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Horror Factory - German Gothic: Das Schloss der Träume

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
80 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.02.20141. Aufl. 2014
HORROR FACTORY: Neue Horror-Geschichten. Deutsche Autoren. Digitale Originalausgaben. Das ganze Spektrum des Phantastischen. Von Gothic bis Dark Fantasy. Vampire, Zombies, Serienmörder und das Grauen, das in der menschlichen Seele wohnt. Erscheint monatlich. Jeder Band in sich abgeschlossen. ACHTUNG: Hören Sie auf Ihr Navi! Nehmen Sie nie die falsche Ausfahrt! Sonst könnte es Ihnen ergehen wie Günther Krebs, der ein einziges Mal nicht achtgibt. Abseits der befahrenen Wege gelangt er in eine Stadt, die auf keiner Karte verzeichnet ist: Mahringen. Überragt von einem uralten Schloss, beherrscht von einem geheimnisvollen Grafen. Und Günthers scheinbar geradlinig verlaufendes Leben gerät buchstäblich aus der Bahn... Nächste Folge: 'Ich bin böse!' von Vincent Voss.mehr

Produkt

KlappentextHORROR FACTORY: Neue Horror-Geschichten. Deutsche Autoren. Digitale Originalausgaben. Das ganze Spektrum des Phantastischen. Von Gothic bis Dark Fantasy. Vampire, Zombies, Serienmörder und das Grauen, das in der menschlichen Seele wohnt. Erscheint monatlich. Jeder Band in sich abgeschlossen. ACHTUNG: Hören Sie auf Ihr Navi! Nehmen Sie nie die falsche Ausfahrt! Sonst könnte es Ihnen ergehen wie Günther Krebs, der ein einziges Mal nicht achtgibt. Abseits der befahrenen Wege gelangt er in eine Stadt, die auf keiner Karte verzeichnet ist: Mahringen. Überragt von einem uralten Schloss, beherrscht von einem geheimnisvollen Grafen. Und Günthers scheinbar geradlinig verlaufendes Leben gerät buchstäblich aus der Bahn... Nächste Folge: 'Ich bin böse!' von Vincent Voss.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838752006
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.02.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Reihen-Nr.18
Seiten80 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188969
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Als er am Morgen erwachte, verspürte Krebs einen Bärenhunger. Die Sonne schien in das Zimmer und ließ es freundlich und nicht ganz so altmodisch erscheinen wie im Licht der orangefarbenen Lampen. Krebs duschte ausgiebig und begab sich erfrischt und ausgeschlafen in den Gastraum, wo ihn die Bedienung vom vorherigen Abend begrüßte.

Er aß drei der außergewöhnlich knusprigen Brötchen und genoss den aromatischen Kaffee, dessen Duft ihm schon auf der Treppe entgegengedrungen war. Dann fiel ihm ein, dass er ja Lux wegen eines neuen Termins anrufen sollte. Sein Mobiltelefon funktionierte jedoch immer noch nicht.

»Sagen Sie, haben Sie hier auch keinen Empfang?«, fragte er die Bedienung, als sie ihm Kaffee nachschenkte.

»Ich habe nicht mal ein Handy«, gestand sie. »Wozu auch? Sie werden in der ganzen Stadt kein Netz bekommen. Wir sind, was das betrifft, leider vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten.«

»Ist denn schon mal jemand auf den Gedanken gekommen, auf einem der umliegenden Hügel eine Sendeanlage zu installieren?«

»Ich denke, es hat mehrere Versuche gegeben. Sie dürften am Widerstand des Grafen gescheitert sein. Ihm gehören sämtliche Ländereien rund um Mahringen, und er mag derartige technische Neuerungen nicht.«

»Dieser Graf … Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass man ihn trifft? Ich meine … Sie haben seine Burg ja gleich vor der Haustür …«

»Ein Schloss, keine Burg!«, warf sie lachend ein. »Es ist viele Jahrhunderte her, dass anstelle des jetzigen Schlosses eine trutzige Burg stand. Das ist der Teil, der heute noch privat genutzt wird. Der vordere Bereich, den Sie von hier aus sehen, entstand viel später.« Sie hielt inne und schien nachzudenken. »Um aber auf Ihre Frage zurückzukommen … Nein, ich selbst bin dem Grafen noch nicht begegnet. Er lebt jetzt sehr zurückgezogen, aber die älteren Mahringer erinnern sich noch recht gut an ihn.«

»Nun gut, ich werde ihn wohl auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich reise heute ab.«

»Oje, das habe ich ja vollkommen vergessen!« Sie legte die Hand vor den Mund. »Es hat jemand für Sie angerufen … eine Frau. Es ging um einen geschäftlichen Termin. Ich habe den Namen der Firma leider nicht verstanden.«

»Was hat sie gesagt?« Krebs konnte nicht verstehen, wie man etwas derart Wichtiges vergessen konnte.

