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Die Guten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am10.10.20161. Auflage
Sichern Sie sich nach 'Gute Töchter' jetzt den neuen Roman 'Die Guten' von Joyce Maynard:
Nach dem Ende ihrer Ehe fühlt Helen sich einsam, selbst zu ihrem kleinen Sohn findet sie keinen Zugang mehr. Dann lernt sie Ava und Swift Havilland kennen. Das charismatische Paar heißt Helen mit offenen Armen in ihrer Welt willkommen - einer Welt von interessanten Menschen, ausgelassenen Partys und Wohlstand. Immer stärker gerät die junge Frau in den Bann ihrer neuen Freunde. Bis sie feststellen muss, dass diese Freundschaft an Bedingungen geknüpft ist. Und dass sie dadurch im Begriff ist, zu verlieren, was sie am meisten liebt.
'Genauso wie Helen von den Havillands in den Bann gezogen wird, wird auch der Leser von dieser völlig betörenden, unbedingt lesenswerten Geschichte eingesogen.' Booklist


Seit Joyce Maynard als 19-Jährige die Titelstory der New York Times verfasste, arbeitete sie als Reporterin, Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger wurden zum internationalen Bestseller. Zwei ihrer Romane sind verfilmt worden. Maynard hat drei erwachsene Kinder.
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Produkt

KlappentextSichern Sie sich nach 'Gute Töchter' jetzt den neuen Roman 'Die Guten' von Joyce Maynard:
Nach dem Ende ihrer Ehe fühlt Helen sich einsam, selbst zu ihrem kleinen Sohn findet sie keinen Zugang mehr. Dann lernt sie Ava und Swift Havilland kennen. Das charismatische Paar heißt Helen mit offenen Armen in ihrer Welt willkommen - einer Welt von interessanten Menschen, ausgelassenen Partys und Wohlstand. Immer stärker gerät die junge Frau in den Bann ihrer neuen Freunde. Bis sie feststellen muss, dass diese Freundschaft an Bedingungen geknüpft ist. Und dass sie dadurch im Begriff ist, zu verlieren, was sie am meisten liebt.
'Genauso wie Helen von den Havillands in den Bann gezogen wird, wird auch der Leser von dieser völlig betörenden, unbedingt lesenswerten Geschichte eingesogen.' Booklist


Seit Joyce Maynard als 19-Jährige die Titelstory der New York Times verfasste, arbeitete sie als Reporterin, Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger wurden zum internationalen Bestseller. Zwei ihrer Romane sind verfilmt worden. Maynard hat drei erwachsene Kinder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959676052
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum10.10.2016
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1926025
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4. KAPITEL

Ich lernte die Havillands an Thanksgiving auf einer Vernissage in San Francisco kennen. Es war eine Ausstellung von Gemälden psychisch kranker Künstler. Um mir etwas Geld dazuzuverdienen, arbeitete ich abends für eine Catering-Firma. Vor zwei Monaten war ich achtunddreißig geworden, und ich war seit fünf Jahren geschieden. Wenn mich an diesem Abend jemand gebeten hätte, etwas Gutes über mein Leben zu sagen, dann hätte ich alle Mühe gehabt, darauf zu antworten.

Diese Vernissage war eine ziemlich merkwürdige Veranstaltung. Mit der Ausstellung sollte Geld für eine Stiftung für psychische Gesundheit gesammelt werden. Bei der Mehrzahl der Besucher an diesem Abend handelte es sich um die psychisch kranken Künstlerinnen und Künstler und deren Familien, die ebenfalls ein bisschen verwirrt wirkten. Da waren ein Mann in einem orangefarbenen Overall, der seinen Blick nicht vom Boden heben konnte, und eine sehr kleine Frau mit Rattenschwänzen und einer Unmenge von Plastikclips im Pony, die ständig mit sich selbst redete und zwischendurch Pfiffe von sich gab. Es war nicht überraschend, dass Ava und Swift aus dieser Schar hervorstachen. Obwohl Ava und Swift in jeder Menschenmenge auffielen.

Ich wusste noch nicht, wie die beiden hießen, aber meine Freundin Alice, die an der Bar arbeitete, kannte sie. Swift bemerkte ich zuerst, nicht weil er auf herkömmliche Art gut aussah, nicht im Entferntesten. Einige hätten ihn vielleicht sogar als eher unansehnlichen Mann beschrieben, aber da war etwas Faszinierendes an ihm - etwas Wildes, Ungestümes. Er war nicht groß, wirkte aber durchtrainiert, und sein dunkelbraunes Haar stand auf verrückte Weise nach allen Seiten ab. Er hatte große Hände, einen dunklen Teint, und er trug Jeans - eine teure Marke, keine Gap oder Levi s. Eine Hand hatte er auf Avas Nacken gelegt. Diese Art, sie zu berühren, wirkte intimer, als würde er ihre Brust streicheln.

