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Das Glück wohnt in der Ivy Lane

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am22.04.20171. Auflage
Notting Hill: ein Ort für Liebe, Familie, Freundschaft - und herzerwärmende Schicksale Eigentlich wohnt Sarah gerne in der Ivy Lane im Westen Londons. Die Hausgemeinschaft ist bunt, man hilft sich aus. Doch seit kurzem ist die Idylle zerbrochen, denn Sarahs Exmann wohnt jetzt ein Stockwerk tiefer - bei seiner neuen Frau. Sarah ist am Boden zerstört und sucht plötzlich die Nähe zu den anderen Nachbarn. Vor allem zu Jane und Tom, den neuen Bewohnern im Hochparterre. Sie helfen Sarah wieder auf die Beine. Trotzdem: sich neu zu verlieben kommt für Sarah nicht in Frage. Ein Flirt mit Tom schon gar nicht. Schließlich möchte sie keine glückliche Ehe zerstören. Nur eins ist klar: Wenn das Glück in die Ivy Lane zurückkehren soll, dann muss ein Wunder geschehen. Oder am besten gleich mehrere ...

Juliet Ashton stammt aus Irland und lebt heute mit ihrer Familie in London. Sie hat bereits zahlreiche Romane unter ihrem Klarnamen veröffentlicht.
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Produkt

KlappentextNotting Hill: ein Ort für Liebe, Familie, Freundschaft - und herzerwärmende Schicksale Eigentlich wohnt Sarah gerne in der Ivy Lane im Westen Londons. Die Hausgemeinschaft ist bunt, man hilft sich aus. Doch seit kurzem ist die Idylle zerbrochen, denn Sarahs Exmann wohnt jetzt ein Stockwerk tiefer - bei seiner neuen Frau. Sarah ist am Boden zerstört und sucht plötzlich die Nähe zu den anderen Nachbarn. Vor allem zu Jane und Tom, den neuen Bewohnern im Hochparterre. Sie helfen Sarah wieder auf die Beine. Trotzdem: sich neu zu verlieben kommt für Sarah nicht in Frage. Ein Flirt mit Tom schon gar nicht. Schließlich möchte sie keine glückliche Ehe zerstören. Nur eins ist klar: Wenn das Glück in die Ivy Lane zurückkehren soll, dann muss ein Wunder geschehen. Oder am besten gleich mehrere ...

Juliet Ashton stammt aus Irland und lebt heute mit ihrer Familie in London. Sie hat bereits zahlreiche Romane unter ihrem Klarnamen veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644400566
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum22.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1892 Kbytes
Artikel-Nr.1926425
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins


Der Umzugslaster und der Leichenwagen blockierten die enge Straße, und keiner von beiden wollte zurücksetzen. Es war ein aufregender Tag für das Blaue Haus: Ein Paar zog ein, ein anderer Bewohner für immer aus.

Das streng im geometrischen georgianischen Stil gebaute Haus leuchtete im Sommerlicht. Es war blau gestrichen und gehörte eigentlich in eine drollige kleine Gasse in einem Städtchen am Meer und nicht in eine ständig verstopfte Seitenstraße in Notting Hill. Auch wirkte es etwas aus der Zeit gefallen: Die Fassade hatte definitiv bessere Zeiten gesehen.

Aus einem Fenster der obersten Etage schaute Sarah herunter auf die Pattsituation in der engen Straße.

Hoffentlich war Mavis noch im Haus und merkte nicht, dass der Sarg ihrer Schwester eine tragende Rolle in einem Verkehrsstreit spielte. Nicht einmal der Promistatus der Leiche schützte sie vor dieser zutiefst unwürdigen Situation.

Die einzige schwarze Jacke, die Sarah besaß, war zu dick für den Sommer. Und die Meteorologen versprachen - oder besser: drohten mit noch höheren Temperaturen, doch das Blaue Haus, das schon so viele Sommer hinter sich hatte, blieb völlig unbeeindruckt von der Hitze und stand hoch und still in der schweren Luft.

«Du bist genau richtig.» Sarah nahm ein marineblaues Sommerkleid vom Kleiderständer, den sie vor einem Jahr als Provisorium gekauft hatte. Die letzte Beerdigung, auf die Sarah gegangen war, war die ihres Vaters gewesen, und sie erinnerte sich noch an den trotzig weißen Mantel ihrer Mutter. Sarah trug damals Schwarz. Für sie war es die Farbe der Albträume und Krähen, die sie von da an noch konsequenter gemieden hatte.

Sie rückte den geliehenen schwarzen Hut vor dem halbblinden Spiegel an der Wand zurecht, steckte ihr dunkelblondes Haar hoch und erklärte sich für bereit. Sie war so gut wie überhaupt nicht eitel - die Egozentrik ihrer Mutter hatte ihr jedes bisschen natürlichen Narzissmus ausgetrieben -, und sie fand es außerdem irgendwie respektlos, ausgerechnet an diesem Tag zu viel Wert auf ihr Äußeres zu legen.

