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Frau Schick macht blau

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
319 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am19.07.20131. Aufl. 2013
Das Glück liegt oft ganz nah ...


Wenn alle Menschen einen Garten hätten, dann sähe die Welt bestimmt gleich besser aus, denkt Frau Schick. In ihrem just geerbten Kleingarten vor den Toren der Stadt, kommt sie endlich ein wenig zur Ruhe. Die hat die rüstige Witwe dringend nötig, muss sie sich doch gegen die Entmündigung in ihrer Firma wehren, die Hochzeit ihrer Freundin Nelly planen und einen Esel in Not retten. Alles könnte gut sein - wäre ihr kleines Paradies nicht auf einmal gefährdet. Die Kleingartenanlage soll einem Bauprojekt weichen, der Abrissbagger steht bereits vor dem Zaun. Doch noch ist nicht alles verloren ...




Legen Sie sich mit Frau Schick in die Hängematte, und machen Sie ein paar Stunden blau!
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Produkt

KlappentextDas Glück liegt oft ganz nah ...


Wenn alle Menschen einen Garten hätten, dann sähe die Welt bestimmt gleich besser aus, denkt Frau Schick. In ihrem just geerbten Kleingarten vor den Toren der Stadt, kommt sie endlich ein wenig zur Ruhe. Die hat die rüstige Witwe dringend nötig, muss sie sich doch gegen die Entmündigung in ihrer Firma wehren, die Hochzeit ihrer Freundin Nelly planen und einen Esel in Not retten. Alles könnte gut sein - wäre ihr kleines Paradies nicht auf einmal gefährdet. Die Kleingartenanlage soll einem Bauprojekt weichen, der Abrissbagger steht bereits vor dem Zaun. Doch noch ist nicht alles verloren ...




Legen Sie sich mit Frau Schick in die Hängematte, und machen Sie ein paar Stunden blau!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838724652
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum19.07.2013
Auflage1. Aufl. 2013
Seiten319 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188441
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Eins steht fest: Auf die Frage »Wie geht es Ihnen heute?« sollte man Psychiatern nie, niemals eine Antwort geben. Zumindest keine ehrliche und erst recht keine, in der eine verstorbene Schreckschraube mit Hut, Stalin und ein Kleiderschrank vorkommen. So etwas bringt Psychiater vollkommen durcheinander. Das ist Frau Schick, geborener Freifrau Rosalinde von Todden, inzwischen klar.

Leider zu spät.

Sie war so erleichtert über ihr negatives Alzheimergutachten, das druckfrisch vor diesem Doktor Grünschnabel auf dem Schreibtisch liegt, dass sie sich ihm freimütig anvertraut hat. Dabei hat sie noch beim Reinkommen gedacht, dass so ein Milchgesicht in zu großem Arztkittel nichts von Kobolden, Geistern und verdammten Seelen versteht. Schon gar nicht von ostpreußischen! Und es muss sich um ein Gespenst handeln. Alle vernünftigen Erklärungen hat sie durchprobiert. Es gibt keine. Frau Schick rutscht unruhig auf ihrem Stuhl herum.

Eine Schande, dass Professor Dr. Ludrikeit heute nicht da ist, der hätte vielleicht Bescheid gewusst und ein Gegenmittel gekannt. Sie haben sich letzte Woche so reizend über seine Vorfahren aus Schernuppchen beim ehemaligen Insterburg unterhalten. Das lag zwar eine Ecke weg von Gut Pöhlwitz in Masuren, wo Frau Schick ihre ersten elf Lebensjahre verbracht hat, aber Gespenster gab es in Ostpreußen überall. Kaum ein Dorf, in dem bei Gewitter nicht geweihte Kerzen entzündet wurden. Pöhlwitzens Kutscher haben vor jeder Ausfahrt dreimal kreuzweise mit der Peitsche geknallt und die Räder beim Wagenschmieren linksrum gedreht, damit der Leibhaftige nicht mitfährt. Dorfschuster Popesch hat seine tote Mutter im rechten Knie verspürt, wenn ein Todesfall bevorstand, im linken, sobald eine Hochzeit fällig war, und Frau Schicks Amme, die olle Schemutat, hat nie ein Brot verschenkt, ohne zuvor ein Eckchen abzuschneiden. Damit der Segen im Haus zurückbleibt.

Aber von so was hat dieser hektische Doktor Pillermann, der heute hinter dem Professorenschreibtisch sitzt und gerade nach einem neuen Kugelschreiber sucht, weil er einen bereits leer geschrieben hat, keine Ahnung. Außerdem hört er ihr zu ihrem Ärger nicht richtig zu. Womit fast 78-jährige Damen wie sie leider immer rechnen müssen.

