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Seelenspalter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
816 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.02.20171. Auflage
Düster, intensiv, geheimnisvoll: 'Seelenspalter' ist atemberaubende Assassinen-Fantasy von der mehrfach preisgekrönten Autorin Ju Honisch Nur die Starken überleben in den Acht Reichen, die miteinander in einem endlosen Krieg um die Vorherrschaft liegen. Das begreift Maleni sehr schnell, als sie nach einem Massaker, dem ihr ganzes Dorf zum Opfer fällt, Aufnahme beim Orden der Xyi findet. Unerbittlicher Drill und ein geheimnisvolles Ritual lassen einen Teil von Maleni zur Assassinin Taryah werden, die ohne Mitleid zu empfinden oder Fragen zu stellen ihrem blutigen Handwerk nachgeht. Doch weder in den Acht Reichen noch beim Orden der Xyi sind die Dinge so einfach, wie sie scheinen. Und eines Tages muss Maleni erkennen, dass Taryah nicht nur ein Teil von ihr ist - sondern ihr größter Feind.

Ju Honisch ist in Bayern aufgewachsen und hat Anglistik und Geschichte in München studiert. Vieles, was sie schreibt, gehört in den Bereich der Phantastik oder ist nicht weit entfernt davon angesiedelt. Ihr Debütroman 'Das Obsidianherz' wurde mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet, für 'Schwingen aus Stein' gewann sie 2014 den Phantastik-Preis 'Seraph'. Ju Honisch lebt in Hessen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDüster, intensiv, geheimnisvoll: 'Seelenspalter' ist atemberaubende Assassinen-Fantasy von der mehrfach preisgekrönten Autorin Ju Honisch Nur die Starken überleben in den Acht Reichen, die miteinander in einem endlosen Krieg um die Vorherrschaft liegen. Das begreift Maleni sehr schnell, als sie nach einem Massaker, dem ihr ganzes Dorf zum Opfer fällt, Aufnahme beim Orden der Xyi findet. Unerbittlicher Drill und ein geheimnisvolles Ritual lassen einen Teil von Maleni zur Assassinin Taryah werden, die ohne Mitleid zu empfinden oder Fragen zu stellen ihrem blutigen Handwerk nachgeht. Doch weder in den Acht Reichen noch beim Orden der Xyi sind die Dinge so einfach, wie sie scheinen. Und eines Tages muss Maleni erkennen, dass Taryah nicht nur ein Teil von ihr ist - sondern ihr größter Feind.

Ju Honisch ist in Bayern aufgewachsen und hat Anglistik und Geschichte in München studiert. Vieles, was sie schreibt, gehört in den Bereich der Phantastik oder ist nicht weit entfernt davon angesiedelt. Ihr Debütroman 'Das Obsidianherz' wurde mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet, für 'Schwingen aus Stein' gewann sie 2014 den Phantastik-Preis 'Seraph'. Ju Honisch lebt in Hessen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426436035
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum27.02.2017
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten816 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1103 Kbytes
Artikel-Nr.1915925
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Taryah tanzte. Der Klang der Trommeln und Flöten mischte sich mit dem Geruch der parfümierten Kerzen. Er durchdrang jede Pore, suchte nach dem Gemüt der Menschen, betörte es wie süßer Nebel; drang dann noch tiefer, in den Bauch, die Eingeweide, das Zentrum der Sinneslust. Doch Duft und Musik allein waren es nicht, die ihr Publikum mit offenen Augen träumen ließen.

Es war Taryah selbst.

Jetzt verharrte sie auf dem linken Fußballen und hob ihr rechtes Bein so hoch, dass ihre Gliedmaßen eine gerade Linie gen Himmel bildeten - nur einen winzigen Augenblick lang. Und schon stand sie wieder auf beiden Füßen, wirbelte herum, ließ sich vom Rhythmus tragen, ließ sich gleiten, leiten, verleiten von den Klängen. Die Musiker teilten ihre Kunst mit ihr, ohne sie ansehen zu dürfen. Doch sie erspürten sie mit ihren Künstlersinnen und verwoben ihre Musik mit Taryahs Schönheit und exquisiter Erotik. Sie fühlte die Verbindung zwischen ihnen - die sich aneinander steigernde Wildheit, die Anmut und Grazie, Inbrunst und Musikalität einte sie und zog sie mit sich. Weiter und weiter. Und tiefer und tiefer.

Taryah schwebte beinahe, schien mit ihren Füßen kaum noch den Boden zu berühren, glitt nahezu lautlos durch den weitgehend möbellosen Raum, dessen Intarsien-verschnörkeltes Parkett ihr eine Bühne der Pracht bot. Nur das leise Klingeln ihrer goldenen Knöchel- und Armreifen mischte sich ebenso zart wie zärtlich in den Rhythmus der Musik.