»Warten Sie, ich habe es mir notiert.«

Immerhin das, knurrte er in Gedanken und blickte ihr hinterher, als sie zur Rezeption stöckelte.

Sie kehrte umgehend zurück.

»Sie hat den heutigen Termin abgesagt. Der Direktor fühle sich noch nicht gut und werde sich bei Ihnen melden, sobald es ihm besser gehe.«

»Das ist ja …«, Krebs verspürte Zorn in sich aufsteigen. Immerhin hatte Lux um dieses Treffen gebeten und ihm versichert, dass es um eine wichtige Angelegenheit gehe. Krebs hatte die Unannehmlichkeit der weiten Anreise auf sich genommen. Gut, daran, dass er vom Weg abgekommen war, trug Lux keine Schuld, aber …

»Er lässt sich entschuldigen«, fuhr die Bedienung fort, »und bittet Sie, sich bis morgen zu gedulden. Die Ihnen entstehenden Kosten einschließlich der Hotelrechnung übernehme er selbstverständlich.«

Gut, das war ein Wort! Krebs lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über den Schlossplatz schweifen, auf dem sein Wagen nun alleine stand.

Es versprach ein sonniger Tag zu werden. Vielleicht würde er sich erst einmal in eines der Cafés im Ort setzen. Jedenfalls wollte er das Beste aus der Situation machen.

Erschien ihm Mahringen mit seinen engen Gassen, den kleinen, versteckten Parks und verwinkelten Wehranlagen anfangs noch wie ein Labyrinth, so durchschaute er doch recht bald das System, nach dem die Stadt errichtet worden war. Ausgehend vom Schloss war Mahringen im Laufe der Jahrhunderte gewachsen, so hatten sich zuerst die Alt- und dann die sogenannte Neustadt gebildet, die Ende des fünfzehnten Jahrhunderts mit einer mächtigen Befestigungsanlage umgeben worden waren.

Im Schatten eines hoch aufragenden Hauses mit ungewöhnlichem Sägezahngiebel entdeckte er ein winziges Geschäft. Es handelte sich um ein Antiquariat. Ein Großteil des Sortiments schien aus Büchern zu bestehen, von denen viele recht alt und zumindest auf den ersten Blick interessant schienen. Als Krebs genauer hinsah, stellte er fest, dass es sich um medizinische und wissenschaftliche Nachschlagewerke handelte. Dennoch konnte er der Versuchung nicht widerstehen und betrat den Laden, begleitet von dem leisen Klingen eines Glockenspiels.

Es war, als trete er in eine andere Zeit ein. Die Einrichtung des Geschäfts war auf angenehme Weise altertümlich. Der Geruch der Bücher mischte sich mit dem Duft würzigen Pfeifentabaks. Hinter einem Arbeitstisch, auf dem Kartonagen, Kleber und Stifte ausgebreitet lagen, saß ein Mann, der nur kurz aufblickte, als Krebs eintrat. Er konzentrierte sich darauf, einen Bucheinband auszubessern und gleichzeitig die Bruyèrepfeife in Gang zu halten, die in seinem Mundwinkel stak.

Unverantwortlich, hier zu rauchen, dachte Krebs. Auf sein deutlich vernehmliches »Guten Morgen!« erhielt er als Antwort nur ein mürrisches Brummen.

Krebs schaute sich in dem Laden um. Wie so oft, wenn er solche Geschäfte aufsuchte, war er enttäuscht über die Auswahl der Bücher. Echte Raritäten gab es leider selten zu entdecken. Die waren meist längst von professionellen Sammlern abgegriffen worden.

Vor einem Regal, das einen Teil des Raumes abtrennte, blieb er jedoch stehen. Ein Buch war nicht wie die anderen in einer Reihe einsortiert, sondern so aufgestellt, dass man seine Vorderseite sehen konnte. Es handelte sich offensichtlich um ein Unikat. Der Ledereinband von rostbrauner Farbe war mit einem Muster nach vermutlich mittelalterlichem Vorbild geprägt. Krebs strich mit den Fingerspitzen darüber; es fühlte sich angenehm an. Dann schlug er das Buch auf. Die Seiten aus dickem, leicht vergilbtem Papier waren leer. Auf der ersten Seite stand oben rechts mit Bleistift geschrieben der Preis: »DM 22,00«.

