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Der Knochensammler - Die Ernte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am23.03.20171. Auflage
Er sammelt aus Leidenschaft. Knochen. Menschliche Knochen. Doch das Herzstück fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Die Knochen von Jakey. Einem sechsjährigen Jungen, der am Münchmeyer-Syndrom leidet, einer seltenen Knochenkrankheit, die Jakeys Körper langsam verknöchern lässt ... Den Knochensammler vergisst so schnell niemand mehr: Wie ein Schatten gleitet er durch Londons Straßen und verfolgt einen teuflischen Plan. Fiona Cummins' »Der Knochensammler - Die Ernte« ist ein schauderhaft genialer Thriller mit Bestseller-Format - so nervenzerfetzend wie Mo Hayders »Der Vogelmann«, so abgründig und faszinierend wie »Die Chemie des Todes«.

Fiona Cummins ist Journalistin und schreibt für große britische Tageszeitungen und Magazine, wenn sie nicht gerade an einem Roman arbeitet. Ihre »Knochensammler«-Thriller sorgten noch vor Erscheinen international für großes Aufsehen und werden fürs Fernsehen verfilmt. Fiona Cummins lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Essex.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEr sammelt aus Leidenschaft. Knochen. Menschliche Knochen. Doch das Herzstück fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Die Knochen von Jakey. Einem sechsjährigen Jungen, der am Münchmeyer-Syndrom leidet, einer seltenen Knochenkrankheit, die Jakeys Körper langsam verknöchern lässt ... Den Knochensammler vergisst so schnell niemand mehr: Wie ein Schatten gleitet er durch Londons Straßen und verfolgt einen teuflischen Plan. Fiona Cummins' »Der Knochensammler - Die Ernte« ist ein schauderhaft genialer Thriller mit Bestseller-Format - so nervenzerfetzend wie Mo Hayders »Der Vogelmann«, so abgründig und faszinierend wie »Die Chemie des Todes«.

Fiona Cummins ist Journalistin und schreibt für große britische Tageszeitungen und Magazine, wenn sie nicht gerade an einem Roman arbeitet. Ihre »Knochensammler«-Thriller sorgten noch vor Erscheinen international für großes Aufsehen und werden fürs Fernsehen verfilmt. Fiona Cummins lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Essex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104037448
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum23.03.2017
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1397 Kbytes
Artikel-Nr.2111753
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

15.23 Uhr


»Ene, mene, miste, es rappelt in der Kiste, ene, mene, muh, und raus bist du.«

Poppy Smith zeigte kichernd direkt auf sie und entblößte dabei ihre Zahnlücke, aber Clara Foyle lächelte nicht.

»Ich mache nicht mit«, sagte Clara und drehte den anderen Kindern, die Fangen spielen wollten, den Rücken zu.

Die Hände tief in den Taschen vergraben, marschierte sie auf die Tore am anderen Ende des Schulhofs zu. Er war jetzt fast leer, nur einige Versprengte warteten noch darauf, dass das spontan zustandegekommene Fußballspiel der älteren Jungs zu Ende ging. Poppy rief Clara noch etwas nach und klappte dabei die zusammengelegten Finger wie Krebsscheren auf und zu. Alle lachten, aber Clara tat so, als hörte sie sie nicht. Poppys Mutter, die auf Clara aufpassen sollte, unterhielt sich, von dem Mädchen abgewandt, mit einer anderen Mutter, weshalb sie nicht bemerkte, wie es davonspazierte. Und Poppy tuschelte zu angeregt mit den anderen, um es zu sehen.

Das war das erste Mal an diesem Tag, dass der Zufall ihm in die Hände spielte. Mrs Foyle, Claras Mutter, bezeichnete die anderen Mütter, die sich jeden Nachmittag vor den Schultoren versammelten, gern als Hyänen. Für Clara sahen sie aus wie Vögel mit ihren auf- und abschnellenden Köpfen, rosa geschminkten Lippen und hübschen Kleidern. Dass manche Vögel mit Vorliebe Knochen abpickten, an denen die Überreste des Lebens anderer hingen, wusste sie nicht.

Fünf Minuten vorher hatte Clara Poppys Mutter am Ärmel gezupft und ihr zugeflüstert, sie müsse zur Toilette, doch Mrs Smith hatte nicht reagiert. Sie redete einfach weiter und schlug mit den Armen wie mit Flügeln. Clara hatte die Beine zusammengepresst und war ein bisschen herumgehüpft, aber jetzt war ihre Strumpfhose feucht und scheuerte beim Gehen gegen die Oberschenkel.

»Nein, Mummy, ich mag Poppy aber nicht mehr«, hatte Clara am Morgen gejammert, als Mrs Foyle ihr erklärt hatte, wer sie abholen würde.

