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Das Geheimnis des Felskojoten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Refineryerschienen am17.06.2016Auflage
Die 26-jährige Serena wird durch einen Anruf ihres Bruders in Angst und Schrecken versetzt: Fabian, ein begabter Physiker, ist den dunklen Machenschaften eines mächtigen Konzerns auf die Spur gekommen und in Nordamerika untergetaucht. Von vorahnungsvollen Träumen geplagt, macht Serena sich gemeinsam mit Fabians Freund, dem Indianer Shane Storm Hawk, auf, ihren Bruder zu finden. Die Suche, bei der sie schnell selbst zu Verfolgten werden, führt sie durch den Westen der USA bis nach Kanada. Serena fühlt sich stark zu Shane hingezogen, doch nun stehen auch ihre Leben auf dem Spiel. Sie muss auf die mystischen Zeichen vertrauen, nicht nur um Fabians willen, sondern auch um ihrer Liebe zu Shane eine Chance zu geben.

Sanna Seven Deers ist geborene Hamburgerin. Sie heiratete einen kanadischen Indianer und zog mit ihm in die Wildnis der Rocky Mountains. Dort leben die beiden mit ihren vier Kindern.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDie 26-jährige Serena wird durch einen Anruf ihres Bruders in Angst und Schrecken versetzt: Fabian, ein begabter Physiker, ist den dunklen Machenschaften eines mächtigen Konzerns auf die Spur gekommen und in Nordamerika untergetaucht. Von vorahnungsvollen Träumen geplagt, macht Serena sich gemeinsam mit Fabians Freund, dem Indianer Shane Storm Hawk, auf, ihren Bruder zu finden. Die Suche, bei der sie schnell selbst zu Verfolgten werden, führt sie durch den Westen der USA bis nach Kanada. Serena fühlt sich stark zu Shane hingezogen, doch nun stehen auch ihre Leben auf dem Spiel. Sie muss auf die mystischen Zeichen vertrauen, nicht nur um Fabians willen, sondern auch um ihrer Liebe zu Shane eine Chance zu geben.

Sanna Seven Deers ist geborene Hamburgerin. Sie heiratete einen kanadischen Indianer und zog mit ihm in die Wildnis der Rocky Mountains. Dort leben die beiden mit ihren vier Kindern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960480334
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.06.2016
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3367 Kbytes
Artikel-Nr.1908387
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



II

Shane Storm Hawk war zu Fuß im Banff National Park unterwegs. Es war ein sonniger Augusttag, und selbst hier, hoch oben in den kanadischen Rockies, wehte ein warmer Wind. Dem Sommer blieb in dieser Gegend nur eine kurze Zeit, aber er war umso schöner.

Shane wanderte kurz unterhalb der Baumgrenze. Hier standen Espen und Lodgepole-Kiefern dicht an dicht. Wapitiherden durchzogen die Wälder. Die großen, anmutigen Tiere grasten genüsslich in der warmen Sonne. Nach dem langen harschen Winter wussten sie die Sommermonate zu schätzen. Gruppen von Bergschafen kletterten über die zerklüfteten Felsen der Berghänge und ließen ihre riesigen geschwungenen Hörner blitzen. Und hoch über den von Schnee und Gletschern bedeckten Berggipfeln zogen majestätische Adler und Habichte ihre Runden. Die einsamen Schreie der großen Raubvögel echoten durch die Stille.

Andere Leute konnten diese unberührte Natur nur im Urlaub genießen. Shane hingegen war beruflich oft in ihr unterwegs. Diese Tatsache war es, was er am meisten an seinem Beruf liebte und weswegen er den Job in Banff angenommen hatte. Shane war Geologe und kümmerte sich im Park zurzeit um die Analyse einiger Gesteinsproben, die von der Provinzregierung angefordert worden war. Überhaupt lag ihm die Wildnis im Blut. Shanes Mutter war Indianerin vom Stamm der Blackfoot. Sein Vater stammte ursprünglich aus Norwegen, war aber nach Kanada umgesiedelt, weil es in den Siebzigern gutbezahlte Jobs im hohen Norden gegeben hatte. Auch er war dem Ruf der Wildnis verfallen.

