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Sünder büßen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.04.20161. Auflage
Der sechste Sylt-Krimi mit dem sympathischen Ermittlerteam Sven Winterberg, Silja Blank und Bastian Kreuzer Gibt es das perfekte Verbrechen? Ohne Spuren? Ohne Tatort? Motiv? Die Biikefeuer erleuchten die kalte Sylter Februarnacht, als man im Gebüsch eine junge Frau findet. Ihr Unterkörper ist entblößt. Ein Sexualverbrechen? Doch was hat der säuberlich halbierte Slip zu bedeuten, der neben der Leiche liegt? Verdächtige gibt es viele, denn die Verstorbene hatte sowohl heimliche Verehrer als auch Feinde. Doch eine Domina am falschen Ort, ein verbrannter Personalausweis und einige pikante Aktaufnahmen lassen die Sylter Polizei vermuten, dass es hier um ein ganz anderes Verbrechen geht. Ein atmosphärisch dichter Kriminalroman, der die Insel Sylt in einem anderen Licht erscheinen lässt. Spannung und beste Unterhaltung garantiert!

Eva Ehley studierte Literaturwissenschaften und Mathematik und arbeitete als Lehrerin. In ihren Texten erzählt sie allerdings von Dingen, über die man in der Schule nichts lernt. Hier werden Neurotiker leicht zu Mördern, während Egoisten unter Umständen ein Helfersyndrom entwickeln. Eva Ehleys Sylt-Krimis sind klassische Whodunnits mit Tendenz zum Psychothriller. Und sie sind nicht nur an der Nordsee Kult. Ehleys Texte wurden vielfach preisgekrönt u.a. mit dem Agatha-Christie-Krimipreis. Die Autorin lebt in Berlin. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,49

Produkt

KlappentextDer sechste Sylt-Krimi mit dem sympathischen Ermittlerteam Sven Winterberg, Silja Blank und Bastian Kreuzer Gibt es das perfekte Verbrechen? Ohne Spuren? Ohne Tatort? Motiv? Die Biikefeuer erleuchten die kalte Sylter Februarnacht, als man im Gebüsch eine junge Frau findet. Ihr Unterkörper ist entblößt. Ein Sexualverbrechen? Doch was hat der säuberlich halbierte Slip zu bedeuten, der neben der Leiche liegt? Verdächtige gibt es viele, denn die Verstorbene hatte sowohl heimliche Verehrer als auch Feinde. Doch eine Domina am falschen Ort, ein verbrannter Personalausweis und einige pikante Aktaufnahmen lassen die Sylter Polizei vermuten, dass es hier um ein ganz anderes Verbrechen geht. Ein atmosphärisch dichter Kriminalroman, der die Insel Sylt in einem anderen Licht erscheinen lässt. Spannung und beste Unterhaltung garantiert!

Eva Ehley studierte Literaturwissenschaften und Mathematik und arbeitete als Lehrerin. In ihren Texten erzählt sie allerdings von Dingen, über die man in der Schule nichts lernt. Hier werden Neurotiker leicht zu Mördern, während Egoisten unter Umständen ein Helfersyndrom entwickeln. Eva Ehleys Sylt-Krimis sind klassische Whodunnits mit Tendenz zum Psychothriller. Und sie sind nicht nur an der Nordsee Kult. Ehleys Texte wurden vielfach preisgekrönt u.a. mit dem Agatha-Christie-Krimipreis. Die Autorin lebt in Berlin. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104034812
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum27.04.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1553 Kbytes
Artikel-Nr.1862421
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Freitag, 22. Februar, 13.13 Uhr, Haus am Dorfteich, Wenningstedt