Darum ist ihr Gespräch bislang gründlich schiefgelaufen. So schief, dass Frau Schick sich langsam plemplem vorkommt. Ist sie aber nicht. Das hat Professor Ludrikeit, der Kölner Spezialist für Gerontologie und Nervenheilkunde, vor einer Woche zweifelsfrei festgestellt.

Eigentlich ist sie heute nur hergekommen, um das Gutachten abzuholen und es umgehend an die Schick und von Todden Parkhausbau GmbH weiterzuleiten. Damit in der Firma, ihrer ehemaligen Firma, niemand mehr behaupten kann, sie habe den Geschäftsvorsitz aufgegeben und den gesamten Sums ihrem Patensohn überschrieben, weil sie an Altersschwachsinn leide. Pah!

Sie hat auch nicht - das ist die jüngste Frechheit aus Reihen des Geschäftsvorstands - jahrelang wichtige Papiere verschlampt, wodurch nun ein Millionengeschäft auf der Kippe steht. Frau Schick verzieht verächtlich das Gesicht. Hinter derart unverschämten Anwürfen steckt bestimmt wieder Intrigant Pottkämper, den sie von ihrem Verstorbenen, Kölns Parkhauskönig Paulchen Schick, leider mitgeerbt hat. Als persönlichen Referenten.

Noch mal pah!

Pottkämper ist ein Kuckucksei von Schwerenöter Paulchen. Ein nutzloser Lackaffe, der in teuren Anzügen und handgenähten Budapestern an den Füßen den Baulöwen markiert, dabei versteht er vom Geschäft so viel wie eine Kuh vom Stricken. Trotzdem hat er sich als Pauls illegitimer Sohn Hoffnung auf ihren Chefsessel gemacht und zu diesem Zweck an einem Märchen über ihr angeblich morsches Oberstübchen gebastelt.

Diesen Grüßaugust in Lackaffenschuhen hätte Frau Schick vor der Firmenübergabe natürlich am liebsten gefeuert oder - weit besser - zum Pförtner degradiert, aber ihr Patensohn Johannes war dagegen. Er hat sich für eine friedliche Lösung ausgesprochen, weil »sich nicht zu rächen auch eine Rache ist«. Das soll der mal Pottkämper beibringen, der hartnäckig an den Gerüchten über ihren Geisteszustand festhält.

Also wirklich! Fast hätte Frau Schick ihrer Empörung lauthals Luft gemacht. Sie verschludert oder verhindert doch keine Millionenverträge! Sie hat weiß Gott Besseres zu tun. Vor allem gilt es, eine Hochzeit vorzubereiten, aber stattdessen muss sie sich hier einem Verhör unterziehen.

Herrje, Doktor Grünschnabel hat einen frischen Kuli gefunden und überfliegt seine bisherigen Notizen. Auf zur nächsten Fragerunde.

»Jetzt noch mal von vorn, Frau Schick. Verstehe ich Sie richtig? Stalin lebt in ihrem Kleiderschrank, trägt einen Hut, leuchtet grün und hinterlässt nachts Fußabdrücke auf dem Schlafzimmerteppich?«

Frau Schick seufzt ergeben. Wenn man es auf diese Weise zusammenfasst, klingt es wirklich bedenklich nach Dachschaden. »Junger Mann, Sie haben überhaupt nichts verstanden«, sagt sie. »Auf Stalin tippt meine Haushälterin, aber die Fußstapfen auf meinem Teppich können nicht von ihm gewesen sein. Erstens lasse ich ihn nie ins Haus, zweitens trägt er keinen Damenhut, und drittens lebt er nicht bei mir, sondern beim Weihnachtsmann.«

»Stalin lebt beim Weihnachtsmann?«

Der klingt ja immer irrer! Und klickt wie besessen am Kugelschreiber herum, macht sie ganz nervös, dabei ist er es offenbar.

