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Die Königin der Schatten - Verbannt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.06.2017
Kelsea Glynn hat sich als wahre Herrscherin erwiesen. Um ihr Land vor einer schrecklichen Invasion durch das Nachbarreich Mortmesne zu schützen, hat sie sich in die Hände ihrer größten Feindin begeben: der Roten Königin. Doch damit nicht genug, die Rote Königin ist inzwischen auch im Besitz von Kelseas wertvollen Saphiren. Sollte es ihr gelingen, sich deren Magie zu bemächtigen, ist ganz Tearling dem Untergang geweiht. Während Mace als Regent auf dem Thron von Tearling fieberhaft an einem Plan arbeitet, um Kelsea aus den Kerkern der Roten Königin zu befreien, kommt es im finsteren Mortmesne zum finalen Showdown zwischen den beiden Königinnen ...

Erika Johansen lebt in der San Francisco Bay Area auf, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie besuchte das Swarthmore College und wurde Anwältin. Zusätzlich absolvierte sie den renommierten Iowa Writer's Workshop. Eine Rede Barack Obamas über die Freiheit inspirierte sie zu ihrem Debütroman »Die Königin der Schatten«.
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Produkt

KlappentextKelsea Glynn hat sich als wahre Herrscherin erwiesen. Um ihr Land vor einer schrecklichen Invasion durch das Nachbarreich Mortmesne zu schützen, hat sie sich in die Hände ihrer größten Feindin begeben: der Roten Königin. Doch damit nicht genug, die Rote Königin ist inzwischen auch im Besitz von Kelseas wertvollen Saphiren. Sollte es ihr gelingen, sich deren Magie zu bemächtigen, ist ganz Tearling dem Untergang geweiht. Während Mace als Regent auf dem Thron von Tearling fieberhaft an einem Plan arbeitet, um Kelsea aus den Kerkern der Roten Königin zu befreien, kommt es im finsteren Mortmesne zum finalen Showdown zwischen den beiden Königinnen ...

Erika Johansen lebt in der San Francisco Bay Area auf, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie besuchte das Swarthmore College und wurde Anwältin. Zusätzlich absolvierte sie den renommierten Iowa Writer's Workshop. Eine Rede Barack Obamas über die Freiheit inspirierte sie zu ihrem Debütroman »Die Königin der Schatten«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641165284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum26.06.2017
Reihen-Nr.3
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2219 Kbytes
Artikel-Nr.2151043
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog



Die Waise

ange bevor die Rote Königin von Mortmesne an die Macht kam, war die Gegend, die man Glace-Vert nannte, bereits ein hoffnungsloser Fall. Eine vergessene Steppe im Schatten des Fairwitchgebir­ges, auf deren hartem Boden nur vereinzelt Grasbüschel wuchsen. Einige wenige Dörfer mit ärm­lichen Hütten verteilten sich auf dem Gebiet. Nur wenige zog es hierher, in den Norden von Cite Marche, außer es blieb gar keine andere Möglichkeit, denn das Leben in dieser Einöde war hart. Im Sommer verglühten die Dörfler, im Winter erfroren und verhungerten sie.

Dazu gesellte sich in diesem Jahr eine neue Angst. Die gefrorenen Weiler waren streng abgeriegelt, umgeben von frisch errichteten Zäunen, hinter denen schlaflose Männer saßen, die Jagdmesser über die Knie gelegt, nur wenig mehr als Schattenwachen. Wolken bedeckten den Mond, auch wenn diese noch nicht die Schneefälle des Fairwitchwinters ankündigten. Auf den höher gelegenen Abhängen heulten die Wölfe in ihrer seltsamen Sprache und beklagten den Mangel an Nahrung. Bald schon würde der Hunger die Rudel nach Süden in die Wälder treiben, auf der Jagd nach Eichhörnchen und Hermelinen oder gelegentlich auch nach einem unvorsichtigen Kind, das sich alleine in die winter­lichen Wälder hineinwagte. Doch um zehn nach zwei verstummten die Wölfe schlagartig. Nun war nur noch das einsame Heulen des Windes zu hören.

