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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
556 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.08.20161. Auflage
Peter de Mendelssohn breitet mit großem schriftstellerischem Können die Ergebnisse seiner langjährigen phantasievollen Forschungsarbeit vor dem Leser aus. Aus dem Konkreten, dem sorgsam erschlossenen Faktischen gewinnt der Biograph das vollständige und faszinierende Bild des Menschen, des Künstlers Thomas Mann in den Spannungsfeldern seiner Epoche. Er zeigt ein deutsches Schicksal. Nichts in dieser Biographie bleibt vage; alles ist beweiskräftig dokumentiert. Nichts wird bloß »abgehandelt«, alles wird erzählt. Der Bericht wird zum Roman, der Biograph erweist sich als großer Epiker. Der Biographie Erster Teil schließt mit dem Jahr 1918. Im letzten Satz verspricht der Biograph, »über ein kurzes den Faden wieder aufzunehmen«. Es ist ihm nicht vergönnt gewesen. Albert von Schirnding, mit dem Werk Thomas Manns und der Arbeit Peter de Mendelssohns wohl vertraut, hat die beiden von Peter de Mendelssohn noch nahezu vollständig ausgeführten Kapitel Zwischen den Stühlen: Das Jahr 1919 und Das Jahr Dreiunddreißig souverän ediert und so das Bild Thomas Manns um wichtige Facetten bereichert. Band 3: 1919 und 1933 (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Peter de Mendelssohn (1908-1982) wuchs als Sohn eines Goldschmieds in der Künstlersiedlung Dresden-Hellerau auf. Bereits während seiner Redakteurstätigkeit beim 'Berliner Tageblatt' veröffentlichte er erste Texte. 1933 emigriert, baute sich Mendelssohn eine neue Existenz in Großbritannien auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete er von den Nürnberger Prozessen und war am Aufbau des 'Berliner Tagesspiegel' und der 'Welt' beteiligt. Bekannt wurde er als Thomas-Mann-Biograph und Herausgeber von dessen Tagebüchern.
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Produkt

KlappentextPeter de Mendelssohn breitet mit großem schriftstellerischem Können die Ergebnisse seiner langjährigen phantasievollen Forschungsarbeit vor dem Leser aus. Aus dem Konkreten, dem sorgsam erschlossenen Faktischen gewinnt der Biograph das vollständige und faszinierende Bild des Menschen, des Künstlers Thomas Mann in den Spannungsfeldern seiner Epoche. Er zeigt ein deutsches Schicksal. Nichts in dieser Biographie bleibt vage; alles ist beweiskräftig dokumentiert. Nichts wird bloß »abgehandelt«, alles wird erzählt. Der Bericht wird zum Roman, der Biograph erweist sich als großer Epiker. Der Biographie Erster Teil schließt mit dem Jahr 1918. Im letzten Satz verspricht der Biograph, »über ein kurzes den Faden wieder aufzunehmen«. Es ist ihm nicht vergönnt gewesen. Albert von Schirnding, mit dem Werk Thomas Manns und der Arbeit Peter de Mendelssohns wohl vertraut, hat die beiden von Peter de Mendelssohn noch nahezu vollständig ausgeführten Kapitel Zwischen den Stühlen: Das Jahr 1919 und Das Jahr Dreiunddreißig souverän ediert und so das Bild Thomas Manns um wichtige Facetten bereichert. Band 3: 1919 und 1933 (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Peter de Mendelssohn (1908-1982) wuchs als Sohn eines Goldschmieds in der Künstlersiedlung Dresden-Hellerau auf. Bereits während seiner Redakteurstätigkeit beim 'Berliner Tageblatt' veröffentlichte er erste Texte. 1933 emigriert, baute sich Mendelssohn eine neue Existenz in Großbritannien auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete er von den Nürnberger Prozessen und war am Aufbau des 'Berliner Tagesspiegel' und der 'Welt' beteiligt. Bekannt wurde er als Thomas-Mann-Biograph und Herausgeber von dessen Tagebüchern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105612293
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten556 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1300 Kbytes
Artikel-Nr.2014270
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Tagebücher

