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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
510 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.08.20151. Aufl. 2015
Eine Whisky-Brennerei mit langer Tradition, ein Schloss auf der wildromantischen Isle of Skye, dazu ihr liebevoller Verlobter Gordon - was könnte sich die junge Shona MacLeod mehr wünschen? Doch die Wahrheit ist alles andere als rosig, denn die Brennerei steht kurz vor dem Aus und der angeblich so aufmerksame Gordon spinnt eine finstere Intrige, um Shona endgültig an sich zu binden. Er ahnt nicht, dass sein vermeintlicher Helfershelfer für Shona zum Retter in der Not werden möchte...mehr

Produkt

KlappentextEine Whisky-Brennerei mit langer Tradition, ein Schloss auf der wildromantischen Isle of Skye, dazu ihr liebevoller Verlobter Gordon - was könnte sich die junge Shona MacLeod mehr wünschen? Doch die Wahrheit ist alles andere als rosig, denn die Brennerei steht kurz vor dem Aus und der angeblich so aufmerksame Gordon spinnt eine finstere Intrige, um Shona endgültig an sich zu binden. Er ahnt nicht, dass sein vermeintlicher Helfershelfer für Shona zum Retter in der Not werden möchte...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732506934
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum13.08.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Seiten510 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2190067
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
LONDON, DEZEMBER 2014

Fröstelnd stand Dona MacLeod am Fenster ihres Zimmers und suchte dort draußen die Themse, doch was sie sah, war nichts als Nebel. Sie war Nebel gewöhnt, nirgends war es so neblig wie in ihrer Heimat, der Isle of Skye, der Hauptinsel der Inneren Hebriden. Aber irgendwie war der Nebel nach ihrem Empfinden hier anders. Er lag wie eine zähe graue Masse über der Stadt, als wäre er aus Beton. Der Nebel zu Hause in Portree war mehr wie eine Wolke, die sich genauso schnell wieder auflöste, wie sie gekommen war. Anders als in London, wo das Wetter manchmal tagelang gleich bleiben konnte, gebärdete es sich auf der Insel wie eine launische Diva. Regen, Sonne, Hagel, Sturm und Nebel wechselten sich in rasantem Tempo ab. Schon von Kindheit an war Dona darauf eingestellt, dass sich ein strahlend blauer Himmel urplötzlich durch vom Meer kommende dunkle Wolken in völlige Finsternis verwandeln - wie auch ein düsterer Himmel von einer Minute zur anderen aufreißen konnte. In ihrer Schultasche war neben den Büchern, Heften und der Federtasche stets ein Regenschutz gewesen. Den hatte Dona allerdings zur großen Sorge ihrer Mutter selten benutzt. Sie liebte es nämlich, ungeschützt gegen Sturm und Nässe anzukämpfen, und war so manches Mal klitschnass aus der Schule gekommen. »Du bekommst eine Lungenentzündung«, hatte ihre Mutter sie stets gewarnt, aber merkwürdigerweise war sie wesentlich seltener an Grippe erkrankt als jene Schulfreundinnen, die sich in Wind und Wetter nur geschützt herausgewagt hatten.

Warum muss ich bloß jetzt an Portree denken, fragte sich Dona, sie hatte so lange nicht mehr an Zuhause gedacht. Sie wandte sich ab und legte sich noch einmal unter das warme Federbett. Es war neun Uhr, und sie hatte einen ekelhaften Kater. Warum sollte sie aufstehen? Sie musste heute nicht ins Restaurant. Das Tianavaig hatte gestern seine Pforten für immer geschlossen. Bis tief in die Nacht hatten sie Abschied gefeiert und alles vernichtet, was die Whisky-Bar noch hergegeben hatte. Sie ballte die Fäuste, wenn sie nur daran dachte. Das Tianavaig war gerade auf Erfolgskurs gewesen, aber der Vermieter versprach sich mehr davon, an einen Modeladen zu vermieten, und hatte ihnen gekündigt. Damit war ihr Traum vom eigenen Restaurant wie eine Seifenblase geplatzt.