Etwas bewegte sich im Schatten der Fairwitchausläufer: die schwarze Gestalt eines Mannes, der den steilen Abhang erklomm. Er schritt sicheren Fußes voran, bewegte sich je­­doch vorsichtig, als ob er Gefahren erwartete. Abgesehen von seinen schnellen, leichten Atemzügen war er unsichtbar, nur ein Schatten zwischen den Felsen. Zwei Tage hatte er in Ethan´s Copse Station gemacht, bevor er weiter nach Norden gegangen war. Während seiner Zeit im Dorf hatte er alle Arten von Geschichten über die Plage gehört, die die Bewohner heimsuchte: ein Wesen, das in der Nacht herumstreifte und die Kinder stahl. Im oberen Fairwitchgebirge nannte man es »die Waise«. Glace-Vert hatte sich bisher nie um solche Dinge Gedanken machen müssen, doch jetzt verschwanden auch im Süden Kinder. Nach zwei Tagen hatte der Mann genug gehört. Die Dorfbewohner mochten das Wesen zwar »die Waise« nennen, doch der Mann wusste seinen echten Namen, und auch wenn er schnell wie eine Gazelle rennen konnte, konnte er seinem eigenen Verantwortungsgefühl nicht entkommen.

Er ist frei, dachte der Fetch niedergeschlagen, während er sich durch das dornige Gestrüpp auf dem Abhang kämpfte. Ich habe ihn nicht getötet, als ich die Gelegenheit dazu hatte, und jetzt ist er frei.

Die Vorstellung quälte ihn. Er hatte die Anwesenheit von Row Finn im Fairwitchgebirge lange Zeit ignoriert, weil der Mann gebändigt war. Alle paar Jahre verschwand ein Kind, bedauerlich, aber es gab größere Übel, mit denen man sich auseinandersetzen musste. Tearling, zum Beispiel, wo jeden Monat auf Regierungsbefehl hin beinahe fünfzig Kinder verschwanden. Selbst unter dem unbeschreib­lichen Joch der Lieferung waren die Tear immer wie ein launisches Kind gewesen, um das man sich ständig kümmern musste. Die Raleighs wechselten zwischen Gleichgültigkeit und Plünderungen, und die Adeligen kämpften um jeden noch so kleinen Vorteil, während die Bürger hungerten. Drei lange Jahrhunderte hatte der Fetch zugesehen, wie William Tears Traum immer weiter im Sumpf versank. Keiner in Tearling konnte Tears bessere Welt noch sehen, geschweige denn den Mut aufbringen, sie verwirk­lichen zu wollen. Nur der Fetch und seine Leute wussten es, nur sie erinnerten sich. Sie alterten nicht, sie starben nicht. Der Fetch stahl zum Spaß. Es bereitete ihm ein diebisches Vergnügen, die Schlimmsten der Raleighs zu quälen. Fast schon müßig behielt er die Tearblutlinie im Auge, versuchte sich davon zu überzeugen, dass es wichtig sein könnte. Tearblut war leicht aufzuspüren, da sich bestimmte Eigenschaften irgendwann immer offenbarten: Integrität, Intellektualität und eiserne Entschlossenheit. Im Lauf der Jahre hatte man einige Tear als Verräter gehängt, doch selbst unter der Schlinge hatten sie nie ihre edle Ausstrahlung verloren, die die Familie von allen anderen unterschied. Der Fetch erkannte diese adelige Anmutung: Es war die Aura von William Tear, die Anziehungskraft, die beinahe zweitausend Menschen davon überzeugt hatte, ihm über einen Ozean ins Ungewisse zu folgen. Selbst diese Mortschlampe trug ein wenig dieser Aura in sich, auch wenn sie sonst voller Fehler war. Da die Rote Königin keine Nachkommen hervorbrachte, hatte der Fetch lange Zeit geglaubt, die Linie sei ausgestorben.

Doch dann war da das Mädchen.

Der Fetch holte zischend Luft, als sich ein Dorn in seine Hand bohrte. Er durchstach nicht die Haut; schon seit langer Zeit hatte er nicht mehr geblutet. Oft hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen, bis er es schließlich aufgegeben hatte. Er und Row waren beide bestraft worden, doch jetzt wusste er, dass er blind gewesen war. Rowland Finn hatte niemals auch nur einen Moment aufgehört, Ränke zu schmieden. Auch er hatte auf das Mädchen gewartet.

Sie war die erste Raleigh-Erbin, die nicht in der Festung aufgewachsen war. Der Fetch hatte sie oft beobachtet, hatte im Geheimen das Cottage besucht, wenn er gerade Zeit hatte, und manchmal auch, wenn nicht. Anfangs erfuhr er nicht viel. Kelsea Raleigh war ein ruhiges Kind, introvertiert. Der Großteil ihrer Erziehung schien in den Händen der ewigen Streitaxt Lady Glynn zu liegen, doch der Fetch spürte, dass die Persönlichkeit des Mädchens leise, aber be­­ständig vom ehemaligen Gardisten der Königin, Bartholomew, geformt wurde. Als es älter wurde, umgab sich das Mädchen mit Büchern, was den Fetch mehr als alles andere davon überzeugte, dass er Kelsea besondere Aufmerksamkeit schenken musste. Seine Erinnerungen an die Tear verblassten immer mehr, verloren ihren hellen Schein. Doch an eine Sache erinnerte er sich: Die Tear hatten immer Bücher geliebt. Eines Tages beobachtete er das Mädchen, wie es vor dem Cottage unter einem Baum saß und ein dickes Buch in vier oder fünf Stunden vollständig las. Der Fetch hatte sich in mehr als zehn Metern Entfernung zwischen den Bäumen versteckt, doch er erkannte ihre Versunkenheit sofort. Er hätte sich neben sie setzen können, und sie hätte ihn nicht bemerkt. Sie war tatsächlich wie die Tear, das wusste er jetzt. Sie lebte ebenso sehr in ihrem Kopf wie in der Außenwelt.