Nachdenklich schaltet Fred Hübner sein Radio aus. In den Mittagsnachrichten gab es keine neuen Informationen zu dem Mordfall. Wahrscheinlich halten die Jungs von der Kripo die Klappe, bis sie brauchbare Erkenntnisse haben, denkt Fred. Von Lars Rönneberg werden sie ja spätestens aus den Nachrichten erfahren haben. Dieser Gedanke amüsiert ihn. Dann fällt sein Blick noch einmal auf das quadratische gelbe Zettelchen mit der Warnung, das er vorhin aus dem Gebüsch gefischt hat. Inzwischen ist er nicht mehr so sicher, ob er vielleicht überreagiert hat. Jeder Schuljunge kann den Zettel geschrieben und seinem Freund oder Feind an den Ranzen geklebt haben. Vielleicht segelt der Wisch schon seit Tagen durch die Straßen und ist wirklich nur durch einen absurden Zufall vor Freds Terrasse gestrandet. Und das Geräusch an seiner Tür kann auch die Katze der Nachbarin gewesen sein. Manchmal gibt Fred ihr ein wenig Milch, weil er findet, dass sie ziemlich verhungert aussieht.

Wie auch immer, er wird sich jetzt nicht in irgendeine Paranoia hineinsteigern. Lieber liest er noch ein paar Minuten in der alten Reportage, bevor er endgültig zu seiner Radtour aufbricht.

Als Fred Hübner nach dem vergilbten Papier greift, steigt ihm sofort wieder der Geruch nach Keller, Feuchtigkeit und Alter in die Nase. Er ignoriert den muffigen Geruch, so gut es geht, und sucht die Stelle, an der er gestört worden ist. Genau, Larissa ist mit den Eltern in das Verwalterhaus auf dem Bürgli´schen Grundstück gezogen.


Larissa Paulmann war zum Zeitpunkt des Umzugs gerade sechs Jahre alt geworden und vom ersten Tag an überglücklich. Sie erfreute sich an dem neuen Keitumer Zuhause, aber mehr noch freute sie sich auf ihre Einschulung, auf die Freundinnen, die sie finden würde, und darauf, endlich alles über die Welt jenseits der Insel zu erfahren. All diese Erwartungen erfüllten sich in den nächsten vier Grundschuljahren, aber es war etwas anderes, was sich letztendlich als das Größte überhaupt herausstellte. Denn bald begann Larissa die Momente zu lieben, in denen sie in der Schule nach ihrer Adresse gefragt wurde. »Keitum, Am Tipkenhoog«, antwortete sie dann nicht ganz wahrheitsgemäß, dafür aber mit einer Stimme, die von Jahr zu Jahr blasierter wurde. Nie würde sie vergessen, wie beim ersten Mal alle Köpfe herumgeflogen waren und dreiundzwanzig Augenpaare sie überrascht angestarrt hatten. Eigentlich waren es sogar vierundzwanzig, denn die Lehrerin, Frau Spärlich, starrte auch. Der Tipkenhoog in Keitum galt schon immer als die feinste und teuerste Straße, hatten hier doch unter anderem einige schwerreiche Industrielle ihre Anwesen. Und dort also sollte die kleine Larissa wohnen? Sie war ein nettes, strebsames, aber unauffälliges Mädchen, das schon mal eine gestopfte Jacke trug oder ein paar Winterstiefel, die deutlich sichtbar einige Jährchen hinter sich hatten. Natürlich erklärte sich die noble Adresse bald von selbst, denn sowie Larissa die ersten Freundinnen zu sich nach Hause einlud, sahen diese, dass die große Villa tabu war und das bescheidene Dreizimmerhäuschen der Paulmanns in etwa dem entsprach, was die eigenen Eltern auch zu bieten hatten.

Trotzdem blieb ein Hauch von der großen Welt an Larissa haften. Und jeden Sommer sorgte sie eifrig dafür, dass dieser Rest nicht in Vergessenheit geriet. Denn die Bürglis hatten einen Sohn, der exakt in Larissas Alter war. Und was lag näher, als dass der Junge, Alex mit Namen, Sommer für Sommer mit Larissa spielte? Das Haus war abgelegen genug, und andere Kameraden waren nicht ohne weiteres verfügbar. Außerdem fanden die Bürglis, dass es schlechtere Spielgefährten hätte geben können als ein so wohlerzogenes, bescheidenes kleines Mädchen, wie es Larissa zu sein schien.

