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Don't Kiss Ray

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am07.04.20171. Auflage
Waffeln zum Frühstück, Shitstorm am Abend Am Waffelstand eines Musikfestivals lernen Jill und Ray sich kennen und zwischen ihnen funkt es sofort. Leider fällt das verabredete Date einem Gewittersturm zum Opfer und Jill stellt sich darauf ein, dass sie Ray nie wiedersehen wird - nur um später, beim Konzert der Nachwuchsband 'Broken Biscuits', aus allen Wolken zu fallen: Der Leadsänger der Band, dessen Poster (nicht nur) die Wand ihrer besten Freundin schmückt, ist kein anderer als Ray! Und damit nicht genug: 'Hallo, Mädchen mit der Puderzuckernase, falls du da bist ... Tut mir leid, dass es vorhin nicht geklappt hat. Versuchen wir es morgen noch mal?', ruft er ins Publikum. Und handelt sich und Jill ungeahnte Probleme ein: Nicht nur, weil Ray laut Vertrag keine Freundin haben darf, sondern vor allem, weil ein fanatischer Fan die beiden fotografiert hat und im Netz eine wahre Hetzjagd lostritt. Jill und Ray müssen sich trennen, bevor ihre Beziehung richtig begonnen hat, doch vergessen können sie sich nicht ...

Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der 'Agathe', dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel 'Mordskind' und 'Die Eisheilige' wurden vom ZDF verfilmt.
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Produkt

KlappentextWaffeln zum Frühstück, Shitstorm am Abend Am Waffelstand eines Musikfestivals lernen Jill und Ray sich kennen und zwischen ihnen funkt es sofort. Leider fällt das verabredete Date einem Gewittersturm zum Opfer und Jill stellt sich darauf ein, dass sie Ray nie wiedersehen wird - nur um später, beim Konzert der Nachwuchsband 'Broken Biscuits', aus allen Wolken zu fallen: Der Leadsänger der Band, dessen Poster (nicht nur) die Wand ihrer besten Freundin schmückt, ist kein anderer als Ray! Und damit nicht genug: 'Hallo, Mädchen mit der Puderzuckernase, falls du da bist ... Tut mir leid, dass es vorhin nicht geklappt hat. Versuchen wir es morgen noch mal?', ruft er ins Publikum. Und handelt sich und Jill ungeahnte Probleme ein: Nicht nur, weil Ray laut Vertrag keine Freundin haben darf, sondern vor allem, weil ein fanatischer Fan die beiden fotografiert hat und im Netz eine wahre Hetzjagd lostritt. Jill und Ray müssen sich trennen, bevor ihre Beziehung richtig begonnen hat, doch vergessen können sie sich nicht ...

Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der 'Agathe', dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel 'Mordskind' und 'Die Eisheilige' wurden vom ZDF verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423431682
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum07.04.2017
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse948 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.2271568
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Samstagmorgen, wir stehen auf dem Schulparkplatz und hören uns zum tausendsten Mal die Warnungen unserer Eltern vor Drogen, Alkohol und Sex an. Dann, endlich, steigen wir in den Van, und Paul, der seit einem Monat den Führerschein hat, lässt den Motor an und gibt Gas. Ich sehe meine Mutter winken und werfe ihr eine Kusshand zu, ehe wir um die Ecke biegen.

»YES!«, schnauft Fabienne. »Das wäre geschafft. Leute, die Freiheit liegt vor uns, ist das nicht der Wahnsinn?« Mit glänzenden Augen dreht sie sich zu uns um.

»Mann, ich dachte schon, sie hören nie mehr auf, uns vollzulabern«, stöhnt Jonas. Er sitzt mit Katja Händchen haltend ganz hinten, Linda und ich haben die mittlere Bank der Familienkutsche, die Pauls und Fabiennes Eltern gehört.

»Nur weil die sich vor hundert Jahren auf den Open Airs bis zum Anschlag zugedröhnt haben, denken sie, wir machen das genauso«, analysiert Linda glasklar, und ich sage: »Ein Wunder, dass sie uns überhaupt weggelassen haben.«

»Das habt ihr nur mir zu verdanken«, verkündet Paul. »Eurer erwachsenen, volljährigen Aufsichtsperson. Also benehmt euch, Kiddies, und tut immer schön, was ich sage.« Er sucht im Rückspiegel Augenkontakt mit Linda und mir und fügt breit grinsend hinzu: »Und ihr Mädels überlegt euch schon mal, wie ihr euch bei mir revanchieren könnt.«

»Träum weiter«, sagt Linda.

Hinter uns lässt Jonas sein typisches grunzendes Lachen hören.

»Komm wieder runter und schau gefälligst auf die Straße.« Um ihre Worte zu unterstreichen, schnippt Fabienne, die neben Paul sitzt, mit dem Finger gegen sein rechtes Ohr.

