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Karolinas Töchter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am18.08.20172. Auflage, Bearbeitete Ausgabe
Aus Verzweiflung gab sie einst ein Versprechen - nun ist es an der Zeit, es zu erfüllen. Chicago, 2013: Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern ihrer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie? Polen, 1939: Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer - bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina - in einen Deutschen... »Leser, die auf mehr Bücher wie Kristin Hannahs 'Die Nachtigall' warten, werden begeistert sein.« Booklist.


Ronald H. Balson ist Rechtsanwalt, und seine Fälle führten ihn um die ganze Welt. Die neuen Orte und Fälle inspirierten ihn zu seinen Romanen. Sowohl sein Debüt 'Hannah und ihre Brüder' als auch 'Karolinas Töchter' wurden internationale Bestseller. Heute lebt und schreibt Ronald H. Balson in Chicago.

Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Romane »Karolinas Töchter«, »Hannah und ihre Brüder«, »Ada, das Mädchen aus Berlin« und »Esthers Verschwinden« vor.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAus Verzweiflung gab sie einst ein Versprechen - nun ist es an der Zeit, es zu erfüllen. Chicago, 2013: Die hochbetagte Lena macht sich auf die Suche nach den Töchtern ihrer Freundin, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden sein sollen. Doch warum beginnt sie ihre Suche erst jetzt? Was für ein Geheimnis verbirgt sie? Polen, 1939: Lenas Vater kämpft gegen die deutschen Besatzer - bis er mit der ganzen Familie verhaftet wird. Nur die Tochter Lena bleibt zurück, gemeinsam mit ihrer Freundin Karolina kämpft sie fortan im Ghetto ums Überleben. Doch während Lena sich dem Widerstand anschließt, verliebt sich Karolina - in einen Deutschen... »Leser, die auf mehr Bücher wie Kristin Hannahs 'Die Nachtigall' warten, werden begeistert sein.« Booklist.


Ronald H. Balson ist Rechtsanwalt, und seine Fälle führten ihn um die ganze Welt. Die neuen Orte und Fälle inspirierten ihn zu seinen Romanen. Sowohl sein Debüt 'Hannah und ihre Brüder' als auch 'Karolinas Töchter' wurden internationale Bestseller. Heute lebt und schreibt Ronald H. Balson in Chicago.

Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Romane »Karolinas Töchter«, »Hannah und ihre Brüder«, »Ada, das Mädchen aus Berlin« und »Esthers Verschwinden« vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841213198
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum18.08.2017
Auflage2. Auflage, Bearbeitete Ausgabe
Reihen-Nr.2
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2474 Kbytes
Artikel-Nr.2145120
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 3

»Wie Hammerschläge trommelte ein Gewehrkolben gegen die Vordertür. Ich zitterte auf dem Dachboden, als Rufe erklangen, Aufmachen! . Mein Vater antwortete: Einen Moment, ich komme, schlagen Sie mir nicht die Tür ein.

Das Hämmern hörte nicht auf, ebenso wenig das Geschrei. Schließlich hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde und schwere Stiefel über den Boden des Foyers eilten. Gefolgt von einem herrischen Befehl: Herr Scheinmann, Sie kommen mit uns.

Warum? , fragte mein Vater zurück. Was wollen Sie von mir?

Mitkommen! , brüllte der Deutsche. Los. Machen Sie. Es wurde kurz still, dann sagte meine Mutter: Er ist Offizier. Hat im Krieg gekämpft. Für euch. Veteranen sollten nicht verhaftet werden. Zeig ihnen deine Orden, Jacob.

Wir wissen, wer er ist. Es wurde etwas gesagt, das ich nicht verstehen konnte, dann: Schon gut, schon gut, ich komme mit. Hannah, ihr wartet hier, ich werde bald wieder zu Hause sein.

Nein. Alle , sagte der Deutsche. Die anderen auch. Mein Vater entgegnete: Was wollen Sie mit meiner Familie? Ich bin es, den Sie befragen wollen. Es ist nicht nötig, dass sie mitkommen.

Ich sagte, alle! , schrie der Deutsche. Ich habe meine Befehle. Sie werden umgesiedelt.

Aber unsere Sachen , sagte meine Mutter. Ich muss packen. Sie haben uns nicht vorgewarnt. Die anderen Familien hatten wenigstens eine Woche Zeit. Es herrschte wieder Stille. Dann hörte ich meine Mutter sagen: Nein, bitte. Geben Sie mir ein paar Minuten, um Kleidung und ein paar Dinge zusammenzupacken.

Kann sein, dass ihr zurückkehrt, vielleicht schon morgen , antwortete er langsam.

Seien wir ehrlich , sagte mein Vater. Sie werden uns nicht hierher zurückkehren lassen. Lassen Sie uns unsere Sachen packen.