Aus dem ersten Teil vertraute Quellen versiegen; andere, neue öffnen sich. Für den ersten Teil standen, neben den längst bekannten autobiographischen Abrissen, vor allem Thomas Manns zum guten Teil noch unveröffentlichte Briefe, seine damals noch unerschlossenen Notizbücher und die Zettel-Konvolute seiner Vorarbeiten für die Hauptwerke als neue Hauptquellen zur Verfügung. Zwölf der insgesamt vierzehn erhaltenen Notizbücher sind in den ersten Teil der Schilderung eingegangen. Für die zweite Hälfte besitzen wir somit nur noch zwei Notizbücher aus späterer Zeit, die nicht sehr ergiebig sind, und danach keine mehr. Auch sind für die Hauptwerke hinfort, bis zur Joseph-Tetralogie, also vor allem für den Zauberberg, keine Vorarbeiten erhalten, auf welche die Schilderung sich stützen könnte. Wir wissen, daß sie existierten, aber sie sind verloren.

Dafür ist für die zweite Lebenshälfte, neben der nun stetig anwachsenden Masse der Briefe, eine neue Auskunftsquelle zur Hand, welche für die erste nicht zur Verfügung stand: Thomas Manns Tagebücher. Freilich nicht durchlaufend für die ganze Spanne. Die Tagebücher seiner Jugendjahre, die mit den Notizbüchern parallel liefen, vernichtete Thomas Mann selbst im Jahr 1896 und schrieb darüber an Grautoff: »Übrigens: Ich habe es dieser Tage bei mir ganz besonders warm ...«. Die Tagebücher der nachfolgenden Jahrzehnte bis zum Frühjahr 1933 warf er, wie wir ebenfalls von ihm selbst wissen, zumindest zum größten Teil ins Feuer. Am 20. Juni 1944 »begann« er »mit der Vernichtung alter Tagebücher« und am 21. Mai 1945 notierte er: »Danach alte Tagebücher vernichtet in Ausführung eines längst gehegten Vorsatzes. Verbrennung im Ofen draußen.« Die restlichen, aus den letzten zweiundzwanzig Lebensjahren, bewahrte er auf.

Die Hefte aus der Zeit von 1933 bis 1951 verpackte und versiegelte er noch selbst, vor der Rückkehr aus Amerika nach Europa, und versah diese drei Pakete mit der eigenhändigen Aufschrift, sie enthielten tägliche Aufzeichnungen von 1933 bis 1951 ohne literarischen Wert , und der Weisung, die Pakete dürften erst zwanzig Jahre nach seinem Tod geöffnet werden. Aus den verbliebenen Tagebüchern seiner letzten Lebensjahre am Zürichsee machte er noch selbst ein Paket, gleich als habe er am 30. Juni 1955 seine Reise nach Holland, auf der er erkrankte, in dem Wissen angetreten, daß es die letzte sei und daß er von ihr in sein Haus in Kilchberg und an seinen Schreibtisch nicht zurückkehren werde. Seine Tochter Erika besorgte nach seinem Tod die Versiegelung dieses vierten Pakets und die entsprechende Aufschrift.

Als diese vier Pakete an Thomas Manns zwanzigstem Todestag, dem 12. August 1975, geöffnet wurden, enthüllten sie eine Überraschung, auf die man nach den Aufschriften nicht gefaßt sein konnte. Die Pakete enthielten insgesamt zweiunddreißig Tagebuchhefte, aber nicht nur die verheißenen der letzten zwei Lebensjahrzehnte, die vom 15. März 1933 bis zum 29. Juli 1955 reichen, also bis zwei Wochen vor Thomas Manns Tod, sondern außerdem noch vier Hefte, die aus einer ganz anderen, viel früheren Zeit stammen und Aufzeichnungen vom 11. September 1918 bis zum 1. Dezember 1921 enthalten. Warum Thomas Mann, als er das übrige im Mai 1945 vernichtete, diese vier Hefte aus der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg aussonderte und aufhob, kann man nur vermuten. Er dürfte sie wohl zurückbehalten haben, weil er meinte, sie für den einen oder anderen Zweck noch brauchen zu können, wahrscheinlich für den damals noch nicht vollendeten Roman Doktor Faustus, in dessen zweiter Hälfte diese Zeitspanne geschildert wird.

