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Das Buch des Smaragds

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am16.02.2015Auflage
Córdoba, 979: Im Hof der Moschee wird die junge Sklavin Atika Zeugin, wie das legendäre »Buch des Smaragds« als Ketzerwerk verbrannt wird. Seine unheimliche Macht schlägt nicht nur Atika in ihren Bann, sondern auch den düster-faszinierenden Amr und den jungen Aristokraten Safwan. Fieberhaft suchen sie nach der letzten Kopie, um dem rätselhaften Buch sein Geheimnis zu entreißen. Unversehens wird die Jagd nach dem verbotenen Buch nicht nur zu einer Gefahr für Leib und Seele, sondern stellt auch Atikas Liebe auf eine harte Probe ...

Agnes Imhof, geboren 1973 in München, studierte Philosophie, ist promovierte Islam- und Religionswissenschaftlerin und spricht unter anderem Arabisch, Persisch und Italienisch. Die Islamexpertin ist in klassischem Gesang ausgebildet und liebt den Schwertkampf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie bei München. »Die Königin der Seidenstraße« ist nach »Das Buch des Smaragds« ihr zweiter Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextCórdoba, 979: Im Hof der Moschee wird die junge Sklavin Atika Zeugin, wie das legendäre »Buch des Smaragds« als Ketzerwerk verbrannt wird. Seine unheimliche Macht schlägt nicht nur Atika in ihren Bann, sondern auch den düster-faszinierenden Amr und den jungen Aristokraten Safwan. Fieberhaft suchen sie nach der letzten Kopie, um dem rätselhaften Buch sein Geheimnis zu entreißen. Unversehens wird die Jagd nach dem verbotenen Buch nicht nur zu einer Gefahr für Leib und Seele, sondern stellt auch Atikas Liebe auf eine harte Probe ...

Agnes Imhof, geboren 1973 in München, studierte Philosophie, ist promovierte Islam- und Religionswissenschaftlerin und spricht unter anderem Arabisch, Persisch und Italienisch. Die Islamexpertin ist in klassischem Gesang ausgebildet und liebt den Schwertkampf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie bei München. »Die Königin der Seidenstraße« ist nach »Das Buch des Smaragds« ihr zweiter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492982009
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.02.2015
AuflageAuflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3548 Kbytes
Artikel-Nr.1920068
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Als er wenig später die Treppen zu den Gefängniszellen hinabstieg, fragte Safwan sich, ob er nicht doch besser auf Lubna gehört hätte. Er schob den Gedanken beiseite. Der Wachsoldat, den er bestochen hatte, ging ihm voraus. Safwan war überrascht gewesen, wie leicht es war, einen korrupten Polizisten zu finden. Allerdings setzte sich nun in seinem Kopf die Frage fest, ob ein Söldner, der sich von einem unerfahrenen Jüngling bestechen ließ, nicht auch von ganz anderen Männern Geld nahm. Etwa von Ziri. Er holte tief Atem und konzentrierte sich auf die enge, steile Treppe. Der muffige Geruch, den er schon oben wahrgenommen hatte, verstärkte sich zu einem beinahe unerträglichen Gestank von Schweiß, Blut, Exkrementen und fauligem Wasser, je weiter sie nach unten vordrangen. Safwan hätte sich am liebsten ein Taschentuch vor die Nase gehalten. Der Soldat, von dem dieselben Kerkerdüfte ausgingen, musterte ihn bisweilen mit einem beunruhigenden Blick. Als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, wies der Wächter mit seiner schmutzigen Hand schweigend auf einen kleinen Raum. Hinter einem schweren Gitter hockte Nabil am Boden. Safwan blieb auf der Treppe stehen. Selbst hier, im oberen Teil des Gefängnisses, war der festgestampfte Lehm mit stinkenden Pfützen bedeckt. Über die feuchten Wände zogen sich dunkle Schimmelflecken. Rechts von der Zelle führte die Treppe zum eigentlichen Kerker noch weiter nach unten.

»Nur kurze Zeit, Sidi«, erinnerte ihn der Soldat mit gedämpfter Stimme und einem neuerlichen Blick, der Safwans Mißtrauen noch verstärkte. »Es wäre sonst zuviel gewagt.« Safwan nickte wortlos und stieg die letzten Stufen alleine hinab. Der Wächter blieb weiter oben in einiger Entfernung stehen.

Der Bibliothekar wirkte erschöpft. Safwan hatte zwanzig Dirham zusätzlich dafür bezahlt, daß Nabil eine Zelle für sich alleine bekam, daß man ihn wusch und ihm saubere Kleider gab. Doch auch das konnte nicht verbergen, daß er in schlechtem Zustand war. Seine Wangen waren hohl, die Augen stachen dunkel aus seinem bleichen Gesicht hervor. In seinen dünnen Bart hatte sich neues Grau gemischt.