Vorsichtig ging sie die Treppe herunter, eine Hand immer am Geländer. Womöglich waren ihre Absätze für den traurigen Anlass zu hoch. Auf Zehenspitzen schlich sie an Wohnung B vorbei, durch deren glänzende Eingangstür der fröhliche Soundtrack des Glücks drang. Im Erdgeschoss stand die zerkratzte Tür zu Wohnung C offen; damit sie nicht zufiel, hatte man einen Stapel Umzugskisten davorgestellt. Im Vorbeigehen erhaschte Sarah einen Blick auf wuchtige neue Möbel, die wie befangene Gäste in dem Wohnzimmer herumstanden, das sie so gut kannte.

Bilder lehnten gegen ein durchgesessenes Sofa. Gerahmte Drucke, mutig und bunt, ein eindrucksvoller Kontrast zu dem Kalender vom Konfuzius Take-away, der als einziger Schmuck an Sarahs Wänden hing. Sie war eine seiner treuesten Kundinnen, hatte Matt neulich gesagt. Eine Auszeichnung, auf die sie lieber verzichtet hätte.

Ein gerahmtes Hochzeitsfoto stand ganz vorn. Die neuen Bewohner des Hauses lächelten darauf, beide ganz konventionell in Schwarz und Weiß gekleidet, und ebenso konventionell: außer sich vor Freude.

Sarah verzog verächtlich den Mund, ohne dass sie es wollte. Das strahlende Paar konnte ja nichts dafür, dass Sarahs Beziehung zu Wohnung C dazu beigetragen hatte, dass ihre eigene Ehe gescheitert war.

An der Haustür hielt sie inne, als stünde sie an der Grenze zu einem fremden Land, und versuchte, sich an die Pilates-Atmung zu erinnern. Sie wühlte in ihrer besten Handtasche. Ihre Finger ertasteten sofort den Brief, den sie immerzu mit sich herumtrug, selbst wenn sie wie jetzt ungebeten auf einer Beerdigung auftauchte.

Sie kannte die Zeilen des Briefs auswendig. Es gab darin keine Anrede, keinen Gruß, und er war auf eine herausgerissene Tagebuchseite gekritzelt. Nur ein zerfleddertes Stück Papier, aber für Sarah war es unersetzlich. Sie wiederholte den Wortlaut im Kopf.

Wenn ich dich nicht sehen kann, muss ich dir eben schreiben! Ich habe nichts Neues zu erzählen, bloß einen Rat, den du dir zu Herzen nehmen musst. Versprochen? Sei du selbst, weil du, meine süße Sarah, viel mehr bist als bloß gut genug. Und finde in jedem Menschen das Schöne, denn das ist die Zauberformel, die alles wieder in Ordnung bringt.

Kein «Alles Liebe von ...» oder so, weil das nicht nötig gewesen war.

Heute wollte sie den zweiten Ratschlag beherzigen und die Schönheit im anderen suchen, in jedem anderen. Nicht nur in den Menschen, die sie mochte, nicht nur in den Menschen, bei denen die Schönheit an der Oberfläche lag.

Dieser Rat - oder war es ein Befehl? - erwies sich in seiner Umsetzung jedoch schwieriger als erwartet. Sarah entdeckte Mavis vor dem Haus. Ganz in Schwarz gekleidet, stand die alte Dame mit Kopftuch an der Bordsteinkante. Ihre mottenzerfressenen Winterstrümpfe schienen das warme Wetter verspotten zu wollen. Sie wandte den Kopf ein wenig zur Seite, als Sarah neben sie trat. Kein Augenkontakt, natürlich: Eine Kleinigkeit wie der Tod verbesserte Mavis´ Manieren nicht. Trotzdem fand Sarah, dass selbst ein solch bärbeißiger alter Drachen wie ihre Nachbarin nicht allein zu einer Beerdigung gehen sollte. Also übersetzte sie Mavis´ Schnauben als Einladung. Als Einverständnis, ihre einzige Schwester, die gefeierte Schriftstellerin Zelda Bennison, von der Queen mit einem Orden ausgezeichnet, gemeinsam mit ihr unter die Erde zu bringen.

Neben den anderen Trauergästen in edlem, schwarzem Leinen und mit ausladenden Hüten glich Mavis in ihrem Mantel aus einem Billigkaufhaus eher einer Putzfrau. Gemäß Zeldas letztem Wunsch waren nur eine Handvoll Trauergäste anwesend, sie alle sahen tief erschüttert aus. Der Tod ist der große Gleichmacher - wenn er kommt, reagieren alle Menschen gleich: ob die Hinterbliebenen nun schick und vermögend waren wie Zeldas Freunde oder wie ihre Schwester eher einem Roman von Charles Dickens entsprungen schienen.