Die Fahrt ist lang und die Gegend öde, und weil ich vor lauter Aufregung zu einer aberwitzigen Zeit aufgestanden bin, döse ich nach einer Weile ein.

 

 

Um die Mittagszeit kommen wir auf dem Festivalgelände an. Es ist schon einiges los, aber schließlich finden wir eine freie Stelle, die groß genug ist für drei Zelte, und laden unseren Krempel aus. Dann stehen wir da, umringt von Taschen, Schlafsäcken und eingepackten Zelten, und grinsen uns gegenseitig an. Da sind wir also. Das Mixtape, unser erstes Festival.

Was ich bis jetzt davon gesehen habe, gleicht einem großen, chaotischen Zeltlager. Auf der Hauptbühne macht eine Band gerade Soundcheck. Verheißungsvolle Sirenenklänge in unseren Ohren, sodass wir Mühe haben, genauso cool zu wirken wie die vier Schluffis neben uns, die in ausgeleierten Trainingshosen auf Klappstühlen vor einem Uralt-Wohnmobil herumhängen. Wir sagen »Hi«, machen eine Runde Small Talk, und beginnen mit dem Aufstellen der Zelte. Fabienne hatte angeboten, ein Zelt für Linda, sich und mich zu organisieren, was wir dankbar angenommen haben. Jetzt packt sie es aus und Linda und ich bekommen prompt einen Schreikrampf: Zum Vorschein kommt etwas, das so quietschrosa ist, dass einem davon die Augen tränen.

»Das ist ein dunkles Pink«, erklärt Fabienne, was es aber nicht besser macht. Fehlt nur noch ein riesiges Hello-Kitty-Emblem obendrauf! Paul und Jonas fotografieren das Ding mit ihren Handys. Zwar gibt es hier in der Einöde kein Netz, das haben wir gleich als Erstes ausgetestet, aber natürlich werden sie es sofort nach unserer Rückkehr in die Zivilisation posten.

»Eher schlafe ich im Freien als da drin«, verkünde ich.

»Bitte schön«, meint Fabienne. »Du kannst ja zu Paul ins Zelt ziehen. Aber der schnarcht und furzt und garantiert wird er dich begrapschen.«

»Niemand schläft im Zelt des Häuptlings«, erklärt Paul und verschränkt die Arme vor seiner breiten Brust.

Ich versuche es bei Katja und Jonas: »Wollen wir nicht tauschen? Diese Farbe ist doch eher was für Frischverliebte.«

»No way«, schallt es mir synchron entgegen, und schon sitzen sie schnäbelnd wie die Wellensittiche vor ihrem Pop-up-Zelt und machen Selfies.

»Denkt heute Nacht daran, die Liebesblase, in der ihr euch befindet, ist nicht schalldicht!«, ermahne ich die beiden.

Katja kuschelt sich demonstrativ noch enger an Jonas und antwortet: »Aus dir spricht der blanke Neid, Jill, aber ich verzeihe dir.«

Da mag etwas dran sein. Es ist nicht so, dass ich Katja um Jonas beneide. Jonas ist eher farblos und manchmal noch ziemlich kindisch mit seinen siebzehn Jahren. Und Katja ist meine Freundin, schon deshalb gönne ihr alles Glück der Welt. Doch da ist dieses Leuchten in Katjas Augen, wenn sie ihn ansieht, und da ist dieser neue Klang in ihrer Stimme, wenn sie mit ihm redet, und darum habe ich Angst, dass sich jetzt alles ändern könnte.

Linda, Fabienne, Katja und ich. Seit wir vor sechs Jahren zusammen aufs Gymnasium gekommen sind, ist dieser Viererbund eine feste Größe. Besonders während der vergangenen Monate waren meine drei Freundinnen für mich der einzig sichere Anker, an den ich mich klammern konnte, während sich der Rest meiner Welt in Stücke auflöste. Nein, ich mag keine Veränderungen, und schon gar nicht jetzt. Aber wen kümmert schon, was ich mag und was nicht?

Natürlich ist Katja noch immer unsere Freundin, aber dennoch gehört sie auf einmal in eine andere Kategorie: Sie ist jetzt eine, die einen festen Freund hat. Es war uns immer klar, dass so etwas früher oder später passieren würde, und für diesen Fall haben wir uns gegenseitig hoch und heilig geschworen, trotz Freund und Verliebtsein auf keinen Fall abzutauchen und die Freundinnen zu vernachlässigen. Bis jetzt hat Katja diesen Spagat zwischen Jonas und uns dreien recht passabel hingekriegt, das muss man ihr lassen.

Ich gebe klein bei und pfeffere meine Sporttasche und den Schlafsack in die pinkfarbene Höhle. Wenigstens hat die Ätzfarbe den Vorteil, dass man unsere Behausung tagsüber schon von Weitem sofort erkennt, was sich bei meinem miserablen Orientierungssinn noch als Vorteil erweisen dürfte.

