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WILD CROW - Der schwarze Schwarm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.07.2017
Der schreckliche Spinnenmann ist vernichtet - aber ein neuer Feind bedroht Caw und seine Verbündeten.
Die Schwarze Herrin der Fliegen hat ihre Augen überall - und sie ist auf der Suche nach Caw. Denn als Erbe der Rabenflüsterer ist er im Besitz einer mächtigen magischen Waffe - und die Herrin der Fliegen wird alles dafür tun, um sie zu erlangen. Zusammen mit seiner Freundin Lydia und seinen treuen Raben an der Seite glaubt Caw die Stadt beschützen zu können. Aber um diese dunkle Macht zu besiegen, wird die Kraft der Raben nicht ausreichen.


Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.
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Produkt

KlappentextDer schreckliche Spinnenmann ist vernichtet - aber ein neuer Feind bedroht Caw und seine Verbündeten.
Die Schwarze Herrin der Fliegen hat ihre Augen überall - und sie ist auf der Suche nach Caw. Denn als Erbe der Rabenflüsterer ist er im Besitz einer mächtigen magischen Waffe - und die Herrin der Fliegen wird alles dafür tun, um sie zu erlangen. Zusammen mit seiner Freundin Lydia und seinen treuen Raben an der Seite glaubt Caw die Stadt beschützen zu können. Aber um diese dunkle Macht zu besiegen, wird die Kraft der Raben nicht ausreichen.


Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641185350
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum10.07.2017
ReiheWildboy
Reihen-Nr.2
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3816 Kbytes
Artikel-Nr.2150791
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erstes Kapitel

Hier gibt´s Geister, dachte Caw. Nicht die Spuk-Gespenster, die durch leere Räume fegen und heulend an Türen schlagen, sondern traurigere. In aller Stille hatte sich eine Traurigkeit eingenistet, die aus den Erinnerungen der Lebenden stammte.

Er sah noch mal auf die Uhr, die Crumb ihm geschenkt hatte - zwei Uhr morgens.

Das ist alles andere als eine gute Idee, sagte Glum. Er kauerte drei Meter über dem Boden auf einem Ast und barg den Schnabel in seinem dichten Brustgefieder. Ich bin älter als du. Warum hört eigentlich nie jemand auf die Stimme der Erfahrung?

»Ich habe sie gehört«, sagte Caw. »Und in den Wind geschlagen.«

Er gab sich selbstbewusst, doch sein Mund war trocken und er erschauerte, während er im im Gebüsch hockte. Das Haus stand leer, der mit Graffiti bemalte Putz bröckelte. Zwei Fenster waren unversehrt, die anderen entweder eingeschlagen oder mit Brettern vernagelt. Der Rasen vor dem Haus war so hochgeschossen, dass nicht einmal mehr ein Weg zur Haustür zu sehen war. Neben dem Haus standen Bäume; einer von ihnen war vom Sturm zersplittert aufs Dach gesunken und die Äste waren durch die Ziegel ins Haus gedrungen. Es sah aus, als würden sie drinnen weiter wachsen.

Trautes Heim, Glück allein, murmelte Screech, der nervös über Caws Schultern hüpfte. Die Krallen des jungen Raben bohrten sich trotz der Lederjacke in seine Haut.

Heim?, dachte Caw. Wohl kaum. So fühlte es sich nun wirklich nicht an.

Er durchforstete seine Erinnerungen, doch dieser Ort tauchte nicht darin auf. Als die Raben ihn fortgebracht hatten, war er fünf Jahre alt gewesen; das Gebäude vor seinen Augen schien ihm unbekannt. Wäre nicht das nervöse Grauen gewesen, das er bei diesem Anblick empfand - dasselbe Gefühl wie in seinen Träumen.

Wir können immer noch zur Kirche zurückkehren, Caw, sagte Glum. Wir könnten die süßen Reibekuchen aufessen, die vom Abendessen übrig sind. Und woher wissen wir überhaupt, dass es das richtige Haus ist?

»Das weiß ich eben«, sagte Caw mit eiskalter Sicherheit.

Er hörte hinter sich Flügel schlagen, als ein dritter Rabe landete. Drahtig und geschmeidig hackte der Vogel mit schmalem Schnabel in die Erde und holte einen zuckenden Wurm hervor. Das klebrige Tierchen wand sich wie wild, doch der Rabe warf es in die Luft und schlang es hinunter.

