgestellt. Statt in ein lauschiges Restaurant fährt Salvatore sie nach Hause zu seiner Mamma. Diese steht elegant gestylt und gut gelaunt am Herd und kocht für die Famiglia. Für Salvatore. Für die Schwester mit den unglaublich blauen Augen. Und für den Vater, der nichts mehr genießt als gutes Essen. Und kaum nimmt Katherine den ersten Bissen, da fühlt sie, dass sie angekommen ist bei sich und im Herzen von Salvatores Großfamilie. Erst pasta al dente dann l'amore.

Katherine Wilson reiste im Anschluss an ihr Studium nach Neapel und blieb. Heute lebt sie mit ihrem italienischen Ehemann und zwei Kindern in Rom. Sie arbeitet als Synchronsprecherin, Übersetzerin und Schauspielerin für Musical und Film - ihre Leidenschaft aber gehört dem Kochen der wunderbaren Gerichte ihrer Schwiegermutter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426438589
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.03.2016
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse758 Kbytes
Artikel-Nr.1848285
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

´A pizza

Als Salvatore zu unserer ersten Verabredung in seinem kleinen roten Fiat angescheppert kam, war er über zwanzig Minuten zu spät. Der Wagen sah aus wie eine Blechbüchse und klang, als pfiffe er aus dem letzten Loch. Die Abgasfahne, die er ausspie, brachte mich zum Husten. Salvatore reagierte, indem er zweimal kurz hupte und mir ein strahlendes Lächeln schenkte.

Ich traf mich das erste Mal mit dem Typen, und er kam zwanzig Minuten zu spät. Was fiel ihm ein?

Ich war gerade mit dem College fertig und erst ein paar Tage zuvor in Neapel eingetroffen, um am dortigen amerikanischen Konsulat ein dreimonatiges Praktikum zu beginnen. Ich stand vor dem Eingang des Internats, in dem ich ein Zimmer gemietet hatte, und trug einen blauen Blazer und eine schwarze Hose.

Dieses Praktikum war weniger ein Karriereschritt als vielmehr ein Initiationsritus: In meiner Familie gehörte es dazu, dass man in seiner College-Zeit oder anschließend »Auslandserfahrung« sammelte. Große, in Leder gebundene Fotoalben auf dem Dachboden meines Elternhauses in Washington zeigen meinen lächelnden Vater ganz Upper-Class 1961 in Bordeaux und meine Mutter in einem Wildleder-Outfit 1966 in Bologna. Sie hatten dort Fremdsprachen erlernt und die aufregendste Zeit ihres Lebens verbracht. Nun war die Reihe an mir, und die Frage war: Wohin sollte ich gehen?

Dass meine Wahl auf Neapel fiel, war alles andere als naheliegend. Bei den Italienurlauben meiner Kindheit hatten wir die Stadt entweder gemieden oder schnellstmöglich hinter uns gebracht, um nach Pompeji oder zum Vesuv zu gelangen. Schmutzig und gefährlich sei es dort, hatten wir gehört. Mein Großvater, dessen Eltern aus Kalabrien stammten, sagte gern, Neapolitaner könnten einem die Strümpfe stehlen, ohne einem vorher die Schuhe auszuziehen.

»Du solltest in die Toskana gehen«, rieten mir Freunde meiner Eltern. »Warst du schon mal in Siena? Oder in Florenz?«

Die heitere Pracht der Toskana wäre für ein Oberschichtmädchen wie mich genau das Passende gewesen. Es schien das zu sein, was von mir erwartet wurde, und zu tun, was von mir erwartet wurde, war schon immer eine große Stärke von mir gewesen. Meine ganze Kindheit hindurch hatte ich an Privatschulen Spitzenleistungen erbracht, und auf dem College hätte mein Hauptfach auch »Erwartungen übertreffen« oder »Mommy und Daddy stolz machen« heißen können. Es wurde Zeit, dass sich das änderte.

Der amerikanische Konsul in Neapel hatte an derselben Uni wie meine Eltern Internationale Beziehungen studiert. Im Frühjahr zuvor hatten mich die beiden bei einem Fundraising-Dinner in Washington neben ihn plaziert, und er hatte mich gefragt, ob ich für meinen Auslandsaufenthalt auch Neapel in Erwägung gezogen habe. Falls ich interessiert sei, könne er mir ein unbezahltes Praktikum in der politischen Abteilung des Konsulats verschaffen.

