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Schwarzgeld

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am28.09.20162. Auflage
Als im mondänen Tennisclub von Montevista ein Eindringling auftaucht, verlässt Ginny Fablon für ihn den Verlobten. Für Detektiv Archer ein klarer Fall von enttäuschter Liebe - bis Verbindungen auftauchen zu einem Selbstmord und Spielschulden. ?Schwarzgeld? ist eine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum. Nichts will man in dem Tennisclub, wo die Haut so weiß sein muss wie die Kleidung, mit dunklen Machenschaften zu tun haben - und doch kommt das Geld der Reichen nicht von ungefähr.

Ross Macdonald (1915-1983) zählt zu den besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Er wird in Großbritannien und Amerika und nun auch bei uns wiederentdeckt. Seine Kriminalromane gelten als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Ross Macdonald war Präsident der Mystery Writers of America. 1964 gewann er den Silver, 1965 den Gold Dagger Award.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAls im mondänen Tennisclub von Montevista ein Eindringling auftaucht, verlässt Ginny Fablon für ihn den Verlobten. Für Detektiv Archer ein klarer Fall von enttäuschter Liebe - bis Verbindungen auftauchen zu einem Selbstmord und Spielschulden. ?Schwarzgeld? ist eine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum. Nichts will man in dem Tennisclub, wo die Haut so weiß sein muss wie die Kleidung, mit dunklen Machenschaften zu tun haben - und doch kommt das Geld der Reichen nicht von ungefähr.

Ross Macdonald (1915-1983) zählt zu den besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Er wird in Großbritannien und Amerika und nun auch bei uns wiederentdeckt. Seine Kriminalromane gelten als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Ross Macdonald war Präsident der Mystery Writers of America. 1964 gewann er den Silver, 1965 den Gold Dagger Award.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257607703
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum28.09.2016
Auflage2. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse875 Kbytes
Artikel-Nr.2088959
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
{7}1

Im Lauf der Jahre hatte ich immer wieder von dem Tennisclub gehört, war aber noch nie dort gewesen. Die Plätze und der Swimmingpool sowie die dazugehörigen Gebäude, die Umkleide- und Gartenhäuschen umschlossen eine Meeresbucht, ein paar Meilen südlich des Los Angeles County. Ich fühlte mich schon wie ein Angehöriger der besseren Gesellschaft, kaum hatte ich meinen Ford auf dem asphaltierten Parkplatz neben den Tennisplätzen abgestellt.

Von der adretten Frau am Empfang des Hauptgebäudes erfuhr ich, dass Peter Jamieson wahrscheinlich in der Snackbar zu finden sei. Ich lief um das Fünfzig-Meter-Schwimmbecken, das auf drei Seiten von Umkleidehäuschen umgeben war. Auf der vierten Seite schimmerte der Pazifik durch einen gut drei Meter hohen Drahtzaun wie ein im Netz zappelnder blauer Fisch. Einige wenige Badegäste lagen reglos herum, als hätte das gelbe Auge der Sonne sie hypnotisiert.

Meinen künfâtigen Klienten, der in der Sonne vor der Snackbar saß, erkannte ich auf den ersten Blick. Er sah nach Geld aus, das seit geschätzt drei Generationen in der Familie war. Er konnte kaum älter als Anfang zwanzig sein, doch hatte er das aufgedunsene, wie um Nachsicht bittende Gesicht eines vorzeitig gealterten Jungen. Die Fettschicht unter seinem maßgeschneiderten teuren Anzug wirkte {8}wie eine leicht zu durchdringende Rüstung. Seine weichen braunen Augen schienen kurzsichtig.

Als ich mich seinem Tisch näherte, erhob er sich so hastig, dass er beinahe sein Milchmixgetränk umgestoßen hätte. »Sie sind bestimmt Mr. Archer.«

Ich bestätigte seine Vermutung.

»Freut mich sehr.« Er gab mir seine große, schlafâfe Hand. »Darf ich Ihnen etwas bestellen? Als Tagesgericht gibt es heute Corned Beef mit Beilagen.«

»Danke, ich habe in Los Angeles zu Mittag gegessen, bevor ich losfuhr. Aber eine Tasse Kafâfee vielleicht.«

Er zog los, sich darum zu kümmern. In der Kletterfeige, die eine Seitenwand der Terrasse bedeckte, erörterte ein Hausgimpelpärchen familiäre Angelegenheiten. Das Männchen, zu erkennen an einem roten Fleck auf der Brust, flog auf, eine Besorgung zu machen. Mein Blick folgte ihm quer über den blauen Himmelsausschnitt, bis es verschwunden war.

