Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Sturm der Normannen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am25.11.20161. Auflage
Süditalien 1057: Für den jungen Normannen Gilbert und seinen Herrn Robert Guiscard stehen die Zeichen schlecht. Innere Zerrissenheit und Bruderkrieg drohen das Normannenreich zu zerstören. Auch der Papst sinnt auf Rache, und die heimliche Liebe der Fürstin Gaitelgrima bringt Robert in den Kerker. Ein erbitterter Kampf um die Herrschaft entbrennt. Nur Gilbert kann seinen Herrn noch retten. Doch er steht allein gegen eine gewaltige Übermacht.

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSüditalien 1057: Für den jungen Normannen Gilbert und seinen Herrn Robert Guiscard stehen die Zeichen schlecht. Innere Zerrissenheit und Bruderkrieg drohen das Normannenreich zu zerstören. Auch der Papst sinnt auf Rache, und die heimliche Liebe der Fürstin Gaitelgrima bringt Robert in den Kerker. Ein erbitterter Kampf um die Herrschaft entbrennt. Nur Gilbert kann seinen Herrn noch retten. Doch er steht allein gegen eine gewaltige Übermacht.

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426426500
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum25.11.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1431 Kbytes
Artikel-Nr.1915998
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Belagerung

Kalabrien, Ende Mai 1057

Robert Guiscard war wütend. Man konnte es an seinem angespannten Rücken sehen, wie er zwanzig Schritt von uns entfernt am Flussufer stand und zu den Mauern von Cosenza hinüberstarrte. Dreimal schon hatte die Stadt ihm getrotzt und den Zugang zum Süden verwehrt. Dabei hatte Kalabrien nur der Anfang sein sollen. Robert war jetzt zweiundvierzig Jahre alt und ungeduldiger denn je. Ihn dürstete nach mehr.

Täglich war er am Ufer entlanggegangen und hatte die gegenüberliegende Mauer nach Stellen abgesucht, die man überwinden könnte. Es kümmerte ihn auch nicht, dass die Byzantiner gelegentlich Pfeile in seine Richtung schossen. Irgendeinen Zugang musste es doch geben. Man musste ihn nur finden.

Doch die Befestigungen der alten Römerstadt waren in bestem Zustand und wurden von der Besatzung gut verteidigt. Die beiden Flüsse, der Crati und der Busento, die hier direkt unter den Mauern zusammenliefen, umschlossen die Stadt auf drei Seiten und bildeten ein natürliches Hindernis. Dahinter die eng zusammengepferchten Häuser, die sich den Hang eines Hügels hinaufzogen. Hoch oben thronte die ehemals sarazenische citadella zur Verteidigung der südlichen, der Bergseite.

In den Flussniederungen davor lagerten wir seit Wochen mit vierhundert Mann, waren aber im Grunde zur Untätigkeit verdammt. Nicht nur Guiscard war frustriert. Auch die Männer langweilten sich und vermissten die warmen Betten ihrer Liebsten. Robert hatte seine Wanderung wieder aufgenommen, und ich wandte mich meinen Kameraden zu, die am Ufer standen und ebenfalls zu den Wehrgängen des Feindes hinüberblickten.

Thore beschattete die Augen mit der Hand, um in der grellen Mittagssonne besser sehen zu können. Sein helles Haar, das ihm fast bis auf die Schultern fiel, wehte in der leichten Brise. Neben ihm der dunkelbärtige Dardan. Beide hielten Bögen in den Händen.

»Siehst du den Kerl da oben auf der Mauer?« Thore deutete auf einen der Verteidiger links neben dem Brückentor.

»Was ist mit dem?«

»Der steht da so frech, als könnte ihm keiner was anhaben. Jetzt winkt er auch noch. Ich glaube, der Scheißkerl lacht uns aus. Denkt, seine verdammte Mauer macht ihn unverwundbar.«

»Ich könnte ihm einen Pfeil verpassen«, knurrte Dardan, »dann vergeht ihm das Lachen.«

»Das schaffst du nicht. Zu weit und außerdem viel zu windig.« Thore warf ihm einen kurzen Blick zu und grinste listig.