Safwan sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Es gab keine. Also ließ auch er sich langsam auf dem Boden nieder und zog seine Kleider eng an den Körper, um sie so wenig wie möglich zu beschmutzen. »Wie konnte das nur geschehen?«

Nabil zuckte wortlos die mageren Schultern.

»Nabil, warum um Gottes willen hat man dich verhaftet? Ist etwas Wahres an diesen Anschuldigungen?«

Er bekam keine Antwort. »Hör zu«, sagte Safwan, und seine eigene Stimme kam ihm merkwürdig schrill und fremd vor, »ich habe einen Freund, der ein einflußreicher Richter ist. Er wird sich für dich einsetzen, und du wirst begnadigt werden. Er ist ein mächtiger Mann mit guten Verbindungen. Glaub mir, er wird dich hier herausholen.«

»Das bezweifle ich, angesichts der Anklage, die gegen mich vorgebracht wird.« Es klang nicht so, als könne dieser Umstand Nabil ängstigen. Safwan bemerkte bestürzt die aufgeschürften Stellen an seinen Handgelenken. Verkrustetes Blut klebte auch auf den Lippen seines Freundes.

Leise stellte er die Frage, die er Nabil hatte stellen wollen, seit er von dessen Verhaftung gehört hatte:

»Was hat das Buch des Smaragds damit zu tun?«

Nabil sah auf, und Safwan erschrak, als er die tiefen Falten sah, die sich in das Gesicht des Gefangenen gegraben hatten. Er schien um Jahre gealtert.

»Du hast es gewußt?«

»Was gewußt?« fragte Safwan zurück. »Ich weiß gar nichts. Nur, daß man dich hier in dieses Loch gesperrt hat, obwohl du wahrscheinlich der einzige Mann in ganz Córdoba bist, der noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Und ich weiß, daß all das auf irgendeine Weise mit diesem Buch zusammenhängt. Was soll ich daraus schließen?«

Nabil strich sich fahrig mit der Hand über die Stirn, als strenge ihn das bloße Nachdenken an. »Safwan, ich bitte dich, halte dich aus der Sache heraus! Vergiß das Buch!«

»Vergessen?« echote Safwan. »Nabil, du warst es, von dem ich davon hörte!«

»Du Narr, versteh doch, daß es gefährlich ist! Du glaubst, du bist unantastbar, weil dein Vater einen oder zwei Richter kennt oder mit irgendeinem General Schach spielt. Aber du täuschst dich.« Nabil sank wieder in sich zusammen und lehnte sich an die Wand, als habe ihn der kurze Ausbruch bereits erschöpft. Die Wasserspur, die von der niedrigen Decke herab in sein Genick rann, schien er nicht zu bemerken.

»Dann erkläre mir, warum es besser ist, das Buch zu vergessen«, sagte Safwan ruhig. »Du warst es schließlich, der mir beigebracht hat, die Worte von Autoritäten nicht ungeprüft zu übernehmen.«

Nabil seufzte. Ein resigniertes Lächeln erschien auf seinem mageren Gesicht. »Ich hatte schon befürchtet, daß du dich daran erinnern würdest.«

Er begann zu sprechen, leise und schnell, so schnell, daß Safwan kaum folgen konnte: »Dieses Buch ist gefährlich, Safwan. Auch für den, der danach sucht, glaub mir! Es hat seinen Grund, daß es verboten ist.«

Ehe Safwan etwas entgegnen konnte, fuhr er fort: »Es gibt noch mehr Leute außer dir und mir, die sich für dieses Buch interessieren. Leute, die darin noch mehr zu sehen scheinen.«

»Andere? Was soll das heißen? Ein Mordkomplott?«

Nabil winkte ab. »Der Hajib überschätzt seine eigene Bedeutung, wenn er jedem, der mit seiner Herrschaft unzufrieden ist, unterstellt, er wolle ihn umbringen. Aber andererseits ist diese Furcht auch nicht völlig grundlos.« Er machte eine Pause und fuhr in einem Ton fort, als habe das alles nichts mit ihm zu tun, als unterrichte er einen Schüler: »Angefangen hat es mit dem Eunuchen Fa´iq und dem Falkner Jaudhar. Sie wollten verhindern, daß sich die Macht immer mehr in seinen Händen sammelte. Dann war es sein Konkurrent um den Posten des Hajib, Mushafi. Angeblich schickt auch der Kalif von Ägypten immer wieder Meuchelmörder, aber ob das wahr ist, weiß Gott allein. Ein paar dieser geheimen Verbindungen haben die Berber aufgedeckt. Doch nun scheinen sie einer Verschwörung auf der Spur zu sein, die sich aus irgendwelchen Gründen für das Buch des Smaragds interessiert. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich bin Bibliothekar und kein Verschwörer. Aber in diesen Zeiten genügt es wohl schon, überhaupt ein Buch in die Hand zu nehmen, um als gefährlicher Verbrecher verurteilt zu werden.«