Er hatte sich zu ihr hinübergebeugt, um ihr etwas ins Ohr zu sagen. Da sie saß, musste er sich weit hinunterlehnen, und dabei vergrub er das Gesicht in ihrem Haar und verweilte kurz so, als würde er ihren Duft einatmen. Auch wenn er allein da gewesen wäre, hätte ich sofort gewusst, dass er kein Mann war, der mich jemals beachtet oder überhaupt bemerkt hätte. Dann lachte er, und es war ein lautes Lachen. Er klang mehr wie eine Hyäne als wie ein Mensch. Man konnte ihn bis ans andere Ende des Raumes hören.

Den Rollstuhl hatte ich zuerst gar nicht bemerkt. Ich dachte, sie würde einfach nur sitzen, aber als sich die Menge teilte, sah ich ihre unbeweglichen Beine in der silberfarbenen Seidenhose und den teuren Schuhen, die wohl niemals den Boden berührten. Ich hätte sie nicht als im üblichen Sinne schön bezeichnet, aber sie hatte ein Gesicht, das auffiel: große Augen und einen großen Mund, und wenn sie redete, bewegte sie die Arme wie eine Tänzerin. Ihre Arme waren lang und schlank, mit fein definierten Muskelsträngen. Sie trug an beiden Händen übergroße Silberringe, und ein breites silbernes Armband lag wie eine Handschelle um ihr Gelenk. Man konnte sehen, dass sie ziemlich groß wäre, wenn sie hätte aufstehen können - wahrscheinlich größer als ihr Ehemann. Doch auch wenn man sie dort sitzen sah, wusste man sofort, dass es sich bei ihr um eine starke Frau handelte. Ihr Rollstuhl wirkte mehr wie ein Thron.

Obwohl ich an diesem Abend mit meinen Tabletts voller Häppchen sehr beschäftigt war, dachte ich kurz darüber nach, wie es wohl sein musste, diese vielen Menschen aus ihrer Perspektive zu sehen - das Gesicht ungefähr auf Brusthöhe der meisten Leute um sie herum. Falls sie das störte, so zeigte sie es nicht. Sie saß gerade in ihrem Rollstuhl, mit der Haltung einer Königin.

Ich schätzte, dass sie etwa fünfzehn Jahre älter war als ich, so Anfang fünfzig. Ihr Mann - obwohl er in guter Form zu sein schien, mit straffer Haut und vollem Haar - sah eher aus wie knapp sechzig, was sich später als richtig herausstellte. Ich erinnere mich an meinen Wunsch, gern so auszusehen wie diese Frau, wenn ich älter wäre, auch wenn mir klar war, dass dies nie passieren würde.

Tagsüber arbeitete ich als Porträtfotografin. Was eine wohlwollende Bezeichnung dafür war, dass ich stundenlang hinter der Kamera stand und versuchte, gelangweilt aussehenden Geschäftsleuten und widerspenstigen Kindern ein Lächeln zu entlocken. Die Tage waren lang und die Bezahlung gering. Daher meine gelegentlichen Catering-Auftritte. Trotzdem konnte ich Gesichter gut einschätzen, und ich wusste auch, was ich selbst zu bieten hatte. Keine großen Augen. Eine weder besonders große noch besonders kleine Nase, nicht sehr markant. Ich hatte immer ein normales Gewicht gehabt, aber keinen Körper, der Männer umwarf. Und auch wenn man sich alles Weitere besah - Hände, Füße, Haar -, gab es nichts an meiner Erscheinung, das im Gedächtnis blieb - weshalb sich wohl selbst Leute, die ich bereits mehrere Male getroffen hatte, oft nicht an mich erinnerten. Daher war es umso überraschender, dass Ava unter all den Personen, mit denen sie an diesem Abend in der Galerie hätte sprechen können, mich auswählte.

Ich ging gerade mit einem Tablett Frühlingsrollen und Thaihuhn-Spießchen herum, als sie von dem Gemälde, das sie eben noch studiert hatte, aufblickte.

Wenn Sie eines dieser Bilder kaufen wollten , sagte sie zu mir, und wüssten, dass Sie es dann für den Rest Ihres Lebens jeden Tag ansehen würden, welches würden Sie auswählen?

Ich stand dort mit dem Tablett in der Hand, während ein ausdruckslos blickender Mann (wahrscheinlich ein Autist) nach dem vierten oder fünften Hühnchenspieß griff, ihn in die Erdnusssoße tunkte, einen großen, gierigen Biss nahm und noch einmal tunkte. Manche Leute hätte das wohl abgestoßen, aber Ava gehörte nicht dazu. Sie tunkte ihre Frühlingsrolle direkt nach ihm in die Soße und steckte sich das ganze letzte Stück auf einmal in den Mund.

