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Jagdtrip

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.06.2016
Lee ist lebend aus dem Krieg zurückgekehrt, doch er ist ein anderer Mensch geworden. Die Erinnerung verfolgt ihn in seinen Träumen. Er lebt zurückgezogen tief in einem Wald und meidet den Kontakt zu Menschen. Aber heute ist er nicht allein. Eine Gruppe Camper ist in seine zerbrechliche Welt eingedrungen. Er hört ihre Stimmen, beobachtet ihr Lager. Mit einem Mal ist der Krieg zurück. Und Lees Besucher müssen um ihr Leben kämpfen ...

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.
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Produkt

KlappentextLee ist lebend aus dem Krieg zurückgekehrt, doch er ist ein anderer Mensch geworden. Die Erinnerung verfolgt ihn in seinen Träumen. Er lebt zurückgezogen tief in einem Wald und meidet den Kontakt zu Menschen. Aber heute ist er nicht allein. Eine Gruppe Camper ist in seine zerbrechliche Welt eingedrungen. Er hört ihre Stimmen, beobachtet ihr Lager. Mit einem Mal ist der Krieg zurück. Und Lees Besucher müssen um ihr Leben kämpfen ...

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641185374
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum13.06.2016
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3052 Kbytes
Artikel-Nr.1869850
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


VORWORT

Was hast du während des Krieges getan, Daddy?

Von Jack Ketchum

Soweit ich weiß, habe ich keine Kinder, aber wenn ich welche hätte und sie mir die oben genannte Frage stellen würden, müsste ich eine ganze Menge und auch verdammt wenig antworten.

Als 1961 die ersten US-amerikanischen Unterstützungstruppen in Vietnam landeten, war ich gerade in der zweiten Klasse an der Highschool und hatte kaum etwas anderes im Kopf als Rock ´n´ Roll, Mädchen, mehr Mädchen, noch mehr Mädchen und Elvis´ Auftritt mit Tuesday Weld in Lied des Rebellen. Zu jener Zeit hatte niemand die Worte Krieg in Südostasien auf der Zunge; ich war also nicht alleine mit meiner Fünfzigerjahre-Unschuld.

Drei Jahre später ging ich aufs College, und alles hatte sich verändert. Johnson hatte die Tonkin-Resolution durch den Kongress gemogelt, und ich Schlauberger aus New Jersey, der mit Ach und Krach den Notendurchschnitt fürs College geschafft hatte, arbeitete wie ein Besessener, um nicht wieder von dort abgehen zu müssen. Unter den besten Studenten meines Jahrgangs. Studentensprecher. Mitglied in diesem und jenem Club. Nachts sang ich für mein Abendessen und die Unterrichtsgebühren - und klang dabei wirklich ein wenig wie Elvis. Tagsüber leerte ich die Mülltonnen der reichen Matronen von Boston.

Alles, um auf gar keinen Fall eingezogen zu werden.

Zur Zeit der Tet-Offensive im Jahr 1968, als innerhalb von nur zehn Tagen etwa 34000 Seelen ausgehaucht wurden und ein durch und durch in Misskredit geratener Lyndon B. Johnson verkündete, dass er keine »Kampagne für irgendeine verdammte Wiederwahl« betreibe, hatte ich mich einer weiteren Metamorphose unterzogen. War zu einem bunten, batikgemusterten, Schlaghosen tragenden und mit Klimbim behängten bärtigen Freak geworden, dessen Haare länger waren als die des Jesusbildes auf der Schlafzimmerwand des Fernsehpredigers Oral Roberts. Ich war stoned und auf LSD und verliebt in eine Frau, die sich Crystal Meth in den Arm spritzte. Ich marschierte und demonstrierte. Ich machte Liebe statt Krieg. An einem denkwürdigen Abend in Cambridge jagten mich Polizisten in voller Montur in eine Hayes-Bickford-Cafeteria hinein, durch das ganze Lokal hindurch und auf der anderen Seite wieder hinaus.

Ich war damals schneller.