Diese vier Tagebücher sind dicke, handfest gebundene und mit Metallecken versehene Hefte mit liniierten Seiten im Schulheftformat, im Münchner Schreibwarengeschäft von Prantl gekauft, aus dem Thomas Mann auch sein Manuskriptpapier bezog, und sie haben einen durchschnittlichen Umfang von zweihundert Seiten. Das erste Heft reicht vom 11. September bis zum 31. Dezember 1918, das zweite vom 1. Januar bis zum 30. Juni 1919, das dritte vom 2. Juli 1919 bis zum 23. März 1920 und das vierte vom 24. März 1920 bis zum 1. Dezember 1921.

Die Eintragungen folgen in allen Heften zügig hintereinander, ohne leere Seiten oder Sprünge, wie häufig in den Notizbüchern, mit festen horizontalen Querstrichen nach jedem Tag. Sie sind zum größten Teil mit Tinte, also am Schreibtisch geschrieben; nur selten finden sich dazwischen einige Tage in Bleistift. Thomas Mann nahm die Eintragungen für gewöhnlich am Ende des Tages, vor dem Schlafengehen, vor und verwendete offensichtlich Zeit und Sorgfalt auf sie. Sie sind alles andere als hastig in Stichworten, also gleichsam nur als Erinnerungsstützen abgefaßt, sondern zumeist in wohlbedachten, geschlossenen Sätzen formuliert, und die Handschrift ist nicht, wie in den Notizbüchern, flüchtig, sondern fast durchweg gut leserlich. Über lange Strecken folgen die Eintragungen einander mit täglicher Pünktlichkeit; nur zuweilen sind einige Tage ausgelassen oder übersprungen. Das Tagebuch wurde offenbar in der Schreibtisch-Schublade verwahrt und selten auf Reisen mitgenommen. Nach Abwesenheiten von daheim wurde die dazwischenliegende Zeit zumeist mit einer summarischen Zusammenfassung nachgetragen. Wir besitzen von einigen Reisen Thomas Manns kurze Notizzettel, die offenbar als Gedächtnishilfe für solche späteren Eintragungen ins Tagebuch bestimmt waren.

Die Tagebücher unterscheiden sich sehr wesentlich von den Notizbüchern der früheren Zeit, die zum Teil ebenfalls tagebuchartigen Charakter trugen. Sie waren dazu bestimmt, wie Thomas Mann selbst sagte, den »fliegenden Tag ... festzuhalten«, und sind häufig sehr ausführlich; mancher Tag füllt eine bis zwei Seiten und mehr. Der Tageslauf mit seinen wichtigen - und auch unwichtigen - Ereignissen ist festgehalten. Das stets sehr schwankende gesundheitliche Befinden, das gute wie das schlechte, ist registriert. Die politischen Tagesereignisse, Zeitungsnachrichten wie Gerüchte, die vor allem in der sehr bewegten Nachkriegszeit in München unablässig ins Haus kamen, sind ausführlich vermerkt und mit persönlichen grüblerischen Kommentaren versehen und bilden eine beinahe tägliche, zumeist mißtönende und selten ermunternde Begleitmusik zur Arbeit am Schreibtisch.

