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Im finsteren Eis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.09.2017
In der Kälte hört dich niemand schreien
Als sich die Crew des Versorgungsschiffes Arctic Promise plötzlich im Zentrum eines Orkans findet, ahnen die von Wind und Wetter gehärteten Männer nicht, dass dies erst der Beginn ihrer Irrfahrt ist. Vom rücksichtslosen Kapitän immer weiter in die schwarze, eisige See getrieben, läuft das Schiff in einer gigantischen Eisscholle auf. In Kälte und Dunkelheit eingeschlossen, bricht eine seltsame Krankheit unter den Männern aus. Doch sie sind nicht alleine. In der Ferne sind die Umrisse eines zweiten Schiffes zu sehen. Dunkel, bedrohlich ... In ihrer Verzweiflung machen sich die Überlebenden auf, um nach Rettung zu suchen. Sie ahnen nicht, dass in dem Schiff bereits etwas haust ... etwas Böses ...


Bracken MacLeod arbeitete als Anwalt, Philosophielehrer und Martial-Arts-Trainer. Doch sein Herz gehört dem Schreiben. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten sind in renommierten Genremagazinen erschienen, in Amerika gilt MacLeod schon jetzt als eine der aufregendsten Neuentdeckungen in der Spannungsliteratur.
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Produkt

KlappentextIn der Kälte hört dich niemand schreien
Als sich die Crew des Versorgungsschiffes Arctic Promise plötzlich im Zentrum eines Orkans findet, ahnen die von Wind und Wetter gehärteten Männer nicht, dass dies erst der Beginn ihrer Irrfahrt ist. Vom rücksichtslosen Kapitän immer weiter in die schwarze, eisige See getrieben, läuft das Schiff in einer gigantischen Eisscholle auf. In Kälte und Dunkelheit eingeschlossen, bricht eine seltsame Krankheit unter den Männern aus. Doch sie sind nicht alleine. In der Ferne sind die Umrisse eines zweiten Schiffes zu sehen. Dunkel, bedrohlich ... In ihrer Verzweiflung machen sich die Überlebenden auf, um nach Rettung zu suchen. Sie ahnen nicht, dass in dem Schiff bereits etwas haust ... etwas Böses ...


Bracken MacLeod arbeitete als Anwalt, Philosophielehrer und Martial-Arts-Trainer. Doch sein Herz gehört dem Schreiben. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten sind in renommierten Genremagazinen erschienen, in Amerika gilt MacLeod schon jetzt als eine der aufregendsten Neuentdeckungen in der Spannungsliteratur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641201623
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.09.2017
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse767 Kbytes
Artikel-Nr.2151272
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Die unermess­liche Leere unter ihnen schäumte und wogte, drang zu ihnen empor, um sie in die eisige Dunkelheit zu ziehen. Tosend versuchte sie, jeden Einzelnen von ihnen zu umschließen. Ihr kalter Schoß forderte sie auf, in den düsteren Ursprung allen Lebens zurückzukehren und zu sterben, jeder Mann für sich allein in der dunklen Stille.

Das Meer peitschte gegen das Schiff, die Wellen krachten gegen die Außenwand, und der Kapitän versuchte, es vor den Wind zu bringen. Er steuerte direkt in die Wellen, um die Wucht des Aufpralls zu verringern. Während er das Steuerrad herumriss, sprangen die Crewmitglieder in ihre Klamotten. Die Männer schnappten sich Vorschlaghämmer und Baseballschläger und eilten den anderen Deckarbeitern zu Hilfe, um wie eine mittelalter­liche Armee der Kavallerie entschlossen Widerstand zu leisten. Noah kämpfte mit seiner wasserdichten Kleidung, versuchte, Hose und Jacke anzuziehen, und stopfte seine Hände in ein Paar unförmiger Handschuhe, die ihn nur für kurze Zeit vor Erfrierungen schützen würden. Als sich das Schiff zur Seite neigte, taumelte er durch den Gang, darum bemüht, nicht den Halt zu verlieren, bevor er überhaupt draußen im Sturm war. Er zwängte seinen Fuß in einen der Stiefel und wankte von seinem Spind fort, als er ermit dem Kopf gegen die Schottwand geschleudert wurde. Er spürte ein Knacken in der Schulter, gefolgt von einem Schmerz, der sich langsam in seinem Körper ausbreitete. Noah biss auf die Zähne und rappelte sich wieder auf; er musste zu den anderen aufs Ladedeck. Er durfte nicht jetzt schon schlappmachen.