»Tut mir leid, Schatz, aber es geht nicht anders. Du wirst schon sehen, das wird bestimmt nett. Gina hat heute ihren freien Nachmittag, und ich hab einen Termin.«

Clara hatte geschmollt und geweint, aber es nützte nichts. Ihre Mutter ließ sich nicht erweichen. Perfekt frisierte Haare waren ihr wichtiger als das Atmen.

Der Wind ließ seine Muskeln spielen, indem er Blätter über den Schulhof jagte. Clara fror, sie hatte Kopfweh und wollte zu ihrer Mum. Sie klopfte auf ihren Rucksack, um zu kontrollieren, ob ihre Geldbörse noch da war. Eigentlich durften die Kinder kein Geld mit in die Schule nehmen, aber Clara hatte es nach dem Frühstück eingesteckt, als Gina nicht hinschaute. Ihr gefiel es, wie die Münzen klimperten.

Sie spürte erneut die beißende Kälte auf der Haut und musste an ihren Vater denken, daran, wie er sie manchmal in die Wangen zwickte, bis sie rot waren und weh taten.

Zitternd machte Clara sich am Reißverschluss ihrer Jacke zu schaffen. Ihre Grundschullehrerin Mrs Lewis sah sie durch das Fenster des Lehrerzimmers und winkte ihr zu. Sie hob schüchtern die Hand, um zurückzuwinken, und schulterte ihren Rucksack, der fast so groß war wie sie selbst.

Die Seitentore waren geöffnet. Mr Crofton, der Hausmeister, würde sie bei seiner Runde am späteren Nachmittag schließen, aber jetzt waren die schweren Metallgitterstäbe in ihrer Halterung fixiert; der Weg in die Freiheit stand offen.

Claras Herz schlug so laut wie ein Presslufthammer, als sie aus dem Schultor schlüpfte und draußen auf dem Bürgersteig stehen blieb. Ein kleiner Schauder, der mit dem Wind nichts zu tun hatte, rieselte durch sie hindurch. Schnell warf sie einen Blick zurück. Auf der anderen Seite des großen, betonierten Schulhofs spielte Poppy mit Sasha, während Poppys Mutter sich weiterhin heftig gestikulierend unterhielt. Noch drei Schritte, und Clara würde um die Ecke und außer Sichtweite sein.

Das kleine Mädchen grinste nervös.

Auf der anderen Straßenseite stieg ein Mann im schwarzen Nadelstreifenjackett aus einem Wagen, der seit zwei Wochen jeden Nachmittag an dieser Stelle stand, und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Da er größere Schritte machte als sie, hatte er Clara schon bald eingeholt, aber sie war zu sehr auf ihre Flucht konzentriert, um ihn zu bemerken.

Ein paar Straßen weiter wurde eine Frau, die aus einem Zeitungskiosk kam, auf das Mädchen aufmerksam, da es an einem Freitagnachmittag in der Dämmerung ganz allein nach Hause lief. Seltsam. Sie registrierte die Mütze von Claras Schuluniform, hielt nach einem Erwachsenen Ausschau und nahm vage Notiz von dem Mann im schwarzen Nadelstreifenjackett. Er schaute sie direkt an, und in diesem Moment des Blickkontakts fühlte sie sich an den alten Hund ihrer Familie erinnert. Der war in diesem Sommer gestorben, nachdem Maden ihn von innen zerfressen hatten - ein qualvoller, langwieriger Tod durch die Fliegenmadenfraßkrankheit. Als sie Buddy gefunden hatte, lebte er noch, stand aber unter Schock, und sein Blick war ganz leer gewesen. So leer wie der Blick dieses Mannes. Plötzlich befiel sie ein so heftiger Ekel, dass ihr beinahe ihre mit Kondenswasser beschlagene Milchflasche aus der Hand gerutscht und auf dem Gehsteig zerplatzt wäre. Der Mann schaute weg, und die Frau dachte gerade noch rechtzeitig daran, die Flasche fester zu umfassen.

Kurz darauf hatte sie sein Gesicht bereits wieder vergessen.

Der Mann betrat den Laden neben dem Zeitungskiosk. Dort war niemand bis auf den Inhaber, der auf Pandschabi telefonierte, den Hörer zwischen Kopf und Schulter klemmte und Zahlen auf einen Zettel kritzelte. Er rechnete gerade aus, was es kosten würde, eine Überwachungskamera zu installieren, und blickte nicht zu seinem Kunden hoch.

Die Bonbongläser lockten auch Clara in den Laden. Sie liebte Süßigkeiten, und hier gab es reihenweise knallbunte Lutscher, in Glanzpapier gewickelte Toffees, Colafläschchen, Schokorosinen und Zuckerstangen in allen möglichen Geschmacksrichtungen.