»Schöner Tag heute«, sagte ich zu Peter Jamieson. »Auch der Kafâfee ist sehr gut.«

»Ja, sie machen hier einen ausgezeichneten Kafâfee.« Er nippte trübselig an seinem Malzgetränk, dann sagte er unvermittelt: »Können Sie sie zurückholen?«

»Ich kann Ihre Freundin nicht zwingen, zu Ihnen zurückzukehren, wenn sie nicht will. Das habe ich Ihnen schon am Telefon gesagt.«

»Ich weiß. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Selbst für den Fall, dass sie nicht zu mir zurückkommt, könnten wir sie immerhin davor bewahren, ihr Leben zu ruinieren.« Die Arme auf den Tisch gestützt, beugte er sich vor, um mir den {9}nötigen Kampfgeist einzuflößen. »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie diesen Mann heiratet. Und ich sage das nicht aus Eifersucht. Ob ich sie bekomme oder nicht, ich möchte sie beschützen.«

»Vor dem anderen Mann.«

»Es ist mir ernst, Mr. Archer. Dieser Mann wird ofâfenbar von der Polizei gesucht. Er behauptet, Franzose zu sein, ein französischer Aristokrat sogar, aber im Grunde weiß niemand, wer er ist oder woher er kommt. Vielleicht ist er gar kein echter Weißer.«

»Wie kommen Sie denn darauf?«

»Seine Haut ist so dunkel. Und Ginnys so hell. Mir wird übel, wenn ich sie zusammen sehe.«

»Ihr wird aber nicht übel.«

»Nein. Natürlich weiß sie nicht, was ich weiß. Er wird gesucht, wahrscheinlich ist er kriminell.«

»Wie haben Sie das erfahren?«

»Von einem Detektiv. Er hat mich erwischt - ich meine, ich habe gestern Abend das Haus beobachtet. Ich wollte sehen, ob Ginny über Nacht bei ihm bleibt.«

»Beobachten Sie Martels Haus gewohnheitsmäßig?«

»Nur dies eine Mal. Ich wusste nicht, ob sie von ihrem Wochenendausflug zurückkommen würden.«

»Sie ist mit ihm übers Wochenende weggefahren?«

Er nickte deprimiert. »Vorher hat sie mir noch meinen Verlobungsring zurückgegeben. Sie meinte, sie habe keine Verwendung mehr dafür. Und für mich auch nicht.«

Er klaubte den Ring aus seiner Uhrentasche und zeigte ihn vor wie ein Beweisstück. Das war er in gewisser Weise auch. Die Diamanten, mit denen der Platinring bestückt {10}war, mussten mehrere tausend Dollar wert sein. Wenn sie einen solchen Ring zurückgab, war es Ginny ofâfensichtlich ernst mit Martel.

»Was hat der Mann gesagt?«

Peter schien die Frage nicht gehört zu haben, so sehr war er in die Betrachtung des Rings vertieft. Während er ihn langsam drehte, brach sich das helle Tageslicht in den Diamanten. Er zuckte zusammen, als hätte er sich die Finger an ihrem kalten Feuer verbrannt.

»Was hat der Detektiv über Martel gesagt?«

»Direkt gesagt hat er eigentlich nichts. Er wollte wissen, was ich da zu suchen hätte, worauf ich sagte, ich würde auf Martel warten. Dann fragte er, woher Martel stammt, wie lange er schon in Montevista ist, wo er sein Geld herhat -«

»Martel hat Geld?«

»Anscheinend. Jedenfalls wirft er damit um sich. Aber ich kann diese Fragen nicht beantworten, das habe ich dem Mann auch gesagt. Er wollte mich dann noch über Ginny aushorchen - er muss sie mit Martel zusammen gesehen haben. Ich habe jede Auskunft verweigert, da hat er von mir abgelassen.«

»War es ein Detektiv hier aus der Gegend?«

»Das weiß ich nicht. Er hat mir irgendeinen Ausweis unter die Nase gehalten, aber ich konnte im Dunkeln nichts Genaues erkennen. Dann ist er plötzlich zu mir ins Auto gestiegen und fing an zu reden. Sehr schnell, ohne Punkt und Komma.«

»Beschreiben Sie ihn. Alt oder jung?«

»Irgendwo dazwischen, fünfunddreißig, so um den Dreh. Er trug eine Art Tweedjackett und einen hellgrauen {11}Hut, tief in die Stirn gezogen. Ich glaube, er hatte fast meine Größe - ich bin eins achtzig -, war aber schlanker. Sein Gesicht kann ich wirklich nicht beschreiben, aber sein Ton gefiel mir nicht. Im ersten Moment hielt ich ihn für einen Ganoven, der mich ausrauben will.«

