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Dich immer wiedersehen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am28.07.2016Auflage
Stromausfall in New York: Lucy und Owen lernen sich irgendwo zwischen dem 10. und 11. Stock kennen, steckengeblieben im Fahrstuhl eines Hochhauses. Doch auch in völliger Dunkelheit sind sich die beiden gleich sehr sympathisch. Als sie nach ihrer Rettung durch die dunklen Straßen von Manhattan schlendern, steht für beide fest, dass sie ziemlich gut zusammenpassen. Doch mit dem Strom kehrt leider auch die Realität zurück: Lucy wird mit ihren Eltern in wenigen Tagen nach Europa ziehen. Wann und wo wird sie Owen wiedersehen? Ein wunderbarer neuer Schmöker von Jennifer Smith ('Geschmack von Glück') - hochromantisch, unterhaltsam und trotzdem mit Tiefgang.

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.
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Produkt

KlappentextStromausfall in New York: Lucy und Owen lernen sich irgendwo zwischen dem 10. und 11. Stock kennen, steckengeblieben im Fahrstuhl eines Hochhauses. Doch auch in völliger Dunkelheit sind sich die beiden gleich sehr sympathisch. Als sie nach ihrer Rettung durch die dunklen Straßen von Manhattan schlendern, steht für beide fest, dass sie ziemlich gut zusammenpassen. Doch mit dem Strom kehrt leider auch die Realität zurück: Lucy wird mit ihren Eltern in wenigen Tagen nach Europa ziehen. Wann und wo wird sie Owen wiedersehen? Ein wunderbarer neuer Schmöker von Jennifer Smith ('Geschmack von Glück') - hochromantisch, unterhaltsam und trotzdem mit Tiefgang.

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646927160
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum28.07.2016
AuflageAuflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5315 Kbytes
Artikel-Nr.1959148
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Am ersten September verdunkelte sich die Welt.

Doch in dieser tiefen Schwärze, mit dem Rücken an der Metallwand einer Fahrstuhlkabine, konnte sie das Ausmaß nicht einmal ahnen.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich das Dunkel über das Gebäude hinaus erstreckte, in dem sie ihr ganzes Leben gewohnt hatte, hinaus über die Straßen, wo die Ampeln ausgegangen und das Summen der Klimaanlagen verstummt war, so dass unheimliche, pulsierende Stille herrschte. Schon strömten Menschen auf die langen Avenues, die Manhattan längs durchschnitten, und drängten nach Hause wie Lachse, die einen Strom hinaufschwimmen. Überall auf der Insel dröhnten Hupen durch die Abendluft, wurden Fenster aufgerissen, und in Tausenden und Abertausenden Kühltruhen begann Eis zu schmelzen.

Die ganze Stadt war wie eine Kerze ausgeblasen worden, doch aus dem unbeleuchteten Würfel der Fahrstuhlkabine konnte Lucy das unmöglich wissen.

Ihr erster besorgter Gedanke galt nicht dem heftigen Ruck, mit dem sie zwischen dem zehnten und elften Stock zum Halten kamen, so dass die Kabine wackelte wie eine Gondel im Riesenrad. Er galt auch nicht der Frage, wie sie hier wieder herauskommen würden, denn wenn man sich auf irgendwas in dieser Welt verlassen konnte - noch viel mehr als auf ihre Eltern -, dann war es die kleine Armee von Portiers, die das Gebäude betreuten und sie stets grüßten, wenn sie von der Schule kam, oder sie an ihren Schirm erinnerten, wenn es nach Regen aussah, und die immer gern nach oben kamen, um eine Spinne zu beseitigen oder einen verstopften Duschabfluss zu reinigen.

Stattdessen verspürte sie eine gewisse bange Reue, dass sie sich so beeilt hatte, ausgerechnet diesen Fahrstuhl zu bekommen, dass sie über den Marmorfußboden des Foyers gerannt war und sich zwischen den Türen hindurchgezwängt hatte, kurz bevor sie zugingen. Hätte sie auf den nächsten gewartet, könnte sie jetzt mit George unten stehen - der die Nachmittagsschicht hatte - und überlegen, woher der Stromausfall rührte, anstatt mit jemandem in diesem engen Raum eingeschlossen zu sein, den sie überhaupt nicht kannte.