Taryahs Arme und Hände formten jene Gesten der Liebe, die Einladung und Versprechen zugleich waren. Langsam glitten sie an ihrem Körper entlang, als liebkosten und umrahmten sie dessen perfektes Kunstwerk. Dann wieder streckten sie sich sehnsuchtsvoll nach ihrem Zuschauer, als wäre dieser ihr nah und doch so fern. Und ihr Zuschauer dankte es ihr, sog an ihrem Zauber, atmete Schönheit und Perfektion in einer Welt, die sonst wenig davon bot.

In seinem Blick las sie seine Gedanken - dass sie diese Schönheit nur ihm schenkte, ihm allein. Spürte, wie er es zuließ, dass dieser Gedanke ihn erfüllte, obgleich er wusste, die Schöne, die für ihn tanzte, tat es allein auf sein Geheiß hin. Er hatte sie hierher befohlen, zu sich bringen lassen. Doch nun ergötzte er sich an dem glitzernden Gedanken, sie wäre ganz freiwillig hier - weil sie ihn wollte, ihn vielleicht sogar liebte und nicht nur fürchtete. So, wie ihn alle fürchteten.

Sie sah sein versonnenes Lächeln, das Staunen in seinen Augen und die Gewissheit dahinter: Er hatte sie sich verdient.

Taryahs kastanienrote Locken flogen, jede einzelne wie fedrige Seide. Ihre Hüften kreisten, wippten, zuckten, lockten. Ihre Bewegungen boten Einblicke und verbargen schon im nächsten Moment, was man beinahe zu erhaschen gemeint hatte. Taryah war Fleisch gewordene Perfektion.

Ein Schleier fiel. Er senkte sich ganz sacht herab wie ein Nebelschwaden, und glitt dann wie zufällig vor dem Mann zu Boden. Atemlos griff er nach ihr, doch Taryah entzog sich ihm, war schon wieder davongewirbelt, während sie ihm noch ein Lächeln schenkte. Wie ein besonderes Kleinod war es, kostbar und doch wohlfeil.

Zwölf Schleier. Sieben davon lagen bereits vor ihm wie Beutestücke.

Taryah spürte sein siegessicheres Lächeln, verbuchte es als Bestätigung ihrer Kunst und erwiderte es huldvoll und vielversprechend.

Bald.

Ihre hellgrünen Augen versprachen immer viel. Ihre zarten, goldgeschmückten Knöchel, ihre langen Beine, ihre runden Hüften und ihre schmale Taille waren jedes für sich ein wortloses Versprechen. Und ihre Brüste in dem glasperlenbestickten Oberteil, das mit erstaunlich wenig Material bemerkenswert viel erreichte, wurden zum Unterpfand des Versprechens. So weich, so zart, so nah, so unerreichbar.

Bald erreichbar.

Bald.

Noch aber waren sie teilweise durch einen transparenten Seidenschleier bedeckt, der das, was kommen sollte, erst ankündigte und nach und nach in Szene setzte.

Nacktheit war trivial. Nur der Weg dorthin war erregend. Und über diesen Weg wusste Taryah mehr als ihr Gastgeber, dessen genussreiches Philosophenlächeln langsam hinter wachsender Begierde verschwand. Dabei konnte sie in seinen dunklen Augen lesen, wie wichtig ihm dieses versonnene Lächeln auf seinen sonst so strengen Lippen war. Er pflegte es bewusst, inszenierte sich mit ihm als ein Mann, der über den Dingen schwebte, bodenständig zwar, doch zugleich überlegen und stetig aufstrebend.

Dass Begierde in diesem Konstrukt ein zweischneidiges Schwert sein konnte, wusste Taryah. Sie sah, wie die Lust ihn durchdrang, wie er sich in den Wellen ihrer Sinnlichkeit rekelte. Aber sie wusste auch, dass die Wellen nicht zu Wogen werden durften. Nicht zu schnell jedenfalls, weil die Begierde ihn gleichermaßen irritierte, denn sie war unreflektiert und fremdgesteuert. Nur der Anspruch an eine Ästhetik, die seiner Erhabenheit zweifelsfrei zustand, rechtfertigte sie. Und natürlich die angestrebte körperliche Erfüllung selbst, denn nicht einmal dieser Mann hinterfragte einen ihm dargebotenen Orgasmus philosophisch.

Seine Feinde nannten ihn den Blutdenker - ein komplizierter Mann, und gefährlich. Man durfte ihm nur so weit gefallen, wie er sich selbst in diesem Spiel der Lust gefiel.

Der Goldschmuck an Taryahs Handgelenken klirrte leise, als sie nach dem nächsten Schleier griff. Ganz langsam zog sie das durchscheinende Seidenstück von den Resten ihrer Kleidung, die nur mehr aus vier Schleiern, dem Glasperlengeflecht, das ihre Brüste stützte, und einem goldbestickten Nichts bestand, das an einer geflochtenen Goldkordel ihre Scham bedeckte.

Dann ließ sie den Schleier fallen und riss sich, wie in einer Aufwallung plötzlichen Verlangens, auch den nächsten ab und warf ihn hoch in die Luft. Wie eine seidene Feder glitt er langsam und lautlos gen Boden, und sie umtanzte ihn, umgarnte ihn, wob ihre Anmut und ihre scheinbar unschuldige Lust in ihn, bis auch dieser sich ihrem Gastgeber zu Füßen schmiegte wie ein weiteres Versprechen.