Dona war kaum eingeschlafen, als es an ihrer Tür klopfte. Verschlafen setzte sie sich auf. »Wer stört?«, brummte sie und spürte das Hämmern in ihrem Schädel deutlich. Sie hatte eindeutig zu viel getrunken.

Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Amy trat zögernd ins Zimmer. Sie sah auch nicht besser aus als sie, sondern verquollen und übernächtigt.

»Ginge, ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber auf unserer Reservierungsnummer war ein Anruf für dich.«

Amy hatte ihr den Spitznamen »Ginge« verpasst, weil sie behauptete, noch niemals zuvor so dickes, langes rotes Haar gesehen zu haben.

»Was kümmert uns, wer auf den Anrufbeantworter vom Tianavaig quatscht. Wir müssen ja nicht jedem Gast persönlich vom Ende unseres Traums berichten«, erwiderte Dona trotzig und wollte sich wieder die Bettdecke über den Kopf ziehen, aber etwas in der Miene ihrer Freundin hielt sie davon ab.

»Ich glaube nicht, dass es ein Gast war. Er gab sich als alter Freund von dir aus und meinte, es sei dringend. Er bittet um Rückruf. Ich habe dir mal seinen Namen und seine Nummer notiert.« Amy reichte Dona einen Zettel.

»Gordon MacArran? Ach du Schreck, woher hat der denn unsere Nummer?«

»Einer deiner vielen Verehrer?«, lachte Amy.

Dona stieß einen tiefen Seufzer aus. »Schlimmer, wir waren mal verlobt!«

»Was? Du warst mal verlobt? Davon weiß ich ja gar nichts!« Amy setzte sich auf die Bettkante der Freundin: »Erzähl!«

»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er war mein erster Freund. Die Familien kannten sich. Schon als wir Kinder waren, orakelte man in Portree über unsere gemeinsame Zukunft. Eigentlich war das für alle ziemlich klar. Ich heirate Gordon und bekomme viele kleine MacArrans ...« Es war Dona gar nicht lieb, derart überraschend von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden.

»Und dann?«

Dona rollte genervt mit den Augen. »Willst du es wirklich wissen? Es ist nicht gerade ein Ruhmesblatt für mich.«

»Dann erst recht. Ich habe mich immer schon gewundert, dass du so wenig aus deiner Jugend erzählst. Ich habe es mir damit erklärt, dass Mädchen aus Portree braver sind als Girls, die in London aufgewachsen sind.«

»Genau, dabei könnten wir es doch belassen. Ich hatte nur einen Freund, Gordon, mit dem ich verlobt war und ...«

»Und?«

»Okay, okay, du gibst ja eh keine Ruhe, bis ich dir die ganze Geschichte erzählt habe ... Also, die Hochzeit war geplant. Meine Mutter ist völlig darin aufgegangen, sie war sogar mit mir nach Edinburgh gefahren, um das Hochzeitskleid zu kaufen. Ich sah aus wie ein Baiser, aber ich habe mich nicht gewehrt, weil ich schon längst Zweifel an dem Theater hatte. Mir war das alles zu vorgezeichnet, wenn du verstehst?«

»Oh ja, mich hätte keiner in einen Baiser gezwängt. Aber wie war er? Hast du ihn geliebt? Konntest du nicht mit ihm reden und ihm sagen, dass dir das ganze Drumherum zu viel wird?«

Es fiel Dona nicht leicht, über diesen Teil ihres Lebens zu reden, den sie gern für immer verdrängt hätte. Und sofort kam auch wieder das schlechte Gewissen Gordon gegenüber hoch. Und nicht nur ihm, sondern auch ihren Eltern gegenüber.

»Sagen wir mal so. Ich mochte ihn. Ich kannte ja keinen anderen, jedenfalls nicht näher. Und mit sechzehn war ich auch sehr verknallt in ihn, weil Gordon einfach der attraktivste Typ der ganzen Insel war. Er war umschwärmt und studierte schon in Edinburgh Jura. Er stammt aus einer traditionellen Notarfamilie, und für ihn gab es keinen Zweifel, dass er in die Fußstapfen von Vater, Großvater und Urgroßvater treten würde, so wie ich dann ...« Sie unterbrach sich, denn es kostete sie wirklich Überwindung, über diese alte Geschichte zu sprechen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Zettel in der Hoffnung, dass es sich um einen anderen Gordon handelte, aber es gab keinen Zweifel. Auch die Telefonnummer sprach Bände. Keine Frage: Es war die Vorwahl von Portree.

