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Sturmfeuer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am05.03.20181. Auflage
Bei der diesjährigen Regatta vor Helgoland verschwindet ein Junge aus seinem Segelboot. Kurz darauf ereignet sich an den Klippen ein unerklärlicher Todesfall. Polizistin Anna Krüger ist sich sicher: So viele Unglücke in so kurzer Zeit können kein Zufall sein. Entgegen den Erkenntnissen des LKA und den Ansichten ihres Vorgesetzten Paul ermittelt Anna weiter. Dabei stößt sie auf ein tragisches Geheimnis, das weit zurückreicht - bis zu den höllischen Bombennächten von 1945, in denen die Inselbewohner ihre Heimat verloren.
'Auch der zweite Erzberg-Krimi hat Leinwandqualitäten, ist aber zunächst mal absolut lesenswert.'
Südwest Presse
'Eine spannende Lektüre für den Sommerurlaub.' Zwei nach Eins (Radio Bremen)
'Tim Erzberg hat ein düsteres, beklemmendes Kammerspiel geschaffen'
Brigitte (über Hell-Go-Land)


Tim Erzberg entschloss sich nach dem Jurastudium, Literaturagent zu werden. Er vertrat unter anderem den berühmtesten deutschen Strafverteidiger Rolf Bossi und Zvi Aharoni, den Mann, der Adolf Eichmann aus Argentinien entführte, sowie mehrere ehemalige Geheimagenten. Seine dunklen Erfahrungen verarbeitet Tim Erzberg in Geschichten, in denen es nicht einfach nur Gut und Böse gibt.
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Produkt

KlappentextBei der diesjährigen Regatta vor Helgoland verschwindet ein Junge aus seinem Segelboot. Kurz darauf ereignet sich an den Klippen ein unerklärlicher Todesfall. Polizistin Anna Krüger ist sich sicher: So viele Unglücke in so kurzer Zeit können kein Zufall sein. Entgegen den Erkenntnissen des LKA und den Ansichten ihres Vorgesetzten Paul ermittelt Anna weiter. Dabei stößt sie auf ein tragisches Geheimnis, das weit zurückreicht - bis zu den höllischen Bombennächten von 1945, in denen die Inselbewohner ihre Heimat verloren.
'Auch der zweite Erzberg-Krimi hat Leinwandqualitäten, ist aber zunächst mal absolut lesenswert.'
Südwest Presse
'Eine spannende Lektüre für den Sommerurlaub.' Zwei nach Eins (Radio Bremen)
'Tim Erzberg hat ein düsteres, beklemmendes Kammerspiel geschaffen'
Brigitte (über Hell-Go-Land)


Tim Erzberg entschloss sich nach dem Jurastudium, Literaturagent zu werden. Er vertrat unter anderem den berühmtesten deutschen Strafverteidiger Rolf Bossi und Zvi Aharoni, den Mann, der Adolf Eichmann aus Argentinien entführte, sowie mehrere ehemalige Geheimagenten. Seine dunklen Erfahrungen verarbeitet Tim Erzberg in Geschichten, in denen es nicht einfach nur Gut und Böse gibt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959677219
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum05.03.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1814 Kbytes
Artikel-Nr.2351327
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Die weißen Segel leuchteten in der grellen Sonne. Wie ein Stapel Papier, der über die sanften Wellen der Nordsee verstreut im Wind flatterte. Sie blähten sich alle in eine Richtung, strebten der Insel entgegen, schräg stehend, von ihren wackeren Begleitern mit aller Kraft am Seil gehalten. Kaum größer als Seifenkisten, wurden die Boote von der sachten Brise in die Nordreede getrieben und mit ihnen ihre Kapitäne: die jüngsten und tapfersten. Kinder. Zehnjährige! Manche noch jünger. Allein auf Segelbooten in der Nordsee. Es war eine Besonderheit, die Helgoland für einige Tage im Hochsommer zum Mekka der Juniorskipper und ihrer ehrgeizigen Eltern machte: die Regatta der Jüngsten in der Bootsklasse der »Optimisten«, um den Opti-Cup nach Hause zu tragen.

Kopfschüttelnd und staunend stand Anna Krüger neben ihrem Kollegen Paul Freitag und betrachtete die Szenerie. »Sie segeln wie alte Hasen.«

»Eher wie alte Seebären«, sagte Paul und warf einen Blick durch den Feldstecher. Er sah aus wie einer der Väter, die drüben an den Westkajen standen, ihre Jungs beobachteten und sie anfeuerten, obwohl die jugendlichen Wassersportler in ihren winzigen Schaluppen sie nicht hören konnten. Selbst wenn sie sie hätten hören können, hätten sie vermutlich nichts mitbekommen. Es kostete unvorstellbare Anstrengungen, allein da draußen mit dem Boot gegen eine Konkurrenz zu bestehen, die keine Angst kannte und nur darauf fieberte, den Cup zu gewinnen. »Letzter Tag heute, was?«, fragte der Kapitän des Halunder Jets, der vor ein paar Minuten erst angelegt hatte und nun glänzend am Pier lag. »Letzter Tag«, bestätigte Paul und reichte ihm sein Fernglas.