Wie hätten sie auch wissen können, dass die meisten Spiele der beiden Kinder alles andere als harmlos waren? Sie töteten Mäuse und Molche und weideten sich an ihren Qualen. Sie drangen mehrmals heimlich in das benachbarte Grundstück ein, verstopften die Düsen des Bewässerungssystems mit Kaugummi und brachten auf diese Weise den Gärtner zur Verzweiflung. Sie versteckten sich gern im dichten Rhododendrenwald des Bürgli´schen Anwesens und spielten dort exzessiv Mutter, Vater, Kind. Allerdings wurde das Kind mangels Darsteller bald zur Nebensache, es sei denn, man zählte die Übungen mit, die nach Ansicht von Alex und Larissa zur Herstellung eines solchen nötig waren. Nackt lagen sie übereinander und probten unermüdlich den Zeugungsvorgang, wobei nur die komplette kindliche Unwissenheit und Ungeschicklichkeit sie vor weiteren Missetaten schützte. Die Körperstellungen von Mutter und Vater beim elterlichen Beischlaf hatte Larissa bei einem ihrer spätabendlichen Schlüssellochbesuche am Schlafzimmer der Paulmanns ausgespäht.

Doch wie jeder paradiesische Zustand währte auch diese Kinderfreundschaft nicht ewig. Die Vertreibung von Alex und Larissa aus ihrem Kinderparadies geschah leise und gründlich, und sie fand nicht unter einen Apfelbaum statt, sondern unter besagtem Rhododendrongebüsch. Renate Bürgli beobachtete für gewöhnlich von ihrer Terrasse aus, wie die Kinder am Grundstücksrand in ihrer sogenannten Höhle verschwanden, um für Stunden unsichtbar zu bleiben.

Eines Vormittags fiel ihr ein, dass ihr Sohn seinem Patenonkel noch eine Gratulationskarte zum Geburtstag schreiben musste. Sie ließ also das Buch, in dem sie gelesen hatte, sinken, erhob sich aus ihrem Korbsessel und lief mit energischen Schritten hinüber zum Rhododendronhain. Die Pflanzen waren mannshoch und hatten mit den Jahren ein dichtes Netz von Ästen und Verzweigungen ausgebildet, das für eine Erwachsene sehr viel schwerer zu durchdringen war als für ein Kind. Eine Tatsache, die bisher Larissa und Alex recht zuverlässig vor Entdeckung geschützt hatte. Die Eltern blieben einfach vor dem Gebüsch stehen und riefen die Namen der Kinder hinein. Bisher hatte sich nie jemand darüber gewundert, dass es recht lange dauerte, bis die Kinder mit leicht geröteten Gesichtern und verrutschter Kleidung aus ihrem Versteck auftauchten. Doch an diesem Tag war Renate Bürgli ungeduldig. Sie bückte sich und kroch zwischen den Ästen hindurch. Das rote T-Shirt Larissas leuchtete ihr bald entgegen, doch als sie näher trat, sah Alexanders Mutter, dass das T-Shirt lediglich den Haufen mit der abgelegten Kleidung der Kinder krönte. Und Sekunden später sah sie die beiden nackten Körper übereinanderliegen.

Larissa und Alex waren so in ihr Vorhaben vertieft, dass sie die Rufe nicht gehört und auch die Annäherung der Mutter nicht bemerkt hatten. Erstmals hatte sich eine leichte Erektion bei Alex eingestellt, was ihn mit Stolz und Larissa mit freudiger Erwartung erfüllte. Aufgeregt beobachteten die Kinder das Schwellen des Gliedes, als plötzlich Renate Bürgli zwischen den Zweigen auftauchte. Überflüssig zu erwähnen, dass die erste bewusste Erektion im Leben des Alexander Bürgli einen ebenso schnellen wie endgültigen Schamestod starb.