Hallo Schimmer!, sagte Screech und warf sich in die Brust.

Die Luft ist rein, sagte das Rabenweibchen, von dessen Schnabel Erdkrumen bröselten. Worauf wartet ihr noch?

Auf die Einsicht dieses jungen Mannes, sagte Glum. Dass man die Geschichte ruhen lassen soll.

Sei doch nicht so ein Spielverderber!, sagte Schimmer und spannte die Flügel. Das Gefieder schimmerte in Blau- und Rottönen wie vergossenes Öl auf nassem Asphalt. Ich habe vier Wochen gebraucht, um dieses Haus zu finden. Wenn Caw nicht reingeht, mache ich es selbst.

»Hört gefälligst auf, so zu reden, als wäre ich gar nicht da!«, sagte Caw. Ausnahmsweise ließen die Raben ihr Hickhack ruhen. Seit Schimmer zu ihnen gestoßen war, kam das nur sehr selten vor. Raben waren stur, zankten sich gern und wollten am liebsten das letzte Wort haben. Alle außer Milky, dem weißen Raben, mit dem Caw aufgewachsen war. Im Laufe der langen Jahre im Nest hatte er höchstens zwanzig Worte gesprochen. Caw wünschte, der alte Rabe wäre noch bei ihnen.

Er stand auf, reckte sich und warf einen Blick auf die Straße. In diesem Stadtteil wohnte niemand mehr.Die Familien hatten ihre Häuser verlassen, weil es seit dem Schwarzen Sommer - der großen Schlacht zwischen den Wildstimmen vor acht Jahren - keine Arbeit mehr gab. Ein kaputter verrosteter Roller lag im welken Laub der Gosse und in dem Garten vorm Haus hing eine schiefe Schaukel an ausgefransten Seilen im Baum.

Caw malte sich kurz aus, wie es wohl gewesen war, seine Kindheit hier zu verbringen. Hatte er mit anderen Kindern aus den leeren Nachbarhäusern gespielt? Es war unglaublich schwer, sich an diesem trostlosen, bedrohlich stillen Ort lachende Kinder vorzustellen. Mit klopfendem Herzen ging er über die Einfahrt zum Haus. Die Haustür war mit Brettern vernagelt, doch er könnte locker durch ein Fenster einsteigen.

Du kannst immer noch umkehren, sagte Glum, der stur auf seinem Ast blieb.

Glum hatte leicht reden: Ihm bedeutete das Haus nichts, während es für Caw die Welt war. So viele Jahre lang war seine Vergangenheit ein unbeschriebenes Blatt für ihn gewesen - ein weites Land ohne Hinweisschilder, an denen er sich hätte orientieren können. Doch dieses Haus war ein Mahnmal, das er nicht ausblenden konnte. Was würde er darin finden? Er holte ein zerknittertes Foto aus der Jackentasche. Crumb, der Taubenflüsterer, hatte ihm dieses Bild seiner Eltern geschenkt. Er war mit diesem abendlichen Ausflug Caws auch nicht einverstanden gewesen und hatte gebrummt, das Ganze sei »reine Zeitverschwendung.« Caw strich mit dem Daumen über die Gesichter seiner Eltern. Genauso hatten sie ausgesehen, als er sie im Totenreich getroffen hatte. Er hatte nur wenige kostbare Momente mit ihnen verbracht und sehnte sich schmerzlich nach einer weiteren Begegnung. Und wo könnte er mehr über sie herausfinden als in diesem Haus?

Er war es ihnen schuldig, jetzt nicht umzukehren.

Als Caw eine Hand auf ein Brett über der Tür legte, stellte er fest, dass es nicht fest vernagelt war. Er riss kraftvoll an einer Ecke und hielt es mitsamt den verrosteten Nägeln in der Hand. Auch die anderen Bretter ließen sich leicht entfernen, sodass er sich rasch Zutritt zum Haus verschaffte.

Caw spürte die Raben in seinem Rücken und drehte sich um. Klar, alle drei hockten vor ihm auf der Erde.

»Ich gehe allein da rein«, sagte er.

Schimmer nickte und Screech hüpfte ein kleines Stück zurück. Glum wandte sich mit einer theatralischen Kopfbewegung ab.