Wie den Zeitungsartikeln der Boulevardpresse zu entnehmen war, hatte die Schriftstellerin niemandem von ihrer rasch fortschreitenden Nervenkrankheit erzählt, nicht einmal ihrem Ehemann, mit dem sie seit zwei Jahren verheiratet war. Zelda war von jenem Besuch bei ihrer Schwester nicht mehr heimgekehrt, sondern ein paar Monate später still und leise im Souterrain des Blauen Hauses verstorben. Sarah hatte Zelda in den ersten Wochen noch kommen und gehen sehen, aber als ihr Zustand immer schlechter wurde, hatte die arme Frau das Haus nicht mehr verlassen.

Mavis stand ein paar Schritte entfernt von den anderen und starrte in den aufgerissenen Schlund des Grabes. Das blasse Gesicht, das unter dem Kopftuch hervorschaute, wirkte nicht untröstlich, sondern vielmehr verärgert, als würde sie am liebsten den Sarg öffnen und Zelda ordentlich zurechtweisen. Jeder Mensch geht bekanntermaßen unterschiedlich mit seiner Trauer um.

Auf der anderen Seite des unheilverheißenden Erdlochs stand ein ungeheuer gutaussehender dunkelhäutiger Mann und tupfte sich die Tränen ab. «Das ist der Ehemann», flüsterte eine Frau hinter Sarah. Der Witwer war über zwanzig Jahre jünger als seine Frau. Aus dem missbilligenden Geraune hinter sich schloss Sarah, dass sie nicht die Einzige war, die dem Mann seinen Kummer nicht abnahm.

Mavis verharrte in ihrer Verdrießlichkeit, als der Sarg ins Grab herabgelassen wurde. Die eleganten Trauergäste blieben von ihr unbeachtet, und noch nicht einmal ihren Schwager begrüßte sie. Obwohl Mavis´ Körpersprache «Lass mich in Ruhe!» schrie, drängte sich Sarah nach vorn und stand schließlich Schulter an Schulter mit ihrer widerborstigen Nachbarin. Sie musste nicht erst auf ihre Psychologiekenntnisse zurückgreifen, um Mavis´ Gefühlslage zu erspüren. Schließlich war sie eine Expertin in Sachen Verlust.

Dad, Smith, Leo - alles Verluste, auf die eine oder andere Art. Jeder Einzelne hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, fast als ob das Leben ihr einen grausamen Streich nach dem anderen spielen wollte, indem es ihr immer wieder den Boden unter den Füßen wegzog.

Eine Stimme in ihrem Kopf versuchte, ihr einzureden, dass sie sich etwas vormachte, was Mavis anging, dass sie hier nur von sich auf andere schloss und das alte Mädchen ihre Hilfe nicht brauchte. Aber der Brief in ihrer Tasche sagte etwas anderes. Sarah war Smith so dankbar dafür, dass sie es kaum in Worten ausdrücken konnte, und sie beschloss, heute dem Wortlaut des Briefes zu vertrauen und Mavis die Hand zu reichen.

Als sich die kleine Gesellschaft am Ende der kurzen Zeremonie zum Gehen wandte, nahm Sarah Mavis´ Arm, um sie auf dem unebenen Weg zu stützen. Doch Mavis schüttelte sie schweigend ab und ging gebeugten Nackens zwischen den Grabsteinen hindurch, die wie verfaulte Zähne aus der Erde ragten.

Die wenigen Trauergäste folgten der alten Frau zum Blauen Haus. Sie stiegen die Steinstufen zum Eingang hinauf, gingen über den im schwarz-weißen Schachbrettmuster gefliesten Boden der Eingangshalle und die wenigen Stufen zum tristen Souterrain hinunter. Sarah bemerkte, wie sich die Tür von Wohnung D einen Spalt öffnete und dann wieder zugeschlagen wurde - zwischen den Bewohnern der untersten Etage tobte ein stiller Bürgerkrieg.

Als wollten sie betonen, wie ausgesprochen lebendig sie doch noch waren, redeten alle nahezu unablässig. Vor Mavis´ Wohnungstür angekommen, verspürten die Trauergäste plötzlich einen ungeheuren Hunger und Durst auf eine gute Tasse Tee oder etwas Hochprozentiges - ein akutes Bedürfnis anlässlich...
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Autor

Juliet Ashton stammt aus Irland und lebt heute mit ihrer Familie in London. Sie hat bereits zahlreiche Romane unter ihrem Klarnamen veröffentlicht.Silke Jellinghaus, geboren 1975, ist Übersetzerin, Autorin und Lektorin und lebt in Hamburg. Unter anderem hat sie Jojo Moyes und Graham Norton übersetzt.Katharina Naumann ist Autorin, freie Lektorin und Übersetzerin und lebt in Hamburg. Sie hat unter anderem Werke von Jojo Moyes, Anna McPartlin und Jeanine Cummins übersetzt.