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Der Winterkaiser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am13.10.20161. Auflage
Magie und Intrigen am Hof des Elfenkaisers Mit ?Der Winterkaiser? hat Katherine Addison einen gefühlvollen und klugen Fantasy-Roman geschrieben, der für alle vier wichtigen Genre-Preise nominiert wurde: Hugo Award, Nebula Award, World Fantasy Award und Locus Award. Mit Letzterem wurde ?Der Winterkaiser? als »Bester Fantasy-Roman 2015« ausgezeichnet. Maia hat sein Leben bisher in der Provinz verbracht, wohin ihn sein Vater, der mächtige Elfenkaiser, verbannte. Doch als dieser zusammen mit den drei ältesten Prinzen bei einem Unglück überraschend verstirbt, sitzt Maia plötzlich auf dem Thron - und muss sich in einer komplizierten und teils feindlichen Umwelt behaupten. Maia - halb Elf, halb Kobold - macht die Erfahrung, dass das tägliche Leben eines Kaisers einem Spießrutenlauf gleicht: Jede Audienz ist eine Herausforderung, jede Palastintrige kann zur Entthronung und letztendlich zum Tod führen. Selbst so einfache Dinge wie Freundschaften zu schließen werden zur Herausforderung. Und dann ist da noch der mit allen Wassern gewaschene Lordkanzler, der versucht, den jungen, unerfahrenen Elfenkaiser unter seine Kontrolle zu bekommen ...

Katherine Addison ist ein Pseudonym von Sarah Monette, die unter ihrem eigentlichen Namen schon länger erfolgreich Fantasy und Science Fiction schreibt. ?Der Winterkaiser? fand in der Szene große Beachtung und ist einer der bedeutendsten Romane des Jahres 2015. Er wurde für die drei wichtigsten Genrepreise nominiert: Hugo Award, Nebula Award und World Fantasy Award. Gewonnen hat er den Locus Award als »bester Fantasy Roman des Jahres 2015«.
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Produkt

KlappentextMagie und Intrigen am Hof des Elfenkaisers Mit ?Der Winterkaiser? hat Katherine Addison einen gefühlvollen und klugen Fantasy-Roman geschrieben, der für alle vier wichtigen Genre-Preise nominiert wurde: Hugo Award, Nebula Award, World Fantasy Award und Locus Award. Mit Letzterem wurde ?Der Winterkaiser? als »Bester Fantasy-Roman 2015« ausgezeichnet. Maia hat sein Leben bisher in der Provinz verbracht, wohin ihn sein Vater, der mächtige Elfenkaiser, verbannte. Doch als dieser zusammen mit den drei ältesten Prinzen bei einem Unglück überraschend verstirbt, sitzt Maia plötzlich auf dem Thron - und muss sich in einer komplizierten und teils feindlichen Umwelt behaupten. Maia - halb Elf, halb Kobold - macht die Erfahrung, dass das tägliche Leben eines Kaisers einem Spießrutenlauf gleicht: Jede Audienz ist eine Herausforderung, jede Palastintrige kann zur Entthronung und letztendlich zum Tod führen. Selbst so einfache Dinge wie Freundschaften zu schließen werden zur Herausforderung. Und dann ist da noch der mit allen Wassern gewaschene Lordkanzler, der versucht, den jungen, unerfahrenen Elfenkaiser unter seine Kontrolle zu bekommen ...

Katherine Addison ist ein Pseudonym von Sarah Monette, die unter ihrem eigentlichen Namen schon länger erfolgreich Fantasy und Science Fiction schreibt. ?Der Winterkaiser? fand in der Szene große Beachtung und ist einer der bedeutendsten Romane des Jahres 2015. Er wurde für die drei wichtigsten Genrepreise nominiert: Hugo Award, Nebula Award und World Fantasy Award. Gewonnen hat er den Locus Award als »bester Fantasy Roman des Jahres 2015«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104037585
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum13.10.2016
Auflage1. Auflage
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1276 Kbytes
Artikel-Nr.1925501
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Kapitel Die Glanz von Cairado


Die Glanz von Cairado schwebte wie eine Gewitterwolke neben dem Ankermast und hob sich düster von dem frühmorgendlichen Himmel ab. Seit man ihn mit acht Jahren zur Beerdigung seiner Mutter an den Hof von Untheilean gebracht hatte, war Maia nicht mehr in einem Luftschiff gefahren. Die Erinnerungen an jene Zeit waren dunkel und schmerzhaft; damals hatte er zu Ulis, dem Gott des Todes und des Mondes, gebetet, er möge auch ihn sterben lassen.

Die Besatzungsmitglieder der Glanz von Cairado wirkten äußerst ernst. Sie wussten vom Schicksal der Weisheit von Choharo, und in ihren Gesichtern waren Trauer und Furcht zu lesen.

»Durchlaucht«, begrüßte der Kapitän Maia am Fuß des Ankermasts mit leiser Stimme. Kurz entschlossen blieb Maia stehen und sagte leise: »Wir haben vollstes Vertrauen in Euch und Eure Besatzung.«

Erstaunt blickte der Kapitän auf. Maia sah ihm in die Augen und lächelte. Der Kapitän zögerte kurz, dann spitzte er die Ohren und verbeugte sich, tiefer noch als zuvor. »Durchlaucht«, sagte er mit deutlicher und fester Stimme.