Shane grinste, als er wieder einmal feststellte, wie merkwürdig sich die Gene seiner Eltern bei ihm gemischt hatten. Er hatte nicht etwa das dominante schwarze Haar, die dunklen Augen und die schlanke Gestalt seiner indianischen Vorfahren geerbt, sondern die stattliche Wikingergröße, die breiten Schultern und die dunkelblauen Augen seines Vaters. Sein langes Haar war zwar von einem dunklen Braun, aber wenn die Sonne daraufschien, zeigte es einen rötlichen Schimmer, der eindeutig auf die norwegische Seite seiner Familie zurückzuführen war. Nur seine Gesichtszüge verrieten dem Außenstehenden die indianische Herkunft. Doch Shanes Mutter Helen und Großmutter Storm Hawk hatten ihm von klein auf erklärt, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankam. Was zählte, war allein das, was in den Herzen der Menschen zu finden war. Und vom Herzen und Wesen her, das hatten die beiden Frauen sehr schnell festgestellt, war Shane ein Indianer und sonst nichts. Das hatte auch sein Grundschullehrer gleich zu Schulbeginn gemerkt. Shane war bereits damals ein Einzelgänger gewesen, nie überstürzt in seinem Handeln, nie unüberlegt in seinen Worten, aber von Grund auf aufrichtig. Dazu besaß er einen feinen Humor und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Shane setzte seinen Weg über den dichtbewaldeten Berghang fort. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er nicht aufpasste, wohin er trat. Für diese Unachtsamkeit bezahlte er sofort: Er stolperte über etwas, das unmittelbar vor ihm etwa fünf Zentimeter aus der Erde ragte, und fiel unsanft zu Boden.

»Was ist denn das?«, murmelte Shane verärgert. Er stand auf und klopfte die lose Erde von seiner Kleidung. Dann begutachtete er, was ihn hatte stolpern lassen. Mitten in den felsigen Boden war ein Betonring eingelassen, breit genug, dass ein ausgewachsener Mann hindurchpasste. Der Ring war mit einem Metallgitter abgedeckt.

Shane beugte sich nach vorne, um in den Ring hineinzusehen, zog sich jedoch sofort überrascht zurück. Er spürte einen starken Luftstrom. Shane hockte sich neben den Betonring und hielt die Hand über das Gitter. Er hatte es sich nicht eingebildet. Irgendetwas sog eine Menge Luft nach unten ins Innere des Berges. Shane war hier oben in der unberührten Wildnis nicht bloß auf irgendeinen Betonring gestoßen, sondern auf einen Schacht! Und da war noch etwas: Für einen kurzen Augenblick meinte er, ein leises Flüstern zu vernehmen. Es schien aus den Felsen zu kommen.

Unwillkürlich musste er an die Geschichten denken, die Großmutter Storm Hawk ihm über die rock listeners erzählt hatte, als er ein Junge gewesen war. Rock listeners waren Blackfoot mit der besonderen Gabe, die Stimmen der Spirits, der Geistwesen, zu vernehmen, wenn sie ihr Ohr an Steine oder Felsen legten. Shane gehörte seinem Wissen nach nicht zu diesen besonderen Menschen, niemand in seiner Familie. Hatte er sich das Flüstern dann einfach eingebildet? Shane schüttelte den Kopf. Seine indianische Erziehung hatte ihn gelehrt, seinen Instinkten zu folgen. Auf sie musste er sich auch jetzt verlassen.

Shane stand auf und blickte sich aufmerksam um. So ein Luftschacht war nicht umsonst mitten in der Wildnis. Er musste irgendwo dazugehören, zu einem Bergwerk vielleicht oder einem anderen unterirdischen Bau.

Shane brauchte nicht lange zu suchen. Keine fünf Meter von ihm entfernt entdeckte er einen weiteren Schacht. Auch hier verspürte er einen starken Luftzug. Er folgte der unsichtbaren Linie, entlang derer die Betonringe angelegt zu sein schienen, und stieß auf vier weitere Schächte. Dann vernahm er ein dumpfes Geräusch.

Vorsichtig und ohne den geringsten Laut zu verursachen, schlich Shane weiter. Plötzlich teilten sich die Bäume, und ein hoher, sehr offiziell wirkender Drahtzaun versperrte ihm den Weg. Shane hielt überrascht inne. Der Zaun war am oberen Ende mit mehreren Reihen Stacheldraht eingefasst. Merkwürdigerweise zeigte der mit Stacheldraht versehene Teil des Zauns nach innen, nicht nach außen, wie Shane es erwartet hätte. Verwundert lief er ein Stück am Zaun entlang. Dies war der Banff National Park. Hier gab es keine Privatgrundstücke, schon gar nicht mit hohen, bedrohlichen Drahtzäunen.