Neapel?

Ich dachte an gestohlene Strümpfe und Brieftaschen, an Mafia und Korruption. Ich dachte auch an Pizza. Die Saat war gelegt.

Ich erwähnte die Idee Leuten gegenüber, die mich fragten, was ich nach dem College machen wollte. »Ich überlege, nach Neapel zu gehen«, sagte ich und erntete damit diesen ganz besonderen Blick: die Augen aufgerissen und ein »bloß nicht« in Großbuchstaben ins Gesicht geschrieben. Begleitet wurde das von Warnungen wie »Da ist es schmutzig!«, »Da ist es gefährlich!« und sogar »Da sehen die netten und die fiesen Typen genau gleich aus! Man erkennt überhaupt keinen Unterschied!«

Soso, dachte ich. Klingt faszinierend.

Heute weiß ich, mit Neapel ist es wie mit New York: Man liebt es, oder man hasst es. Und liebt man es, dann bringt es nichts, dafür zu werben. Diejenigen, die es hassen, wird man ohnehin nicht bekehren. Neapel strotzt von einer chaotischen Lebensenergie, die einen zwingt, sich ihr hinzugeben. Wenn man sich dagegen sträubt, wenn man sie verurteilt oder sich gar davor versteckt, sollte man die Stadt besser gleich wieder verlassen - bevor einem noch die Brieftasche geklaut wird.

Mir war zum Glück nicht die Brieftasche geklaut worden, während ich auf diesen Salvatore wartete, dachte ich, als er die knarrende Autotür öffnete und ausstieg, um sich vorzustellen. Also ehrlich: Zwanzig Minuten?

Salvatores Mutter, Raffaella Avallone, war es, die mir das Zimmer in dem Internat vermittelt hatte. Ich hatte den Konsul gebeten, mir bei der Suche nach einer Unterkunft behilflich zu sein, nachdem wir die Einzelheiten des Praktikums geklärt hatten. Er leitete das gleich an seine Frau weiter, eine italienische Signora, die nicht nur in Diplomatenkreisen, sondern auch in der neapolitanischen High Society verkehrte. Und sie wusste: Die Dame, die bei Benefiz-Lunches, Charity-Galas und Bridge-Turnieren im Hintergrund alles regelte, war Raffaella Avallone. Und dann hatte diese Raffaella auch noch zwei Kinder im Alter der Praktikantin!

Und so erfuhr Raffaella, dass es da eine junge Frau gab, die eine Sistemazione brauchte, eine Unterkunft. Mi sono mossa subito, war der Ausdruck, den sie gebrauchte: Ich habe mich sofort in Bewegung gesetzt. Sie fand ein Zimmer für mich und sagte ihrem Sohn Salvatore, es gebe da eine junge Amerikanerin, die er anrufen und mit der er sich treffen solle. »Salva!«, sagte sie. »Geh mal mit ihr aus. Das arme Kind kennt doch hier keinen. Und verspäte dich bitte nicht.«

Am nächsten Tag rief Salvatore mich an. So ein Telefonat stellte mich vor eine enorme Herausforderung, denn mein Italienisch war noch sehr lückenhaft, und viel mehr als »Ich habe Hunger« und »Ich bin Amerikanerin« konnte ich nicht rüberbringen. Zwar verstand ich nur das wenigste von dem, was Salvatore sagte, sein Lachen aber fand ich hinreißend. Außerdem kannte ich in Neapel tatsächlich keine Menschenseele. Am Abend zuvor war ich mit zwei siebzehnjährigen Jungs essen gegangen, die ich in einem Bus kennengelernt hatte. Ich wollte Compagnia. Daher war ich froh, dass mich dieser Salvatore - falls ich das richtig verstanden hatte - am nächsten Abend abholen würde. Schlimmstenfalls, dachte ich, könnte ich ein wenig mein Italienisch üben.