Maia erklomm die schmale, eiserne Treppe, die sich den Ankermast emporwand. Ganz oben auf der winzigen Plattform wartete eine Luftbegleiterin darauf, dem Kaiser in die Passagierkabine zu helfen.

»Durchlaucht«, sagte sie förmlich und bot Maia ihren Arm.

Die Luftbegleiterin wirkte fast so überrascht wie zuvor der Kapitän, als sich Maia für ihre Hilfe bedankte, derer er gar nicht bedurft hätte.

Die Luftschiffe dienten für gewöhnlich dem Transport von Lasten, aber hin und wieder beförderten sie auch Kuriere oder andere Staatsbedienstete. Maia hatte es Setheris untersagt, das Luftschiff zu requirieren, denn er wollte den anderen Passagieren - vier Kurieren, zwei Missionaren und einem betagten Maza - keine Umstände bereiten. Unter den bohrenden Blicken der beharrlich schweigenden Mitreisenden musste er nun für seine Gutmütigkeit büßen.

Wie durch ein Wunder war Maia zum Kaiser aufgestiegen, aber seine Garderobe hatte mit diesem Aufstieg nicht Schritt gehalten. Zwar war er korrekt in Trauer gekleidet, aber seiner Kleidung war deutlich anzusehen, dass sie bereits mehrmals nachgeschwärzt worden war. Zudem stammte alles, was er am Leib trug, von Setheris. Als er die Gewänder vor zwei Jahren zuletzt anlässlich der Beerdigung von Erzherzogin Ebreneän, der Schwester des Kaisers, getragen hatte, waren sie ihm zu weit gewesen, mittlerweile saß alles viel zu eng. Da er keine Tashinstäbe oder Kämme besaß, hatte er seine Haare ordentlich zu einem Zopf geflochten und diesen am Nacken hochgesteckt. Doch war diese Frisur eher einem Kind angemessen als einem Erwachsenen, von einem Kaiser ganz zu schweigen.

Maia setzte sich auf den freien Platz zwischen Setheris und dem Kurier. Falls dem Boten bewusst war, dass den Plänen seines Herrn durch die überstürzte Abreise des neuen Kaisers Gefahr drohen könnte, ließ er es sich nicht anmerken. Ganz im Gegenteil, er hatte Setheris´ Reisevorbereitungen in jeder nur erdenklichen Weise unterstützt, und obwohl er im Dienste des Lordkanzlers stand, zeigte er Maia gegenüber eine Ergebenheit, die Setheris selbst völlig fremd war. Maia musste über die Ironie dieses Gedankens lächeln.

Maias Vater, Varenechibel IV., hatte keinerlei Interesse an seinem jüngsten Kind gezeigt und es gleich nach dem Begräbnis in die Obhut von Setheris Nelar gegeben. In das ehemalige Jagdhaus Edonomee verbannt, hatten die beiden Jahr um Jahr in tiefer gegenseitiger Abneigung verbracht.

Maia blickte verstohlen zu seinem Cousin hinüber. Soweit er sehen konnte, starrte Setheris finster auf eine harmlose Holzschnitzerei an der gegenüberliegenden Wand der Passagierkabine. Solange er zurückdenken konnte, hatte er Setheris immer wütend erlebt, außer wenn dieser so viel trank, dass sein Rausch ihn rührselig machte.

Setheris´ ewige Wut hatte Maias Kindheit und Jugend zur Hölle gemacht. Eine tiefe, hässliche Narbe auf seinem linken Unterarm würde ihn bis an sein Lebensende an jenen Tag erinnern, als Setheris ihm einen so heftigen Schlag versetzt hatte, dass er mit voller Wucht gegen das kunstvoll geschmiedete, abscheuliche Geweih geprallt war, welches das Kamingitter im Großen Saal von Edonomee zierte.

Zugegebenermaßen war Setheris über diesen Zwischenfall, der sich in einem ansonsten völlig ereignislosen Winter von Maias fünfzehntem Lebensjahr ereignet hatte, zutiefst zerknirscht gewesen und behielt seine Fäuste von da an besser im Griff. Aber das hieß noch lange nicht, dass er deshalb mehr für Maia übriggehabt hätte. Maia seinerseits hatte Setheris niemals ganz vergeben können.

Die Luftbegleiterin betrat die Kabine und zog die Tür hinter sich zu. Sie räusperte sich - wohl aus Verlegenheit, denn sie konnte sich der Aufmerksamkeit der verbissen schweigenden Passagiere sicher sein - und meldete: »Durchlaucht, der Kapitän hat sich ans Steuer begeben, und wir sind bereit, Anker zu lichten.«

Maia spürte, wie sich ihm Setheris´ Ellbogen in die Seite bohrte, und sagte hastig: »Habt Dank.«

Die Luftbegleiterin verbeugte sich, Erleichterung in ihr Gesicht geschrieben. Dann ging sie zum anderen Ende der Kabine und griff nach dem Sprachrohr, das direkt mit der Flugkanzel verbunden war. Die Glanz von Cairado lichtete den Anker, schlingerte fast unmerklich und schwebte in den frühmorgendlichen Himmel empor.