Zwei Deckarbeiter schoben sich an ihm vorbei, wodurch er das Gleichgewicht verlor und ins Straucheln kam. »Aus dem Weg, Cabot!«, brüllte einer von ihnen. Obwohl der zweite Mann hinter seinem Kollegen freie Bahn hatte, stieß er Noah ebenfalls zur Seite und beschimpfte ihn, weil er so langsam war. Noah lief hinter den beiden Männern Richtung Tür, um sich dem Sturm entgegenzustellen.

Draußen auf dem Ladedeck konnte er am Horizont das Meer nicht vom Nachthimmel unterscheiden. Der peitschende Wind und der Regen wetteiferten mit den Wellen, die auf das Deck krachten. Das einzig Helle in der Dunkelheit waren die Gischt auf dem Wasser und die immer dicker werdende Eisschicht auf dem Schiff, die von den Scheinwerfern auf dem höher gelegenen Vorderdeck angestrahlt wurde. Über die Seitenwand schoss ein Schwall Wasser und überzog das Eis mit einer weiteren Schicht; sobald die Männer eine davon fortgeschlagen hatten, bildete sich sofort eine neue. Normalerweise war es zu gefährlich, die Männer bei diesem Wetter nach draußen zu schicken, aber das Schiff hatte bereits Schlagseite, und wenn die Eisschicht noch dicker wurde, konnte ihr Gewicht das Schiff zum Kentern bringen. Dann würden vielleicht nicht nur ein paar der Männer dem Sturm zum Opfer fallen, dann würden sie alle im Meer den Tod finden.

Noah ließ seinen Blick über das Schiff wandern, um zu sehen, wo er den anderen Deckarbeitern zur Hand gehen konnte, als ihn eine wütende Stimme aufforderte, sich in Bewegung zu setzen. Der Bootsmann Serge Boucher ragte vor ihm empor, aber seine Worte wurden von dem Wind und den tosenden Wellen verschluckt.

»Was?«, schrie Noah.

Serge drückte ihm einen orangefarbenen Vorschlaghammer in die Hände, beugte sich zu ihm vor und brüllte: »Nach achtern! Schlagen Sie das Eis auf der Luvseite weg!« Er packte Noah mit einer Hand, die so groß wie die Pranke eines Eisbären war, und stieß ihn von der Schottwand fort hinaus auf das Ladedeck. Noah rutschte und stolperte über die vereiste Oberfläche und hatte Mühe, nicht gegen die Container und Kisten zu stoßen. Die Arctic Promise war unterwegs in den Nordosten der Tschuktschensee und hatte eine Lieferung für die Bohrplattform Niflheim von OrbitOil an Bord. Auch ohne einen Sturm in Orkanstärke, der drohte, ihr Schiff zum Kentern zu bringen, war die Fahrt schon beschwerlich genug.

Schließlich hatte Noah wieder Halt unter den Füßen und bahnte sich seinen Weg zwischen den Containern zur Planke des Seitendecks, das sich oberhalb des Hauptdecks befand. Er kletterte auf den schmalen Steg, als eine Welle gegen das Schiff krachte, sodass er nichts mehr sah und sich verschluckte; beinahe wäre er über die Reling nach unten auf das Ladedeck geschleudert worden. Vielleicht würde er nicht ertrinken und sich stattdessen den Hals brechen. Er nahm seinen Hammer und schlug zu. Der Aufprall ließ seine Arme erzittern, und um ein Haar wäre der Hammer ins Meer gefallen. Doch er hielt ihn fest umklammert, nahm all seine Kraft zusammen und schlug erneut zu. Und dann noch mal und noch mal, bis die Eisschicht abplatzte und in den Ozean rutschte.

Erneut brach eine Welle über das Schiff herein und nahm Noah die Sicht. Das Wasser drückte gegen seinen Körper und zerrte an ihm. Er hielt sich so gut er konnte an der Reling fest, bis die Welle über ihn hinweggespült war, dann schwang er trotzig seinen Hammer. Er würde nicht zulassen, dass der Sturm ihn holte. Nicht während er hier stand, den Hammer kampfbereit in seiner Hand.

Hinter ihm drang ein Schrei durch den Sturm, gefolgt von einem Ausruf kollektiven Entsetzens, was ihm mehr Angst einjagte als die eisigen Wassermassen, die ihm die Luft zum Atmen raubten. Er fuhr herum, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Stahltrosse, mit der Container Nummer sechs befestigt war, riss und sich löste. Sie sauste unkontrolliert hin und her und fegte knapp über die Köpfe seiner beiden Kollegen Henry und Theo hinweg. Dann schnellte sie zurück und knallte Funken sprühend gegen die Reling zu seiner Linken. Schützend hob Noah die Hände in die Höhe. In diesem Moment schleuderte ihn eine weitere Welle gegen die Reling und riss ihm die Füße unter den Beinen weg. Er ging zu Boden und knallte mit dem Kopf gegen den Gitterrost. Dann sah er Sterne; die einzigen, die heute Nacht zu sehen waren. Er spürte in der Wange einen stechenden Schmerz, bevor sie wieder kalt und taub wurde. Trotz des Dröhnens in seinen Ohren konnte er hören, wie Serge durch den Sturm etwas brüllte. »Machen Sie das Scheißding wieder fest! Sofort!«