»Du siehst gar nicht amerikanisch aus!«, glaubte ich, dass er sagte, nachdem er sich vorgestellt hatte. Also, er sah auch nicht wie ein typischer Neapolitaner aus. Er war groß, dabei nicht muskulös, sondern lang und schmal, mit einer schmächtigen Brust, die in einen Bauchansatz überging, der ihm über den Jeansbund hing. Sein Teint war gebräunt, er hatte volle Lippen und eine große römische Nase. Und er trug ein T-Shirt, auf dem in Comicschrift »MIAMI!« stand.

Ich erwartete, dass er sagen würde: »Freut mich, dich kennenzulernen. Entschuldige bitte, dass ich mich verspätet habe.« Doch da kam keine Entschuldigung, kam keine nette Floskel und auch nicht die Frage: »Was möchtest du denn unternehmen?« Was wieder kam war dieses hinreißende Lachen. Es war ein Lachen beim Einatmen, das mit einem hohen Ton begann, dann die Tonleiter hinabsprang und in der Stimmlage seiner Sprechstimme endete. Und es wurde begleitet von einem Lächeln, das viele weiße, makellose Zähne zeigte.

Er hielt mir die Beifahrertür auf. Als ich einstieg, quietschte unter mir der Sitz. Überhaupt wirkte Salvatore zu groß für dieses winzige Auto. Sein schwarzes Haar klebte statisch aufgeladen unterm Dach. Bei einem Blick zum Lenkrad fiel mir auf, dass seine Fingernägel so vollkommene Ovale bildeten, wie man das nur bei einer professionellen Maniküre hinbekam. Er war ein Junge, noch kein Mann, der gut aß und offenbar ein angenehmes Leben führte.

Salvatores Fahrstil erforderte anscheinend nicht, dass er den Blick auf die Straße richtete. Stattdessen sah er mir in die Augen und probierte an mir sein grausiges Englisch aus, ohne sich dafür zu entschuldigen, dass er alle Verbformen durcheinanderbrachte. Wie konnte ein Junge von dreiundzwanzig Jahren so selbstsicher sein? Ich kam mir dagegen unreif, passiv und schweigsam vor. Sag doch mal was auf Italienisch!, befahl ich mir. Zum Beispiel: Wo fahren wir denn hin? Es geht doch nicht an, dass du hier null Kontrolle über die Situation hast!

»Dove andiamo?«

»To my apartment. America! America! Petrol-dollari!« Amerikanische Öl-Dollars? Glaubte er etwa, ich sei im Ölgeschäft und schwerreich? Heute weiß ich, dass es an der Fernsehserie Dallas liegt, dass viele Italiener glauben, wenn Amerikaner vermögend sind, sei das meist texanischem Öl zu verdanken. An jenem ersten Abend aber war mir schleierhaft, worauf sich das bezog. Ich sah nur, dass Salvatore großen Spaß daran hatte, diese Worte auszusprechen. Immer und immer wieder.

Und dann kam erneut dieses Lachen.

My apartment: Bei einem 23-jährigen Neapolitaner bedeutete das nicht etwa ein Zimmer im Studentenwohnheim oder in einer WG. Es bedeutete: die Wohnung seiner Eltern. Ich hatte angenommen, wir würden in eine Pizzaria gehen, oder er würde mir ein wenig die Stadt zeigen. Doch stattdessen brachte er mich heim zu Mamma und Papà.

Die Avallones wohnten nicht allzu weit von meinem Internat entfernt in Posillipo, einer der schönsten Wohngegenden von Neapel. Von den Griechen Pausilypon - »Ende des Leidens« - getauft, krönt dieser Hügelzug eine Landzunge, die sich in den Golf von Neapel erstreckt. Schon Jahrtausende, bevor die Gegend zu einem Teil der Stadt wurde, verbrachte die Oberschicht Neapels dort, in den Villen, die sich verstreut an der Küste entlangziehen, den Sommer. An der kurvenreichen Panoramastraße Via Posillipo sieht man die Steintafeln der Villa Elena, Villa Emma, Villa Margherita. Stufen führen von diesen Villen hinab zum Marechiaro, dem...
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Katherine Wilson reiste im Anschluss an ihr Studium nach Neapel und blieb. Heute lebt sie mit ihrem italienischen Ehemann und zwei Kindern in Rom. Sie arbeitet als Synchronsprecherin, Übersetzerin und Schauspielerin für Musical und Film - ihre Leidenschaft aber gehört dem Kochen der wunderbaren Gerichte ihrer Schwiegermutter.