Die Reise zum Hof von Untheilean würde nur zwei Stunden dauern, im Unterschied zu vier Tagen auf dem Landweg - immer vorausgesetzt, das Wetter war gnädig und der Istandaärtha konnte zügig überquert werden, was längst nicht immer der Fall war. Als die Motoren des Luftschiffs so laut aufdröhnten, dass jede Unterhaltung mit Setheris bis zur Landung glücklicherweise unmöglich sein würde, fragte sich Maia, was sich in den letzten Augenblicken vor dem Absturz an Bord der Weisheit von Choharo abgespielt haben mochte. Noch gestern hatte sie den Kaiser der Elfenlande durch die Lüfte getragen. Hatten die Passagiere und Besatzungsmitglieder ihren Tod kommen sehen, oder war dieser blitzschnell wie das Schwert eines Henkers auf sie herabgesaust? Vergeblich versuchte Maia, sich seinen Vater schreiend, weinend oder gar angsterfüllt vorzustellen. Das Bild, das er von seiner einzigen Begegnung mit Varenechibel IV. vor Augen hatte, war nicht das eines gütigen Familienoberhauptes, sondern das des Herrschers über die Elfenlande. Hochgewachsen und unnahbar, mit eiskalten Augen und einem Gesicht so weiß und kalt wie Marmor. Maia erinnerte sich an das weiße, mit schwerer Stickerei besetzte Gewand und an die Mondsteine, die seine Hand, das geflochtene Haar und die Ohren schmückten. Er erinnerte sich an die schwarzen Bänder, die der Kaiser als einziges Zeichen der Trauer für seine vierte Ehefrau trug und die auf dem Weiß seiner Gestalt wie schwarze Tintenstreifen wirkten. Und er erinnerte sich an den grimmigen Mund seines Vaters und an seine seidenweiche Stimme, die geraunt hatte: Der verdammte Welpe sieht genauso aus wie seine Mutter. Unauslöschlich hatte sich diese Erinnerung in sein Gedächtnis eingegraben, so klar und deutlich wie das Staatsporträt des Kaisers im Empfangszimmer von Edonomee. Und dieses Erinnerungsbild würde nun auf immer so bleiben, unveränderlich.

Und selbst wenn es Hoffnung auf eine Veränderung gäbe, dachte Maia und lehnte sich in seinem Sitz zurück, um Setheris´ Blicken zu entgehen, dann sicherlich nicht zum Besseren. Ich muss dankbar sein, dass »der verdammte Welpe« das Schlimmste ist, was ich von ihm zu hören bekam.

Die Erinnerungen an seine Brüder waren flüchtig wie Wolkenfetzen - er hatte sie in der Menge schwarz gekleideter Höflinge, die sich um das Grab seiner Mutter scharten, zunächst nicht erkannt. Erst seine Begleiterin hatte sie ihm gezeigt - die Frau eines niederen Adeligen, der man aufgetragen hatte, sich während der Zeremonie um ihn zu kümmern, und deren Namen er längst nicht mehr wusste: Das ist dein Bruder Nemolis und seine Gemahlin, das dein Bruder Nazhira und das dein Bruder Ciris. Wie erwachsen waren sie ihm damals vorgekommen, diese hochgewachsenen, weißen Gestalten, die seinem Vater so sehr ähnelten. Keiner seiner Brüder hatte sich jemals nach ihm erkundigt, nicht bei der Beerdigung und auch nicht in den Jahren danach - ob sie die Verachtung des Kaisers für ihn teilten oder dessen Zorn fürchteten, wusste Maia nicht. Und er selbst hatte ebenfalls nicht gewagt, das Wort an sie zu richten, aus Angst, sie zu verärgern. Nun war es auch dafür zu spät.

Wie gern hätte er seinen Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen, aber Maia wusste auch ohne Setheris´ Ermahnungen, dass sich dies für einen Kaiser in der Öffentlichkeit nicht ziemte. Das galt auch, wenn diese Öffentlichkeit aus nur sieben Mitreisenden und einer nervösen Luftbegleiterin bestand. Setheris hatte stets erbarmungslos auf der Einhaltung der höfischen Etikette bestanden, obwohl dies in der Einsamkeit von Edonomee mit der Aussicht auf lebenslange Verbannung überflüssig schien. Maia hatte sich nie dagegen aufgelehnt - Chenelo war ihm eine gute Lehrerin gewesen -, und nun kam Maia erstmals der Gedanke, er müsste seinem Cousin dankbar dafür sein.

Verstohlen blickte er zu Setheris hinüber, auf dessen düstere, versteinerte Miene. Wie seltsam - hier in der schlaflosen Morgendämmerung erschien ihm sein Cousin nicht mehr als der Tyrann, der ihm sein Leben in Edonomee zehn Jahre lang zur Hölle gemacht hatte, sondern als ein ganz normaler Mann mittleren Alters,...
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