»Mutige Jungs sind das. Ich würde meinen nicht alleine durch die Nordsee skippern lassen.«

»Dass ausgerechnet Sie das sagen, überrascht mich.«

Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Viel zu gefährlich.«

»Aber hier, so nah bei der Insel ...«

»Gibt hier auch Untiefen. Riffe. Strömungen. Die Nordsee ist kein Badeteich.« Er gab ihm den Feldstecher zurück.

»Ich kann Sie verstehen«, sagte Anna. »Ginge mir genauso.«

Der Kapitän tippte sich an die Kappe und murmelte: »Ich werd dann mal wieder.« Er wandte sich ab und ging sein Schiff inspizieren. »Ja«, sagte Paul. »Ich muss auch meine Runde machen. Du hältst die Stellung?«

Anna nickte. »Klar. Ich bin hier, wenn was ist.« Sie sah ihrem Kollegen nach, der sich aufs Fahrrad schwang und kurz darauf an den Hummerbuden entlang davonfuhr. Hinter ihrer Stirn pochte ein penetranter Schmerz, der sich dort seit einigen Tagen festgesetzt hatte. Sie würde ihn ignorieren. Sie musste ihn ignorieren.

Er war so stolz auf seinen Sohn. Mit zehn Jahren hatte der Junge ein Gefühl für das Material, für den Wind und für das Wasser, wie man es sonst nur bei erwachsenen Seglern kannte. Vielleicht würde er bei diesem Cup nicht auf dem Podest landen. Aber spätestens beim nächsten Mal war der Junge so weit. Das spürte Nils Michelsen. Er wusste es einfach. Nils junior war der geborene Skipper. Im Moment lag er mit seiner Nussschale auf Rang fünf. Wahrscheinlich würde der Bursche aus Rendsburg noch an ihm vorbeiziehen. Er hatte eine gute Technik und die nötige Brutalität, Nils am Ende noch abzudrängen. Die hatte sein Sohn nicht. Noch nicht. Nils war einfach ein Guter. Dagegen war nichts zu sagen. Allerdings würde er irgendwann einen gewissen Killerinstinkt entwickeln müssen, um ganz nach vorne zu kommen. Aber er hatte ja noch Zeit. Das hier war der erste ernsthafte Test. Und er lief gut. Sehr gut.

»Welcher ist Ihrer?«, fragte ein Mann, der neben ihm stand.

»Startnummer siebzehn«, erwiderte Michelsen, und er merkte, dass er es mit deutlichem Stolz sagte.

»Darf ich mal?« Der Mann deutete auf Michelsens Feldstecher.

»Sicher. Bitte.«

»Danke.«

Der Wind hatte zugelegt. Mindestens eine halbe Windstärke, eher eine ganze. Michelsen hatte ein gutes Gespür dafür. Die ganze Flotte von Kleinbooten lag jetzt auf Steuerbord und bog in die letzte Kehre. In zwei, drei Minuten würden sie auf die Ziellinie zulaufen: die Einfahrt der Binnenreede. Das Licht war so hell, dass Michelsen seine Augen mit der Hand schützen musste. Im Moment konnte er das Boot von Nils gar nicht genau ausmachen. Lag er auf Platz vier? Oder war er weiter zurückgefallen? Für ein paar Augenblicke wurden die Schaluppen von anderen Booten verdeckt. Dann schossen die ersten herein. Die Startnummer vier. Die Acht. Dreizehn. Vierzehn. Zwei. Zwanzig. Sechzehn. Achtundzwanzig. Sechs. Verdammt, wo blieb Nils? Hatten sie ihn so kurz vor Schluss noch massenweise überholt? Michelsen nahm den Feldstecher wieder an sich und fixierte die Hafeneinfahrt. Zweiundzwanzig. Dreißig. Achtzehn. Elf. Zwölf. Fünf. Eins. Wo war die Siebzehn?

»Welcher war noch mal Ihrer?«, fragte der Mann. Doch Michelsen hörte ihn gar nicht mehr. Denn ihm war klar, dass längst alle eingelaufen waren. Alle außer Nils. Keine Siebzehn. Und ihm war in diesem Augenblick auch klar, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste.

»Was heißt weg ?«

»Der Junge ist verschwunden, Mann!«

»Okay. Noch mal so, dass ich es verstehe. Die Kinder laufen in den Hafen ein, sie ziehen ihre Boote an Land - und dann? Fehlt eines? Bleibt das Boot im Wasser, oder steht es irgendwo herum, und nur der Junge ist weg?« Pauls Blick folgte den jungen Seglern, die ihr Gerät aus dem Wasser gezogen hatten und es nun - das Boot hatte Rollen - den Weg hoch Richtung Hummerbuden zogen, weil die Boote drüben am Westhafen trockengedockt wurden.

»Er ist noch draußen, Mann«, schrie ihn Kielhorn an, weiß vor Wut oder Panik. Kielhorn, der von allen Veranstaltern wahrscheinlich der abgebrühteste war.