»So wie du?«, hakte Amy ungeduldig nach.

»Wie ich die Whisky-Destillerie meines Vaters erben sollte.«

»Wow, deshalb deine fundierten Kenntnisse.«

»Ja, ich habe gleich nach der Highschool dort gearbeitet.«

»Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Wie ging es weiter?« Aus Amys Augen blitzte die nackte Neugier.

»Wir haben uns nur am Wochenende gesehen, und die ersten Jahre war es auch schön, vor allem bin ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich ein anderes Leben führen dürfte als das, was alle von mir erwarteten. Aber kurz vor der Hochzeit kamen mir erhebliche Zweifel. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, doch zu studieren, wie ich es eigentlich schon immer gewollt hatte, und über den Tellerrand hinauszusehen.«

»Und warum hast du das deiner Familie und deinem Verlobten nicht genauso gesagt?«

»Habe ich«, seufzte Dona. »Mein Vater hat gesagt, du musst nicht Wirtschaft studieren, um unser Unternehmen weiterzuführen, du musst dich nur von mir anlernen lassen. Damit war für ihn das Thema durch. Und Gordon hat ihm beigepflichtet. Nach dem Motto: Du wirst vor Ort gebraucht. Du bist die Stütze deines Vaters, bla bla bla, die beiden Männer waren jedenfalls immer einer Meinung.«

»Hm, klingt doch nicht so märchenhaft, wie ich anfangs dachte. Ich sah dich schon als reiche Highlandprinzessin.«

»Haha, aber ich habe mich einfach nicht getraut, ihnen die Wahrheit zu sagen. Dass ich ersticke, wenn ich mich nicht wenigstens einmal in die Welt da draußen wage. Weißt du, es ist schwer, wenn die anderen dein Schicksal bereits besiegelt haben.«

»Und was hast du getan? Hast du deinen Gordon etwa am Traualtar stehengelassen?«

Dona lachte gequält. »Nicht ganz. Ich habe eine Woche vor der Hochzeit meine Sachen gepackt und mich heimlich davongeschlichen. Erst nach Edinburgh und dann weiter nach London.«

»Oh je, und wie haben sie reagiert?«

Dona zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe Gordon und auch meinen Eltern Briefe dagelassen, in denen ich versucht habe, mich zu erklären. Und nach ein paar Monaten habe ich zu Hause angerufen, mein Vater war dran, und weißt du, was er sagte?«

»Ich kann es mir fast denken«, stöhnte Amy und nahm ihre Freundin in den Arm.

»Ich habe keine Tochter mehr, hat er ins Telefon gebrüllt«, murmelte Dona und die ganze verdrängte Trauer nahm so von ihr Besitz, dass sie in Tränen ausbrach. Amy wiegte die Freundin tröstend in ihrem Arm, bis Dona sich seufzend aufrichtete.

»Jetzt kennst du meine Geschichte. Und du kannst dir vorstellen, dass ich nicht mehr daran denken wollte. Diese Mischung aus schlechtem Gewissen und der Verletzung, dass mein Vater mich verstoßen hat, war unerträglich.«

»Vielleicht hat er das nur im Zorn gesagt und es gar nicht so gemeint.«

»Was meinst du, wie oft ich mir das vorgestellt habe und den Hörer in der Hand hatte, um zu Hause anzurufen, aber ich habe mich nicht getraut.«

»Und wie lange ist das her?«

»Acht Jahre.«

Amy deutete auf den Zettel mit Gordons Nummer, den Dona immer noch verkrampft in ihrer Hand hielt.

»Und wirst du ihn anrufen?«

»Wenn ich das wüsste. Ich frage mich nur, wie er überhaupt an die Reservierungsnummer vom Tianavaig gekommen ist.«

»Keine Ahnung. Finde es heraus. Er scheint dich jedenfalls nicht vergessen zu haben....
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