Während Taryah ihren Tanz einem neuen Zenit entgegentrieb, betrachtete sie ihren Gastgeber und ihre Umgebung. Der Mann, der sie angefordert hatte, war stattlich und saß auf dicken Teppichen zwischen einer Vielzahl an Seidenkissen, halb gelöst, halb angespannt. Seine Linke ruhte locker zwischen den Beinen, mit der Rechten griff er bisweilen nach einem prunkvollen Rotweinkelch. Stühle gab es nur selten in den Boudoirs, die für die sinnlichen Freuden gedacht waren, denn sie wurden dort nicht gebraucht. Taryah wusste das. Sie wusste viel.

In einer weiteren funkelnden Drehung glitt ihr Blick zu den Musikern. Er hatte sie mit dem Rücken zu ihr postiert, um ihnen zu verwehren, was ihm allein zustand. Nein, der Blutdenker teilte nicht gern, nicht einmal den Anblick einer Tänzerin. Er hatte die Dinge gerne für sich allein, wollte sie erobern und besitzen und nichts preisgeben, das er nicht wohldurchdacht übergab.

Er war nicht nur Philosoph, er war ein Eroberer. Darin sah er sein Wesen, seine Profession, und er würde auch sie erobern. Er lauerte bereits darauf, war jedoch Stratege genug, zu warten und zu genießen, ehe er sein Fleisch in sie senkte. Er wusste, wie man sich den Genuss lange erhielt, wollte alles, in taktischer Reihenfolge. Seiner Reihenfolge.

Er war es, der bestimmte, wann etwas geschah, wann sich etwas änderte. Er war es, der die Welt in beherrschbare Teile zerschnitt - und dann beherrschte er sie.

Taryah las es in seinem Gesicht, in jenen siegesgewissen, harten Zügen, in die sich nie ein Zweifel schlich. Ja, er war ein machtbewusster und brutaler Mann. Doch er war auch dem Schönen zugetan, und nicht zuletzt war er vorsichtig. Er wusste das, aber sie wusste es auch. Und würde es zu nutzen wissen.

Nicht weit von ihm und den Köstlichkeiten an seinem reichgedeckten Tisch, mit dessen Köstlichkeiten er den erotischen Genuss mit dem lukullischen veredeln wollte, saß sein Mundschenk. Dem dürren jungen Mann hatte man eine Binde um die Augen gebunden, und so, blass und ängstlich, blickte er gerade nur nach unten auf die Speisen, die er zu verkosten hatte. Vielleicht sah er trotzdem mehr. Hätte Taryah Mitleid empfinden können, sie hätte es für ihn getan.

Stattdessen wandte sie Aufmerksamkeit und Körper wieder ihrem Gastgeber zu. Zandru von Lorennen war Sieger in einem schon Hunderte von Jahren andauernden Krieg, deren Sieger und Verlierer mit wandelndem Kriegsglück immer wieder ihre Rollen tauschten. Heute und hier war Zandru der Sieger, und er genoss seinen Sieg in tiefen Zügen. Wie den Wein an seinem Gaumen und das Versprechen der Lust in ihren Augen.

Ein weiterer Schleier fiel. Und wieder einer. Nun blieb nur noch einer übrig, den sie um sich schlang, über ihre Haut zog, ihre Brüste damit liebkoste. Ganz nah tanzte sie an den Blutdenker heran, wirbelte das bunte Stück Seide, das nur lose um ihre Hüften geschlungen war, und er fing es, hielt es, zog daran.

Er lächelte - siegesgewiss wie stets. Und immer noch ein wenig philosophisch, als trüge er eine Erkenntnis der Welt in sich, die auf der Schwäche der anderen basierte. So war es, dessen war er sich sicher. Nichts in seinem Leben hatte bislang dieses Weltbild getrübt, und er hätte es auch nicht toleriert. Auch Taryah wusste, dass sie gut daran tat, nicht an seinem Weltbild zu rütteln.

Dennoch gab sie den Schleier nicht frei, sondern ließ sich von ihm mit dem Tuch in seine Nähe ziehen. Schenkte ihm ihr sanftes, zuversichtliches Lächeln, während sie ihm gleichzeitig weiterhin vorenthielt, was er nun immer energischer von ihr forderte. Noch berührte er nicht sie, sondern nur den Schleier, den sie wie eine kühle, zarte Verbindung zwischen...
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Autor

Ju Honisch ist in Bayern aufgewachsen und hat Anglistik und Geschichte in München studiert. Vieles, was sie schreibt, gehört in den Bereich der Phantastik oder ist nicht weit entfernt davon angesiedelt. Ihr Debütroman "Das Obsidianherz" wurde mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet, für "Schwingen aus Stein" gewann sie 2014 den Phantastik-Preis "Seraph". Ju Honisch lebt in Hessen.