Während des Einmarschs in Kambodscha unternahm ich mit drei anderen eine Pilgerfahrt von New York nach San Francisco - dahin, wo alles angefangen hatte. Während der Sommermonate hatte ich mich einer Theatertruppe in Maine angeschlossen und war in die Rollen von El Gallo, Duperret und Mackie Messer geschlüpft; außerdem hatte ich gerade zwei Jahre als Highschool-Lehrer hinter mir - in denen ich mit dem Lehrkörper, dem Schulrat und dem Elternbeirat auf Kriegsfuß gestanden hatte. Ich trug zwar keine Blumen im Haar, aber dafür den zerschlissenen und verbeulten Fedora-Hut meines Vaters, der sehr gut zu meinen Perlenketten und der Nickelbrille passte.

An der Westküste nahm ich auch meinen ersten Job als Autor an, bei dem ich weichgespülte Werbetexte für den Psychology Today Book Club schrieb, ohne damit sofort zu einem beschissenen Anzugträger zu werden. Wir blieben bis Winteranbruch und flogen dann zurück nach New York City. Am Flughafen von Los Angeles hielt man mich wegen eines Beutels mit Gras und vier Black Beauties fest, die in meiner Fliegerjacke aus Chamoisleder steckten, und ließ mich wieder laufen, als die Metalldetektoren wegen einer .38er zu kreischen begannen, die in der Hosentasche eines mexikanischen Geschäftsmannes steckte.

Vielleicht hatte ich damals auch mehr Glück.

Es dauerte bis 1975, dass Südvietnam endgültig zusammenbrach. Und zu diesem Zeitpunkt war ich ein beschissener Anzugträger, der als Agent und besserer Sekretär für die Cosmodemonic Literary Agency, die Agentur von Scott Meredith, arbeitete. Ein Jahr später kündigte ich diesen Job. Wenn es mir gelang, etwas von dem Mist zu verhökern, den ich im Namen der Agentur anbot, so meine Überlegung, müsste ich eigentlich auch meinen eigenen merkwürdigen Schund verkauft kriegen. Und meine Rechnung ging auf. Ich tauschte den Anzug für immer gegen einen Bademantel und eine IBM-Selectric-Schreibmaschine ein, zu der ich gelangen konnte, indem ich mich einfach nur aus dem Bett wälzte.

Der eigentliche Punkt von alldem ist nicht so sehr, was ich tat, sondern vielmehr, was ich nicht tat.

Ich bin nicht in den Krieg gezogen.

Ich kenne ein paar Jungs, die es getan haben. Mit einem von ihnen hatte ich zusammengewohnt, bevor er im ersten Jahr vom College abging und sich den Marines anschloss. Als Jugendliche hatten wir uns regelmäßig in der Combat Zone von Boston herumgetrieben, dem Rotlichtviertel der Stadt, und dort Doppelvorstellungen von Nackt-Shows besucht: DER UNMORALISCHE MR. TEAS und ORGIE BEI LIL. Wir hatten jede Menge Spaß. Jahre später bin ich ihm in New York auf der Straße begegnet. Ich steckte damals in meiner Langhaar-Phase, und er war nicht sehr erfreut, mich zu sehen.

Mit einem anderen teilte ich mir meine erste Wohnung auf dem Beacon Hill. Er machte seinen Bachelor und meldete sich dann zum Militärdienst. Er hielt das für recht und billig. Knapp zwei Jahre später war ich immer noch Lehrer in Boston, und er besuchte mich während seines Fronturlaubs. Er saß heulend auf meiner Couch und erzählte mir, dass ich der Erste in den Staaten sei, der ihm das Gefühl gebe, ehrlich willkommen zu sein. Dass die meisten ihn wie einen miesen Kriegsverbrecher behandelten, dass er sich von uns allen in der Heimat betrogen fühle und dass er sich auch von der Army betrogen fühle. Er war angeschossen worden - keine schlimme Wunde, aber sie hatte genügt, um ihn zu Tode zu ängstigen, und die Army unterbreitete ihm ein Angebot. Er hatte nicht mehr lange zu dienen, nur noch ein paar Monate. Er konnte sich zwischen zwei Optionen entscheiden: Entweder er verpflichtete sich jetzt für eine zweite Runde und bekam einen netten Schreibtischjob mit einer Schreibmaschine, oder er kehrte in die Dörfer und zu den Feuergefechten zurück und leistete dort den Rest seiner Zeit ab. Mein Freund wählte den Schreibtischjob, und ich bin froh darüber. Ich hoffe, er ist es auch.