Ich kannte dieses Grinsen. Dardan sollte lieber vorsichtig sein. Aber so, wie er sich nachdenklich die Lippen leckte, schien er angebissen zu haben. Tatsächlich strich ein unregelmäßiger Wind von den umliegenden Hügeln. Ich blickte zum Himmel auf, an dem weiße Wolkenfetzen dahinsegelten. Die Baumkronen schaukelten sanft, und auf dem Turm über dem gegnerischen Brückentor flatterte ein Banner.

»So windig ist es nun auch wieder nicht.« Dardan streckte sein Kinn vor. »Was gibst du mir, wenn ich den Bastard von der Mauer hole?« Er grinste herausfordernd, was seine gelben Pferdezähne sehen ließ.

»Dann würde ich sagen, gut gemacht!«

»Nein, im Ernst. Was wetten wir?«

»Schieß den Kerl meinetwegen von der Mauer«, mischte ich mich ein. »Aber mach kein Wettspiel daraus. Das ist unpassend.«

Dardans Antwort war nur ein kurzer, verständnisloser Blick.

»An deiner Stelle würde ich auch nicht wetten.« Thore strich sich durch die blonde Mähne und lächelte gönnerhaft. Er war es gewesen, der Dardan das Bogenschießen beigebracht hatte, und führte sich immer noch als sein Lehrmeister auf. »Du kannst nur verlieren.«

»Scheiße, Thore, hast du etwa Angst um dein Geld?«

»Eher um deines. Ich will dich ja nicht beklauen.« Thore wandte sich halb um und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Ich verdrehte die Augen gen Himmel. Manchmal benahmen sich die Kerle wie Kinder.

»Hach!« Dardan zog geräuschvoll den Rotz durch die Nase und spuckte verächtlich ins Ufergras. »Hältst dich wohl immer noch für den Besten, was? Aber ich werd´s dir zeigen.«

Er wählte einen Pfeil aus dem ledernen Köcher, der an seinem Gürtel hing, schielte am Schaft entlang, um sich zu vergewissern, dass er vollkommen gerade war, und prüfte sorgfältig die Befiederung.

Dardan war einer der albanischen Flüchtlinge, die sich uns hier in Kalabrien vor neun Jahren angeschlossen hatten. Das war, als Roberts kleine Truppe, gerade erst aus der Heimat gekommen, noch verzweifelt Verstärkung benötigt hatte. Seitdem waren er und einige andere seiner Landsleute verlässliche Krieger geworden. Dardan und Thore forderten sich gern gegenseitig heraus, seit Thore ihm einmal kurzfristig die Frau ausgespannt und der Albaner ihn dafür nach Strich und Faden verprügelt hatte. Aber der Zwischenfall hatte sie nicht daran gehindert, gute Freunde zu werden.

»Also was ist, Thore?«, knurrte Dardan. »Eine runde Goldmünze sagt, ich schieß den Kerl von der Mauer.«

Thore zog die Mundwinkel nach unten und zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Na gut, wenn du unbedingt darauf bestehst. Aber beklag dich nicht, wenn du dein Geld los bist.«

Wir standen am Nordufer des Busento in einer freien Stelle zwischen Weidensträuchern. Eine Gruppe Kameraden näherte sich, neugierig, wie die Wette ausgehen würde. Auch Roger, einen Kopf größer als die meisten und der jüngste der Hauteville-Brüder, befand sich darunter. Für mich war er Freund und Ziehbruder zugleich, denn wir waren zusammen aufgewachsen, auch wenn ich nur ein Findelkind gewesen war.

Ich war jetzt siebenundzwanzig und Roger ein Jahr jünger. Er war Anführer eines kleinen Reiterschwadrons unter Roberts Kommando. In mehreren Unternehmungen hatte er sich als tapferer Anführer erwiesen, besonders vor drei Jahren, als wir zusammen in Sicilia gewesen waren. Er besaß ein fröhliches Gemüt, und die Männer mochten ihn. Ich selbst war mit einer Hundertschaft für Roberts Sicherheit zuständig, obwohl er mich auch gern für andere Aufgaben einsetzte, wenn es ihm in den Sinn kam.