»Sie meinen, er ist noch auf dem Meer? Und das Boot?«

»Keine Ahnung! Wir müssen sofort noch mal raus. Die Begleitboote haben schon beigedreht und suchen.« In dem Moment knackte es in Kielhorns Walkie-Talkie. »Ja? - Okay. - Nein. - Dann fahr du auf der Strecke zurück, Dieter soll rüber zur Düne, wir gehen auch gleich raus und fahren nach Norden an den Klippen lang.« Kielhorn steckte das Funkgerät weg und lief los. »Könnt ihr so viele Männer wie möglich oben auf die Klippen schicken?«, rief er über die Schulter zu Paul Freitag zurück. »Wenn sie irgendwas sehen, sollen sie sofort Bescheid geben!« Ohne Pauls Antwort abzuwarten, sprang er in ein bereitstehendes Motorboot und gab dem Steuermann ein Zeichen, sofort abzulegen. »Ich benachrichtige die Seenotrettung!«, brüllte Paul hinterher. Was er noch im Laufen tat. Die Nummer war in seinem Handy eingespeichert, das Schiff lag leider gerade nicht im Hafen, sondern war wer weiß wo. »Wir sind in zwanzig Minuten da«, beschied ihn der diensthabende Vormann. Zwanzig Minuten. Genug Zeit, um zwanzig Mal zu ertrinken. Und selbst ein guter Schwimmer machte es draußen auf See oft nicht mehr als zehn Minuten. Auch wenn der Seegang gering war und die Lufttemperatur hoch: Das Meer war kalt. Und die Kälte lähmte. Sie lähmte die Glieder. Die Kräfte. Den Willen.

Zum Glück hatten die Jungs alle Schwimmwesten an. Wenn wirklich einer von ihnen gekentert war, dann würde er nicht gleich hinabgezogen, selbst wenn er bewusstlos im Wasser lag. Und die Westen waren so konstruiert, dass sie ihren Träger automatisch auf den Rücken drehten, wenn er ohnmächtig wurde. Außerdem waren sie weithin sichtbar. Hektisch wählte Paul die Nummer von Anna Krüger. »Anna? Wir brauchen Beobachtungsposten oben auf den Klippen. So viele wie möglich. In jeder Richtung. Eines der Opti-Kinder ist draußen geblieben. - Keine Ahnung. Hoffentlich nicht. Wenn er nur vom Kurs abgekommen ist, mach ich drei Kreuze. - Ja. Gut. - Ich schicke dir so viele Leute zum Funkturm hoch, wie ich auftreiben kann. - Danke.« Auf Anna war Verlass. Sie würde die Leute koordinieren. Die Frage war, wie schnell er welche mobilisieren konnte.

Aus der Entfernung sah er seine Kollegin schon den Invasorenpfad hochhasten, als sich endlich das Schulsekretariat meldete. »Frau Pflug? Gott sei Dank. Freitag hier. Wir brauchen sofort so viele Leute wie möglich an den Klippenrändern, um Ausschau zu halten. Einer der Opti-Segler wird vermisst. Können Sie eine Durchsage machen und Ihre Schüler zum Funkturm rausschicken? - Bitte! - Es geht hier um das Leben eines Kindes!« Er spürte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte. Aus irgendeinem Grund fühlten sich seine Beine taub an. »Danke«, flüsterte er, ehe er sich, halb stolpernd, für einen winzigen Moment auf den Boden setzte und sich die Hand aufschlug. Zu schnell. Er war zu schnell gelaufen. Die Hitze. Der Kreislauf. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich, spürte, wie sein Puls wieder kam, hörte auch wieder, was um ihn herum geschah. Der Kapitän des Halunder Jets stand neben ihm. »Alles in Ordnung, Paul?«

Paul Freitag nickte. Schluckte. »Einer der Jungs ist nicht reingekommen.« Der Kapitän kapierte schneller als er. »Abgängig? Wir legen sofort ab. Kann ich dich alleine lassen?«

»Kannst du. Danke.« Paul sah dem Kapitän hinterher, der ein gedrungener, eher behäbiger Mann war, aber nun mit einer Geschwindigkeit auf sein Schiff stürmte, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Gut, wenn der Jet mitsuchte. Der Katamaran war mit Abstand das schnellste Schiff hier draußen, konnte einen größeren Radius bedienen als die Motorboote, die sich inzwischen in größerer Zahl draußen vor der Insel befanden und mit allem, was sie hatten, in jede Richtung ausschwärmten. Paul wischte sich über die Stirn, dachte nach,...
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Autor

Tim Erzberg entschloss sich nach dem Jurastudium, Literaturagent zu werden. Er vertrat unter anderem den berühmtesten deutschen Strafverteidiger Rolf Bossi und Zvi Aharoni, den Mann, der Adolf Eichmann aus Argentinien entführte, sowie mehrere ehemalige Geheimagenten. Seine dunklen Erfahrungen verarbeitet Tim Erzberg in Geschichten, in denen es nicht einfach nur Gut und Böse gibt.