Genug! , sagte er. Los geht´s. Erneut Stille. Dann hörte ich meine Mutter weinen. Nicht. Sie tun mir weh.

Lassen Sie sie in Ruhe , sagte mein Vater, und ich hörte ihn aufstöhnen, als er geschlagen oder zu Boden geschleudert wurde. Und wieder kam ein Flehen meiner Mutter: Nicht. Er braucht seinen Rollstuhl. Er kann nicht laufen.

Dann wird er kriechen müssen , sagte der Deutsche. Wir gehen, und für einen Rollstuhl ist kein Platz.

Sie sagte doch, dass er nicht laufen kann , erwiderte mein Vater aufgebracht. Was ist los mit Ihnen?

MiÅosz schrie auf, und ich hörte meine Mutter kreischen. Hören Sie auf, an ihm zu ziehen! Er ist noch ein Kind.

Ich sagte doch, kein Rollstuhl. Entweder läuft er, oder er stirbt.

Ich werde ihn tragen, ich trage ihn. Lassen Sie ihn , sagte mein Vater. Nicht weinen, mein kleiner MiÅosz.

Wo ist der Rest der Familie? Das Mädchen?

Nicht hier. Meine Tochter ist in der Schule in Lublin. Sie wohnt nicht hier.

Ha! Sagt ihr Juden jemals die Wahrheit? Alle jüdischen Schulen wurden geschlossen. Dann brüllte er Befehle, die anderen sollten das Haus durchsuchen. Ich hörte Soldaten herumlaufen und Türen aufreißen. Ich hörte ihre Stiefel auf der Treppe und war sicher, dass sie mich holen würden. Sie würden mich finden und vom Dachboden schleifen und Gott weiß was mit mir anstellen, weil ich mich versteckt hatte. Ich verhielt mich ganz still, atmete so flach wie möglich. Sie öffneten die Schranktür und durchwühlten die Sachen, keinen Meter unter mir. Dann zogen sie weiter.

Nichts , meldeten sie schließlich. Hier ist niemand.

Das Ganze schien mir eine Ewigkeit zu dauern, aber innerhalb von Minuten waren alle verschwunden - die Deutschen, meine Mutter, mein Vater und MiÅosz.« Lena nahm ein besticktes Taschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich die Augen ab.

»Es tut mir so leid«, sagte Catherine.

Lena nickte. »Es ist lange her, aber trotzdem ...«

»Sie haben direkt unter Ihnen den Schrank durchsucht, aber die Dachbodenklappe nicht gesehen?«, fragte Liam.

»Unser Dachboden war winzig, kein richtiger Dachboden, nur ein Raum über dem Obergeschoss, so niedrig, dass man nicht aufrecht stehen konnte. Es gab keine Falltür, nur eine kaum einen Meter breite Klappe in der Decke des Schranks meiner Mutter. Ein einfaches Stück gestrichenes Sperrholz, das nach oben und zur Seite gerückt werden konnte. Wenn man es nicht wusste, kam man gar nicht auf die Idee, dass dort noch ein Dachboden sein konnte. Außerdem verdeckten die Hutschachteln meiner Mutter auf dem oberen Regal die Klappe.«

»Wie sind Sie da ohne Leiter hinaufgekommen?«, fragte Liam.

»Ich bin über die Regalbretter, auf denen ihre Schuhe und Handtaschen lagen, geklettert. Das hatte ich oft getan. Für ein Kind war es wie eine Leiter zum Geheimversteck. Meine Familie war bei Einbruch der Nacht noch nicht zurückgekehrt, und ich vermutete, dass mein Vater recht hatte - sie würden nicht wiederkommen. Ich wusste natürlich nicht, was mit ihnen passiert war, und versuchte, positiv zu denken. Der Gedanke, dass sie weggeschickt oder getötet wurden, hätte mich sicherlich in Panik versetzt. So klammerte ich mich an die Hoffnung, dass wir alle schon bald wiedervereint würden. Das war der einzige Weg für mich, nicht durchzudrehen.

Ich erinnere mich noch genau an die erste Nacht allein. Ich rollte mich zusammen, konnte aber nicht schlafen. Die meiste Zeit weinte ich. Ich hatte solche Angst, allein gelassen zu werden, Angst vor den Männern, die meine Familie weggenommen hatten, und Angst vor einer ungewissen Zukunft. Am Morgen lauschte ich der Stille. Es war unheimlich, denn unser Haus war nie still gewesen. Simple, alltägliche Geräusche - Schritte im Korridor, ein Topf auf dem Herd, das Rauschen der Dusche, MiÅosz, der seine Tonleitern übte, das Knarren einer Tür - die Geräusche eines belebten Hauses. Aber an diesem Tag blieb es, abgesehen vom Wind an den Fenstern und einem Eichhörnchen auf dem Dach, totenstill.

