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Kommando Abstellgleis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.03.2017
Im Pariser Hauptkommissariat wird aufgeräumt. Das ist der Startschuss für eine neue Brigade, in der alle Faulenzer, Schläger und Alkoholiker unschädlich gemacht werden sollen. Die Leitung erhält Anne Capestan, einst hoffnungsvolle Polizistin, die wegen eines fatalen Fehlers vom Dienst suspendiert wurde. Doch Capestan denkt gar nicht daran, sich aufs Abstellgleis schieben zu lassen! In einem schäbigen Büro macht sie sich mit ihrer Loser-Truppe an die Aufklärung alter Fälle, die die Abgründe in der neuen Chefetage zutage bringen ...
'Das ist ein Krimi, der so richtig Spaß macht!' Wiener Journal

Sophie Hénaff ist Journalistin, deren humoristische Kolumne in der französischen Cosmopoltan eine riesige Fangemeinde hat. Kommando Abstellgleis ist ihr Krimidebüt, der Auftakt einer Serie um Kommissarin Anne Capestan und ihre Brigade der Ausrangierten. Das Buch war in Frankreich ein Bestseller und wurde in zahlreiche Länder verkauft.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIm Pariser Hauptkommissariat wird aufgeräumt. Das ist der Startschuss für eine neue Brigade, in der alle Faulenzer, Schläger und Alkoholiker unschädlich gemacht werden sollen. Die Leitung erhält Anne Capestan, einst hoffnungsvolle Polizistin, die wegen eines fatalen Fehlers vom Dienst suspendiert wurde. Doch Capestan denkt gar nicht daran, sich aufs Abstellgleis schieben zu lassen! In einem schäbigen Büro macht sie sich mit ihrer Loser-Truppe an die Aufklärung alter Fälle, die die Abgründe in der neuen Chefetage zutage bringen ...
'Das ist ein Krimi, der so richtig Spaß macht!' Wiener Journal

Sophie Hénaff ist Journalistin, deren humoristische Kolumne in der französischen Cosmopoltan eine riesige Fangemeinde hat. Kommando Abstellgleis ist ihr Krimidebüt, der Auftakt einer Serie um Kommissarin Anne Capestan und ihre Brigade der Ausrangierten. Das Buch war in Frankreich ein Bestseller und wurde in zahlreiche Länder verkauft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641180621
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.03.2017
Reihen-Nr.1
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3055 Kbytes
Artikel-Nr.2151200
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2.

Buron war aufgestanden, um sie zu begrüßen. Haar und Bart waren grau, im Militärschnitt, und rahmten das Gesicht eines Bassets ein, der die Welt um sich herum mit einem stets freundlichen, aber traurigen Blick bedachte. Er war noch einen guten Kopf größer als Capestan, die selbst schon groß war. Und einen guten Bauch dicker. Trotz seiner gutmütigen Erscheinung strahlte Buron eine Autorität aus, mit der sich niemand anlegte. Anne Capestan reichte ihm das Buch von Tom Wolfe. Sie hatte einen Knick in den Einband gemacht, und eine verärgerte Falte erschien auf der Stirn des Directeur. Sofort entschuldigte sie sich, obwohl sie nicht verstand, wie man so viel Wert auf Gegenstände legen konnte. Er antwortete, nicht doch, das sei überhaupt nicht schlimm, meinte aber kein Wort davon ernst.

Auf den breiten Sesseln hinter Buron erkannte sie Fomenko, den früheren Leiter der Drogenfahndung, der mittlerweile stellvertretender Regionaldirektor war, und Valincourt, der vom Direktor der Kriminalbrigade zum Direktor aller Zentralbrigaden aufgestiegen war. Sie fragte sich, was diese hohen Tiere hier wollten. Mit Blick auf ihre letzten Diensthandlungen war eine Beförderung mehr als unwahrscheinlich. Mit einem liebenswürdigen Lächeln ließ sie sich dem Triumvirat gegenüber nieder und wartete auf das Urteil.

»Gute Neuigkeiten«, fing Buron an. »Die Untersuchung der Dienstaufsicht ist abgeschlossen. Ihre Freistellung ist vorbei, Sie werden wiedereingegliedert. Der Vorfall kommt nicht in Ihre Akte.«

Eine gewaltige Last fiel von ihr ab. Freude durchströmte ihre Adern und drängte sie, rauszugehen und zu feiern. Trotzdem zwang sie sich, konzentriert zu bleiben.

»Ihre neue Verwendung beginnt im September. Ihnen wird die Leitung einer Brigade anvertraut.«

Jetzt wurde sie misstrauisch. Dass man sie wiedereingliederte, kam unerwartet, dass man sie beförderte, war verdächtig. Burons Rede klang wie das Knöchelknacken vor einer Ohrfeige.