Von diesem Tag an hatte immer einer seiner Männer das Cottage bewacht. Wenn ein Reisender etwas zu viel Interesse an den Bewohnern zeigte - einige Male waren Männer Bartholomew vom Markt nach Hause gefolgt -, hörte man nie wieder etwas von ihm. Der Fetch war sich nicht einmal sicher, warum er so viel Aufwand betrieb. Es war ein reines Bauchgefühl, doch William Tear hatte ihnen von Anfang an eingeprägt, dass Instinkt etwas Reales war, dem man vertrauen musste. Der Fetch spürte, dass das Mädchen anders war. Wichtig.

»Sie könnte eine Tear sein«, erklärte er seinen Männern eines Abends am Lagerfeuer. »Sie könnte es tatsächlich sein.«

Es war durchaus möglich. In Elyssas Garde gab es diverse Männer, deren Herkunft er nicht kannte. Tear oder nicht, das Mädchen erforderte eine genaue Überprüfung, und im Lauf der Jahre änderte er seine Strategie behutsam. Wenn Thomas Raleigh Anzeichen zeigte, eine Allianz mit einem der mächtigen Adeligen von Tearling einzugehen, richtete der Fetch seine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Adeligen, raubte Lieferwagen und Lagerhäuser aus, stahl die Ernte und verschwand damit in der Nacht. Bei ausreichend großen Verlusten war jedes potenzielle Bündnis rasch erledigt. Gleichzeitig begann der Fetch, hinter dem Rücken der Roten Königin seine eigenen Pläne in Mortmesne zu ver­wirk­lichen. Sollte das Mädchen es auf den Thron schaffen, dann würde es sich als Erstes mit der Lieferung auseinandersetzen müssen. Mortmesnes Tore standen allen weit offen, die wussten, wie man Unzufriedenheit ausnutzte, und nach jahrelanger geduldiger Arbeit existierte eine gesunde Widerstandsbewegung.

Um so viel hatte er sich im Lauf der Jahre kümmern müssen, weshalb Row Finn verständ­licherweise nicht mehr seine oberste Priorität gewesen war.

Ein Umriss erhob sich plötzlich auf dem Felsen vor ihm und brachte ihn zum Stehen. Für jeden anderen wäre es nur eine dunkle Silhouette gewesen, doch der Fetch konnte im Dunkeln sehen und erkannte, dass es sich um ein Kind handelte: einen kleinen Jungen, etwa fünf oder sechs Jahre alt. Seine Kleider waren nur noch Lumpen, seine Haut bleich vor Kälte; die Augen dunkle, undurchdring­liche Punkte. Er war barfuß.

Der Fetch starrte das Kind einen Moment lang an, bis ins Mark erschüttert.

Ich habe ihn nicht getötet, als ich die Gelegenheit dazu hatte.

Der Junge wollte sich auf ihn stürzen, doch der Fetch zischte ihn an wie eine Katze. Die Augen des Jungen, die vor hungriger Erwartung aufgeleuchtet hatten, erloschen abrupt, und er blickte den Fetch verwundert an.

»Ich bin kein Fleisch für dich«, wies er ihn scharf zurecht. »Hol deinen Meister.«

Der Junge starrte ihn noch einen Moment länger an, dann verschwand er zwischen den Felsen. Der Fetch bedeckte die Augen, er hatte das Gefühl, tief im Innern in einen Abgrund gezogen zu werden. Als das Mädchen die Brücke von Neulondon gesprengt hatte, war er sich sicher gewesen, doch seither hatten die Zweifel wieder überhandgenommen. Sie war in Mortgefangenschaft, und Howells letzte Nachricht hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass man...

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Erika Johansen lebt in der San Francisco Bay Area auf, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie besuchte das Swarthmore College und wurde Anwältin. Zusätzlich absolvierte sie den renommierten Iowa Writer's Workshop. Eine Rede Barack Obamas über die Freiheit inspirierte sie zu ihrem Debütroman »Die Königin der Schatten«.