»Hatte er eine Pistole?«

»Gesehen habe ich keine. Als er mit seinen Fragen durch war, hat er mich einfach weggescheucht. Da habe ich beschlossen, mir selbst einen Detektiv zu kaufen.«

Die überhebliche Formulierung verriet, dass es ganz normal für ihn war, Dinge und Personen zu kaufen. Aber der junge Mann unterschied sich doch ein wenig von anderen Reichen, die mir begegnet waren. Als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte, entschuldigte er sich: »Tut mir leid, es war nicht so gemeint, wie es klang.«

»Schon gut, solange Ihnen klar ist, dass Sie mich allenfalls mieten können. Was ist Ginny für ein Mädchen?«

Die Frage ließ ihn erst einmal verstummen. Seine braunen Augen starrten den Ring auf dem Tisch an, bis sie zu schielen begannen. Aus der Snackbar hörte ich Stimmen und das Klappern von Geschirr, durchsetzt mit den lieblicheren Lauten der Finken.

»Sie ist wunderschön«, sagte er mit träumerischem Silberblick, »und eigentlich ziemlich unschuldig. Unbedarft für ihr Alter trotz ihrer Intelligenz. Sie kann unmöglich begreifen, worauf sie sich da einlässt. Ich habe ihr zu erklären versucht, wie riskant es ist, einen Mann zu heiraten, über den man gar nichts Sicheres weiß. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie sagte, ich könne mich auf den Kopf stellen, sie würde ihn trotzdem heiraten.«

{12}»Hat sie gesagt, warum?«

»Ein Grund war, dass er sie an ihren Vater erinnert.«

»Ist Martel schon älter?«

»Ich weiß nicht, wie alt er ist. Er muss mindestens dreißig sein, wenn nicht älter.«

»Ist es Geld, was ihn attraktiv macht?«

»Das kann nicht sein. Sie hätte ja auch mich haben können - übrigens war die Hochzeit für nächsten Monat geplant -, und ich bin nicht gerade arm.« Mit der Vorsicht alten Geldadels fügte er hinzu: »Wir sind zwar nicht die Rockefellers, aber arm sind wir nicht.«

»Gut. Ich berechne hundert Dollar pro Tag plus Spesen.«

»Ist das nicht ziemlich viel?«

»Das finde ich nicht. Im Gegenteil, es reicht gerade, um über die Runden zu kommen. Ich arbeite nicht durchgängig, und ich habe ein Büro zu unterhalten.«

»Verstehe.«

»Dann bekomme ich erst einmal dreihundert Dollar Vorschuss.« Nach meiner Erfahrung war es gerade bei den sehr Reichen oft am schwierigsten, das vereinbarte Honorar einzutreiben.

Er war nicht glücklich über die Summe, erhob aber keine Einwände. »Ich schreibe Ihnen einen Scheck aus«, sagte er und griff in die Innentasche seines Jacketts.

»Erklären Sie mir zuerst, was genau Sie als Gegenleistung für Ihr Geld erwarten.«

»Sie sollen herausfinden, wer Martel ist, woher er stammt und woher er sein Geld hat. Und was er überhaupt hier in Montevista will. Ich bin sicher, sobald ich Genaueres über ihn weiß, kann ich Ginny zur Vernunft bringen.«

{13}»Damit sie Sie heiratet?«

»Jedenfalls nicht ihn. Mehr erhofâfe ich mir gar nicht. Ich glaube nicht, dass sie mich je heiraten wird.«

Trotzdem verstaute er den Ring sorgfältig in der Uhrentasche seiner Hose. Dann schrieb er mir einen Scheck aus, ausgestellt auf die Pacific Point National Bank.

Ich zückte mein schwarzes Büchlein. »Wie lautet Ginnys vollständiger Name?«

»Virginia Fablon. Sie wohnt bei ihrer Mutter Marietta. Mrs. Roy Fablon. Gleich neben unserem Haus am Laurel Drive.« Er nannte mir beide Adressen.

»Wäre...
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Autor

Ross Macdonald (1915-1983) zählt zu den besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Er wird in Großbritannien und Amerika und nun auch bei uns wiederentdeckt. Seine Kriminalromane gelten als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Ross Macdonald war Präsident der Mystery Writers of America. 1964 gewann er den Silver, 1965 den Gold Dagger Award.