»Mir? Eine Brigade?«

»Es handelt sich um ein besonderes Programm«, erklärte Buron und schaute durch sie hindurch. »Im Zuge einer Umstrukturierung der Polizei zur Optimierung der Arbeitsleistung ist eine zusätzliche Brigade geschaffen worden. Sie ist mir direkt unterstellt und umfasst nur die unorthodoxesten Beamten.«

Während Buron seine Ansprache herunterbetete, langweilten sich seine Komplizen zu Tode. Fomenko studierte desinteressiert die Sammlung alter Orden in Burons Vitrine. Dann und wann strich er sich durch das weiße Haar, rückte seine Anzugweste zurecht oder betrachtete die Sohle seiner Cowboystiefel. Die kräftigen behaarten Unterarme, die aus den hochgekrempelten Hemdsärmeln ragten, erinnerten daran, dass er einem mit einem Schlag die Kauleiste brechen konnte. Valincourt, ein hagerer Typ mit kantigen Zügen und dunkler Haut, fummelte an seiner silbernen Uhr herum, als würde er am liebsten die Zeit vordrehen. Hinter seinem Häuptlingsprofil schien eine tausendfach wiedergeborene Seele zu wohnen. Er lächelte nie, sondern trug ständig eine abweisende Miene zur Schau, als belästige man Seine Majestät. Sicherlich war all seine Aufmerksamkeit höheren Überlegungen, einem reineren Leben gewidmet. Gewöhnliche Sterbliche wagten nur selten, ihn zu stören. Anne Capestan beschloss, ihrer aller Leiden zu verkürzen.

»Soll heißen?«

Der lockere Ton missfiel Valincourt. Ruckartig fuhr seine spitze Hakennase herum, wie bei einem Raubvogel. Er warf Buron einen fragenden Blick zu. Es brauchte allerdings mehr, um den Directeur zu erschüttern. Buron ließ sich sogar zu einem Lächeln herab, als er sich in den Tiefen seines Sessels aufrichtete.

»Na schön, Capestan, dann noch mal zum Mitschreiben: Wir säubern die Behörde, um die Statistiken aufzupolieren. Wir stecken alle Alkoholiker, Schläger, Depressiven, Faulpelze und so weiter, alle, die unsere Abteilungen behindern, aber nicht gefeuert werden können, zusammen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Unter Ihrem Kommando. Ab September.«

Anne Capestan hütete sich davor, irgendeine Reaktion zu zeigen. Sie wandte ihr Gesicht zum Fenster und verfolgte das Spiel der blauen Spiegelungen auf der Scheibe. Dann richtete sie ihren Blick auf die winzigen schimmernden Wellen der Seine unter dem klaren Himmel, während ihr Gehirn arbeitete.

Eine Abstellkammer. Ganz einfach. Das war die Essenz von Burons Rede. Oder eher ein Abfalleimer. Ein sehr großes Modell. Eine Einheit der Verstoßenen, die Schandbullen des ganzen Departements vereint in einem Müllcontainer. Und sie war das Sahnehäubchen auf dem Müllhaufen.

»Warum ich?«

»Sie haben als Einzige den Dienstgrad eines Commissaire«, erwiderte Buron. »Im Normalfall kündigen sich die Pathologien anscheinend schon vor dem Auswahlverfahren an.«

Sie hätte wetten können, dass diese ganze Sache auf seinem Mist gewachsen war. Weder Valincourt noch Fomenko wirkten, als würden sie das Programm gutheißen, der eine aus Verachtung, der andere aus Desinteresse. Beide hatten Wichtigeres zu tun, diese Geschichte hielt sie bloß auf.

»Wen kriege ich?«, fragte Capestan.

Buron bückte sich, um die unterste Schublade seines Schreibtisches zu öffnen. Er zog eine dicke Mappe heraus und warf sie auf die Schreibtischunterlage aus flaschengrünem Maroquin. Die Mappe war unbeschriftet. Eine Brigade ohne Namen. Der Directeur suchte von den verschiedenen Brillen, die unter seiner Schreibtischlampe aufgereiht waren, eine mit Horngestell aus. Seine Nasenquetscher wählte er je nachdem, ob er einen beruhigenden, modernen oder strengen Eindruck vermitteln wollte. Er schlug die Mappe auf und fing an zu lesen.

»Agent Santi, seit vier Jahren krankgeschrieben, Capitaine Merlot, Alkoholiker - «

»Alkoholiker? Dann dürfte es ziemlich voll bei uns werden ...«

Buron klappte die Mappe zu und reichte sie ihr.

»Nehmen Sie sie mit, und gehen Sie sie in Ruhe durch.«

Capestan wog die Mappe in der Hand. Sie war so schwer wie das Pariser Telefonbuch.