»Aber wer könnte sich für dieses Buch interessieren?«

Nabil zuckte hilflos die Schultern. »Ich kann dir nur sagen, was ich vorgestern während meines Verhörs mitbekommen habe. Die Berber haben mich wegen des Buches verhaftet. Aber wenn sie mehr über diese angebliche Verschwörung wüßten, hätten sie es sicherlich nicht auf einen unbedeutenden Bibliothekar abgesehen.«

Nabil kratzte sich nachdenklich an der Nase. Seine Hand hinterließ einen dunklen Fleck auf seinem Gesicht. So erbärmlich sein Zustand in diesem Kerker auch war, die jahrelang vertraute Geste hatte doch etwas, das Safwan seltsam berührte. Er schluckte, um ein unangenehmes Gefühl im Hals loszuwerden.

»Seit Jahren habe ich mir gewünscht, einmal eine Kopie dieses Buchs in die Hand zu bekommen«, sagte Nabil plötzlich. »Was ich in den Werken der Theologen darüber gelesen hatte, war wenig lehrreich. Für die einen ist Ibn ar-Rewandi einfach ein Ketzer. Die anderen bestreiten das und loben ihn als einen weitsichtigen Mann. Erst kürzlich fand ich heraus, daß der Kalif kurz vor seinem Tod ein Exemplar erworben hatte. Du weißt, der Katalog der Bibliothek ist sehr umfangreich. Nicht einmal ich weiß, was mein Herr noch gekauft hat, vor allem in der Zeit, als ich in seinem Auftrag nach Damaskus reiste. Du erinnerst dich, es ging um die Ausgabe des Kitab al-Aghani.« Safwan schüttelte den Kopf. »Das Buch der Lieder«, wiederholte Nabil. »Ein Prachtband, alle Überschriften mit Goldstaub und Purpur verziert! Ich habe nie ein Buch gesehen, das dem Vergleich mit diesem standgehalten hätte. Selbst wenn es nicht die großartigste Sammlung der Dichtkunst gewesen wäre, wäre es kostbar gewesen. Aber so war es vollkommen.«

»Und wie fandest du heraus, daß das Buch des Smaragds in der Bibliothek des Kalifen lag?« fragte Safwan schnell. In Nabils Augen war ein eigentümliches Leuchten aufgeglommen, wie immer, wenn er seine Schätze beschrieb.

»Ich fand die Eintragung im vierundvierzigsten Heft des Katalogs. Aber ich hatte den Band gerade erst auf meinem Pult aufgeschlagen, als die Anordnung des Hajib kam.«

Nabil kratzte sich erneut an seiner knochigen, unverhältnismäßig großen Nase, die wie ein Schnabel aus seinem Gesicht ragte. »Sie waren zu dritt, ein Bote des Hajib, begleitet von zwei Berbersöldnern. Im nachhinein erscheint es mir seltsam: Der eine kam zu mir und sah mir über die Schulter. Ich habe es mir schon fast gedacht , sagte er triumphierend, daß man die schlimmsten Ketzerwerke auf den Pulten der Bibliothekare findet. Er nahm das Buch und schlug es zu. Dabei lächelte er mich an wie jemanden, der an einer finsteren Verschwörung beteiligt ist.«

Safwan war irritiert. Daß ein Söldner, der aller Wahrscheinlichkeit nach nichts von Theologie verstand, ein bestimmtes Buch aus dieser Masse herausgriff, war in der Tat seltsam. »Und was stand in dem Buch, wovon handelte es?«

»Wie soll ich das wissen?« fragte Nabil gereizt zurück. »Ich konnte nur die ersten einleitenden Zeilen lesen, und was dort stand, war nicht gerade sehr vielsagend. Allerdings wurde mir schon bald klar, warum es von den Leuten des Hajib als gefährlich eingestuft...
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Autor

Agnes Imhof, geboren 1973 in München, studierte Philosophie, ist promovierte Islam- und Religionswissenschaftlerin und spricht unter anderem Arabisch, Persisch und Italienisch. Die Islamexpertin ist in klassischem Gesang ausgebildet und liebt den Schwertkampf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie bei München. »Die Königin der Seidenstraße« ist nach »Das Buch des Smaragds« ihr zweiter Roman.