Der Junge hatte gar nicht aufgesehen, als sie vor ein paar Minuten durch die Türen geschlüpft war, bevor sie sich mit einem hellen Ping! hinter ihr schlossen, er hatte weiter den burgunderroten Teppich angeschaut. Sie war zur Rückwand der Kabine gegangen, ebenfalls ohne ihn zu beachten, und lauschte auf das leise Wummern der Musik aus seinem Ohrhörer, während sein weißblonder Hinterkopf leicht nickte, wenn auch nicht ganz im Rhythmus. Sie hatte ihn schon öfter gesehen, aber jetzt fiel ihr zum ersten Mal auf, wie sehr er an eine Vogelscheuche erinnerte, groß und schlaksig und mit schlenkernden Gliedern, wie eine unbeholfene Zeichnung aus Winkeln und Linien, die einen männlichen Teenager darstellen sollte.

Er war erst im letzten Monat eingezogen, und an dem Tag hatte sie vom Café nebenan aus zugeschaut, wie er mit seinem Vater eine kleine Möbelkollektion über den von Kaugummis übersäten Bürgersteig getragen hatte. Sie hatte gehört, dass ein neuer Hausmeister eingestellt worden war, aber sie hatte nicht gewusst, dass er seinen Sohn mitbrachte, erst recht nicht, dass dieser Sohn augenscheinlich in ihrem Alter war. Als sie den Portiers weitere Informationen zu entlocken versuchte, erfuhr sie bloß, dass die beiden irgendwie entfernt mit dem Besitzer des Gebäudes verwandt waren.

Danach hatte sie ihn noch ein paarmal gesehen - bei den Briefkästen oder auf dem Weg durchs Foyer oder im Café um die Ecke -, aber selbst wenn sie dazu neigen würde, auf Leute zuzugehen und sich vorzustellen, wäre sie bei ihm bestimmt auf Ablehnung gestoßen. Vielleicht lag es an den Ohrhörern, die er eigentlich immer drinhatte, oder daran, dass er immer so rasch aus dem Gebäude und wieder hinein huschte, als wollte er vermeiden, dass ihn jemand zu fassen bekam, oder an seinem in die Ferne gerichteten Blick, wenn sie ihn auf dem anderen Bahnsteig der U-Bahn entdeckte. Was es auch war, Lucy schien es völlig abwegig, ihn jemals kennenzulernen - oder auch nur so etwas Harmloses wie Hallo zu ihm zu sagen.

Als der Fahrstuhl ruckend zum Halten kam, trafen sich ihre Blicke, und trotz der misslichen Lage überlegte sie - albern eigentlich -, ob er sie ebenfalls erkannte. Doch dann waren die Lichter über ihnen ausgegangen, und beide blinzelten sie im Dunkeln, während der Boden unter ihren Füßen immer noch zitterte. Von oben waren ein paar metallische Geräusche zu hören - zwei Mal lautes Klirren, gefolgt von einem heftigen Knall -, dann war es bis auf den leisen Beat seiner Musik still.

Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und sie sah seine gerunzelte Stirn, als er die Stöpsel aus den Ohren zog. Er schaute kurz in ihre Richtung, bevor er sich den Bedienungsknöpfen zuwandte und ein paar davon mit dem Daumen drückte. Als sie nicht aufleuchten wollten, haute er schließlich auf den roten Notfallknopf, und beide legten sie den Kopf schräg und warteten, dass der Lautsprecher knisternd zum Leben erwachte.

Nichts geschah, also drückte er den Notruf noch einmal, dann noch einmal. Schließlich hob er ratlos die Achseln. »Muss wohl das ganze Gebäude sein«, sagte er, ohne sich umzudrehen.

Lucy senkte den Blick und versuchte, nicht nach dem kleinen roten Pfeil über der Tür zu schauen, der irgendwo zwischen den Zahlen 10 und 11 hing. Sie gab sich alle Mühe, sich nicht den leeren Fahrstuhlschacht unter ihnen vorzustellen, oder die dicken, sich dehnenden Stahlseile über ihr.

»Ich bin sicher, sie arbeiten schon daran«, sagte sie, obwohl sie überhaupt nicht davon überzeugt war. Sie war schon öfter mit dem Fahrstuhl stecken geblieben, aber dabei war noch nie das Licht ausgegangen, und jetzt wurden ihr die Beine zittrig, ihr Magen verkrampfte sich. Schon jetzt kam ihr die Luft zu warm, der Raum zu eng vor.