»Hören Sie, ich nenne den Kerl nur den Weihnachtsmann, weil er eine rote Bommelmütze trägt und einen grauen Wallebart hat, der aussieht wie ein geplatztes Sofakissen. Dass ein Mann in diesem Alter noch derartig viele Haare hat, sogar in der Nase! Und die Frisur! Wenn ich es mir recht überlege, sieht er mehr aus wie Karl Marx auf Stütze. Er trägt zur Bommelmütze nämlich Blaumann.«

»Wer?«

»Der Weihnachtsmann, Herrgott im Himmel noch mal!«

»Das ist ... äh ... wirklich interessant. Erzählen Sie weiter, Frau Schick.« Der Jungpsychologe klickt erneut mit seinem Kugelschreiber. »Der Weih-nachts-mann ... sieht aus ... wie Karl Marx!«

Jemine, jetzt fängt der auch noch an, laut buchstabierend, kompletten Unsinn aufzuschreiben! Frau Schick bemüht sich um Contenance. Dabei ist diese Begriffsstutzigkeit wahrlich schwer zu ertragen. »Junger Mann, es geht hier doch gar nicht um den Weihnachtsmann!«

»Nicht?«

»Nein! Der Weihnachtsmann ist nur irgendein verdrehter Stadtstreicher oder Rumstreuner, der seit einiger Zeit jede Nacht bei mir klingelt, um ...«

Halt, nein, das mit dem Schrebergarten, den der alte Zauselbart ihr andrehen will, sagt sie jetzt besser nicht, sonst kommen sie nie zum eigentlichen Thema zurück. »Der Weihnachtsmann kommt, um zu betteln!«, sagt sie schließlich. »Immerhin bin ich nicht unvermögend und für meine Wohltätigkeitsarbeit bekannt.«

Komischerweise will der Kerl allerdings nie etwas annehmen. Na, seine Sache. Sie will auch keinen Schrebergarten.

Irritiert schaut der Arzt von seinen Notizen auf. Er sieht fast ein bisschen enttäuscht aus. »Es gibt also gar keinen Weihnachtsmann?«

Der müsste sich mal selber reden hören! Solche Fragen stellen gewöhnlich Sechsjährige. »Selbstverständlich gibt es den Weihnachtsmann«, sagt Frau Schick geduldig, »aber er ist kein Gespenst, sondern ein alter Rumtreiber.«

»Und Stalin?«

»Ist sein Hund!«

»Und den haben Sie Stalin getauft?«

»Nein, das war Karl Mar..., also dieser Stadtstreicher. Ich glaube, es macht ihm Spaß, dem betagten Kläffer Befehle wie Platz, Stalin! zuzurufen. Am Anfang fand ich das übrigens recht drollig. Es zeugt von Esprit und Fantasie. An guten Tagen kann Stalin sogar noch Männchen machen, wissen Sie.«

Jetzt fängt der wieder an, hektisch auf dem Kugelschreiber rumzuklicken!

»Dann gibt es also überhaupt keine Gespenster in Ihrer Villa?«

Herrje, ist dieser Grünschnabel schwer von Kapee!

»Doch. Meine Tante Freda von Todden, der die Villa früher mal gehört hat.«

Klick-klick macht es wieder. Nur leider nicht im Kopf des Grünschnabels. »Verstehe«, sagt er langsam. »Und Ihre Tante lebt also in Ihrem Kleiderschrank.«

»Junger Mann. Gespenster leben nicht mehr, sie sind tot, das macht die Sache ja erst grauenhaft.«

Na, wenigstens benutzt er seinen Kugelschreiber jetzt wieder zum Schreiben, und sie sind beim Thema!

»Das war Freda von Todden allerdings auch, solange sie lebte«, ergänzt Frau Schick. »Ich meine grauenhaft, nicht tot«, setzt sie hastig hinzu. Wenn der sich nicht konzentrieren kann, muss sie es wenigstens versuchen, dabei würde sie jetzt wirklich lieber über Hochzeitskleider nachdenken. Und die Torte! Die Torte ... Sie muss gleich dringend zu Printen Schmitz, um zu probieren. Nelly könnte Nougat mögen. Schon dumm, dass sie nicht einfach nachfragen kann, aber das Hochzeitsfest soll eine Überraschung für sie sein. Bräutigam Herberger ist bestimmt nicht so fürs Süße oder - Gott bewahre - Sahnekringel! Herberger hasst falsche Verzierungen. Das muss sie sich notieren.

»Kann ich mir kurz mal Ihren Kugelschreiber ausborgen?«

Der Grünschnabel blickt unwirsch von seinen Notizen auf, rückt den Kuli aber nicht raus. »Ist diese Frieda erst kürzlich verstorben?«, fragt er stattdessen.

»Welche Frieda?«, hakt Frau Schick spitz nach. Sie weiß natürlich, wer gemeint ist, aber der Grünschnabel soll endlich merken, wie unkonzentriert er zuhört.

»Ihre Tante.«

»Die hieß nicht Frieda, sondern Freda! Freda von Todden war die Schwester meines Vaters. Sie ist seit 1965 tot und auf eigenen Wunsch verbrannt...
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