»Interessieren Sie sich dafür?« Der Inhaber des Ladens hatte von seiner Arbeit aufgeblickt. »Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wie alt es ist, aber ich würde es Ihnen für acht Euro überlassen.«

Das war in Krebs' Augen ein angemessener Preis. »Ich nehme es!«, hörte er sich sagen.

Der Verkäufer beeilte sich, ihm das Buch aus der Hand zu nehmen, und wollte es in eine braune Papiertüte stecken, als ein lautes Räuspern beide herumfahren ließ. Das Buch entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden.

»Entschuldigen Sie«, sagte der Mann, der sich im abgetrennten Teil des Geschäfts aufgehalten haben musste. Er musterte ihn kurz und zog eine Braue hoch. Dann hob er das Buch auf, ohne Krebs aus den Augen zu lassen. Sein Blick war durchdringend, die Färbung seiner Iris interessant; braun mit grauen und grünen Lichtern. »Schauen Sie, es hat zum Glück keinen Schaden genommen.«

Er klappte das Buch zu und reichte es dem Verkäufer rätselhaft lächelnd. Dann nickte er Krebs zu und verließ das Geschäft.

»Ein seltsamer Kerl«, murmelte Krebs und legte das abgezählte Geld auf den Verkaufstisch. »Ich habe ihn vorher gar nicht gehört.«

»Der taucht immer unerwartet auf. Wie ein Geist!«, entgegnete der Verkäufer, packte das Buch ein und gab es Krebs. »Ich wünsche Ihnen viel Freude daran.«

Krebs war froh, dem Dämmerlicht und der verbrauchten Luft des Antiquariats entkommen zu können. Er trat auf die Hauptstraße hinaus und atmete tief durch.

Nun hatte er Hunger! Es war jedoch gar nicht so leicht, ein Lokal zu finden, das durchgehend geöffnet hatte, und schließlich musste er sich mit der Imbisstheke des kleinen Supermarktes zufriedengeben. Aber es war ihm egal. Heute Abend würde er im Hotel essen. Auf die Preise brauchte er nun nicht mehr zu achten. Lux übernahm ja alle Kosten.

Die Sonne hatte inzwischen ihren höchsten Stand erreicht und lud dazu ein, das bescheidene Mahl unter freiem Himmel einzunehmen. Zum Marktplatz waren es nur wenige Meter.

Krebs nahm auf einer Steinbank Platz, die rund um den Marktbrunnen errichtet worden war. Herzhaft biss er in das Leberkäsebrötchen. Köstlich! Obwohl seit dem Frühstück keine drei Stunden vergangen waren, hatte er einen Hunger wie ein Wolf! Unter freiem Himmel schmeckte es eben einfach besser.

Er betrachtete die schmucken Fachwerkbauten, aus denen ein einzelnes, größeres Gebäude hervorragte. Wirtshaus Zum Storchen stand auf einer Tafel an der Fassade, und: um 1490 erbaut. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden war es ganz aus Stein errichtet und erinnerte ihn an das Haus mit dem Sägezahngiebel.

Leider war auch dieses Wirtshaus ganz offensichtlich geschlossen. Die zum Teil mit Spitzbögen versehenen Fenster waren vollkommen verstaubt, sodass man kaum hindurchsehen konnte.

Krebs lehnte sich zurück. Wenn er ehrlich war, hatte er schon lange nicht mehr so gut entspannen können. Die Geschäfte hatten es in den letzten Jahren nicht zugelassen, dass er für längere Zeit in Urlaub ging, und die einzelnen freien Tage hatte er genutzt, um dringend notwendige Arbeiten an seiner Eigentumswohnung durchzuführen, das Grab seiner Eltern zu pflegen oder den Wagen über den TÜV zu bringen. Oft war er auch einfach krank geworden und hatte das Bett hüten müssen, um gleich nach seiner Genesung wieder zur Firma zu fahren.

Er wusste, dass sein Lebensstil nicht unbedingt gesundheitsfördernd war, fühlte sich in dem System jedoch so gefangen, dass ein Ausbrechen völlig unmöglich erschien. Von verschiedenen Seiten war ihm prophezeit worden, dass er eines Tages einen Burn-out erleiden würde. Doch auch die Gewissheit,...
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