Ich war hungrig und hatte Durst, aber Angst, den Dachboden zu verlassen. Ich beschloss zu warten, bis es wieder dunkel war. Wir hatten März, und die Sonne ging nicht vor sechs Uhr unter. Bis dahin war der Hunger unerträglich, und ich musste auf die Toilette. Leise zog ich die Dachbodenklappe zurück und ließ mich barfuß auf den Schrankboden hinabgleiten. Alle Lichter waren ausgeschaltet, und im Haus war es stockfinster. Ich ging die Treppe hinunter, an die Wand gedrückt, um nicht durch die Scheibe der Eingangstür gesehen werden zu können. Zuerst machte ich im Badezimmer halt und ging von da weiter in die Küche. Die Fensterläden im Wohnzimmer waren offen, und ich hatte Angst, von draußen gesehen zu werden, also kroch ich auf allen vieren. Mitten im Zimmer stieß ich gegen MiÅoszs Rollstuhl. Er war verbogen und kaputt, einer der Deutschen musste darauf herumgetrampelt haben. Daneben lag einer von MiÅoszs Schuhen. Ein Anblick wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hatten ihn mit nur einem Schuh aus dem Haus gezerrt. Armer kleiner, sanfter MiÅosz. Ich saß da und weinte. Warum konnten Menschen so etwas tun?« Sie sah Catherine an. »Siebzig Jahre, und ich habe noch immer keine Antwort.«

»Niemand hat die«, sagte Catherine.

»Ich wäre so gern aus der Tür gerannt, um meine Familie einzuholen, wo immer sie stecken mochten. Aber ...« Lena zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. Sie wischte eine Träne weg. »Letztlich kroch ich in die Küche weiter und entdeckte im Kühlschrank einen Rest Hühnchen und etwas Milch. Auf dem Boden sitzend aß ich zu Abend. Genau genommen schlang ich es hinunter, denn ich hatte Todesangst, dass jeden Augenblick jemand hereinkommen könnte. Dann packte ich ein paar Lebensmittel und ein mit Milch gefülltes Einkochglas in einen Beutel und brachte sie auf den Dachboden, wie ein Eichhörnchen, das seine Eicheln hortet.

Es gab keine Fenster auf dem Dachboden, aber dafür eine kleine Öffnung, einen Schlitz zwischen den Brettern, vielleicht einen Finger breit, direkt unterhalb der Oberkante. Jede Nacht sah ich ein paar Minuten lang den Mond. Wenn ich ein Auge an den Spalt hielt, konnte ich die Sterne sehen. Ich redete mit den Sternen. Fragte sie, wo meine Familie war. Wann ich es wagen sollte, mich auf den Weg zu den Tarnowskis zu machen.« Lena lehnte sich zurück und lächelte. »Sie haben mir keine Antwort gegeben. In der nächsten Nacht bin ich wieder nach unten gegangen, und die Nächte darauf. Ich wurde mutiger. Ich kroch nicht mehr auf allen vieren. Ich machte mir nicht länger Sorgen darum, dass irgendwer die Toilettenspülung hören könnte, auch wenn ich nur mitten in der Nacht spülte.«

»Sie sind also nicht sofort zu den Tarnowskis gegangen?«, erkundigte sich Catherine. »Ich dachte, das wäre der Plan gewesen.«

»Das war er auch, aber ich hatte größere Angst davor, zu gehen, als zu warten. Ich redete mir ein, auf dem Dachboden sicherer zu sein, bis der Krieg zu Ende war und meine Eltern heimkehrten. Der Dachboden wurde zu meinem eigenen kleinen Refugium in der Welt. Ich dekorierte ihn. Brachte Laken, ein Kissen und eine Decke hinauf. Zwei Puppen, die ich hatte, seit ich fünf war, platzierte ich neben dem Kopfkissen. Im Kerzenlicht las ich meine Lieblingsbücher. Es ist schon seltsam - zuerst ist die Einsamkeit unerträglich, aber nach einer Weile sind die eigenen Gedanken eine gute Gesellschaft. Mein Alleinsein wurde erträglich. Zuzeiten genoss ich es sogar.«

»Das klingt nicht nach einer...
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Autor

Ronald H. Balson ist Rechtsanwalt, und seine Fälle führten ihn um die ganze Welt. Die neuen Orte und Fälle inspirierten ihn zu seinen Romanen. Sowohl sein Debüt "Hannah und ihre Brüder" als auch "Karolinas Töchter" wurden internationale Bestseller. Heute lebt und schreibt Ronald H. Balson in Chicago.

Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Romane »Karolinas Töchter«, »Hannah und ihre Brüder«, »Ada, das Mädchen aus Berlin« und »Esthers Verschwinden« vor.