»Wie viele sind wir nach Ihrer Säuberung ? Das halbe Departement?«

Der Directeur lümmelte sich wieder in seinen Sessel, und unter seinem Gewicht knarzte das Leder herzzerreißend.

»Offiziell ungefähr vierzig.«

»Von wegen Brigade, das ist ja fast eine Hundertschaft«, bemerkte Fomenko spöttisch.

Vierzig. Polizisten, die Kugeln, stundenlange Observationen, zu viele Kilos und Scheidungen im Namen des Gesetzes auf sich genommen hatten, nur um jetzt auf dem Abstellgleis zu landen, dem Ort, an den man sie verfrachtete, damit sie endlich ihre Entlassung beantragten. Anne Capestan fühlte mit ihnen. Seltsamerweise zählte sie sich nicht dazu. Buron seufzte und setzte die Brille ab.

»Capestan, die meisten sind seit Jahren raus aus dem System. Sie werden sie nie zu Gesicht bekommen, geschweige denn zum Arbeiten bewegen. Das sind nichts weiter als Namen, die existieren für uns praktisch nicht mehr. Und falls doch mal ein paar aufkreuzen, dann bloß, um Kugelschreiber zu klauen. Machen Sie sich keine Illusionen.«

»Welche aus dem Gehobenen dabei?«

»Ja. Die Lieutenants Dax und Évrard und die Capitaines Merlot und Orsini.«

Buron machte eine Pause und betrachtete eingehend den Bügel seiner Brille, mit dem er herumspielte.

»José Torrez ist ebenfalls Lieutenant.«

José Torrez. Alias Schlemihl. Der Unglücksbringer, der schwarze Kater. Also hatten sie endlich einen Platz für ihn gefunden. Es hatte nicht gereicht, ihn zu isolieren, nein, man musste ihn noch weiter wegschieben. Capestan kannte Torrez vom Hörensagen. Jeder Bulle in ganz Frankreich kannte Torrez vom Hörensagen und bekreuzigte sich, wenn er vorbeiging.

Angefangen hatte alles mit einem einfachen Unfall: Sein Partner hatte bei einer Verhaftung einen Messerstich abgekriegt. Alltag. Während er sich erholte, war seine Vertretung ebenfalls verletzt worden. Berufsrisiko. Der Nächste hatte sich eine Kugel und drei Tage Koma eingefangen. Der Letzte war von einem Haus gestürzt und gestorben. Alle vier Mal war jeglicher Verdacht gegen José Torrez ausgeräumt worden. Er hatte sich in keinster Weise schuldig gemacht, nicht einmal der Fahrlässigkeit. Aber seitdem klebte sein Ruf wie Pech an ihm. Er brachte Unglück. Niemand wollte mehr mit ihm zusammenarbeiten, niemand wollte ihn berühren, und kaum einer schaute ihm noch in die Augen. Außer Anne Capestan, die sich nicht um irgendwelche Flüche scherte.

»Ich bin nicht abergläubisch.«

»Warten Sie ein paar Wochen«, verkündete Valincourt mit Grabesstimme.

Fomenko nickte und unterdrückte ein Schaudern. Der tätowierte Drache an seinem Hals - ein Andenken an seine Anfänge beim Militär - zitterte. Heute trug Fomenko einen breiten weißen Schnauzer, der sich fächerartig unter seiner Nase ausbreitete wie ein struppiger Schmetterling. Komischerweise passte er sogar ganz gut zum Drachen.

Wie immer, wenn Torrez´ Name gefallen war, senkte sich Schweigen über das Zimmer. Buron brach es als Erster.

»Und dann ist da noch Commandant Lebreton.«

Dieses Mal setzte Capestan sich auf.

»Der von der obersten Dienstaufsicht?«

»Genau der«, sagte Buron und hob schicksalsergeben die Hände. »Der hat es Ihnen nicht leicht gemacht, ich weiß.«

»Ja, der Kritiker der noblen Sache war nicht gerade entgegenkommend. Aber wie ist er bei dieser Truppe gelandet? Der IGS gehört nicht zur Kriminalpolizei.«

»Es hat eine Beschwerde gegeben, irgendwas wegen persönlicher Differenzen, auf jeden Fall eine interne Geschichte,...

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Autor

Sophie Hénaff ist Journalistin, deren humoristische Kolumne in der französischen Cosmopoltan eine riesige Fangemeinde hat. Kommando Abstellgleis ist ihr Krimidebüt, der Auftakt einer Serie um Kommissarin Anne Capestan und ihre Brigade der Ausrangierten. Das Buch war in Frankreich ein Bestseller und wurde in zahlreiche Länder verkauft.