Caw war wenig überrascht, dass das Licht im Haus nicht funktionierte. Es war kühl und roch nach Moder. In dem trüben Licht entdeckte er umgefallene Möbel und schiefe Bilder. Im Eingang führte eine breite Treppe zu einem Absatz und schraubte sich dann weiter in den ersten Stock. Caw hatte das Gefühl, etwas wäre hoch gehuscht, vielleicht eine Ratte oder ein Vogel, doch als er erneut hinsah, rührte sich nichts.

Er hatte das dumpfe Gefühl, hierher zu gehören. Gewisse Dinge kamen ihm bekannt vor - ein Lampenschirm, ein Türknauf, ein zerschlissener Vorhang. Vielleicht spielte ihm seine Erinnerung jedoch nur einen Streich, weil er in den Überresten vergangenen Lebens gerne etwas Wichtiges entdecken würde.

Hinter einem Torbogen stand ein in die Jahre gekommenes Sofa und aus einem Wandschalter ragten Drähte. Als er weiterging und einen Esstisch erblickte, lähmte ein Angstanfall seine Beine. Dieses Zimmer kannte er aus seinen Albträumen. Hier war es geschehen - an diesem Tisch waren seine Eltern von den Spinnen des Spinnenmeisters ermordet worden. Jetzt lag Staub darauf, doch Caw sträubte sich, näher heranzugehen.

Stattdessen wandte er sich zur Treppe, deren Stufen knarrten, als er nach oben ging. Mit jedem Schritt bereitete ihm das quälende Heimweh mehr Magenschmerzen und im ersten Stock trugen ihn seine Füße wie von selbst zu einer Tür, an der ein kleines Schild in Form eines Zuges klebte. Darauf standen Worte, die er dank Crumbs Unterricht entziffern konnte - »Jacks Zimmer.«

Jack Carmichael.

So hatte er geheißen, früher.

Caw holte tief Luft und drückte die Tür auf.

Als sein Blick auf die Fenster fiel, wurden seine Knie weich. Die Erinnerungen, die so sehr einem Traum glichen, verdichteten sich zu nackter Angst. Caw musste sich am Türrahmen festhalten.

Aus dem Gedächtnis spürte er den festen Griff seiner Eltern, die ihn aus dem Bett zum Fenster schleppten. Sie hatten die Finger so tief in seine Arme und Beine gebohrt, dass es wehtat, und schienen seine angstvollen Schreie nicht zu hören. Dann hatte sein Vater das Fenster geöffnet und seine Mutter hatte ihn hinausgeworfen. Der Boden schoss ihm entgegen, ein namenloser Schrecken ergriff ihn, während er fiel ...

Caw atmete durch, als die Erinnerung verblasste.

Viele Jahre lang war es das Einzige gewesen, woran er sich erinnert hatte, und es hatte in ihm gebrodelt - dass sie ihn so herzlos verstoßen hatten. Mittlerweile wusste er, dass dies nur eine kleine Episode einer langen Geschichte war, die vor vielen Jahrhunderten begonnen hatte - es war die Sage der Wildstimmen, die einander bekämpften. Seine Eltern wollten ihn damals nicht umbringen, sondern beschützen, indem sie ihn möglichst weit vom Spinnenmeister fortbrachten.

Als Caw die Augen öffnete und den Blick vom Fenster wandte, zitterte er.

Das Zimmer war so gut wie leer. Auf zwei Regalen lagen Papiere, in einer Ecke gammelten Kleidungsstücke. Caw hatte nicht erwartet, dass es hier wie im Museum aussah, aber dieser jämmerliche Zustand ärgerte ihn doch. Irgendwer hatte all seine Sachen mitgenommen.

Die Wut verebbte so rasch, wie sie gekommen war, und ließ ihn in dumpfer Trauer zurück. Natürlich war das Haus geplündert und zerstört worden. Viele Kleinkriminelle hatten sich im Chaos bereichert, das mit dem Schwarzen Sommer einhergegangen war. Und in so einem schönen Haus hatte man sich vermutlich ausgiebig bedienen können.

Er ging über den schimmeligen Teppich zum Fenster. Die Scheibe war gesprungen und er wischte das Wasser, das sich innen...

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Von dem geheimnisvollen Jacob Grey ist wenig bekannt. Angeblich lebt er in den USA in einer großen Stadt, wo er nachts durch die Straßen streift, immer auf der Suche nach neuen dunklen und wunderbaren Geschichten. Er liebt alle Tiere, und ebenso wie sein Held spricht er mit Raben - aber niemand weiß, ob er ihre Antworten versteht.