Sodann: erhaltene und geschriebene Briefe, empfangene und abgestattete Besuche und die mit Gästen und Gastgebern geführten Gespräche, Spaziergänge am Isarufer, im Herzogpark und im Englischen Garten mit häufig ausführlichen Natur- und Stimmungsschilderungen, die zuweilen, aber durchaus nicht immer der Arbeit dienen und auch ebenso häufig nur um ihrer selbst willen niedergeschrieben sind, Pointen aus Gesprächen mit Frau Katia, Bemerkungen über die Kinder, Gänge in die Stadt zu Besorgungen oder Verabredungen, Einkäufe, Opern- und Theaterbesuche mit ihren Eindrücken, nicht zuletzt die tägliche Lektüre, ob sie nun der laufenden Arbeit oder der Unterhaltung dient - das alles ist tagtäglich gewissenhaft im Tagebuch verzeichnet.

Vor allem aber ist das tägliche Fortschreiten der Arbeit am jeweiligen Hauptwerk mit allem Auf und Ab, aller Mühe und Plage, allem Vergnügen, aller Langeweile und allen Verdrießlichkeiten genau notiert, so daß sich der Entstehungsprozeß mitsamt seinen Unterbrechungen und Umwegen nach Monat, Woche und Tag verfolgen läßt. Und hier erweist sich, daß Thomas Manns oft gerühmte und bisweilen belächelte, geradezu bürokratisch anmutende strenge Arbeitsdisziplin, die ihn mit unverrückbarer Regelmäßigkeit, komme, was da wolle, drei Vormittagstunden lang an den Schreibtisch fesselte und im Durchschnitt eine bis eineinhalb Manuskriptseiten hervorbringen ließ, weitgehend eine Legende ist. »Unser täglich Blatt gieb uns heute!«, wie es in einem Brief an Ernst Bertram einmal heißt, war ein frommer Wunsch, der nicht selten unerfüllt blieb. Das Tagebuch verheimlicht es nicht: körperliches Unwohlsein, das ihn mit störrischer Regelmäßigkeit heimsucht und viel öfter und quälender, als seine Briefe vermuten lassen, Störungen aller Art, Zweifel und Niedergeschlagenheit, Unlust und innere Unruhe setzen ihm ebenso zu wie jedem schöpferischen Menschen und halten ihn häufig tagelang, manchmal durch Wochen hindurch vom Schreibtisch fern; dann bringt er, weit entfernt vom täglichen Blatt nichts, aber auch gar nichts zuwege, und das Tagebuch verzeichnet Leerlauf und einen Zustand, der sich wie regelrechter Müßiggang ausnimmt.

Unzufriedenheit auch mit dem, was er da allabendlich vor dem Zubettgehen treibt, meldet sich hin und wieder. »Übrigens«, notiert er am 20. Januar 1919, »hat die bisherige Art, das Tagebuch zu führen, keinen Sinn. Werde nur noch Bemerkenswertes eintragen.« Aber trotz dieses Vorsatzes ändert der Charakter des Tagebuchs sich nicht. Es hatte wohl nur so und nicht anders für ihn einen Sinn . Ob nicht, fragt er sich am 31. Juli 1919, »die gebethafte Mitteilung ins Tagebuch Schutz gewährt«? Dieses Schutzes und Trostes fühlte er sich jetzt inmitten einer unheilen Welt...
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Autor

Peter de Mendelssohn (1908-1982) wuchs als Sohn eines Goldschmieds in der Künstlersiedlung Dresden-Hellerau auf. Bereits während seiner Redakteurstätigkeit beim "Berliner Tageblatt" veröffentlichte er erste Texte. 1933 emigriert, baute sich Mendelssohn eine neue Existenz in Großbritannien auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete er von den Nürnberger Prozessen und war am Aufbau des "Berliner Tagesspiegel" und der "Welt" beteiligt. Bekannt wurde er als Thomas-Mann-Biograph und Herausgeber von dessen Tagebüchern.Albert von Schirnding, 1935 in Regensburg geboren, ist Lyriker, Erzähler, Essayist und Literaturkritiker. Er studierte klassische Philologie und Germanistik an den Universitäten München und Tübingen, unterrichtete an einem Münchener Gymnasium und war Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung. Von 1991 bis 2004 leitete er die Abteilung Literatur in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.