Kaum stehen die Zelte, setzt sich Fabienne vor den Eingang, zwirbelt ihr langes blondes Haar zu einem Knoten und beginnt, sich zu schminken, wobei sie den Spiegel zwischen den Knien eingeklemmt hält.

»Wie, du brezelst dich jetzt schon auf?«, fragt Linda.

»Klar. Könnte ja sein, dass ihr in der nächsten Minute ihr Traumtyp begegnet«, lästere ich.

»Sehr wahrscheinlich, bei dem Meer an Eleganz, das uns hier umgibt.« Linda deutet nach nebenan, wo uns die Schluffis mit ihren Bierdosen zuprosten.

»You better be prepared. Man kann nie wissen.« Unbeirrt kleistert Fabienne weiter ihre langen, hochgebogenen Wimpern mit Mascara zu. Es ist mir schleierhaft, wie sie überhaupt noch die Augen aufhalten kann. Aber in Wahrheit hätte ich auch gern solche Wimpern und so große blaue Puppenaugen.

»Garantiert lauert ihr ein Model-Scout bei den Dixiklos auf«, kichere ich.

»Könnt ihr Mädchen eigentlich auch mal an was anderes denken als an Kerle und euer Aussehen?«, nölt Paul.

»Was schlägst du denn vor?«, entgegnet Fabienne.

»Essen.«

Wir Mädchen sehen uns an und verdrehen synchron die Augen, weil wir haargenau dasselbe denken: typisch Jungs!

»Richtig«, hakt Jonas sofort ein. »Ich verhungere.«

»Hast du nicht im Getränkemarkt sechs Gläser Würstchen eingepackt?«, erinnert Fabienne ihren Bruder.

»Ja, schon. Aber die schmecken scheiße.«

»Warum hast du sie dann gekauft?«, frage ich.

»Für mein Lieblingsgetränk, Wodka-Wurstwasser«, erklärt er, woraufhin Fabienne sich von ihrem Spiegelbild losreißt, die Arme in die Luft wirft und mit theatralischer Verzweiflung ruft: »Da seht ihr, was ich seit sechzehn Jahren durchmache! Ich lebe praktisch mit einem Orang-Utan in einem Haushalt.«

Jonas meint, er hätte vorhin, beim Reinfahren, einen Stand mit Crêpes gesehen.

»Crêpes«, röchelt Linda, und auch mir läuft beim Gedanken daran die Spucke im Mund zusammen.

»Wer geht los und holt welche?«, fragt Fabienne. Sie ist meistens diejenige, die organisiert. Auch dass wir hier zusammen auf dem Mixtape sind, hat im Großen und Ganzen sie in die Wege geleitet.

Das Ergebnis ist mau. Jeder erfindet blitzschnell eine Ausrede und Paul braucht gar nichts zu sagen, denn es ist ohnehin klar, dass er in den kommenden zwei Tagen keinen Finger rühren wird. Wir werden von Glück sagen können, wenn wir ihn nicht mit einer Sänfte herumtragen müssen. Aber auch ich habe nicht das geringste Bedürfnis, mich aufzudrängen. Ich sollte stattdessen lieber duschen gehen, erkenne ich, nachdem ich verstohlen an meiner Achselhöhle geschnüffelt habe.

Fabienne stößt einen Seufzer aus: »Okay, Leute, ihr wollt es nicht anders: Arschkarte.«

Immerhin eine Chance von 5:1, davonzukommen.

Wir setzen uns zwischen unsere drei Zelte im Kreis auf Strandmatten und heben reihum je eine Karte von dem Stapel in der Mitte ab. In der dritten Runde ziehe ich das Herzass. Die Arschkarte. »Weil ein Herz wie ein umgedrehter Arsch aussieht«, hat Linda irgendwann einmal erklärt, und natürlich auch wegen Ass - ass.

Linda und ich befinden uns gerade auf einem heftigen Anti-Romantik-Trip. Lindas Grund dafür liegt auf der Hand: Eine Ewigkeit von sechs langen Monaten hat sie einen gewissen Tom aus ihrer Nachbarschaft angeschmachtet. Bis sie vor ein paar Wochen erleben musste, wie er zur Party von ihrem sechzehnten Geburtstag eine Tussi anschleppte, die direkt aus einer RTL-II-Reality-Show entsprungen zu sein schien.

»Wenn das sein Geschmack ist, mach drei Kreuze«, haben wir sie zu trösten versucht. Linda hat tapfer genickt, aber ich weiß genau, dass sie wegen Tom immer noch geknickt ist, auch wenn sie so tut, als wäre sie längst drüber...
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Autor

Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der "Agathe", dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel "Mordskind" und "Die Eisheilige" wurden vom ZDF verfilmt.