Natürlich war die Empörung groß. Alexanders Vater tobte, Larissas Eltern waren verzweifelt. Sie fürchteten um ihre Existenz. Umso höher war es dem Schweizer Ehepaar anzurechnen, dass es die Paulmanns nicht für die Missetat der Kinder büßen ließ. Sogar Larissa kam fast ohne Strafe davon. Nur für Alex, der fortan immer häufiger mit seinem vollen Taufnamen Alexander gerufen wurde, hatte die Entdeckung folgenschwere Konsequenzen. Er kam ins Internat. Und in den nächsten vier Sommerferien auch nicht mehr mit nach Sylt, sondern wurde für die Zeit des elterlichen Urlaubs in einer feinen Segelschule in Glücksburg untergebracht, wo er mit einigen seiner neuen Internatsfreunde sicher nicht wenig Unheil anrichtete.


Fred Hübner lässt die Manuskriptseiten sinken. Er ist ein wenig enttäuscht von sich und seinem Text. Ein Meisterwerk ist das nicht. Viel zu betulich, zu wenig rasant. Vielleicht haben die Chefredakteure die Reportage damals zu Recht abgelehnt. Oder schrieb man vor fünfzehn Jahren anders? Ist es ungerecht, mit dem heutigen Blick auf einen Text zu schauen, der für die Leser des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts gedacht war?

Fred findet es müßig, darüber zu spekulieren. Viel interessanter ist die Frage, ob die Informationen über Larissa Paulmanns Jugend hilfreich sein könnten, um das aktuelle Verbrechen aufzuklären. Pikant ist die Geschichte dieser Jugendfreundschaft schon. Fred muss unwillkürlich grinsen. Larissa Paulmann war echt ein Früchtchen. Der Journalist ertappt sich bei der Überlegung, ob Larissa sich wohl weiter in diese Richtung entwickelt hat. Vielleicht war sie promiskuös? Oder gar irgendwie abartig veranlagt? Fred Hübner erinnert sich deutlich an das Dauerfeixen, das Lars Rönnebergs Gesicht beherrschte, während er genüsslich die Jugendsünden seiner damaligen Gefährtin zu Protokoll gab.

Larissa Paulmann hatte ihren Freund vor Gericht ziemlich reingeritten, indem sie seine cholerische Art und sein unbeherrschtes Wesen immer wieder betont und sich ausdrücklich von ihm distanziert hatte. Fred weiß noch genau, dass ihn deswegen die beherrschte, im Grunde genommen sogar eher coole Reaktion Rönnebergs überrascht hatte. Aber das Ausplaudern ihrer intimsten Geheimnisse war Lars Rönneberg vielleicht Rache genug. Er konnte ja nicht ahnen, dass Freds Reportage niemals gelesen werden würde. Vom versprochenen Honorar, das nie gezahlt wurde, ganz zu schweigen.

Fred Hübner schüttelt sich beim Gedanken an diese dunkle Phase seines Lebens. Es ist höchste Zeit für ein wenig Bewegung an der frischen Luft. Der Nordseewind wird seinen Kopf klären und die trüben Gedanken verscheuchen.

Fred steigt in seine...
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Autor

Eva Ehley studierte Literaturwissenschaften und Mathematik und arbeitete als Lehrerin. In ihren Texten erzählt sie allerdings von Dingen, über die man in der Schule nichts lernt. Hier werden Neurotiker leicht zu Mördern, während Egoisten unter Umständen ein Helfersyndrom entwickeln. Eva Ehleys Sylt-Krimis sind klassische Whodunnits mit Tendenz zum Psychothriller. Und sie sind nicht nur an der Nordsee Kult. Ehleys Texte wurden vielfach preisgekrönt u.a. mit dem Agatha-Christie-Krimipreis. Die Autorin lebt in Berlin. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.