Sie räusperte sich. »George ist ja gleich unten, also ...«

Der Junge drehte sich zu ihr um, und es war zwar immer noch zu dunkel, um Einzelheiten erkennen zu können, aber je mehr Zeit verging, desto deutlicher sah sie ihn. Sie musste an ein physikalisches Experiment aus der fünften Klasse denken, als der Lehrer ihnen allen einen Pfefferminzbonbon in die Handflächen gelegt, das Licht ausgeschaltet und sie dann aufgefordert hatte, kräftig daraufzubeißen, worauf eine Reihe kleiner Funken im Klassenzimmer aufgeleuchtet hatten. So ähnlich kam es ihr jetzt vor: Wenn er redete, blitzten seine Zähne auf, und das Weiß seiner Augen leuchtete aus dem Dunkel.

»Klar, aber wenn das ganze Gebäude ohne Strom ist, kann das eine Weile dauern«, sagte er und ließ sich gegen die Wand fallen. »Und mein Vater ist heute Nachmittag nicht da.«

»Meine Eltern sind auch weg«, sagte Lucy, und sie konnte gerade so seinen Gesichtsausdruck erkennen, einen verwunderten Blick in ihre Richtung.

»Ich meine, weil er hier der Hausmeister ist«, sagte er. »Aber er ist bloß in Brooklyn, also wird er bestimmt bald wiederkommen.«

»Meinst du ...«, fing sie an, schwieg dann, weil sie nicht wusste, wie sie die Frage formulieren sollte. »Meinst du, bis dahin kommen wir klar?«

»Ich glaube, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen«, sagte er in beruhigendem Tonfall, doch dann fügte er leicht belustigt hinzu: »Es sei denn, du hast Angst im Dunkeln.«

»Kein Problem«, sagte sie und ließ sich an der Wand herabrutschen, bis sie auf dem Boden saß, und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie versuchte zu lächeln, doch das geriet ein bisschen zittrig. »Ich habe gehört, Monster sitzen lieber in Wandschränken als in Fahrstühlen.«

»Dann sind wir ja auf der sicheren Seite«, sagte er und setzte sich ebenfalls, in die Ecke gegenüber. Er zog sein Handy aus der Tasche, und im schwachen Licht glomm sein Haar grün, als er sich darüberbeugte. »Kein Netz.«

»Ist hier drin sowieso meist ziemlich schwach«, sagte Lucy und tastete nach ihrem eigenen Telefon, ehe ihr einfiel, dass sie es oben liegengelassen hatte. Sie war nur nach unten gerannt, um die Post zu holen, bloß eine kurze Fahrt ins Foyer und zurück, doch jetzt war ein besonders schlechter Zeitpunkt, so mit leeren Händen dazustehen.

»Und?«, sagte der Junge und lehnte den Kopf an die Wand, »bist du öfter hier?«

Sie lachte. »In genau diesem Fahrstuhl habe ich schon einige Zeit verbracht, ja.«

»Ich fürchte, da werden noch ein paar Minuten dazukommen«, sagte er mit bedauerndem Lächeln. »Ich heiße übrigens Owen. Ich finde, wir sollten uns bekannt machen, damit ich dich nicht immer Fahrstuhlmädchen nennen muss, wenn ich die Geschichte erzähle.«

»Mit Fahrstuhlmädchen könnte ich leben«, sagte sie. »Aber Lucy geht auch. Ich wohne in 24D.«

Er zögerte einen Augenblick, dann zuckte er leicht die Schultern. »Ich im Keller.«

»Ach ja.« Sie hatte zu spät daran gedacht, und jetzt war sie froh über das Dunkel, das die Röte ihrer Wangen verbarg. Das Apartmentgebäude war wie ein eigenes Land, und diese Buchstaben und Zahlen waren die Währung: Wenn man jemanden kennenlernte, sagte man nicht nur seinen Namen, sondern auch die Wohnungsnummer, nur hatte sie vergessen, dass der Hausmeister immer in der Dreizimmerwohnung im Keller wohnte, ein Stockwerk, das Lucy noch nie betreten hatte.

»Und falls du dich fragst, wieso ich nach oben unterwegs bin«, sagte er einen Augenblick später. »Ich habe entdeckt, dass die Aussicht auf dem Dach viel besser...


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Autor

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.Ingo Herzke wuchs in einem Dorf im südlichen Niedersachsen auf. Er hat Klassische Philologie, Anglistik und Geschichte in Göttingen und Glasgow studiert und sich durch zahlreiche Übersetzungen von Büchern für Kinder und Erwachsene einen Namen gemacht. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Hamburg. Für seine Übersetzung des Romans »Nur drei Worte« von Becky Albertalli wurde er 2017 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.