Kurz darauf blieb er vor mehreren großen Schildern stehen. Das erste Schild war gelb und zeigte einen schwarzen Blitz. Der Zaun stand unter Strom. Shane tat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ein elektrischer Zaun, hier im Park? Aber es war das zweite Schild, das ihn komplett aus der Fassung brachte. In großen Buchstaben stand darauf zu lesen: Militärischer Sicherheitsbereich - Zutritt verboten!

Militärischer Sicherheitsbereich, was mochte das bedeuten? Shane hatte im Verlaufe der vergangenen Wochen alle Karten, die von dem Park existierten, eingehend studiert, auch solche, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. Aber eine staatliche Einrichtung war in keiner von ihnen eingetragen.

Shane spähte hinunter in die Tiefe. Vielleicht konnte er einsehen, was dort vor sich ging.

Er hatte kein Glück. Alles, was er sah, war eine staubige, unbefestigte Straße, die sich zwischen den Bäumen den Berghang hinaufschlängelte. Wo sie hinführte, war nicht zu erkennen. Ein riesiger Felsvorsprung versperrte die Sicht. Shane wägte das Gelände ab. Der Zaun endete nicht weit von ihm entfernt an einer steilen Felswand. Ohne eine richtige Kletterausrüstung würde er sie nicht erklimmen können. Und es gab keinen Weg daran vorbei. Wollte er mehr über die Straße und die merkwürdige Anlage herausfinden, dann musste er an einem anderen Tag und besser ausgestattet wiederkommen. Verdrießlich machte Shane sich auf den Rückweg. Was immer hier vor sich ging, etwas war faul an der Sache.

Selbst am nächsten Morgen, als Shane wieder in seiner kleinen Wohnung in Banff war, weilten seine Gedanken noch immer bei den Luftschächten und der merkwürdig abgeriegelten Anlage, tief in der unberührten Wildnis des Parks.

Er stellte die kalte Pizza, die gestern beim Abendessen übrig geblieben war, auf dem Küchentresen ab und biss herzhaft in das erste Stück, als ihm einfiel, dass er vergessen hatte, die Nachrichten auf seinem Handy abzuhören. Er fischte das Telefon aus seiner Jackentasche und öffnete die Mailbox. Nur eine Nachricht, er hatte nicht viel verpasst. Doch die Worte, die er kurz darauf vernahm, trafen ihn derart unvorbereitet, dass er sich an seiner Pizza verschluckte.

Fabian lächelte zufrieden. Bisher war alles besser verlaufen, als er zu hoffen gewagt hatte. Am Morgen, gleich nachdem die Geschäfte geöffnet hatten, hatte er einen Gebrauchtwagenhändler aufgesucht und einen silberfarbenen, vier Jahre alten Ford Focus erstanden. Er hätte einen älteren Wagen für die Hälfte des Geldes haben können, aber Fabian wollte so unsichtbar wie möglich bleiben. Ein zu neues oder zu altes Auto würde unnötig auffallen, besonders der Polizei. Das wollte er um jeden Preis vermeiden. Der Händler hatte ihm immerhin einen guten Nachlass gegeben und keine Fragen gestellt, denn Fabian hatte die rund zehntausend Dollar in bar bezahlt. Und eine knappe Stunde später war er in seinem neuen Wagen vom Hof des Gebrauchtwagenhändlers gefahren.

Jetzt hatte er Halifax verlassen und fuhr auf dem Trans-Canada Highway nach Westen. Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Dunkle Tannen- und leuchtende Laubwälder zogen sich an der Straße entlang, und hier und da ragten schroffe Felsbrocken zwischen den Bäumen hervor. Bald würde zu seiner Linken der Northumberland Strait auftauchen und er würde Nova Scotia hinter sich lassen. Dann ging es weiter durch New Brunswick und Quebec, immer weiter und weiter nach Westen. Irgendwo würde er anhalten, um ein paar Tage Luft zu holen und seine Seele zur Ruhe kommen zu lassen.

Zunächst jedoch lag nur der wenig befahrene Trans-Canada Highway vor ihm. Fabian schaltete den Tempomat ein und drehte das Radio lauter.

Serena ging ruhelos im Wohnzimmer auf und ab. Seit Fabians Anruf waren viele Stunden vergangen. Es war Abend...


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