»He, Dardan«, ließ sich Rollos tiefer Bass vernehmen. »Ich setze auch ein Goldstück. Aber gegen dich. Tut mir leid.«

Wir alle wussten, dass Rollo, ein Hüne von Kerl, jede Gelegenheit wahrnahm, sein Geld zu verwetten, solange noch ein paar Silberstücke in seinem Beutel klimperten. Dafür verzichtete er sogar aufs Hurenhaus. Das Glücksspiel und seine abendlichen Trinkgelage waren ihm wichtiger. Was den Wein betraf, war es immer wieder erstaunlich, wie viel er schlucken konnte, ohne dass man es ihm anmerkte.

»Ja, wettet nur gegen mich«, erwiderte Dardan mit zur Schau getragener Selbstsicherheit. »Umso besser. Das macht dann schon zwei Goldstücke, die ich euch abnehmen werde.«

»Erstmal musst du treffen.« Thore grinste herausfordernd. »Was kaum wahrscheinlich ist.«

»Nun mach schon, Dardan«, sagte ich. »Wenn ihr noch lange quatscht, ist der Kerl weg.«

Aber der Besagte stand immer noch, ohne sich zu rühren, auf dem Wehrgang und blickte über unser Zeltlager, das sich hinter uns am unteren Lauf des Crati entlangzog. Auch andere Soldaten der feindlichen militia hielten auf der Mauer Wache, aber Thore hatte sich ausgerechnet diesen ausgesucht. Vielleicht, weil sein Helm so schön silbern in der Sonne glänzte oder weil er besonders großspurig dastand, nicht wissend, dass zwei Normannen am anderen Ufer seinen Tod beschlossen hatten. Allein, um ihre Langeweile zu vertreiben.

Dardan legte den Pfeil auf und beobachtete sorgfältig die Bewegungen des Banners über dem Brückentor. Als der Wind sich einen Augenblick lang beruhigte, holte er tief Luft, zog die Sehne bis ans Ohr, zielte, atmete langsam aus, und schon klang der Bogen wie eine scharf gezupfte Harfensaite. Der Pfeil schnellte davon, stieg in einer flachen Kurve auf, bis er seinen Höhepunkt erreichte, und begann, sich auf das ahnungslose Opfer herabzusenken. Dardan war gut, sehr gut sogar. Ich war sicher, das würde ein Treffer werden. Doch plötzlich begann das Banner auf dem Turm zu flattern, der Wind erfasste den Pfeil und ließ ihn um Haaresbreite das Ziel verfehlen. Erschrocken zuckte der Mann auf der Mauer zusammen und zog sich hastig hinter eine Zinne zurück.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte Dardan. »Das war der Wind. Ihr habt es gesehen. Im allerletzten Augenblick!«

»Guter Schuss«, lobte Thore gleichmütig. »Leider daneben.«

»Versuch´s doch selbst. Ich wette, du schaffst es auch nicht. Dann sind wir quitt.«

»Ich bin doch nicht blöd!« Thore grinste. »Also los, her mit dem Geld.«

»Du bist ein verdammter Bastard, Thore. Hab ich dir das schon mal gesagt?«

Der lachte nur. »Schon oft. Aber zahlen musst du trotzdem.«

Missmutig griff Dardan in die Gürteltasche, um seine Wettschulden zu begleichen. Rollo schlug ihm gutgelaunt auf die Schulter. »Mach dir nichts draus, Alter. Wenn wir wieder in Argentano sind, geb ich einen aus.«

»Jaja«, murrte Dardan. »Bis dahin bist du längst wieder abgebrannt.«

Davon konnte man ausgehen, denn Rollo brachte sein Geld immer schnell unter die Leute. Einmal hatte er sogar seine Waffen verpfänden müssen, und wir hatten alle zusammengelegt, um sie auszulösen.

»Versucht es nochmal«, sagte Roger. »Wer trifft, kriegt diesmal eine Goldmünze von mir. Was ist mit dir, Thore? Willst du es nicht doch versuchen?«

Der schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wollte er nicht seinen guten Ruf als Meisterschütze aufs Spiel setzen.

»Lasst mich es versuchen«, meldete sich Ardoin, ein junger Lombarde, der sich uns vor ein paar Jahren angeschlossen hatte. »Leihst du mir deinen Bogen, Dardan?«

Aber bevor Ardoin einen Pfeil auflegen konnte, ließ...
mehr

Autor

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.