Das ist schwer zu sagen. Ich blickte mich in der Galerie um. Da war ein Porträt von Lee Harvey Oswald, auf eine Holzplatte gemalt. Am unteren Bildrand stand eine lange Reihe von Wörtern, die ungefähr so viel Sinn ergaben wie eine mit dem Text aus einem alten Highschool-Chemiebuch durchsetzte Einkaufsliste. Dann stand dort eine Schweine-skulptur, in leuchtendem Pink glasiert, um die ein halbes Dutzend ebenfalls pinkfarbener kleinerer Keramikschweine gruppiert war, als würden sie gesäugt. Es gab eine Serie von Selbstporträts einer großen Frau mit knallig orangefarbenem Haar und Brille - etwas plump gemacht, aber die Persönlichkeit war so gut eingefangen, dass ich die Künstlerin beim Betreten der Galerie sofort erkannt hatte. Doch die Arbeit, die mir am besten gefiel, wie ich Ava sagte, war das Bild eines Jungen, der einen Karren zog, in dem ein Junge saß, der eine ähnliche, aber kleinere Karre mit einem Hund darin an einem Seil hielt.

Sie haben ein gutes Auge , sagte Ava. Das werde ich kaufen.

Ich blickte nach unten, war aber zu unsicher, um sie direkt anzusehen. Doch ich hatte sie gut genug beobachtet, um zu wissen, dass sie eine außergewöhnliche Frau war: mit diesem Schwanenhals, der glatten gebräunten Haut. In diesem Moment fühlte ich mich wie eine Schülerin, die von ihrer Lehrerin gelobt wurde. Eine Schülerin, die es nicht gewohnt war, gelobt zu werden.

Aber natürlich bin ich voreingenommen , fügte sie hinzu. Ich bin eine Hundeliebhaberin. Sie streckte eine Hand aus. Ich heiße Ava , sagte sie und blickte mir so fest in die Augen, wie das nur wenige Menschen tun.

Ich sagte ihr meinen Namen, und obwohl ich es kaum noch irgendjemandem verriet, erklärte ich ihr, dass ich Fotografin wäre. Oder gewesen sei. Dass Porträts meine Spezialität seien. Was ich wirklich gern tue, so sagte ich ihr, sei, mit meinen Fotos Geschichten zu erzählen. Ich liebte es, Geschichten zu erzählen, Punkt.

Als ich jung war, dachte ich, ich würde so jemand wie Imogen Cunningham werden , sagte ich. Aber das hier scheint eher meine Berufung zu sein. Ich lachte zynisch und deutete mit dem Kopf auf das leere Tablett in meiner Hand.

Sie sollten diese negative Energie nicht so herauslassen , sagte Ava. Ihr Tonfall war freundlich. Aber bestimmt. Sie wissen doch nicht, was Sie in einem Jahr tun werden. Wie die Dinge sich ändern können.

Ich wusste sehr gut, wie sich die Dinge ändern konnten. Nicht zum Guten in meinem Fall. Ich hatte mal in einem Haus gewohnt, zusammen mit einem Mann, den ich zu lieben glaubte und von dem ich dachte, dass er mich ebenfalls liebte. Und mit einem vierjährigen Jungen, für den meine tägliche Anwesenheit offensichtlich so unentbehrlich war, dass er mich einmal dazu überreden wollte, ihm zu versprechen, niemals zu sterben. ( Nicht in der nächsten Zeit , hatte ich ihm geantwortet. Und wenn es dann so weit ist, wird es einen richtig tollen Menschen in deinem Leben geben, der dich genauso liebt wie ich, vielleicht auch Kinder. Und einen Hund. Das war etwas, das er sich immer gewünscht, das sein Vater, Dwight, ihm aber nie erlaubt hatte.)

Dwight ärgerte sich immer darüber, wenn Ollie in unserem Schlafzimmer auftauchte und sich zu uns ins Bett legen wollte, aber mich hat das nie gestört. Jetzt schlief ich allein und träumte von dem heißen Atem meines Sohnes an meinem Hals, von seiner kleinen verschwitzten Hand in meiner und von seinem Vater, der auf der anderen Seite murmelte: Nun, ich nehme an, wir haben heute Abend keinen Sex, was?

Dwight wurde schnell wütend, und über die Jahre unserer Beziehung wurde ich immer öfter zum Ziel seiner Wut. Aber es hatte auch Zeiten gegeben, in denen mein Mann mich, wenn er mich auf...
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Seit Joyce Maynard als 19-Jährige die Titelstory der New York Times verfasste, arbeitete sie als Reporterin, Journalistin und Schriftstellerin. Ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller J.D. Salinger wurden zum internationalen Bestseller. Zwei ihrer Romane sind verfilmt worden. Maynard hat drei erwachsene Kinder.