Eins-zwei-drei-vier-fünf verschiedene Farben, zählte Clara im Kopf ab. Fünf - genauso viele Farben, wie ich Jahre alt bin.

Ihr Magen knurrte. Das Mittagessen lag schon fast vier Stunden zurück, und sie hatte ihre Truthahnpastete in eine Serviette gewickelt und in den Müll geworfen, während Mrs Goddard Saffron Harvey dafür ausschimpfte, dass er seine Erbsen auf dem Fußboden des Speisesaals verteilt hatte.

Der Mann in dem schwarzen Jackett stand vor ihr. Weil Clara so klein war, konnte sie sein Gesicht nicht sehen, dafür aber einen Fleck von der Größe eines Fünf-Pence-Stücks, der sich über die feinen weißen Streifen an seiner Jackentasche erstreckte und aussah wie Rost. Clara wusste, was Rost war, weil ihr Vater darüber geklagt hatte, der Gärtner würde die Geräte verrosten lassen, und ihr die Harke gezeigt hatte. Allerdings war das hier kein Rost. Es war getrocknetes Blut. Aber über Blut wusste sie nichts. Noch nicht.

»Ein Viertelpfund von den Himbeertoffees, bitte«, sagte der Mann.

Als Clara den Laden wenig später mit einer Papiertüte voller Erdbeerbonbons in der einen Hand und dem Kleingeld in der anderen wieder verließ, wartete der Mann draußen. Er lehnte an einem Geländer.

»Was hast du dir geholt?«, fragte er freundlich und vergnügt, während er in seiner Papiertüte herumstöberte, ein Toffee herauspickte und es auspackte. Er warf sich das schokoladenumhüllte Bonbon in den Mund und grinste das Mädchen an.

»Mmmmh ... köstlich ... möchtest du eins?«

Er schüttelte die Tüte und hielt sie ihr hin. Clara wich einen Schritt zurück, wodurch ihr Rucksack gegen den Laternenmast prallte und sie ins Stolpern kam.

»Keine Angst, ich beiße nicht.«

Die Tüte wurde erneut geschüttelt. Clara beugte sich vor und war plötzlich ganz gebannt von dem glänzenden Bonbonpapier mit den rosafarbenen Spiralen. Sie streckte eine Hand aus, um sich zu bedienen, und die knochigen Finger des Mannes legten sich um ihr Handgelenk.

»Mummy hat gesagt, dass ich dich nach Hause bringen soll. Weil du Angst im Dunkeln hast. Okay?«

Mit einem schüchternen Nicken ließ sie sich die Straße hinunterführen, zu einem Grundstück mit baufälligen Garagen. Nebel senkte sich herab und verhüllte die parkenden Autos und den Gehsteig vor ihnen. Die Dämmerung würde um neun Minuten nach vier Uhr einsetzen, und es war bald zwanzig vor.

Sie drängte sich näher an den Mann. Er machte ihr Angst, aber noch mehr ängstigte sie das schwindende Tageslicht und das schnelle Verblassen der Farben. Er schaute sie an. Seine Augen waren wie schwarze Klumpen.

Die Straße war schmal und zu beiden Seiten von niedrigen Wohnblöcken gesäumt. Vor den Gebäuden gab es statt Gärten nur Betonstreifen, auf denen sich überquellende Mülltonnen aufreihten. Weiter oben waren auch Wohnungen, die im Dunkeln lagen, aber durch die Fenster im Erdgeschoss drang Licht, und Claras Blick wurde von den riesigen Fernsehbildschirmen in mehr als einem Wohnzimmer angezogen. Ihr Magen knurrte erneut, und sie ließ die linke Hand in ihre Tasche gleiten, um ein Bonbon herauszuholen. An ihrer Fingerspitze haftete ein Hauch rosaroter Zuckerstaub. Sie nuckelte heftig daran, und einen Augenblick lang vertrieb die Süße den bitteren Geschmack der Angst aus ihrem Mund.

Clara wohnte am Pagoda Drive in Blackheath, einer Enklave mit exklusiven Immobilien, und somit in einer völlig anderen Welt als dieser hier, wo die Rutsche nur auf einem kleinen Flecken Grün stand und mit Graffiti besprüht war. Clara hatte ihr eigenes, rosafarben gestrichenes Zimmer...
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Autor

Fiona Cummins ist Journalistin und schreibt für große britische Tageszeitungen und Magazine, wenn sie nicht gerade an einem Roman arbeitet. Ihre »Knochensammler«-Thriller sorgten noch vor Erscheinen international für großes Aufsehen und werden fürs Fernsehen verfilmt. Fiona Cummins lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Essex.Birgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.