Noahs Augen brannten, und seine Wimpern waren von Eis verklebt. Mit seinen vollgesaugten Handschuhen kratzte er sie wieder frei und rappelte sich auf. Er konnte den Männern unten auf dem Deck nicht helfen, sondern nur dabei zusehen, wie sie gegen den Sturm und die schwere Fracht ankämpften. Aber auch er musste einen Job erledigen. Schlag das Eis auf der Luvseite ab. Er war an den äußersten Rand der Ozeane verbannt worden, und er wusste, dass die Crew ihm keine Träne nachweinen würde, wenn er hier draufging. Sobald sich das Meer wieder beruhigt und das Schiff die Niflheim erreicht hätte, würde der Kapitän die Firma darüber informieren, dass sie einen weiteren Mann auf See verloren hätten, um sich dann seine wohlverdiente Nachtruhe zu gönnen. Man würde Versicherungsansprüche geltend machen und Verzichtserklärungen einreichen, bevor schließlich die Versicherungssumme ausgezahlt wurde. Nach Noahs Tod würde Geld von einer Tasche in die andere wandern, und hoffentlich würde ein Teil davon bei seiner Tochter landen. Für die meisten Menschen, die er kannte, war er tot mehr wert als lebendig, aber nicht für sie.

Er drosch mit dem Hammer erneut auf das Eis ein, bis die Metallreling endlich frei war. Dann lief er weiter, den Hammer in den Sturm gereckt; seine Arme brannten vor Erschöpfung. Hinter ihm war ein Quietschen und Jaulen zu hören. Als er einen Blick über die Schulter warf, sah er, wie der riesige Container, der sich gelöst hatte, auf einen der Deckarbeiter zurutschte - durch das tosende Unwetter hindurch konnte er undeutlich eine gelbe Regenjacke erkennen, die hinter dem grauen Koloss verschwand. Die anderen schafften es nicht, die Fracht zu befestigen, und es spielte keine Rolle, wie viel Eis Noah beseitigte, wenn an Deck Menschen zerquetscht wurden. Sie brauchten Hilfe.

Er rannte zur Leiter am Ende der Planke und kletterte nach unten. Um die vertäute Ladung herum lief er zu den Männern, die versuchten, den losen Container zu sichern, und dabei mit der Winde und der Kette, mit dem Sturm und dem Regen zu kämpfen hatten. Felix lag auf dem Rücken. das Gesicht rot von dem austretenden Blut, das vom Wasser immer wieder fortgespült wurde. Zwei Männer mit zurückgeschobenen Kapuzen versuchten, ihn vom Container fortzuziehen. Noah eilte ihnen zur Hilfe.

»Warum zum Henker haben Sie die Planke verlassen?«, brüllte Serge.

»Ich dachte ...«

»Es ist mir scheißegal, was Sie denken!« Serge packte Felix am Handgelenk und legte dessen Arm über seine Schultern, während er die anderen Besatzungsglieder, die versuchten, dem Deckarbeiter hochzuhelfen, fortstieß. Er hob den verletzten Matrosen auf die Beine und drehte ihn von den anderen weg. Felix verzog schmerzerfüllt das Gesicht, doch er beklagte sich nicht. »Cabot! Hierher, sofort!«, rief Serge. Noah schob sich unter Felix´ freien Arm und legte ihm die Hand um die Taille. Serge ließ Felix´ anderen Arm wieder los und riss Noah den Hammer aus der Hand. Der Bootsmann ragte wie ein zorniger Donnergott vor ihm empor, dazu bereit, ihn niederzustrecken. Stattdessen drückte er den Hammer einem der Deckarbeiter in die Hand. Ohne weitere Anweisung rannte der Mann los, um die Eisschicht auf dem Seitendeck an Backbord fortzuschlagen. Serge nickte und warf Noah einen vernichtenden Blick zu, um ihm zu signalisieren, was er von einem Deckarbeiter erwartete. Oder wie Noahs Großvater immer gesagt hatte: Wenn ich dich auffordere zu springen, dann fragst du mich in der Luft »wie...

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Bracken MacLeod arbeitete als Anwalt, Philosophielehrer und Martial-Arts-Trainer. Doch sein Herz gehört dem Schreiben. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten sind in renommierten Genremagazinen erschienen, in Amerika gilt MacLeod schon jetzt als eine der aufregendsten Neuentdeckungen in der Spannungsliteratur.