Ich habe ihn allerdings seither ein paarmal getroffen und wünschte, ich könnte mir da sicherer sein.

In meiner Generation von US-Amerikanern kennt jeder irgendjemanden, der in diesem gottverdammten Krieg gekämpft hat - und auch irgendjemanden, der im Kampf gefallen ist. Und ich glaube, dass es in meiner Generation keinen einzigen Schriftsteller gibt, der sich nicht auf die eine oder andere Weise mit diesem Thema auseinandersetzen wollte.

Es ist unbestreitbar besser, wenn man dabei gewesen ist. Soweit es das Schreiben betrifft, meine ich.

Man kann die Geräusche, die Gefühle, sogar die einzelnen Schweißtropfen authentisch wiedergeben.

Aber dieses kleine Schweinchen ist zu Hause geblieben ...

Die Idee, wie ich meinen eigenen Vietnam-Roman aufziehen wollte, kam mir ganz schlagartig, während ich mir einen fünfzehn Minuten langen Ausschnitt aus einer einstündigen HBO-Fernsehdokumentation mit dem Titel America Undercover ansah. Die Inspiration zum Originaltitel dieses Romans hier, Cover, stammt - jetzt, wo ich darüber nachdenke - möglicherweise auch daher. In dem Fernsehfilm ging es um Vietnam-Veteranen, die versuchten, sich in das Leben daheim in der echten Welt einzufügen - und dabei mehrheitlich scheiterten. Vier Männer wurden begleitet, die sich an verschiedenen Orten und in verschiedenen Situationen befanden, und einer von ihnen war dieser Kerl, der tief im Wald lebte, weil er in der Stadt Leib und Leben seiner Mitmenschen bedrohte, da er seine plötzlichen Erinnerungsschübe und Wutausbrüche nicht kontrollieren konnte. Immer mal wieder tobte er und zertrümmerte eine Bar oder seinen Arbeitsplatz. In der Wildnis dagegen war er für niemanden eine Gefahr, außer vielleicht für sich selbst. Und möglicherweise für seine Frau.

Seitdem sind vierzehn Jahre vergangen, dreizehn seit ich dieses Buch geschrieben habe, und ich kann mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern. Aber ich weiß noch, dass dieser Mann mich sehr berührt hat, sein innerer Kampf genauso wie die Lösung für sein Problem - seine selbstgewählte Isolation. Er steckte in einem Gefängnis so groß und weit wie der Himmel.

Er wollte nie mehr irgendwen verletzen.

Noch mehr berührte mich jedoch seine Ehefrau. Ich dachte, diese Frau nimmt eine gewaltige Herausforderung auf sich. Und sie ist nicht dumm, sie weiß es genau. Indem sie mit diesem Mann zusammenlebt, geht sie ein immenses persönliches Risiko ein. Wenn er die Kontrolle verliert, ist er so gefährlich wie Beschuss aus den eigenen Reihen. Doch wenn sie ihn verlässt, davon ist sie zutiefst überzeugt, wird er hier draußen sterben. Eines Tages wird er sich den Lauf...

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Autor

Jack Ketchum ist das Pseudonym des ehemaligen Schauspielers, Lehrers, Literaturagenten und Holzverkäufers Dallas Mayr. Er gilt heute als einer der absoluten Meister des Horror-Genres. 2011 wurde er zum Grand Master der World Horror Convention ernannt. Er erhielt fünfmal den Bram Stoker Award, sowie 2015 den Lifetime Achievement Award der Horror Writers Association. Jack Ketchum verstarb am 24. Januar 2018 in New York City, New York.